gelesen: Die Rache ist mein von Marie NDiaye

Dec 16, 2024 07:45


Eine Geschichte wie aus einem Fiebertraum!
Maître Susane, etwas unglücklich abgekürzt als Me Susane, soll die Verteidigung einer Frau übernehmen, die ihre drei Kinder umgebracht hat. Im Auftrag des Manns der geständigen Mörderin, mit dem Maître Susane meint, eine Vergangenheit zu haben.



NDiaye gestaltet die Geschichte als Psychogramm aller Protagonisten, vor allem der Anwältin. Und dabei liest sich das wie ein Fiebertraum. Allerdings ein (sprachlich) arg konstruierter. Wenn die Kindsmörderin über Seiten hinweg ihre Tat mit unzähligen "Abers" am Anfang jedes Haupt- und Nebensatzes schildert und der die Anwältin beauftragenden Ehemanns mit "Denn" seine Sicht der Ereignisse darstellt ist mir das zuviel an sprachlichem Dampfhammer und meine anfängliche Begeisterung für die sprachliche Eleganz NDiayes verliert sich im Nirwana. Sehr viel Psychologisierung und viel Symbolismus (in dem Figuren und Handlungen für gesellschaftliche und politische Inhalte stehen) sind natürlich nichts für Alle. Mir gefällt's.

Marie NDayes Geschichte ist dabei zweifelsohne lesenswert und sprachlich sehr, sehr elegant. Die Erzählerin versteht ihr Handwerk und weiß es, künstlerisch wertvoll zu benutzen. Daß sie übertreibt mit der Konstruktion und auch mit dem Symbolismus sorgt bei mir für deutliche Abstriche am Lesevergnügen. Will sie Literaturkritikern gefallen, die Subtilität nicht verstehen? 

2024, buch

Previous post Next post
Up