Persönliches Horoskop - made by Nature

Nov 13, 2009 00:11

Es sind oft die kleinen Dinge im Leben, die Eindruck auf einen machen. So kam mir heute Morgen eine blonde, fröhliche Joggerin entgegen, als ich gerade das Haus verließ. Es war kurz vor halb 8, ein regnerischer, kalter Herbstmorgen, grau und ungemütlich und die Frau strahlte wie der hellste Junitag - sonnig, warm, zufrieden. Da wurde man zwischen schlechtem Gewissen (ich vernachlässige schon seit Wochen das Training x_x"), einem undefinierbaren Groll (wie kann sie es wagen, meine Morgendlichmuffeligkeit derart mit den Füßen zu treten?) und einem energischen Wunsch den Tag nun seinerseits bis an die Grenzen auszunutzen, hin und her gerissen.
Mein neues Fahrrad ist eine lahme Schnecke. Ganz liebevoll auch Schneckchen oder lahmes Schrotthäuflein genannt. Aber es fährt und es war billig und wenn ich Morgens zu Uni fahre, freue ich mich fast, über seine nervzerrende Langsamkeit schimpfen zu können - so ähnlich wie wenn man Voodoo-puppen pickst: Bringt zwar nichts, wirkt aber irgendwie beruhigend.
Fast an meiner wunderschönen Fakultät angekommen und in Gedanken immer noch irgendwo bei der sonnigen Joggerin, merkte ich auch nicht gleich einen eigenartigen Geruch. Frisch und übelkeitserregend zugleich. Eine tote Ratte. Mitten auf der Straße. Kommt häufiger vor, würde man meinen, doch so ein ausgewachsenes Exemplar hatte ich noch nie gesehen. Mir kamen sogar die Zweifel; war das Ding nicht ein wenig zu ausgewachsen für eine Ratte? Eine verdammt wohlernährte Ratte, wenn der Geruch an einem selbst durch die dünne, nasse Luft kleben bleiben konnte. So viel zu dem wunderschönen Morgen...

Aber all den Amen zu trotz war das eine interessante Woche. Das Lehren kam diesmal sehr glatt von der Bühne - es macht wirklich Spaß, wenn die Klasse sich mal anschickt auch ihre Hausaufgaben zu machen, so dass ich nicht in die halbgenervte, halbgelangweilte Gesichter starren muss, während ich versuche irgendwas zumindest irgendjemanden klarzumachen, sondern mir stattdessen auch mal ihre Version der Lösung anhören kann >3
Eine der eigener Fächer waren dagegen weniger erfreulich gewesen: 'Technische Chemie' ist absolut nicht mein Fall. Als ich solche Worte wie 'Ausbeute' oder 'Umsatz' hörte, kam ich mir auf einmal wie in der BWL vor, sprich, 'Weiche vor mir, Satan!'. Als der Prof dann einige Witze zu Industrie und wie man am besten Geld verdient, reinstreuen wollte, wurde die Sache auch nicht viel besser.
Dafür ist Biomolekuläre nach wie vor mein Lieblingsfach - ich überlege ernsthaft, ob ich in die Richtung der Toxikologie/Pharma/Biophysik gehen sollte.. auch wenn es so gar nichts damit zu tun hat, was ich anfänglich machen wollte. Tja xD (Und die Frau Professorin ist eine schmale rothaarige Gestalt, mit goldberingte Fingerchen - wie eine trockene Krähenkralle, die aber selbst die verrücktesten Moleküle perfekt an die Tafel malen kann. Ich bin beinahe fasziniert. Wäre ich am Morgen nicht zu müde um genau hinzuschauen. Und würde sie uns nicht so verdammt, ungerecht, unverhältnismäßig viel Hausaufgaben aufbürgen. Und so viel zu lernen verlangen - stumpfes Lernen wohlgemerkt, etwas worin ich absolut nicht gut bin und es daher auch nicht mag. Aber auch knifflige Sachen sind dabei - ich finde fast Spaß daran solche ellenlangen Ketten selbst aufzumalen >3)
Außerdem muss ich heute noch Mathe machen.. das heißt quantenmechnanisches Rechnen, nicht Mathe. Doch wie man das auch betitelt, bleibt es in meinen Augen Mathematik, Mathematik in ihrer eigentlichen, kristallinen Form. Rein, erhaben und Integralverschnörkelt. Vermisst habe ich es nicht.
Genug der Wissenschaft. Auf der Gefühlsebene ist ja alles auch sehr verwirrend - Vincent hatte endlich eingesehen, dass er Adrian liebt >_<" Kein schlechtes Ende für das erste Band, aber von der Autorin der Chroniken von Snagov, wo die Taten des Woiwoden Drakula weder Gnade noch Mitleid kannten, hatte ich etwas weniger Kitsch erwartet. Aber der Stil ist vorzüglich und die Charaktere entlocken einem immer wieder ein Lächeln und bei der Unmenge an talentlosen Schriftstellern heutzutage, ist alleine das schon ein Segen. Und ich will trotzdem wissen, wie es weitergeht xD
Schlimmer ist es mit Klassikern wie Huxley (Ja, 'the brave new world' ist von ihm, aber bei weitem nicht sein bestes Werk, bloß das berühmteste... wer entscheidet eigentlich so was? <.<"), Huxley schreibt scheinbar alltägliche Dinge, nichts neues, solche Menschen sieht man überall und doch würde ich am liebsten jeden Satz meiner [cit.-list] hinzufügen. Ich habe ja eine kleine Schwäche für interessante Zitate, doch in dem Fall müsste ich das ganze Buch kopieren, wenn ich jede Stelle, die mich berührt oder belastet hat, rausschreiben würde. Hm.
Wieder ganz anders verhält es sich mit Hamilton. Kein Satz war für würdig befunden, abgetippt zu werden, doch die Gesamtheit, die Geschichte an sich, die vollblütige Welt, die er spielend erschaffen hat - das alles lässt einem fast den Kopf bei dem bloßen Versuch platzen, sich das Panorama in aller Verdorbenheit und Pracht vorzustellen. Tolkiens Welt schrumpft und verblasst im Vergleich zu Hamiltons Galaxien. Wenn auch er manchmal gerne viel zu tief in 'Space Opern' Genre abdrifte und seine majestätische Bilder großzügig mit Blut, Sex und Aktion bemalt. Ich fand die Sternen hübscher, aber anscheinend gehört es bei ihm einfach dazu. Der Überschwang an Fantasie, Ideen und Inspiration blendet den Verstand genügend, um nicht noch auf kleinere Geschmacksfehler zu achten. (aber warum muss er so viele Fortsetzungen schreiben? In unserer Bibliothek sind leider nur Bruchstücke seiner Weltmosaik erhältlich und ohne alle Bänder zu kennen, kommt man verdammt schwer in seiner ereignisreichen Welt zurecht)

