Für die ungarische Gräfin Erzsébet Báthory, die im 16. Jahrhundert lebte, soll es nichts Schlimmeres gegeben haben als zu altern. In dem Glauben, die ewige Jugend oder gar Unsterblichkeit durch Bäder in Jungfrauenblut erlangen zu können, tötete sie zusammen mit ihrem Gefolge eine Unzahl junger Mädchen und Frauen.
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[Sie] beschäftigte sich intensiv mit schwarzer Magie, Alchemie und Hexerei. Im Alter von 20 Jahren begann sie ihren Hang zum Sadismus regelmäßig an der Dienerschaft auszuleben und sie mit verschiedenen Foltermethoden bestialisch zu quälen. Sie schlug und biss ihr Personal blutig oder malträtierte die Bediensteten mit Kneifzangen und Nadeln. Einem Diener ließ sie den Mund zunähen, weil er zuviel redete. Als ihr Gatte nach über 20 Jahren starb, nahmen ihre Grausamkeiten noch groteskere Formen an.
Als eine junge Zofe die Haare der Gräfin kämmte und dabei unachtsam war, schlug sie das Mädchen blutig. Dabei bekam Báthory einige Blutstropfen ab und bildete sich ein, dass die Haut an besagter Stelle jünger geworden sei. Sofort ordnete sie an, das Mädchen zu töten und ihr Blut in einem Bottich aufzufangen, damit sie darin baden konnte - so erzählt man sich. Ob dieses Erlebnis tatsächlich der Auslöser für ihre Grausamkeiten war, ist ebensowenig bewiesen wie die gängige Annahme, Báthory habe "in dem Blut gebadet". Möglicherweise waren die "Blutbäder" eine Metapher für die unbeschreiblichen Verbrechen der Gräfin, die ihre Foltermorde genoss und sich von ihren vertrautesten Angestellten regelmäßig junge Mädchen ins Schloss bringen ließ, wo sie in Ketten aufgehängt, gefoltert und abgeschlachtet wurden. Einige Frauen wurden Nadeln in die Brüste und unter die Fingernägel gestochen, andere führte man nackt in klirrende Kälte, wo sie solange mit Eiswasser übergossen wurden, bis sie erfroren. Báthory, erregt durch den Anblick der sterbenden Mädchen, feuerte ihre Diener - oftmals mit obszönen Worten - an. Gelegentlich biss sie den Opfern ganze Fleischstücke aus der Haut und verstümmelte ihre Körper mit glühenden Eisen. Nachdem einem Mädchen die Flucht gelungen war, hörte König Matthias von Ungarn von den Geschehnissen auf Schloss Csejthe und befahl seinem Statthalter Graf Cuyorgy Thruzo, einem Cousin Erzsébetes, die sofortige Stürmung des Schlosses, denn in der Umgebung waren innerhalb weniger Jahre zahlreiche Mädchen verschwunden. Anfangs waren es Frauen aus Bauernfamilien, nach denen sich niemand bei einer Gräfin vom Range der Báthory zu erkundigen wagte. Doch offensichtlich schreckte sie auch vor der Entführung Frauen adeliger Herkunft nicht zurück.
Als die Truppen Thurzos am 29. Dezember 1610 in das Schloss eindrangen, bot sich ihnen ein Bild des Schreckens: die Gräfin und ihre Helfer waren gerade dabei, eins der Opfer ausbluten zu lassen. Einer anderen jungen Frau hatten sie unzählige Löcher in den Körper gebohrt, und im Kellerverlies fanden die Soldaten weitere halbverhungerte Mädchen, die nach Hilfe riefen.
Die Diener und die Lakaien, die an den grausamen Morden beteiligt waren, wurden kurze Zeit später hingerichtet. Zwei der Helfer begrub man bei lebendigem Leibe, nachdem ihnen zuvor die "frevelnden" Finger abgerissen wurden. Erzsébet Báthory wurde aufgrund ihres Standes nie angeklagt. Ihre Buße bestand darin, den REst ihres Lebens in einer Kammer ihres Schlosses zu verbringen. Ihre Verjüngungskuren haben offensichtlich nicht viel bewirkt: Erzsébet Báthory starb vier Jahre später, im August 1614. Zeitgenössischen Berichten zufolge soll sie mehr als 80 Jungfrauen ermordet haben.
"Lexikon der Serienmörder", Peter & Julia Murakami
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