(no subject)

Jun 16, 2006 18:37

Die Zugereisten und Zugezogenen, die Vorübergehendhierlebenden und Praktikanten, die Durchreisenden und Groundhopper, all die halten mir immer wieder vor Augen, wie wenig ich das große Berlin kenne. Sie sprechen von Clubs und Lokalitäten, von denen ich noch nie gehört habe. Sie ballern mir Straßennamen um die Ohren, dass mir schwindelig wird. Da nehmen sie jeden Abend und ziehen ihn bis in den Morgen, während meinereiner nicht hinterher kommt. Und auch, wenn ich z.B. durch Mitte laufe, die Straßen sehe, durch die ich schon als kleines Kind gerannt bin, wird mir komisch, wenn ich sehe, wie diese Stadt sich wandelt. Diese ständige Vibration ihres Gesichtes, dieses immer wieder Niederwalzen und Umkehren, das macht mir Angst. Angst, weil ich manchmal glaube, dass mein Zuhause immer kleiner wird. Dass das Gefühl, das ich mit Plätzen, Straßen, alten Häusern, Bahnhöfen, Bäumen und Schildern verbinde, allmählich einer Stadt weichen muss, die ich nicht kenne. Und ich werde damit zu einer von ihnen, weil von dem Ort, an dem ich lange Zeit lebte, nicht mehr viel übrig ist. Mir fehlen sogar die großen grauen Gehwegplatten mit den breiten Rillen dazwischen, irgendwann sind sie alle weg und das mit dem Nicht-Auf-Die-Linien-Treten wird es so nicht mehr geben. Ob es dieses Gefühl von Das-Ist-Und-Bleibt-So jemals wiederkommt, weiß ich nicht. Alles krempelt sich immer viel zu schnell um, als dass man sich daran gewöhnen und sich sicher fühlen könnte.



Ich habe nie geglaubt, dass es mal so sein könnte. Jetzt weiß ich, dass es mal so war. Das ist wieder einer dieser Zustände, die man immer erst bemerkt, wenn sie vorbei sind.
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