Oreschnik und Huawei
Beide stehen in keinem direkten Zusammenhang. Aber sie offenbaren zwei unterschiedliche Entwicklungen, die die Vorherrschaft des politischen Westens in Frage stellen. Während Oreschnik seine militärische Stellung angreift, bedroht China die der westlichen Wirtschaft.
overton-magazin.de
Die Entwicklung ist klar: die Vorherrschaft der westlichen Welt, vor allem der USA, scheint sich dem Ende zu nähern. Jedenfalls wankt sie.
In diesem Zusammenhang kann man auch die Situation in Syrien sehen. Daß Assad gestürzt ist sehe ich als Zeichen eines türkischen Erstarkens - wobei die Türkei sich als Regionalmacht etabliert und weder vom Westen noch Rußland vereinnahmen läßt. Dabei bleibt unbestimmt, inwieweit der Sturz Assads abgestimmt war, grade auch mit den syrischen Schutzmächten Rußland und Iran. Sollte es nicht abgestimmt gewesen sein - oder gar die USA eine Rolle in dem Erfolg der Aufständischen gespielt haben - droht Syrien ein ähnliches Schicksal wie Libyen, dem Irak oder Afghanistan. Zu jubeln, weil man Assad los ist, ist gedankenlose Freude, die sehr kurz sein könnte.
„Doch da wir einen freien Willen haben, halte ich es nichtsdestoweniger für möglich, daß Fortuna zur Hälfte Herrin über unsere Taten ist, daß sie aber die andere Hälfte oder beinahe so viel uns selber überlässt.“
(Niccolò Machiavelli.)
Dem Weltfrieden dient Stabilität mehr als es ein "gütiger Herrscher" (Niccolò Machiavelli) tut.
Die notwendige Stabilität in dieser Weltregion ist aber nicht über demokratische Teilhabe erreichbar, sondern braucht eine, nennen wir es "ordnende Hand". Die USA sind dabei genauso diskreditiert wie Israel. Meine Hoffnung war Russland, doch das trug die globalen Konflikte noch zusätzlich in die Region, auch wenn für einige Jahre Ruhe herrschte. Ob ausgerechnet Erdogan eine ordnende Rolle spielen kann? Wer weiß? Sicher jedenfalls ist, daß die administrative Ordnung, die auf die koloniale Aufteilung der Region nach dem Ende des osmanischen Reiches zurückgeht, nicht den kulturellen Gegebenheiten entspricht und auch noch über 100 Jahre nach ihrer Implementierung aufgesetzt wirken wird. Und denen es darum an Legitimation mangelt. Auch das ist ein Grund, warum Organisationen wie PKK, Hamas etc. Rückhalt haben. Mehr als die lokalen Regierungen. Natürlich haben Institutionen wie die UN da ein Problem, weil sie mit den lokalen Gegebenheiten nicht zurecht kommen (können). Doch solange man keine Grenzen neu ordnet und neue administrative Strukturen schafft kann Stabilität nur über Autorität hergestellt werden - gegen die es immer Widerstand geben wird, bis sich eine Administration findet, die tatsächlich im Volk verankert ist und als legitime Ordnung empfunden wird.
Was aber nun aktuell zu erwarten ist, ist eine Art osmanisches Stadthaltermodell. Wie lange sich das halten kann ist dabei vollkommen offen. Zu viele divergierende Interessen sind in der Region relevant. Somit dürfte in einem ersten Schritt die autoritäre Herrschaft Assads durch eine nicht weniger autoritäre Herrschaft der Aufständischen ersetzt werden. Die Problematik der Region ist damit auf keinen Fall auch nur ansatzweise gelöst. Man ersetzt lediglich eine Figur durch eine andere.
Wenn dann in Deutschland schon wieder fabuliert wird, nun könnten die Flüchtlinge ja zurückkehren, zeugt das von Dummheit - oder Bosheit? Für die Syrer, die hier Zuflucht und oft eine Heimat gefunden haben, ist Syrien noch lange nicht sicher.