it's okay.

Oct 09, 2016 01:01

Ficathon: Das Waisenhaus
Fandom: Harry Potter
Prompt: Albus Dumbledore x Gellert Grindelwald | it's okay. (I'm afraid too.)
Promptsteller*in: leuchtdings

Content Note: Angst, SVV

Wordcount: 888



it's okay.

Es ist eine von diesen Nächten, in denen Gellert seine Eule ohne Zettel losschickt, weil seine Finger so sehr zittern, dass er nicht schreiben kann. Das Fenster steht sperrangelweit offen (und er friert so erbärmlich). In die Tagesdecke gewickelt, flüchtet er sich in die hinterste Ecke, direkt neben den Kamin, und versucht sich aufzuwärmen.
(Das Zähneklappern bezeugt, wie grandios er dabei scheitert. Grandios, weil jemand wie er, Genie und Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, nicht auf die gleiche Weise versagen kann wie normale Menschen. Denn seine Probleme sind nicht die aller anderen. Er verschwendet keine Gedanken auf so profane Dinge wie den Haushalt oder seine Geschwister. Er beschäftigt sich mit Größerem.)

+++

Albus lässt auf sich warten, eine halbe Minute, eine ganze, anderthalb … Gellerts Finger verkrampfen sich um den Saum der Decke und ihm ist so, so kalt. Ein Windhauch lässt ihn zusätzlich frösteln, eisiger Atem seiner Gedanken, die über seine Wange streicheln und ihn boshaft angrinsen. Das größere Wohl, flüstern sie ihm ins Ohr, bist du bereit, dafür Opfer zu bringen? Würdest du wirklich alles dafür geben? Ist es nicht das, wovon du immer geträumt hast?
„Ja!“, will er schreien. „Um Merlins willen, ja! Solange ihr nur still seid, seid doch endlich leise!“, aber es geht nicht. Er denkt an Albus, der manchmal mit ihm auf einer Wiese am Waldrand liegt und von so gewöhnlichen Dingen wie einem Einkauf erzählt und erwartet, dass Gellert zuhört. Er denkt an Albus, der mitten in der Nacht kommt, wenn Gellert seine Eule zu ihm schickt, und er wispert: „Nein, nein, nein.“

Aber wo bleibt Albus? Er muss hier sein und Gellert mit seinen verstörend blauen Augen ansehen, um ihm zu versichern, dass er keine Fehler gemacht hat. Dass er nicht wahnsinnig ist. „Es ist in Ordnung“, muss er flüstern, ein Lächeln in den Augenwinkeln und die Arme um Gellert geschlungen, „glaubst du denn, ich hätte keine Angst?“ Gellert muss seine Stimme hören, seinen warmen Atem auf der Haut spüren, sonst verliert er noch den Verstand.

+++

Zwei Minuten. Gellert richtet seinen Blick starr auf das Fenster. Seine Eule ist auch noch nicht wieder da. Vielleicht hätte er sie besser behandeln sollen. Wenigstens einen Namen … Albus hat gesagt, er solle ihr einen Namen geben. Gellert hat nur gelacht und es mit einem knappen Kopfschütteln abgetan. Keine Zeit dafür.
Seine Fingernägel bohren sich in die weiche Handfläche. Wenn er schon nicht mit einer verdammten Eule umgehen kann, wie soll er dann seine Pläne verwirklichen? Albus steht hinter ihm, aber der ist ja auch intelligenter als die anderen Zauberer in diesem Kaff hier und überhaupt in ganz England. Jemanden wie ihn gibt es auf der ganzen Welt kein zweites Mal.

Und die gewöhnlichen Zauberer, auf die es ankommt, weil sie alles zunichte machen können, wenn sie ihn nicht unterstützen, wird er nur mit einem Plan nicht überzeugen. Leere Worte bekommen sie an jeder Straßenecke. Nein, sie wollen Taten sehen.
(Taten, die auch wieder nur aus Worten bestehen, aber aus jener Art von Worten, die Gellert überhaupt nicht und Albus gut, oh so gut beherrscht und die er mit seiner schön geschwungenen Schrift auf Pergament bannt.) Sie wollen einen Namen bekommen und eine ganze Schale voller Kekse, so wie die Eule, die davongeflogen ist und die Nachricht an Albus mitgenommen hat (die gar keine Nachricht ist - und was soll er nur tun?).

+++

Drei Minuten, den Blick starr auf das Fenster gerichtet. Er darf nicht verpassen, wann die Eule vorbeifliegt, um ihm zu zeigen, wie frei und unabhängig sie ohne ihn ist. Er darf auch nicht verpassen, ob Albus zufällig vorbeikommt, um nach ihm zu sehen. So etwas machen Freunde doch hin und wieder, nicht wahr? Gellert weiß es nicht, er hat es selbst nie getan, aber er hatte bisher auch keine Freunde. Nur Albus.

Mühsam stemmt er sich hoch und taumelt direkt vor den Kamin. Aber es ist, als würde um ihn herum ein Schleier der Kälte liegen. Die Flammen knistern und tanzen vor seinen Augen, doch ihre Hitze rauscht an ihm vorbei und lässt ihn unberührt.
Zittrig atmet Gellert aus, beißt sich auf der Lippe herum, bis er Blut schmeckt, kratzt mit den Fingernägeln über die Haut zwischen Daumen und Handfläche. Sie fühlt sich rau an. Er tut das viel zu oft, seit die Nächte häufiger werden, in denen das Pergament ihm entgegen schreit, wie dumm er ist, wie schwach, weil er nicht anders kann, nicht weiß wie, und er wird versagen und die Welt ins Chaos stürzen und alles wird seine Schuld sein, seine allein, Albus wird ihn verachten und er wird vor ihm auf dem Boden kauern und -
„Nein“, entkommt es ihm, ein gequälter Laut, kaum mehr als ein heiseres Schluchzen.

+++

Es ist eine von diesen Nächten, in denen Albus aus dem Kamin stolpert und seine Brille festhalten muss und allein dieser Anblick Gellert freier atmen lässt. „Ignotus“, würgt er trotzdem hervor. (Den Namen hat er der Eule schon letzte Woche gegeben, erinnert er sich plötzlich wieder.)
Albus nickt, schließt stirnrunzelnd das Fenster und zieht Gellert vom Boden hoch, direkt in seine Arme. Gellert lässt die Decke fallen. (Er fühlt sich merkwürdig nackt ohne sie, aber nicht schlecht.) Seine Finger krallen sich in Albus’ Umhang, Wärme kriecht seine Arme hinauf und irgendwann flüstert Albus all die Worte gegen seine Lippen, die Gellert hören muss.

Es ist schon in Ordnung. Alles wird gut.

pairing: albus x gellert, rating: p16slash, character: albus dumbledore, character: gellert grindelwald, ficathon: das waisenhaus, fandom: harry potter

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