In der SZ ist heute zudem ein angenehmes Ulrich Mühe Portrait von Marcus Jauer. Den Film „Das Leben der anderen“ habe ich noch nicht gesehen. Ich war trotzdem erstaunt zu lesen, dass die Darsteller im Film aus dem Westen kommen. Alle außer Mühe. Ist das unauthentisch? Braucht es das nicht? Oder ist das eigentlich egal?
Beim Lesen des Artikels mit dem Titel „Begegnungen mit einem Phantomschmerz“ fühlte ich mich an mein Generation-Dazwischen-Dasein erinnert. Und fragte mich erneut, was uns ausmacht. Ist das die Suche nach einem Generationscharakter? Nach einer Identität für die, die das geteilte Land nur ein bisschen oder gar nicht mehr mitbekommen haben und in den Nachwehen leben?
Ja, ich kann mich kaum noch erinnern. Nur noch daran, dass die Liegen im Kindergarten steinhart waren und man nur auf dem Rücken liegen durfte. Daran, dass manchmal vor dem Mittagsschlaf ein paar Leute gekommen sind. Die waren nett, denn die haben sich hier und da ein Kind geschnappt und mitgenommen. Als Kind fand man das super, man konnte dem lästigen Mittagsschlaf entgehen und durfte auf einer Modenschau in dem Kuppelgebäude am Alexanderplatz im Scheinwerferlicht laufen.
Und ich weiß noch, wie die Kindergärtnerin anfing zu weinen, als meine Mutter sie bat, doch bitte die Äpfel für mich zu schälen. Ich war ein Mäkelkind, ich mochte keine Apfelschale. Also sollte man mir den Apfel schälen, damit ich den trotzdem esse. Die Kindergärtnerin sah das als Angriff auf ihr System, als Attacke auf ihr Weltbild, zeterte und begann zu weinen. Äpfel schälen.
Ich sei mit blutverschmiertem Gesicht aus dem Behandlungszimmer gekommen, sagt meine Mutter, nachdem man mir die Polypen entfernt hatte. Zur Prävention. Durch die Scheibe konnte man sehen, wie drei Ärzte das sich wehrende Kind festhalten, der vierte setzte die örtliche Betäubung und dann wurde losgelegt. Polypen raus, abgewischt, nächstes Kind. Man solle sich nicht so haben.
....“diese DDR, die immer Helden brauchte, aber nur Menschen hatte“. (Marcus Jauer)