des Mangas, der mir so unglaublich viel bedeutet. Ich habe es sehr lange hinausgezögert, nicht nur, weil ich kein Ende wollte, sondern auch, weil mir bereits klar war, wohin die Reise führt...
(Kyoshiro und Kyo, je in ihren eigenen Körpern)
Es ist absolut wichtig, einigermaßen zu verstehen, wie sehr ich an dieser fiktiven Geschichte hänge.
Natürlich ist es ein typischer Shonen-Manga, mit vielen Actionszenen, einigen Fanservice-Einlagen und männlichem Humor, aber das ist nur ein sehr kleiner Teil des Ganzen. Es geht um tiefe Gefühle, die auch tief ausgestaltet sind: Liebe, Freundschaft, Verrat, Hass, Einsamkeit, Trauer und Schmerz, zumindest was die ersten 30 Bände anbelangt.
Der Zeichner Kamijo Akimine hat es verstanden, alle Gefühle, die die Charaktere empfinden, so darzustellen, dass sie weder kitschig noch abgedroschen wirkten, doch irgendwann hat er angefangen, alles oberflächlich abzuhandeln.
Man muss wissen, dass die Hauptfigur Kyo nicht gerade beliebt für einen Protagonisten war. Sein Charakter ist unverstanden, weil Akimine ihn so erschaffen hat. Von allen Mangafiguren ist Kyo die absolut ehrlichste, die ich je gesehen habe. Er ist wirklich, er ist echt, er bleibt sich selbst treu.
Innerhalb der Serie gab es immer wieder Umfragen nach den beliebtesten Charakteren und Kyo kam niemals über Platz 4 hinaus, es gab sogar einmal eine Veröffentlichung von Meinungen; da hieß es von jenen, die Kyo mögen, dass sie ihn einfach nur cool fänden und mögen, weil er der Stärkste sei. Das ist er auch, aber in seinem Inneren ist er zerrissen, teilweise zerbrechlich, weswegen er nach außen unnahbar und extrem verschlossen ist.
Mir war es bisher fern, dass man sogar eine Mangafigur so dermaßen falsch verstehen kann.
Das ist dergestalt tragisch, jedoch macht ihn das nur noch greifbarer. Allerdings hat der Zeichner dies wohl als Problem betrachtet, die letzten drei Bände bricht Kyo nämlich urplötzlich auf und verhält sich atypisch, fast schon gesellig und was die Masse als "sympathisch" betrachtet.
Die Geschichte handelt von Kyo mit den Dämonenaugen, dem Schlächter von über tausend Männern. In der Schlacht von Sekigahara wird er besiegt und sein Körper versiegelt, doch erwacht seine Seele in Kyoshiro Mibu und übernimmt die Kontrolle.
Ich muss nun viel verraten, sonst kann ich nicht beschreiben, was so schmerzhaft an dem Ende ist. Kyoshiro, der anfangs wie ein schwacher Idiot wirkt, ist in Wirklichkeit Kyos Rivale, der ihn letztendlich besiegt hat, obwohl Kyo als unbesiegbar gilt. Noch vor diesem Ereignis war Kyoshiro Kyos Freund, Seelenverwandter - eigentlich war ihre Seele eins (weswegen Kyo in Kyoshiros Körper erwacht).
Nun kann sich ein jeder vorstellen, was Kyo gegenüber Kyoshiro empfindet, gerade weil er immer schon einsam und verstoßen war, doch er vergibt ihm urplötzlich (obwohl er im Manga so oft erwähnte, dass er nichts und niemanden mehr hasse, als Kyoshiro), lässt ihn am Leben - obwohl er seinen eigenen Körper wieder hat und ihn mich Leichtigkeit besiegen könnte. Er sinnt nicht auf Rache, obwohl dies bisher sein einziger Antrieb war!
Kyoshiro hat Kyo alles genommen und ihre Konfrontation ist sogar vom Schicksal vorherbestimmt: Als "schwarzer Stern" muss Kyo den ehemaligen Roten König töten, während Kyoshiro, der "weiße Stern", diesen zu beschützen hat.
Nun, Kyoshiro tut es nicht.
