Hallo, wie versprochen schildere ich Euch nun, was Twilight bei den Ureinwohnern Amerikas auslöst.
![](http://pics.livejournal.com/kupfergruen/pic/0000gf9q/s320x240)
Quelle:
http://www.biss-xperts.com Hier noch einmal kurz die Fakten zum Film und zur Situation der Ureinwohner Amerikas:
(1) In Twilight spielen Indianer aus dem Quileutestamm Haupt- und Nebenrollen.
(2) Teile der Legenden dieses Stammes werden von der Autorin Stephenie Meyer genutzt, umgedeutet und erweitert, um ihrer Geschichte zu dienen.
(3) Jakob, der beste Freund Bellas, und ihrer Auskunft nach, ein Teil der Familie, ist ein Quileute und
(4) in sie verliebt.
(5) Er hat die Fähigkeit, bei Bedrohung durch Vampire, seine menschliche Gestalt in die eines riesigen Werwolfs zu verwandeln. Nicht alle Quileute haben diese Befähigung, nur die, welche mit diesem speziellen Gen ausgestattet sind und auch nur dann, wenn Vampire, die „kalten Wesen“ sich in unmittelbarer Nähe aufhalten.
(6) Doch Bella ist in Edward Cullen, einen Vampir verliebt und erwidert Jakobs Gefühle nicht.
Nun eine kurze Schilderung der Situation der Ureinwohner Amerikas im Gebiet der vereinigten Staaten:
Die Native Amerikans sind nicht ein Volk, sondern bestehen aus einer Vielzahl von Nationen oder Stämmen, die eine Diversität an kulturellen Unterschieden, wie Sprache, Geschichte, Mythen, Aussehen und Traditionen aufweisen, die unseren europäischen Staaten gleicht.
Das was ihnen gemeinsam ist, das sie alle, nach und nach, ihre Souveränität, ihr Land, ihre Selbstbestimmung, große Teile ihre Gemeinschaft, unendlich viele Menschenleben und am Ende ihre Grundrechte als menschliche Wesen verloren. Sie wurden eingesperrt. Auf Reservate. Kein Ausgang. Kein Anrecht auf Selbstständigkeit und Selbstversorgung. Die eigene Sprache verboten. Die Religion verboten. „Mündel“ der Regierung. Abhängig von den mageren Zuwendungen. Das kostet. Selbstachtung. Selbstbewusstsein. Stolz.
Erst nach und nach, auch im Zuge der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, holten sie sich ihre Rechte zurück, demonstrierten für Aufmerksamkeit auf das geschehene Unrecht, forderten Wiedergutmachung.
Doch jahrzehntelang waren sie Menschen zweiter Klasse. Nicht gut angesehen. Mit Vorurteilen belegt. Und in der ganzen Zeit produzierte Hollywood Filme über den wilden Westen, als „tapfere“ Weiße die wilden, dummen und gefährlichen „Rothäute“ zur „Selbstverteidigung“ abknallte.
1) Die Tatsache, dass in einem Film über die heutige Zeit tatsächlich Charaktere indianischer Herkunft eine tragende und positive Rolle spielen, ist für diese (Minderheit in den USA) sehr erfreulich.
Endlich einmal werden sie nicht als längst untergegangene in der heutigen Zeit nicht mehr zu findende Kultur dargestellt. Statt mit Lederhautkleidung, Federkrone und Kriegsbemalung werden sie als ganz normale Teenager und Eltern von nebenan beschrieben. Mensche, wie Du und ich, die zur Schule gehen, arbeiten müssen und in ihrer Freizeit gerne fischen gehen, an Autos rumschrauben oder sich im Fernsehen den Superbowl ansehen.
Statt der bösen, skalpierwilligen, tomahawkschwingenden, niemals treffenden pfeilschießenden Wilden, werden liebevolle, humorvolle, kluge und die ihren verteidigende Familienmenschen portraitiert. Das ist eindeutig eine Verbesserung zu der bisherigen Darstellung Hollywoods.
2) Nun komme ich zu den Legenden. Der von Stephenie Meyer dargestellte Stamm der Quileute existiert tatsächlich. In der nähe von Forks. Sie hat sogar die Erlaubnis der Quileute eingeholt, ihre Legenden zu benutzen.
Auch können die eigentlichen Quileute sich natürlich nicht in Wölfe verwandeln. Genauso wenig gibt es die „kalten Wesen“ in ihren Mythen. Nicht desto trotz hat die Verwendung bei den Quileute gemischte Gefühle ausgelöst:
Einerseits ist sich plötzlich ein großer Teil der Welt dieser relativ kleinen Nation bewusst und interessiert sich für sie. Das kurbelt den Tourismus an und kann sich positiv auf die Wirtschaft auswirken.
Andererseits verwechseln manche Fans die Geschichte ein wenig mit der Realität, was von ein wenig nervig bis hin zu beleidigend empfunden werden kann. Wie würdet ihr es empfinden, wenn Hollywood die deutsche Geschichte an manchen Punkten einfach falsch zitieren oder komplett umschreiben würde? Oops, hat es schon. Also, ich kanns nachempfinden.
Manche Fans sind sich noch nicht mal bewusst, dass der Stamm der Quileute wirklich existiert und nicht nur eine Erfindung der Autorin ist.
3) Jakob, der beste Freund Bellas und ein Teil der Familie ist ein Quileute. Also ein „Indianer“. Doch dargestellt wird er von einem europäischstämmigen Schauspieler mit dunklerer Hautfarbe und Perücke. Nichts gegen Taylor Lautner, ich mag seine Darstellung und Verkörperung Jakobs. ABER. Nach Jahrzehnten lächerlicher Darstellung der besiegten und verdrängten Ureinwohner durch braun getünchte, Perücke tragende weiße Schauspieler wird diese tragende Rolle an einen jungen, hoffnungsvollen, weißen Darsteller vergeben? Ist den unter den Native Amerikans kein einziger geeigneter Schauspieler zu finden gewesen?
Die Produktionsfirma sah sich nach dem ersten Film mit der kollektiven Entrüstung der indianischen Gemeinden konfrontiert und war gezwungen zu handeln.
Nicht nur, das Taylor Lautner nur dank seiner Entschlossenheit und verbissenen Arbeit im Fitneßzenter gerade so seine Rolle behalten durfte, es wurden in allen großen Städten Auditions für die zu besetzenden Quileuterollen ausgelobt, mit der Bedingung, das nur Darsteller mit beglaubigter Zugehörigkeit zu einer der First Nations der Zutritt erlaubt wurde. Ausgewählt wurden 6 Schauspieler: Das Wolfspack.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, die Darsteller sind beliebt und gern gesehene Gäste auf Talkshows. Sie nutzen ihr neues Image, um auf politische oder humanitäre Missstände aufmerksam zu machen und, nicht zuletzt, ein neues und realistischeres Bild der "Indianer" von heute zu vermitteln.
Fortsetzung folgt