Die Krimis aus Schweden haben ein eigene Sprache. Oft habe ich mich gefragt, ob man in Schweden wirklich so spricht: immer wieder vielfache verschachtelte Konjunktivkonstruktionen; Dialoge, die sich im Kreis drehen und oft extrem sperrig und gekünstelt daherkommen zählen zu den Elementen, die mich an Schwedenkrimis stören.
Christoffer Carlssons "Wenn die Nacht endet" enthält diese Elemente, ist darüber hinaus aber auch sehr clever konstruiert. Auch wenn die Story letztlich banal ist. Zu viel zu unplausible wundersame Wendungen und Ereignisse kommen vor und bestimmen die Handlung.
Sehr gut gelungen ist aber, wie Carlsson seine Protagonisten in die Ereignisse hineinwirft. Und so habe ich beim Lesen immer geschwankt zwischen innerlichem Gähnen und begeistertem Mitfiebern. Entsteht so Spannung?
Auf jeden Fall ist dieses Buch eine Abwechlung zu den zu oft recht schematisch konstruierten 08/15-Krimis. Natürlich aber innerhalb eines anderen, inzwischen wohlbekannten Schemas. Henning Mankell und seine Wallander-Romane waren zuerst sehr innovativ, doch auch sie verkamen zu dem Cliché des Schwedenkrimis, der genau durch diese Krimis geprägt wurde.
Hier gibt den Rahmen der Geschichte: das Leben prägende Schuldgefühle, geplatzte Teenagerträume in der ländlichen Umgebung Hallands und im Zeitverlauf eine Serie von Verbrechen.
Die Charaktere bleiben auch genretypisch flach. Es wird viel psychologisiert, aber auf Küchenniveau. Ich warte darauf, daß diese Küchenpsychologie endlich einmal konstruktiv eingesetzt wird und so, wie sie in der Praxis benutzt wird. Als treibende Kraft bei der Beurteilung von Menschen und des daraus folgenden Umgangs. Wobei diese Vulgärpsychologen oft erstaunlich scharf beobachten.
Hier scheinen die Autoren aber zu viel von Stephen Kings "About writing" übernommen zu haben.
So hinterläßt mich "Wenn die Nacht endet" grübelnd, warum mich die Lektüre trotzdem gut unterhalten hat.
Das Buch ist gut lektoriert. Mir ist nur ein grober Fehler aufgefallen, ansonsten stimmen Grammatik und Rechtschreibung. Das Deutsch, wie gesagt, ist mir schleierhaft: ob Schweden wirklich so sperrig und ohne Eleganz schreiben, ist hoffentlich falsch. Wenn man Michael Bellmann (etwa in Fontanes Übersetzung) liest kommen einem Zweifel an entweder der sprachlichen Kompetenz schwedischer Autoren oder Zweifel an der Übersetzung. Ich tippe ja auf das Erste. Als gehörten diese merkwürdigen sprachlichen Konstrukte zu einem Schwedenkrimi untrennbar hinzu.