Ditka nimmt jetzt wöchentlich Wäsche mit nach Hause. Sie hat zu Hause die passende Maschine für Kissenbezüge. Walter hat noch nicht alle Teile gekauft. Spezialteile müssen dafür angefertigt werden. Das dauert noch.
Ditka passt das gut. Sie möchte schon wöchentlich zu Hause sein. Auch wegen Mile.
In der dritten Woche empfängt Mile - Ditka mit einer wichtigen Nachricht. Caja ist gegangen. Ohne Kind. Für immer. Mile hat die Scheidung beantragt. Auch den Vormund für Lola.
Caja ist auch keine Jugoslawin mehr. Sie hat die Staatsbürgerschaft aufgegeben. Sagen die Beamten. Mile fragt nicht nach, welchen Pass jetzt Caja hat. Er meint, den Pass hat sie sich mit Verrat verdient. Er spekuliert in die Richtung.
"Damit ist der Weg für uns frei", sagt er freudig zu Ditka. "Wir sind auch gleich eine Familie".
"Ich schätze, Lola wird nicht unser einziges Kind bleiben", ergänzt Mile. "Bei uns kommen laufend Meldungen rein über verlassene Kinder."
Ditka ahnt, worauf Mile hinaus will.
"Nehmen wir alle Kinder auf? Das wird schwer. Wir können sie schlecht versorgen, wenn ich draußen diene."
"Die Versorgung übernehmen wir hier. Du musst uns das nötige Geld verdienen. Ich bekomme ja auch etwas Lohn. Sicher auch ein paar Gaben von unseren Bauern."
"Dann nehme ich die Aufgabe an. Für dich. Für mich. Für die Kinder."
Als Ditka wieder bei Heidi, Ivanka und Walter ist, erzählt sie von ihrem Glück. Von Mile und den Kindern. Auch von ihren Nachbarn und den freien Häusern.
Walter erhöht umgehend ihren Lohn. Auch Heidi gibt dazu.
"Du musst jetzt mehr verdienen. Deine Familie wächst", sagt sie lachend.
Keiner ahnt in Österreich das Böse, das sich andeutet. Nur Familienangehörige der Gastarbeiter. Die versuchen, ihre Angehörigen zu evakuieren.
An der Grenze bilden sich lange Staus. Die Grenzkontrollen werden intensiver. Betroffen sind Urlauber, die aus Kroatien und Montenegro kommen. Der Lastverkehr in Richtung Bulgarien staut besonders.
Die Nähmaschine bei Walter ist jetzt komplett. Die Hotelwäsche kann jetzt im Hotel komplett repariert werden. Ditka hat auch einen passenden Ballen Stoff bestellt. Der kam aus der Türkei. Ein und das selbe Muster, das ihre Hotelbetten aufweisen. Als Walter den Preis erfährt, schüttelt er mit dem Kopf.
"Für unsere Hotelwäsche, hätte ich eine Schneiderin, vier Monate einstellen können. Zusammen mit dem Bedarf von Julius, sicher drei Jahre."
Er zeigt das Heidi.
"Naja. Für uns sind das Kosten. Je mehr wir Kosten haben, desto weniger bekommt der Staat."
Heidi hat das System voll begriffen.
"So verstecken Konzerne in ihren Kettenbetrieben die Gewinne. Wir Kleinen sind da Außen vor."
"Wir könnten höchstens einen Servicebetrieb gründen", regt Ditka an.
"Das müssen wir erst durch unser Steuerbüro berechnen lassen", antwortet Heidi.
Sie selbst, findet den Einfall gut.
"Wie geht es Mile?"
"Seine Frau ist durchgebrannt. Seine Tochter lebt jetzt bei ihm und meinen Nachbarn."
"Das hattet ihr uns schon gesagt. Sind es schon mehr Kinder geworden?"
"Wir haben mit der Stadtverwaltung gesprochen. Bei uns finden jetzt die Waisen einen Platz. Vorerst sind es drei. Es werden mehr. Die Waisen sind meist nur zeitweise bei uns. Die Eltern oder Teile von ihnen, holen sie wieder ab, wenn sie können."
"Wir werden bei uns hier Lebensmittel sammeln. Auch die Sachen, die bei uns hier liegen bleiben."
"Oh danke. Das hilft sehr."
Ditka fährt jetzt jeden zweiten Tag nach Haus. Die Granzbeamten Jugoslawiens kennen Ditka mittlerweile. Freundschaften pendeln sich an. Ditka bringt oft etwas Kuchen aus Heidis Hotel mit. Julius möchte das so. Er schreibt oft ein paar Zeilen dazu.
Der Grenzer möchte das nicht mehr. Er bekäme Ärger damit.
"Warum sind die neuerdings so nervös?", fragt Julius.
"Es gibt bewaffnete Überfälle. Gerade auf Beamte und Polizisten. Auch auf das Militär."
"Ich verstehe."