Can't stand to stand can't stand to sit

Feb 02, 2011 23:05

Ich hätte mich mit den Vorbereitungen für meine eher erschreckende Sozialpolitikklausur, die nächsten Montag stattfinden wird, beschäftigen sollen; stattdessen habe ich einen Artikel über die Darstellungen und Stereotypen zwischen Deutschland und Österreich nach dem 1. Weltkrieg zum Spaß gelesen, und jetzt schreibe ich was auf Deutsch für mein Lj. Am mindsten ist meine Faulheit quasi-produktiv.

Während den letzten drei Tagen ist das Temperatur nicht über 0 Grad gestiegen. Ich bin heute zum weißen Anblick der mit Schnee leicht bedeckten Hochhäuser von Neuenheimer Feld aufgewachen. Leider war das zwei Stunden, nachdem mein Wecker geklingelt hatte. Er war angeschaltet und zu „loud“ gemacht, aber ich war irgendwie zu tief im Schlaf, als dass er mich wachen könnte. Ich war aber richtig kaputt, vielleicht wegen des Wetters und wegen der allgemeinen Anstrengung des Lebens im Ausland.

Ich bin deshalb im Panik um 9.30 raus aus dem Bett gesprungen. Mein einzige Unterricht des Tages (Latein) fängt genau um diesem Uhr an, also ich habe ihn leider verpasst. Heute war die letzte Sitzung und war nur für die Erklärung unserer Hausarbeite geeignet, aber das hatte ich keineswegs fehlen wollen. Es wurde mir noch eine Fehlsitzung erlaubt, also nachdem ich es akzeptiert hatte, dass ich zum Unterricht nie rechzeiting kommen konnte, habe ich mich für einen Tag beim Lernen im Bibliothek bereitet und bin los nach der Altstadt. Um die Infos über die Hausarbeit zu bekommen, bin ich zur Sprechzeit meiner Professorin gegangen. Sie ist dankbar sehr locker und verzeihend, besonders mit mir und den anderen Austauschstudierenden, und hat mir alles nochmal erklärt.

Ich habe ihr auch nach dem Datum der Veröffentlichung der Vorlesungsverzeichnisse des kommenden Semesters gefragt, und habe herausgefunden, dass es ja schon im Net sitzt! Ich habe den Link auf der Hauptseite der Universität schon seit Wochen probiert, aber es gab nie was neues. Sie stehen allerdings auf einen ganz anderen Webseite! Nachdem ich sie gefunden habe, war es wie ein zweite Weihnachten (eher ein dritte für mich!). Es gibt nur vier Latein Proseminar im Sommersemester aber ein handelt sich von Tacitus‘ Historiae und einer von Lucretius‘ De Rerum Natura! Und jetzt kommt die verdammte Qual der Wahl! Tacitus ist der Grund, warum ich wieder in der lateinischen Sprache eingetaucht bin, aber ich habe noch nicht die Möglichkeit gehabt, mit ihm (unünbersetzt) zu arbeiten. Er hat seine Werke in dem Still, den Sallust beherrscht hat, und den ich so liebe, geschrieben. Seine Sprache ist wie zerbrochenes Glas. Sie ist hard, roh, mit chaotischem Syntax. Die Resultat ist echte Kunst, aber deswegen ist sie schwerig zu verstehen. Ein Tacitus Seminar wäre sehr arbeitsintensiv, aber bestimmt die Arbeit wert.

Im komlett Gegensetz dem verwusteten Stil von Tacitus gibt es Lucretius. Von De Rerum Natura habe ich schon ein bisschen gelesen in meinem Literatur der Republikzeit Kurs. Es hat mich stark beeindrückt - ich bin total verrückt für die Aufklärung, und so viele ihren Ideen stammen aus diesem Werk! Was für eine Entscheidung! Mein Lieblingsart lateinischer Prosa oder schöne Versen über die Aufstieg der Menschen durch Vernunft? Bah! Weiss ich nicht!

Da ich jetzt entschieden bin, Japanisch als Nebenfach zu studieren, habe ich auch durch die Kursen dieser Abteilung geschaut. Leider wird der Grammatik Niveau, den ich brauche (5. Semester Japanisch), im Sommersemester nicht angeboten. Es gibt aber ein Wortschatzkurs über „Staat, Politik, und Gesellschaft“ den ich fein besuchen will! Man bekommt wochlich eine Vokabelliste und ließt Textabschnitten aus Zeitungen und Lehrtexte. Wie möchte ich eine Japanische Zeitung lesen können!  Es scheint mir ganz toll! Ich bin nur unsicher, wie die grammatische Voraussetzungen lauten. Es steht nur „Für Studierende im 4. Semester“ im KVV; falls dass die Sprachniveau beschreibt geht alles gut. Nachdem ich meine Politikabschlussklausur am Montag überwinden habe, werde ich dem Professor einen Email schicken und ein bisschen mehr Info darüber sammeln. Hoffentlich wird’s klappen!

Es gab auch viele andere interessante Kursen, aber ich möchte nicht so lang über das Mögliche sprechen, wenn alles sich noch so viel verändern mag. Im Moment freue ich mich auf das Semesterende und die lang erwartete Chance, schließlich reisen zu können! Es ist voll Schade, dass es uns nur zwei Fehlsitzungen erlaubt sind, bevor wir kein Schein bekommen dürfen. Es ist deshalb fast unmöglich, während des Schuljahrs irgendwohin zu reisen! Im März werde ich zwei Wochen in Belgien bei meiner Freundin, die ich als Französisch Parternin kennengelernt habe, worauf ich unglaublich begeistert bin! Ich möchte auch nach Österreich, Italien, und Spanien, aber ich muss sehen, wie viel Zeit und wie viel Geld ich besitze, bevor ich weitere Plänner machen kann.

Ich kann kaum glauben, dass jetzt ist die Hälfte meiner Zeit in Deutschland vorbei. Es ist noch komisher zu denken, dass ich meine Freunden seit fünf Monate nicht gesehen habe. Es ist wunderschön, durch Technologie, trotz des Distanz, so leicht Kontakt miteinander zu knüpfen, aber es ist nicht das gleiche, als mit ihnen zusammen zu sein. Jetzt, dass es die Zeit ist, wo Megan und ich normalerweise mit Plänner und Vorbereitungen für Animazement beschäftigt sind, erfahre ich scharf meine konkrete Entfernung. Das Gefühl wird nur verschärft, denn alles läuft der armen Kit total chaotisch im Moment, und als ich ihre SMS bekomme, fühle ich mich völlig machtlos. Ich kann ihr kein Abendessen bringen, oder mit ihr durch den Campus laufen, oder zu ihrem Theaterstück gehen. Meine einzige Art Unterstützung ist Wörter, und manchmal reicht’s einfach nicht. Ich bin frustriet, dass ich so weit von allen bin, aber gleichzeitig bin ich noch nicht bereit, nach Hause zu kommen. Hoffentlich kann ich was schönes für ihnen tun, für Skt. Valentins Tag.

Mmm, ich habe noch viel am Kopf, aber ich soll ein bisschen lernen bevor ich ins Bett gehe. Ich habe nur überhaput kein Bock, es zu schaffen!  Aber ich schaffe’s trotzdem - ich darf keine schlechte Gewöhnheiten entwickeln, während ich im Ausland bin. Ich werde in meinem letzten Jahr als Undergrad zurückkommen, und muss bereit dafür sein!  
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