Ficathon:
Das WaisenhausFandom: Harry Potter
Prompt: [2598] Roger x Cedric oder Roger x Oliver | Meine Vergangenheit ist finster, weil das strahlend weiße Licht / Meiner Zukunft auf mich scheint und einen Schatten auf sie wirft ["Winter", Kollegah]
Promptsteller*in: lady_hastur
A/N: Ich bin slightly embarassed, weil ich keine flirtenden Menschen schreiben kann, und ich habe für die meisten Dialogzeilen keine Entschuldigung.
Für:
schmokschmok natürlich, wie jedes meiner Perogiverics ever.
Zukunftspläne
»Hey, Davies!« Überrascht klammert Roger sich an seinen Teller, während er sich umdreht. Im nächsten Moment sieht er sich unverhofft Cedric Diggory gegenüber. »Glückwunsch! Jahrgangsbester, hab ich gehört?«
Etwas verlegen zuckt Roger mit den Schultern. »Wer behauptet denn sowas?«, nuschelt er, nachdem er den Nudelsalat in seinem Mund runtergeschluckt hat.
»Deine Mutter hat’s während der Begrüßung fallen lassen. Und eben am Buffet. Ich persönlich glaube ja, sie erzählt es den ganzen Abend lang jedem, der es hören will.« Cedric grinst fröhlich und Rogers Blick bleibt eindeutig einen Moment zu lange an dem Grübchen hängen, das sich dabei bildet. »Sie scheint ziemlich stolz darauf zu sein.«
»Hmja. Kann sein.« Roger zwingt sich, wegzusehen, und bringt ein vages Nicken zustande. Ehrlich gesagt ist ihm das gerade mehr als ein bisschen peinlich. Er hat sich angestrengt, ja. Vor allem im letzten Jahr, als ihm mit voller Wucht klar geworden ist, dass nach der Schulzeit der Ernst des Lebens beginnt. Was für ein Witz, denkt er bitter. Als hätte der für sie alle nicht schon längst angefangen.
Was nichts an der Tatsache ändert, dass er ab heute einzig und allein mit seinem Abschlusszeugnis dasteht. Ein paar schwarze Buchstaben auf Pergament, mit denen er seiner Zukunft gegenübertritt. Besser gesagt, von denen er in dieser Zukunft fürs Erste abhängt. Roger fühlt sich ein wenig, als hätte er damit das Ende alles Vertrauten erreicht und würde ins kalte Wasser geschmissen werden.
Kein Grund also, um zu prahlen.
»Danke«, fügt er dennoch etwas verspätet hinzu. »Auch für die Vorwarnung.« Er wirft einen kurzen Blick zu einem der Tische hinüber, wo seine Mutter gerade eine gestenreiche Unterhaltung mit Großonkel John führt. »Vielleicht sollte ich mir für den Rest des Abends einen netten Baum suchen, unter dem man mich nicht so schnell findet.«
Cedric lacht. »Klingt nach einer guten Idee.«
»Ja, nicht?« Wenn man davon absieht, dass Roger eigentlich nicht vorgehabt hat, diesen Abend einsam in einer Ecke des Gartens zu verbringen. »Lust, mir Gesellschaft zu leisten?«, fragt er daher zwinkernd und beobachtet, wie Cedrics Augenbrauen in die Höhe schnellen. Ein untrügliches Zeichen für seine Überraschung.
»Klar, gerne«, entgegnet er trotzdem, ohne zu zögern. Eigentlich ganz schön beneidenswert, wie schnell er reagieren kann, auch wenn man ihn aus dem Konzept bringt. Aber das ist ja schon immer seine Stärke gewesen, vor allem auf dem Quidditchfeld. Er ist die Art Kapitän gewesen, die seine Mannschaft in unerwarteten Situationen super unterstützt und im entscheidenden Moment trotzdem den Schnatz entdeckt hat.
Rogers Laune hebt sich bei dem Gedanken. Aber im nächsten Augenblick fällt ihm wieder ein, dass ihre Quidditchspiele mit Ende der Schulzeit ebenfalls unwiederbringlich vorbei sind. Er kaschiert den Stich, den ihm das versetzt, mit einem Nicken in Richtung einer alten Eiche. »Ich hoffe, es ist dir so gemütlich genug? Ich plane nämlich, meinen Zauberstab in den nächsten Wochen nicht einmal anzusehen.«
Die Art, wie Cedric schnaubt, klingt amüsiert. »Drastische Maßnahmen«, spöttelt er. »Sicher, dass du das durchhältst? Wochenlang?«
Roger ist ziemlich froh darüber, dass er während ihres Gesprächs aufgehört hat, zu essen. Ansonsten hätte er sich beim Anblick von Cedrics Grinsen, das viel zu breit ist, um irgendwie anders als dreckig genannt zu werden, ganz bestimmt verschluckt. So aber setzt er sich nur kopfschüttelnd in Bewegung, um sich schließlich zwischen ein paar Wurzeln fallen zu lassen. »Cedric!«, bringt er mit dem richtigen Maß an Empörung hervor, ehe er ebenfalls grinsen muss. »Wenn du so fragst, vielleicht nicht.«
»Also«, fährt er nach einigen Sekunden fort, als Cedric nichts sagt, sondern sich nur langsam neben ihn setzt. »Ich schätze mal, du kannst die Frage nicht mehr hören, was deine Pläne für die Zukunft sind?« So geht es ihm jedenfalls. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass seine Antworten ihm von der Verwandtschaft wahlweise Verständnislosigkeit oder Ablehnung einbringen.
