Ich scheine es momentan mit kleinen Prinzen zu haben. Zuerst zitiere ich den von Antoine de Saint-Exupery und heute kommt es noch dicker: Ich vermisse unseren.
Das war der erste große Auftritt seines Lebens: Papst Benedikt und unser Prince Benedict - und ja, ich fand es auch ein wenig angehörig, dass er den Papst angemaunzt hat. Aber er war da wirklich noch sehr jung.
(c)Foto: Francesco Puglisi
Aber zurück zum Thema: Ich bin sicher, der inzwischen gar nicht mehr so kleine Racker vermisst uns auch. Er ist nämlich in der Tierklinik. Deswegen habe ich auch beschlossen, Martin und ihm zu verzeihen, dass sie sich vorgestern mein Tonga-Mobil ausgeliehen haben. Es wurde von der königlichen Kutsche zum prinzlichen Krankenwagen umfunktioniert. Und als mein Mensch gestern morgen hier wieder aufschlug und so müde aussah, konnte ich deswegen nicht mehr länger sauer sein.
Ich soll schön von Anfang an erzählen, meinen Sie? Sie haben wahrscheinlich recht. Also, das war so: Prince Benedict hat sich gerauft - und ja, das gehört bei uns Löwen sozusagen zur "Ausbildung". In der freien Wildbahn kriegen wir nämlich nur dann eine Chance, uns zu vermehren, wenn wir es schaffen, einen anderen Löwenpascha im Kampf zu besiegen und seine Damen dadurch zu überzeugen, dass wir stärker und besser zum Schutz ihres Nachwuchses geeignet sind als er.
Dabei geht es bei uns Löwen ganz schön zu Sache (raten Sie mal, warum wir so dicke Mähnen entwickelt haben! Natürlich sind die schick und gefallen den Mädels, aber der Hauptgrund dafür ist, dass sie als Schutz für unsere Köpfe und Hälse dienen, wenn wir uns mit anderen Löwen zoffen. Sie wirken wie eine Fechtmaske)und es fließt durchaus mal Blut. Und selbst unser männlicher Nachwuchs kämpft nicht mit Samthandschuhen (übrigens einer der Gründe, warum in der Wildnis gut 60 % der Junglöwen ihr erstes Jahr nicht überstehen). Bei Prince Benedict kam jedenfalls raus, dass er sich ganz ordentlich den Kiefer verletzt hat.
Martin hat's natürlich ganz schnell bemerkt - und weil er uns ja gut kennt, war ihm auch klar, dass Princes Verletzung schlimm ist. Zum Glück hatten wir Aufbautag, also keine Vorstellung. Also hat Martin, nachdem wir alle versorgt und unsere Gehege aufgebaut waren, um die Mittagszeit herum mein Tonga-Mobil ausgeliehen, Prince Benedict hineingepackt und ist mit ihm zum Tierarzt gefahren.
Aber, wie Sie ja sicher als treuer Leser meines Blogs schon wissen: Für Lacey Löwen ist nur das Beste gut genug. Und was Tierärzte angeht, so sind wir der Zunft durchaus zugeneigt, aber wissen natürlich, dass nicht so schrecklich viele Erfahrung mit Löwen haben. Darum haben wir natürlich eine löwenerfahrene Leibärztin. Sie weiß ganz viel über uns und hat schon vielen Löwen geholfen. Der einzige Nachteil an ihr - jedenfalls aus unserer Sicht vorgestern - ist nur, dass sie und ihre Klinik in Augsburg sind. Und wir sind momentan in Gütersloh, fast 600 km von Augsburg entfernt. Also musste unser armer Mensch - mit dem Tonga-Mobil im Schlepp seines Autos - quer durch Deuschland fahren und ist dabei auch noch in mehreren Staus gelandet. Wie ich ihn kenne, hat er dabei sogar seine durchaus gute Erziehung vergessen und geflucht wie ein Rohrspatz (wobei es mich übrigens immer amüsiert, dass er vorwiegend auf Deutsch flucht). Es gibt nämlich wenig, was Martin mehr an die Nieren geht als ein krankes Familienmitglied - und ich bin sicher: Er wäre, um Prince Benedict zu helfen, sogar zu Fuß mit ihm nach Augsburg gegangen.
War aber zum Glück doch nicht nötig. Abends sind die Beiden dort in der Klinik angekommen, wurden von unserer Ärztin schon erwartet und der Prinz wurde sofort untersucht und operiert. Leider konnte ihn Martin danach, als er wieder heimgefahren ist, nicht gleich mitnehmen - unser Kleiner muss noch eine Weile zur Überwachung in der Klinik bleiben. Aber wir hoffen sehr, dass er bald wieder bei uns ist. Er fehlt nämlich nicht nur seinen Gehege- und Trainingsgefährten Rusty und Junior, sondern uns allen. Er gehört eben zur Familie - und auch wenn ich manchmal ein bisschen eifersüchtig bin (ja, ich gebe es zu. Ich hätte meinen Martin eben am liebsten ganz für mich), finde ich unsere drei Lausbuben doch nett. Es macht Spaß, ihnen beim Spielen zuzusehen und ihre gute Laune ist oft ansteckend.
Ich hoffe, dass Prince Benedict ganz bald wieder fit und zuhause ist. Und noch mehr hoffe ich, dass er und seine Kumpels sich dann für eine Weile benehmen und nicht gegenseitig massakrieren. Unser Mensch hat genug zu tun - der muss nicht auch noch so einen Stress haben! Schließlich wollen wir, dass er fit und munter bleibt und uns weiterhin perfekt versorgt!