Am Anfang will er es zwar, aber auch nur, weil Sakuya ("Mondleere Nacht" oder "Nacht des Neumondes", ein wunderschöner Name), eine Miko und Seherin, die er liebt, mit dem Roten König verbunden ist und mit ihm sterben würde. Natürlich wird ganz im Sinne eines Happy Ends Sakuya "gelöst" - kann also weiterleben und mit Kyoshiro glücklich werden (...).
Zu Beginn des Mangas ist sie aber eigentlich viel mehr Kyo zugetan, doch gegen Ende erwähnt sie nicht einmal mehr seinen Namen, nur noch Kyoshiro, was mich ungemein stört.
Im Anime offenbart sie, dass sie beide gleichermaßen liebt, da sie sich die Seele teilen und untrennbar seien, solange sie leben. Sie können nur frei sein, wenn einer der beiden sterben würde.
Genau das ist der Punkt.
Während der Anime (der eigentlich viel schlechter ist, was auch auf die Kürze der Serie zurückzuführen ist), konsequent dieses Weg verfolgt - Kyo und Kyoshiro kämpfen auf Leben und Tod gegeneinander und es überlebt tatsächlich nur einer der beiden; es ist nicht ganz offensichtlich, wer gewonnen hat, aber ich schätze, es ist Kyo; im Anime sind sie sich auch am Schluss ebenbürtig - wird im Manga völlig darauf verzichtet. Ja, es gibt einen Kampf, aber nicht diesen, der nötig wäre.
Nun komme ich zu Yuya, der stereotype weibliche Hauptcharakter in solchen Mangas. Fast halb so alt wie Kyo, naiv bis blöd, herrisch, pseudotemperamentvoll und irgendwann unverbesserlich in Kyo verliebt. Sie stört mich mit ihrer bloßen Existenz, aber beim Publikum ist sie beliebt. Ich weiß nicht einmal, ob der Zeichner es anfangs geplant hatte, dass Kyo am Ende mit ihr liiert sein wird, denn es erschien mir wie ein Bruder-Schwester-Verhältnis, von Kyo aus.
Überhaupt hat er diesen Umfragen so viel Gehör geschenkt, alle beliebten Charaktere, auch solche, die weniger wichtig sind wie Hotaru oder Shinrei, bekamen immens viel Aufmerksamkeit in der Geschichte, während unbeliebte zunehmend verschwanden oder in den Hintergrund rückten, obwohl sie eine tragende Rolle innehatten! Leider hat Akimine auch zu viele Figuren eingeführt, die Geschichte wird dadurch natürlich komplexer (und das ist sie! Genial!), aber er kann sich dadurch weniger den wichtigen CHarakteren widmen.
Deswegen habe ich den Verdacht, dass Kyo sich am Schluss gezwungen öffnet, direkt aufgebrochen wird, damit er beliebter wird. Denn die Geschichte ließ eigentlich nur zwei Möglichkeiten für ihn offen:
Sterben oder ein Leben in Einsamkeit. Stattdessen wird er fast schon offen (allen gegenüber, nicht nur seiner "Geliebten") und lebt mit Yuya in einem Häuschen im Wald, mit viel Sex... (Ja, das ist das Ende...!)
Sie empfindet auch keinerlei Abscheu für Kyoshiro, der ihren Bruder Nozomu getötet hat - auch ein Seher und somit den Feinden ein Dorn im Auge. Obschon sie am Anfang als "Kopfgeldjängerin" den Mörder ihres Bruders sucht und zur Strecke bringen will. Der Verdacht fällt zunächst auf Kyo, was ihre Welt kaum zum Einsturz bringt, was ich nicht verstehe. Denn sie liebt Kyo angeblich...
Eigentlich sind alle am Ende glücklich. Benitora hat nun Mahiro, obwohl er eigentlich in Yuya verliebt ist, Yukimura zieht mit seinen Zehn von dannen, Kyos Mitstreiter, die Shiseiten, betrinken sich (haben keine Ziele mehr...) und Okuni ist heiter...
Okuni...