Cedric zumindest hebt nur eine Augenbraue. »Bisher hat eigentlich noch niemand gefragt«, stellt er fest. »Außer ein paar Leuten in der Schule. Aber du weißt ja, wie das ist. ›Was machst du noch mal? Also, ich muss ja gleich noch zur Pince, um mir die Mitarbeit in der Bibliothek bescheinigen zu lassen. Die nehmen mich sonst nie beim Tagespropheten.‹«
Cedrics Worte bringen Roger zum Lachen. »Vielleicht kennst du einfach die falschen Leute«, schlägt er vor. Dann fällt ihm ein, dass er damit vermutlich gerade Cedrics gesamten Freundeskreis beleidigt hat. Hastig lenkt er ein: »Aber im Ernst, die letzten Wochen waren super stressig. Vermutlich lag es einfach daran. Ich hab Penelope bestimmt auch dreihundert Mal gefragt, was sie nach dem Abschluss anfängt, und sie hat es mir schon seit der Ersten immer wieder erzählt.«
»Könnte sein«, stimmt Cedric ihm ruhig zu. Er winkelt ein Bein an und lehnt den Kopf an den Stamm der Eiche. »Also, was passiert, wenn ich dich jetzt frage, was du so geplant hast?«
»Nicht viel.« Roger zuckt mit den Schultern und beschließt, nicht auf die eigentliche Frage zu warten. »Erst einmal verbringe ich einen angenehmen Abend mit einem ziemlich heißen Hufflepuff.« Er verzichtet auf den Hauch Ironie, den er normalerweise in diese Worte legen würde - jahrelange Erfahrung mit seinen Schlafsaalkameraden. Die sind, nun, eher weniger begeistert gewesen, wenn sie geglaubt haben, solche Sprüche ernst nehmen zu müssen.
Doch Cedric wirft ihm nicht einmal einen schiefen Blick zu. Nur seine Mundwinkel zucken kurz, ehe er trocken antwortet: »Ich meinte eigentlich nicht das Offensichtliche. Trotzdem danke und gleichfalls!« Diesmal ist er es, der Roger zuzwinkert.
Der lässt zu, dass sich das breite Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitet, nach dem ihm zumute ist. Denn das da - das ist Cedric, wie er nicht schreiend vor einem Flirt davonrennt! Im Gegenteil, er flirtet eindeutig zurück. Vielleicht wird dieser Abend ja doch nicht so unerträglich, wie er gedacht hat, als seine Mutter mit der Idee einer kleinen Gartenparty angekommen ist.
Mit dem Gedanken setzt sich ein sanftes Kribbeln in seiner Magengegend fest. Kurzentschlossen stellt Roger seinen Teller beiseite. Als er näher an Cedric heranrückt, ignoriert er die Wurzel, die das irgendwie ungemütlich macht, und dreht sich so, dass sie direkt voreinander sitzen. »Und das vom hübschesten Jungen unseres Jahrgangs. Ich fühle mich geschmeichelt«, sagt er und beugt sich etwas vor.
Einen Moment lang könnte er schwören, dass Cedric verwirrt aussieht. Dann macht der eine wegwerfende Handbewegung. »Also, wenn du mir schon nicht verraten willst, was du mit deinen unglaublichen Noten anfängst - verrätst du mir, wie du dir besagten angenehmen Abend vorstellst?«
»Hm«, macht Roger gedehnt und legt den Kopf schief. »Du weißt schon. Ein bisschen unterhalten und so. Auch wenn ich dir nicht versprechen kann, dass ich dir die ganze Zeit zuhöre und nicht zwischendurch einfach nur die Gelegenheit nutze, um dich anzustarren.« Glücklicherweise entlockt diese entwaffnende Ehrlichkeit, wie Roger es gerne nennt, Cedric nicht einmal ein Kopfschütteln. Aber man muss sein Glück ja nicht überstrapazieren, also fährt er hastig fort: »Und ich hoffe wirklich, dass du nichts dagegen hast, wenn ich dich küsse.«
Er sieht ganz genau, wie Cedrics Blick zu seinen Lippen wandert und dort hängen bleibt. Das ist vermutlich Antwort genug. Trotzdem erwischen ihn Cedrics nächste Worte unvorbereitet: »Wie wichtig ist dir dieser Teil mit dem ›unterhalten und so‹?«
Einige Sekunden lang verschlägt es ihm die Sprache. Er mag genauso wenig zögerlich oder subtil vorgegangen sein - aber seine Komplimente sind auch mindestens ein halbes Jahr überfällig gewesen! Und Cedric ist bekannt dafür, gelassen und bedacht zu handeln.
