Ich habe ein neues Buch von Max Goldt, und es heißt "QQ" (bitte weitergehen, hier gibt es keine Amazonsüchtigen zu sehen.) Und ich habe reingelesen. Und ich bin etwas besorgt.
Werde ich jemals wieder mit Max Goldt einer Meinung sein? Sollte ich ihn nicht dafür rügen, dass er behauptet, ein hoffentlich bald erscheinender neuer Feminismus sollte sich im Wesentlichen mit der Selbstinfantilisierung von Frauen beschäftigen (statt mit den Kontexten, die Selbstinfantilisierung fördern und belohnen)? Sollte ich nicht etwas indigniert sein, dass er Sprachverknappung und -reduzierung als den "Denkmüden und Unempfindlichen" entgegenkommend bezeichnet? Die Hemingway-Hasser in meiner Klasse waren nicht gerade die großen Denker. Und finde ich die Beschreibung seiner Maltareise nicht auch schon irgendwie leicht grenzwertig? (Und omg, mir scheint, Max Goldt hat seine Vegetarierwege aufgegeben, so wie er über den Verzehr bedenklicher Mortadellascheiben berichtet.)
Ich aber beiße die Zähne zusammen und sage, "Onkel Max darf." Also, wenn einer, dann der. An Taschen baumelnde räudige Teddybärchen finde ich ja nun auch weder hübsch noch karrierefördernd. Malta ist evtl. wirklich öde. Und Sprachverknappung kann, solange sie am Anfang eines prompt abgewürgten Denkprozesses steht und nicht am Ende eines ausgewalzten, tatsächlich richtig scheiße sein. (Seht ihr? Ich beiße wirklich.)
Und dann kam aber ein Absatz, der mich glücklich machte. Goldt'sche Sprachkritik (3. Auflage - ha, doch nicht so neu -, Rowohlt-Berlin-Verlag, S. 54) über den Brauch, als Kritiker wie auch immer gearteter kultureller Erscheinungen von 'liefern' zu sprechen:
Geliefert wird, was jemand bestellt hat. Das ist nicht nach guter Künstler Art. Sie liefern nicht. Sie bieten etwas an oder hauen einem etwas um die Ohren. Geliefert wird dagegen im kommerziellen Pop. (...)
Holla. Ich stelle dem jetzt was entgegen, was ich am
15. September 2005 mal selbst geschrieben habe, als ich ein mir nicht zusagendes und überhaupt durch seine formelhafte Schreibweise extrem nerviges Buch über die extrem großartigen Einstürzenden Neubauten rezensierte:
Zunächst mal: neue Alben werden nicht vorgelegt oder abgeliefert. Die werden veröffentlicht. Vorgelegt und abgeliefert, das klingt nach Audienz bei König Musikkritiker.
Soll heißen: ja! Jaaa! Ich habe immer noch kümmerliche Reste von Gemeinsamkeiten mit der Meinung von Max Goldt! Herrlich!
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Einen wunderschönen guten Morgen allerseits.