Titel: Hinter Täuschung und Verrat
Kapitel: 2
Fandom: Assassin's Creed
Autor:
karasu_yamiAnmerkungen: Diese Fanfiction gehört zu einer Fancomicreihe und erscheint parallel dazu. Ein modernes AU vereint Charaktere aus dem gesamten Assassin's Creed Universum.
Warnungen: Drama
Zuvor:
Teil 1 Syrien, 10:32 Uhr
ein Tag zuvor
Das Gebirge lag noch etwa einen Tagesmarsch vor ihnen als sich die Wege trennten. Ahmad war sich sicher in einem der Dörfer, die sie am Vortag passiert hatten, einen sich verdächtig verhaltenden Mann bemerkt zu haben. Al Mualim und Umar kannten seine Vergangenheit nur allzu gut und wussten, dass man eine solche Warnung nicht in den Wind schreiben sollte. Ahmad hatte seit seiner Kindheit viel Zeit in den umliegenden Dörfern verbracht und wusste bestens, wer welche Wege ging und wann sich jemand seltsam verhielt.
Im nächstliegenden Dorf hatten sie ihre Pferde auf dem Hinweg untergebracht. Der Plan war Al Mualim und Umar voran reiten zu lassen. Ahmad würde sicher gehen, dass ihnen niemand folgte. Im Gebirge dann sollte Al Mualim den kürzesten Weg zum Dorf einschlagen und Umar warten um mit Ahmad zusammen zum Dorf zurückzukehren. Gegen Mittag machten sich die beiden Reiter auf den Weg, während der zurückgebliebene Assassinen einige Zeit lang alle beobachten würde, die das Dorf Richtung Gebirge verließen.
Nach etwas mehr als drei Stunden erreichten sie die ersten Ausläufer der Berge. In einem Taleinschnitt teilte sich der Weg in mehrere Richtungen auf.
Al Mualim ritt abseits der Wege nach Nordwesten. Kannte man das unwegsame Gelände, konnte man auf diese Weise nach etwa einer Stunde einen schmalen Pfad finden, der sich an Felswänden entlang schlängelte und noch vor Einbruch der Nacht zu einem sicheren Unterschlupf für die Nacht führen würde. Umar hingegen schlug einen Weg nach Südwesten ein. Dieser führte steiler ins Gebirge hinauf als alle anderen, sodass der Assassine einen Überblick über den größten Teil des Wegs des Mentors hatte.
Dort oben war eine Hütte errichtet worden, die Wanderern Rast bot. Dort würde er auf seinen Bruder warten, der gegen Abend zu ihm stoßen würde, sofern es keine Probleme gegeben hatte. Und so wartete er als die Stunden verstrichen und die Sonne ihren Höchststand überschritt, gedanklich schon dabei den weiteren Weg zu planen. Immer wieder kletterte er an den Felsen hinter der Hütte einige Meter weiter nach oben und hielt Ausschau. Am Nachmittag tauchte in der Ebene eine Spur aufgewirbelten Sandes auf und er hoffte, dass dies gute Neuigkeiten bedeutete.
Gerade als er den Abstieg beginnen wollte hörte er jedoch näher kommende Schritte und presste sich flach auf einen nahen Felsvorsprung. Kurz darauf kam eine Gruppe von fünf Männern den Weg hinab. Als sie näher kamen erkannte Umar, dass es sich keineswegs um Zivilisten handelte. Diese Männer waren bewaffnet und trugen ungewöhnliche Rangabzeichen. Sollte Ahmad doch Recht gehabt haben und Templer in der Nähe sein?
Kurz vor der Hütte bedeutete einer mit einer Handbewegung den anderen sich ruhig zu verhalten und schichte einen anderen voran.. Er musste das Pferd gesehen haben und vermuten, dass sie belauscht werden könnten. Vorsichtig schlich der erste sich an die Tür heran und stieß sie auf. „Keiner da.“ Verwirrt schaute er sich zu den anderen um.