»Eigentlich«, beginnt er schließlich etwas atemlos, »überhaupt nicht.«
»Gut«, murmelt Cedric.
Seine Hand streift Rogers Wange, ehe sie sich in dessen Nacken schiebt. Für einen Augenblick lehnt der sich in die Berührung, spürt der Wärme in seinen Adern und dem Prickeln in der Magengegend nach. Dann beugt er sich dem sanften Druck und lehnt sich weiter nach vorne.
Direkt vor Cedric verharrt er ein allerletztes Mal. Von einer Sekunde auf die nächste fühlt er sich merkwürdig aufgeregt. Sein Puls rast - er merkt es erst jetzt -, und seine Finger zittern ein wenig, als er die Hand hebt.
Aber im nächsten Moment überbrückt er endlich die letzten Millimeter zwischen ihnen und das alles wird egal. Cedric wirklich zu küssen, ist tausendmal besser, als Roger es sich jemals hätte vorstellen können. Ungefähr einen Wimpernschlag lang sind sie zurückhaltend, bevor sich fieberhafte Hitze explosionsartig erst in Rogers Magen und dann in seinem ganzen Körper ausbreitet und er jegliche Vorsicht über Bord wirft.
Cedric scheint es nicht anders zu gehen, wenn die Art, wie er seinen freien Arm entschlossen um Roger schlingt und ihn näher zu sich zieht, irgendein Hinweis ist. Wie von selbst findet dessen Hand ihren Weg in Cedrics Haare und verhakt sich in ihnen. Er spürt Cedrics Keuchen eher, als dass er es wirklich hört. Wenn er nicht so beschäftigt damit wäre, den Kuss nicht zu unterbrechen, während er sich auf Cedrics Schoß schwingt, würde er vielleicht grinsen.
Am Ende ist es Cedric, der den Kopf zurücklehnt und atemlos in die Baumkrone starrt. »Sag mal«, murmelt er, »beinhaltet deine Idee von unterhaltsam mehr als Küssen?« Er stolpert ein wenig über seine eigenen Worte.
Roger zuckt mit den Schultern. »Nicht bis zum ersten Date«, antwortet er. »Gute Vorsätze zum Ende der Schulzeit, du weißt schon. War ein Anflug von ›ab jetzt mache ich alles richtig‹. Meine Zukunft wird so blütenrein sein, dass die Vergangenheit geradezu finster dagegen aussehen wird.« Doch seinen eigenen, überschwänglichen Worten zum Trotz vergraben sich seine Finger tiefer in Cedrics Haaren und er beugt sich vor, um sich langsam dessen Hals hinabzuküssen.
Einen Moment lang schweigen sie beide, die Stille nur unterbrochen von ihren abgehackten Atemzügen. Dann lässt Cedric ein langgezogenes: »Hmmm«, hören. Seine Kehle vibriert unter Rogers Lippen; mehr noch, als er weiterspricht: »Würdest du das hier nicht Date nennen? Du hast mich unter diesen Baum eingeladen. Wir haben gegessen, geflirtet und uns geküsst.«
»Hm«, wiederholt Roger träge gegen Cedrics Haut. Fasziniert beobachtet er die Gänsehaut, die sich dabei bildet. »Da könntest du Recht haben.« Außerdem ist diese Sache mit einer strahlenden Zukunft sowieso nicht wirklich nach seinem Geschmack. Er hat die Idee schon zwei Sekunden, nachdem sie ihm in den Sinn gekommen ist, bereut.
Sobald seine Entscheidung gefallen ist, belässt er es nicht länger dabei, Cedrics Haut vage mit den Lippen zu streifen. Stattdessen beißt er sanft zu und findet sich im nächsten Moment mit dem Rücken an die unebene Rinde der Eiche gepresst wieder. Cedrics Gesicht ist so dicht vor seinem, dass er die winzigen, dunkelgrauen Sprenkel in dessen Augen erkennen kann. Er blinzelt, blinzelt noch einmal und dann küssen sie sich wieder und es ist ebenso berauschend wie beim ersten Mal. Erneut durchfährt Hitze seinen Körper, jagt seine Wirbelsäule entlang und bringt ihn dazu, sich Cedric entgegen zu biegen.
Um ehrlich zu sein, denkt Roger, als Cedrics Hände schließlich unter seinem Hemd landen und seine eigenen sich fest in dessen Pullover vergraben haben, könnte dieser Abend sehr viel schlechter laufen. Und um ganz ehrlich zu sein, könnte er ihn sich gar nicht besser vorstellen.