Guten Morgen aus Neapel! Der Himmel ist blau, die Sonne scheint mir aufs Fell, der leichte Wind bringt den Duft nach See und Abenteuer mit sich, mein Frühstück hat hervorragend geschmeckt und meine Mädels und ich fühlen uns löwenwohl. Princess macht sich gerade schön für mich - krallenknabbern und Pfoten putzen. Diamond unterdessen hält ihr Bäuchlein in die Sonne. Und sie hat ein richtig süßes Bäuchlein - sehr weiß, sehr weich, sehr attraktiv. Doch, uns geht's gut in Italien.
Allerdings ... also, wie soll ich es sagen? Als königlicher Löwe gilt für mich natürlich die Regel "noblesse obliges" und daher würde ich nie und nimmer etwas gegen unsere freundlichen italienischen Gastgeber sagen, die mich in jeder Vorstellung lautstark und enthusiasistisch - wie es mir eben zusteht - feiern.
(c)Bittera
Ein kleines Problem habe ich aber doch in Italien: Bistecca. Das ist, wie ich gelernt habe, italienisches Steak. Martin, der italienische Küche sehr mag (unter uns: Wenn die Mädels und ich nicht dafür sorgen würden, dass er auf Trab bleibt, würde man es ihm wahrscheinlich schon ansehen!), behauptet sogar, "Bistecca" sei dasselbe wie "Steak". Er hat mir mehrfach versichert, "Bistecca" sei nur ein anderes Wort dafür. Aber so leicht kriegt man mich nicht! Bistecca ist was anderes, weswegen Martin und ich vor zwei Wochen eine kleine Debatte hatten.
Er kam mit dem Frühstück: "So, Tonga, hier ist dein Steak. Feines, leckeres Bistecca, extra für dich gekauft."
Ich roch daran und sagte: "Grmpft!" Nun beherrscht Martin ja einigermaßen löwisch und daher konnte er das (vollkommen richtig) als "Nö, das mag ich nicht. Das riecht komisch" übersetzen.
Er darauf: "Was soll daran komisch riechen? Es ist frisch, es ist gut, es ist Steak."
Ich: "Grummel!" (="Von wegen und Steak! Es ist Bistecca!")
Er: "Nur weil hier nicht 'Steakfleisch', sondern 'Bistecca' auf dem Etikett steht, musst du dich nicht anstellen!"
Ich: "Ffffff!" (="Ich stelle mich nicht an. Ich mag nur kein Bistecca. Ich will Steak.")
Er: "Tonga, wir sind in Italien. Hier isst man italienisch. Das heißt, dass ich Pizza bekomme und du Bistecca."
Ich: "Grrrrfpft - roar!" ("Ich würde lieber Pizza fressen als das da! Vor allem, wenn die Pizza mit einem Steak dekoriert ist.")
Er (verdreht die Augen): "Tonga, du bist der verwöhnteste aller Löwen! Jeder andere wäre froh, wenn er so feines Steak bekommen würde!"
Ich: "Pfffft! Brrrrr! Grmpft!" ("Ich bin nicht verwöhnt. Ich habe nur die mir zustehende Ansprüche. Und das hier ist kein Steak, sondern Bistecca. Außerdem ist es fett.")
Er: "Wie bitte? Ich habe sorgfältig das ganze Fett weggeschnitten!"
Ich: "Brrrrr!" ("Ich kann's aber immer noch riechen.")
Er: "Tonga! Mach mich nicht wahnsinnig! Woher soll ich in Italien Steak bekommen?"
Ich: "Plllllrrrr!" ("Siehste - jetzt gibst du es selbst zu: Das hier ist kein Steak, sondern Bistecca."
Er: "Du hast nicht vor, das zu essen?"
Ich: "Roar!" ("Richtig. Ich esse kein Bistecca.")
Er: "Weißt du eigentlich, was das Zeug kostet? Tausende von Löwen in Afrika würden sich die Krallen danach lecken!"
Ich (strecke ihm die Zunge heraus).
Er: "Okay. Du hast gewonnen." Schnappt das Bistecca und wirft es den Mädels zu. "Princess, Diamond - freut euch. Euer Herr und Meister mag kein Bistecca, also kriegt ihr es." Guckt mich an und seufzt: "Wehe, du schmollst nächsten Mittwoch, weil ich zwei Tage nicht da war!"
Ich habe nicht geschmollt, sondern - er ist ja, obwohl er sich so schwer damit getan hat, den Unterschied zwischen Steak und Bistecca zu begreifen, trotzdem mein Mensch und mein bester Freund - mir richtig Sorgen um ihn gemacht. Am Sonntag ist er nämlich nach der Vorstellung mit dem Auto nach München gefahren. Mir hat er natürlich erzählt, dass er diesen Wahnsinnstrip nur meinetwegen unternimmt, aber so weit reicht die Freundschaft dann doch nicht, dass ich ihm das geglaubt hätte. Er ist natürlich auch wegen seinem Mädchen und seinem Nachwuchs gefahren - und das ist ja okay so. Die gehören ja auch zur Familie. Außerdem muss er Jana bei Laune halten, damit sie uns, wenn wir im März zurück sind, Rehrücken kocht.
Aber sein Trip nach München hatte auch einen Vorteil für mich: Er hat dort den Kofferraum mit Kühlakkus und guten, deutschen Steaks voll geladen. Nichts mehr mit Bistecca - ab jetzt gibt es wieder richtiges Tonga-Futter! Und damit ist der Beweis erbracht: Menschen sind erziehbar. Es kostet zwar manchmal ein bisschen Mühe, aber wenn sie einigermaßen Talent haben und man geduldig mit ihnen ist, klappt es schon.