Ihr erstes Auftreten ließ darauf schließen, dass sie "etwas fürs Auge ist", aber es wurde sehr schnell klar, dass sie neben Kyo den tiefgründigsten Charakter besitzt. Sie liebt Kyo so sehr, ist die einzige die ihn versteht, ist ihm aber dennoch order gerade deshalb immer fern. So zieht sie es vor, von ihm gehasst zu werden und tut auch alles dafür - verrät ihn, doch opfert sie sich nur zu gerne, um ihm seinen Körper zu beschaffen (sie überlebt), als sie einsieht (und würde es wahrscheinlich auch unabhängig von Kyos Gefühlen für sie), dass er sie nicht hassen wird.
Sie sagt einige Male, dass sie ihn loslässt, weil sie weiß, dass er sie niemals lieben kann (und er könnte, würde der Zeichner seine eigene Geschichte verstehen...).
Ich hätte mir gewünscht, dass sie Kyo nur ein einziges Mal hätte nah sein können, auch wenn mir bewusst war, dass dies nicht passiert. Am Ende aber seufzt sie nicht einmal, sie ist einfach nur heiter, faselt (!), dass alle Kyos wahre Absichten nicht verstehen (was ja auch stimmt, aber sie ist so oberflächlich dabei... was nicht ihre Schuld ist) - und das war es. Sie verschwindet in den letzten Bänden ohnehin fast gänzlich, wahrscheinlich weil sie unbeliebt ist.
Kyos und Okunis Verhältnis wird auch nie aufgeklärt, sie kennt ihn aus der Vergangenheit, aber wie und warum, bleibt unklar. Zu Beginn deutet sie an, dass sie zumindest mehrmals mit ihm geschlafen hätte und Kyo spricht davon, dass sie "das zweite Weib sei, dass er verschont hätte" (das erste ist Sakuya, weil er Kyoshiro versprochen hat, diese zu beschützen). Die früheren Bände vermitteln zudem das Gefühl, Kyo liebe Sakuya (weswegen Kyo Yuya wohl mag, denn sie erinnere an Sakuya... was ich nicht bestätigen kann), was später nicht mehr aufgegriffen wird. Es kommen zwar genügend Szenen in der Vergangenheit mit Sakuya in den späteren Bänden vor, aber dort ist nicht einmal etwas Unterschwelliges zu sehen. Kyo ist nicht weiter an ihr interessiert und Sakuya hat eigentlich nur Augen für Kyoshiro.
Mehr zu Kyos und Okunis Beziehung:
"Schwarzweiße Liebe" Ich muss hierbei auch diese wundervolle Sache erwähnen, die zeigt, was für ein Potential diese Geschichte hat. Mahiro ist ebenfalls eine Gestalt aus Kyos Vergangenheit. Als verstoßenes Kind nimmt Muramasa (ja, es gibt sehr viele historische Figuren, die abgewandelt wurden) Kyo unter seine Fittiche. Muramasa ist Mayumis, Mahiros Schwester, Geliebter und wird getötet. Mahiro denkt seit über vier Jahren, dass es Kyo war, der ihre Schwester umgebracht hat. In Wahrheit war es aber Chinmei (einer der späteren Gegner, ein hassenswerter Typ!) gewesen, der hinter Muramasas bzw. Kyos Schwert "Tenro" ("Himmelswolf") her war.
Mahiro wird zum weiblichen Ninja, um Mayumis Tod zu rächen, indem sie Kyo umbringt, dieser aber streitet die Vorwürfe auch nicht ab, weshalb sie solange glaubt, Kyo sei schuldig, bis ihr Chinmei selbst die Wahrheit eröffent. Als Mahiro Kyo fragt, warum er es ihr nicht offenbart habe, antwortet Kyo, dass er Mayumi nicht beschützen konnte und es deshalb ganz so wäre, als hätte er sie selbst getötet.
Bei solchen Szenen bzw. Entwicklungen frage ich mich ehrlich, warum das Ende dermaßen kitschig und dumm ausgefallen ist.
Überhaupt ist der Zeichner dermaßen oberflächlich geworden... sein neustes Werk "Code:Breaker" ist Mainstream-Mist und "shirogane no karasu" erinnert extrem an "Naruto", wobei die Geschichte ganz interessant klang. Lu Larue, die Protagonistin, sieht dabei auch noch extrem wie Yuya aus, sowieso kopiert er seine eigenen Figuren...
Ich fühle mich betrogen...
EDIT
Und in den Weiten des Internets finde ich keinen, der sich an diesem Ende stört.