Feministinnen

Nov 20, 2020 11:43


Mich nerven die Tanten ja. Das ist sicher auffällig. Das Anliegen gleicher Rechte und Möglichkeiten unterstütze ich (natürlich). Doch die Forderungen gehen heute weit darüber hinaus. Sie wollen (zunächst) in Statistiken genauso sichtbar sein wie Männer. Also idealerweise in allen Bereichen der Statistik soll es gleichviel Männer wie Frauen geben. Natürlich vor allem in gut angesehenen und bezahlten Bereichen. Eine Quotenregelung für Maurer wird es nicht geben. Selbst eine der neuesten Erfindungen des Feminismus, der Femizid, verlangt ja eigentlich im Kern, daß Frauen öfter Täter werden oder Männer weniger. Das ist natürlich Bullshit. Es wird ja behauptet, Frauen werden ermordet, weil sie Frauen sind. Als Motivation müßte man also Frauenhass annehmen. Das gibt es sicher, aber in vernachlässigbarer Zahl. Femizid klingt ja so ein bißchen nach Genozid - und das sicher nicht zufällig.



Ich finde es eigentlich sinnvoller, ein positives Ziel aufzubauen, kein ideologisches. Um 50% weiblicher DAX-Vorstände zu erreichen muß ja offenbar eine Quote her. Vielleicht braucht es eine stärkere Motivation in Firmen, weibliche Vorstände zu akzeptieren, klar, aber das wird sich, denke ich natürlich ergeben. Die Brechstange schadet eher, da Quotenfrau zu sein nun mal nahelegt, die Quote und nicht die Qualifikation sei der Grund der Ernennung. Außerdem bedeutet eine Quote eine Diskriminierung. Das ist aber nur eine Randbemerkung. Denn eigentlich geht es darum, in welcher Gesellschaft wir leben wollen.

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Ich kann Gesellschaft von Oben denken oder von unten. Oben haben wir die Eliten sitzen: Regierende, Chefs von Konzernen, die Bildungselite, die großen Künstler. Das ist der Ansatz, der sich in den Forderungen der Feministinnen wiederfindet. Es ist gradezu ein Markenzeichen autoritärer Gesellschaften, daß die Eliten ernannt werden, als Merkel beispielsweise ihrer Nachfolger bestimmt (tut sie nicht, aber sehr wohl Putin, Kim und viele Wirtschaftsbosse). Auch die USA oder Großbritannien kann man sich unter diesen Gesichtspunkt anschauen und wird große Defizite feststellen Aber wie baut sich Gesellschaft eigentlich auf? In einer demokratischen Gesellschaft ist die kleinste Einheit das Individuum. Das wird dann in verschiedene Gruppen geworfen oder versucht, Mitglied zu werden. Husserl nennt das Lebenswelten, Dahrendorf und Parsons (und andere) nennen das Rolle. Unterschiedliche Begriffe, die sich von unterschiedlichen Standpunkten her dem gleichen Sachverhalt nähern. Die Idee ist, daß wir uns dem sozialem Umfeld (Lebenswelt) entsprechend verhalten (sollen), also in eine Rolle schlüpfen. Feministinnen machen es sich da (viel zu einfach), wenn sie die Welt nach Geschlecht aufteilen! Als Arbeitnehmer formuliert das Individuum für sich Ziele (die sich natürlich ändern können) - aber schon hier kommt ein Schritt voraus, denn die Arbeitsteilige Gesellschaft ist als solches nicht gottgegeben, sondern ist menschlich gestaltet. Natürlich gab es schon in den Urgesellschaften Aufgaben, die verteilt wurden - übrigens ein Grund, warum das traditionelle Familienbild (einer übernimmt die Erwerbsarbeit, einer die Hausarbeit) am ökonomischsten ist. Diese Aufgaben wurden schon in Urgesellschaften unabhängig vom Geschlecht vergeben.
Man kann sich die Hausarbeit natürlich aufteilen und muß das auch, wenn beide Partner arbeiten wollen. Was heute aber passiert ist, daß man es voraussetzt, daß beide Partner arbeiten. Schon hier meine ich, eine gesellschaftlich fragwürdige Annahme zu entdecken. Es gibt absolut nichts verwerfliches daran, sich für dieses traditionelle Modell familiärer Arbeitsteilung zu entscheiden. Natürlich ist heute vorherrschend, daß beiden arbeiten gehen. Das wird gesellschaftlich unterstützt durch Kinderbetreuung. Grade jetzt in Corona-Zeiten wird offenbar, wie sehr Kindergärten und Schulen auch Verwahranstalten sind. Was eben auch bedeutet, daß die Eltern einen großen Teil ihrer Rolle als Eltern (Erziehungsperson) an die Schule abgeben. Diese wiederum muß/sollte diese Aufgabe annehmen (womit sie sich schwertut). Was hier passiert und immer noch rumpelt ist, daß die Gesellschaft (Politik, "Staat") reagiert und den Rahmen schafft, um seinen Mitgliedern (Rolle "Staatsbürger") Möglichkeiten zu eröffnen und Freiheiten zu leben (in der DDR war das wohl selbstverständlich), hier die, daß beide arbeiten gehen.  Das hat natürlich Wechselwirkungen mit anderen Bereichen: es ist mehr Geld da, darum suchen sich die Pärchen schönere Wohnungen, die auch teurer sind - billigere Wohnungen werden seltener. Diese Pärchen haben in dieser Konstellation weniger Zeit und müssen eher auswärts essen gehen und auch sonst mehr konsumieren, um Zeit zu gewinnen. Das hat Auswirkungen auf Gesundheit, Verkehr,  Tourismus, nahezu jeden Lebensbereich. Diesen geänderten Rahmenbedingungen muß nun wieder der Staat Rechnung tragen. So baut sich Gesellschaft auf vielen Teilstücken auf. Auch Wirtschaft, Umwelt, Religion, der Staat an sich (über beispielsweise Bündnisse, Mitgliedschaften (NATO, EU),  Selbstverpflichtungen wie UNO Menschenrechtskonvention, Reaktion oder Aktion im internationalen Umfeld) und viele weitere Lebenswelten sind es, was unsere Gesellschaft formen. Nicht nur Geschlecht. All diese Lebenswelten formen sich in Interaktion mit ihren Mitgliedern und Kontakten.  
Bislang lag der Entwicklung dieser Gesellschaft als leitender Gedanke zugrunde, möglichst viel individuelle Freiheit (s. Staatsziele der Bundesrepublik) zu ermöglichen - das wollen die Feministinnen durch statistische Gleichheit anhand des Geschlechts ("Gleichstellung") ersetzen.

Mir fällt es schwer nachzuvollziehen, warum dieses Ziel dem Ziel der Freiheit untergeordnet werden sollte. Vor allem, weil es automatisch Diskriminierung beinhaltet.

lautenistenleben, philo, gedanken, meinung

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