Blah (alle dumm, aber ein paar Purzel sind lieb)

Apr 23, 2007 23:27

1: Was ich nicht will: schon wieder einen Eintrag darüber verfassen, dass ich krank bin. Dass mir dieser Muskel und jenes Gelenk weh tut, dass sich irgendwelche elenden Fremd-DNA-Bruchstücke in meinem respirativen System vermehren wie... Karnickel, oder schlimmer wie als Karnickel; dass ich jetzt schon drei Tage Magnesiumtabletten esse und nischt merke, noch nicht mal Placebo-Effekt (studiert nie das, was ich studiere. Anschließend könnt ihr euch nämlich nur schlecht selbst verarschen), oder welche Farbe das diverse amorphe Zeug hat, das gelegentlich meine Kopföffnungen verlässt.

2: Was ich eigentlich auch nicht will: mich über dumme Menschen aufregen. Heute z.B., das heißt, vorhin, so gegen zehn, war ich aufgrund von entschieden zu einflussreichen äußeren Faktoren nochmal in der Stadt, weil ein blöder Zettel unbedingt in den Rathausbriefkasten musste. Um zehn ist es logischerweise dunkel. aber gut beleuchtet, und die laue Luft veranlasste mich, anschließend noch von meinem Menschen-, Grund- und Bürgerrecht Gebrauch zu machen, nachts im Dunklen kreuz und quer durch die Gegend zu latschen und besagte laue Luft zu atmen, statt mich gleich in die blöde Straßenbahn zu setzen.

Ich laufe an klönendem Jungvolk vorbei. Ca. jeder einzelne davon ein männlicher Spätteenager bzw. Frühtwen, würde ich schätzen, mit rauen Stimmen und glatten Klamotten (... ich schwöre, ich will hier gerade keinen Poesiepreis gewinnen). Ich denke mir so, blöder Spruch in drei, zwei, eins.... Hamwa mal wieder von Form auf Funktion bzw. von Sein auf Tun geschlossen, wa? Hamwa, und hamwa richtig. Der blöde Spruch kommt, der zweite blöde Spruch kommt auch, und hach komm, jetzt tu nicht so, als ob du das nicht hörst. Ich tu aber so, als ob ich das nicht höre. Eintausend gutgemeinte Ratschläge hinterlassen halt Eindruck. Mein Aggressionszentrum kommt auch schon in die Gänge, aber schon springt das Lebenserfahrungsprogramm an und sagt, ei, die sind fünf und lauter als du und geistreichen Sprüchen ganz offensichtlich nicht zugänglich. Ich also weiter, die Jungs verstummen schließlich und widmen sich wieder einander.

Ich verlange das Recht, von blöden Anmachen überrascht zu sein. Das eben kriegt gerade mal 'ne Zwei auf der nach oben offenen Angstskala. Es hat mir weder meinen Tag ruiniert, noch mich vollkommen unerwartet erwischt. Soll heißen: dieser Scheiß ist alltäglich. Und es ist ganz und gar nicht okay, dass dieser Scheiß alltäglich ist. Dieser Scheiß sollte ca. alle zehn Jahre und dann nur in Millionenstädten stattfinden und in einer damenhaften Ohrfeige und einer gestammelten Entschuldigung enden.

Und *darüber* rege ich mich auf. Das spezifische Jungvolk des heutigen Abends hingegen ist fast schon egal.

3: ich bin absolut nicht bürokratiefähig. Ich habe heute einen ganzen Tag gebraucht - voller Ersatzhandlungen, nichthingegangener Vorlesung, detaillierter Hilferuftelefonate mit den Experten meiner Wahl, und entsetzten Emails - um einen einzigen Brief an ein einziges Amt zu schreiben. Soll heißen, um zwei Sätze in diesem Brief zu formulieren. Die haben sich aber auch unverständlich ausgedrückt! Wenn ich groß bin, will ich eine/n SekretärIn und/oder eine/n ManagerIn, bitte.

4: Heute zweimal Wäsche gewaschen. Also noch zwei Ladungen übrig, die derzeit meinen Zimmerfußboden bevölkern (immerhin: sortiert! Nach Farben und Empfindlichkeit!). Wie mach ich das bloß, das geht doch schon rein logisch nicht? *Vier* Ladungen Wäsche anzusammeln...? Ich bin dankbar, dass da noch Reste im Schrank sind, die ich so tagtäglich anziehen kann, schon allein des Anstands wegen.

5: ich habe ein in der DDR herausgegebenes Buch eines russischen Autors gefunden, das von autogenem Training spricht und davon, dass man sich selbst liebhaben soll. Das Buch ist insofern sehr sympathisch, da nicht im üblichen 21st-century-Sensationsplauderton geschrieben, sondern in etwa mit dem Enthusiasmus, mit dem man Schülern die Funktionsweise eines Pumpspeicherkraftwerks erklärt. Stellenweise ist es aber ganz schön strange (... das Unterbewusste, müsst ihr wissen, hat nämlich eine weibliche Art der Entscheidungsfindung. Oder so. Es wird allerdings in keinster Weise ins Detail gegangen).

feminismus, let me tell you internet, mein langweiliger alltag, bähkotzwürg, habt mich doch alle mal gern, schiefgegangene interaktion, bücher

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