Kulinarische Ignoranz

Feb 19, 2010 21:05

Ist vermutlich Schuld an vielerlei Beschwerden....
Ich kenne keine Limabohnen, halte es aber auch für unwahrscheinlich, dass es hier nenneswerte Vorkommen gibt. Hier leben Menschen, keine Pflanzen! Kurioser- (und offen gestanden angenehmer-) weise gibt es noch nicht mal Tiere. Keine Hunde, keine Haufen. Noch nicht mal Ameisen und Kakerlaken, ich bin jedesmal wieder freudig überrascht wenn ich in die leere Küche komme. Es muss im Jahresdurchschnitt wirklich deutlich kälter sein als jetzt gerade. Oder die sind alle schon an Staublunge gestorben, das ist natürlich möglich.

Meine Vermieterin hatte mich an meinem ersten Tag hier freundlichst in der Gegend herum geführt und sich bei der Gelegenheit von mir zum Essen einladen lassen. Wir hatten das vermutlich teuerste aber auch beste Ceviche der Stadt. Das ist roher Fisch, in einer Sauce aus Aji (sowas wie Chili) und Limón (die allerallereinzigartigste peruanische Limone TM) mariniert. Dazu orangefarbene Süßkartoffel und so großer weißer Mais. (Korrigiert mich, wenn ich was falsches Schreibe > vgl. Überschrift.)
Jedenfalls war das unglaublich lecker und ich alte Fischverächterin und Meeresfrüchtehasserin quedo völlig angefixt. Ich esse also nun auch anderswo Ceviche, obwohl Frau T, die Vermieterin, zwei Drittel des Tages damit zugebracht hat, mich vor Durchfall zu warnen. (Das Restliche Drittel war den Gefahren durch Raub im Bus und Entführung im Taxi gewidmet).
Gegen guten Rat muß man manchmal immuner sein als gegen alles Andere.
Und gegen flache Aphorismen ist auch einfach kein Kraut gewachsen, merke ich gerade.

Wow, gerade ist die Baustellenabsperrung neben/unter meinem Fenster in die Baugrube nebenan gekracht. Ist etwas windig heut Abend. Gut das da keiner mehr arbeitet!

Morgen ist ein sauwischtiger Tag, es empfängt uns ein mercedarischer Historiker aus Rom, der hier wohl gerade den mit Ableben beschäftigten Monseñor vertritt. Er fliegt auch demnächst nach Cuzco, dass bedeutet, dass er die Leute da vorwarnen wird, im Guten wie im Schlechten. Ich hoffe, es läßt mich Fotos machen, von den Büchern natürlich aber auch von den Bildern im Claustro, und am Besten noch mit Blitz in der Kirche selbst. Das Ding ist übrigens der Hammer, eindrucksvoller als die Kathedrale finde ich. Sehr barrock, sehr morbide. (OK, die Franziskaner haben ihre Schädelsammlung in Mandala-Form geordnet habe ich gehört...) Und auch gänzlich in Betrieb, da sind vergleichsweise viele Leute am Beten und Sachen küssen gewesen, und bettelnde Kinder.
Morgen bettle auch ich, rein dienstlich, wünscht mir Glück!

Previous post Next post
Up