Aber ehe ich wieder ans Lernen mache (… nein, nicht immer, wenn ich off gehe, fange ich sofort zu lernen an. Leider. Meistens bleibt es bei dem noblen Vorsatz, ohne dass je Taten daraus werden. Aals würde alleine die Tatsache, dass ich es schriftlich fest, dem Entschluss mehr Kraft verleihen. Ein Irrtum. Viel wahrscheinlicher wird es, dass ich mir mein halbes Kilo Quark und ein weiteres Buchlein schnappe und für eine unbestimmte Zeit ins Bett verkrieche. Eine warme Teetase in greifbarer Nähe. Aber davor lerne ich noch ein bisschen kurz.... Sicher) Also am Wochenende kommen meine Eltern vorbei und schenken mir ihr altes Bügeleisen *g* Und - sowie ich Mum kenne - sehr, sehr viel Essen >3 Sprich, ich sollte aufräumen. Das scheint sich langsam auch zu einem konstanten Vorsatz entwickelt zu haben, den ich ständig mit mir rumschleppe. Nicht, dass ich es nie tue, aber genau wie bei lernen, hat er die wunderliche Eigenschaft sich ständig zu regenerieren, wenn ich geglaubt habe, ihn vernichten geschlagen zu haben. Da hatte man am Montag schon gelernt und muss es am Dienstag wieder tun, weil neue Hausaufgaben hinzugekommen sind. Und der Müll häuft sich, egal wie oft ihn raustrage. Wobei ich es recht gerne mache... also, Müll rausbringen.... okay, klingt das jetzt nur in meinen Ohren seltsam? Aber im Ernst, das ist ähnlich wie das Zähneputzen, entspannend und man kann dabei über interessante Dinge nachdenken, ohne sich übermäßig zu sorgen, dass man irgendwas falsch macht, wenn man nicht aufpasst. Herrlich für solche unfähige Frauen wie mich, die nie zwei Sachen auf einmal tun können. Höchstens Musikhören und Atmen.

Whatever... eigentlich wollte ich nur kurz von der frischen Joggerin und der ebenso frischen Leiche berichten wollte. Das schien mir ein passender Vergleich zu sein. Und außerdem.... why not?

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