„Womöglich nur ein Wanderer, der von hier aus zu Fuß weiter gegangen ist.“, meinte einer. „Idiot! Hätten wir ihm dann nicht begegnen müssen?“
„Vielleicht ist er ja nur in den Büschen um sich zu erleichtern.“, scherzte ein anderer. „Vielleicht.“, stimmte ihr Anführer zähneknirschend zu. „Vielleicht versteckt er sich aber auch nur hier in der Nähe. Schaut euch um!“, befahl er und die Männer begannen die Umgebung zu durchkämmen. Umar wusste, dass er nun auf keinen Fall entdeckt werden durfte. Jeder Bewegung bewusst schaute er rechts und links seines Körpers entlang. Keine losen Steine, perfekt. Vorsichtig robbte er weiter von der Kante weg, sodass er die Männer nicht mehr sehen konnte. Sie waren aber auch so laut genug, sodass er trotz allem genau wusste, wo sie waren.
Wenn es Patrouillen gab, hieß das, dass es auch ein Camp in der Nähe geben musste. Es brachte also nichts, diese Männer auszumerzen. Bald würden sie vermisst werden und sie wüssten, dass sie auf der richtigen Spur waren. Nach etlichen Minuten gaben die Männer auf. „Es bringt nichts hier weiter zu suchen. Hier ist niemand. Vielleicht treffen wir ihn ja weiter unten.“, schlug einer vor. „Ja, und sollten wir nicht vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein?“
Murrend gab ihr Anführer den Befehl die Suche abzubrechen und weiter zu gehen.
Umar blieb noch lange regungslos auf dem Vorsprung liegen, zu groß war die Gefahr, dass man ihm auflauerte. Wenn er doch nur eine Möglichkeit hätte Ahmad zu warnen. Die Sandwirbel waren unterdessen bedeutend näher gekommen. Und so hielt Umar weiter Ausschau; nach Al Mualim und nach weiteren Patrouillen. Er war erleichtert als die Männer, denen er begegnet war, einen Weg einschlugen, von dem aus sie Al Mualim nicht hätten entdecken können.
Langsam kletterte er wieder hinunter zur Hütte.
Die Sonne war gerade dabei hinter den ersten Bergen zu verschwinden als die vom Sand gedämpften Hufschläge eines einzelnen Pferdes zu hören waren.
Umar erkannte sofort die Stimme des anderen Assassinen, als dieser dem erschöpften Tier gut zuredete. Er musste genauso hart geritten sein wie Al Mualim und er zuvor. Wenigstens das Pferd würde froh sein, dass sie es vorerst hier zurücklassen müssten.
Ahmad stieg ab und begrüßte seinen Bruder.
„Es ist euch niemand gefolgt. Trotzdem kommt mir etwas seltsam vor.“, meinte er.
„Und das zurecht, aber setz dich erst einmal. Ruhe dich einen Moment aus.“, Umar zeigt auf einen Tisch und den Proviant, den er darauf ausgebreitet hatte. „Wir werden die Kraft brauchen. Vorhin kam eine Patrouille vorbei. Sie müssen gewusst haben, dass ich sie höre, aber sie mussten die Suche aufgeben. Es gibt anscheinend ein Camp Richtung Norden, soweit ich sie beobachten konnte.“, berichtete er.
„Al Mualim?“, fragte Ahmad zwischen einem Schluck Wasser und einem Bissen Brot.
„Wurde nicht entdeckt. Wir müssen Glück gehabt haben. Es sind wahrscheinlich nicht viele, oder sie suchen verstärkt in anderen Richtungen. Aber außer der einen Gruppe habe ich niemanden gesehen.“
„Gut. Somit haben wir wenigstens eine gute Chance. Trotzdem sollten wir herausfinden, wo sie ihr Lager aufgeschlagen haben.“, erwiderte er.
„Wir müssen unsere Pferde zurücklassen und uns vorsichtig abseits der Wege vorarbeiten. Wir sollten lieber zum Dorf zurückkehren, Vorbereitungen treffen und mit Verstärkung zurück kommen.“, erklärte Umar.
„Bis dahin ist es vielleicht zu spät. Ich sage ja nicht, dass wir sie alleine angreifen sollten. Nur herausfinden, was sie vorhaben. Im schlimmsten Fall schaffen wir Al Mualim damit etwas mehr Zeit.“
„Was das angeht magst du Recht haben. Trotzdem bin ich skeptisch.“
„Ein bisschen Skepsis hat noch niemandem geschadet, Umar.“, meinte Ahmad lächelnd und schlug seinem Bruder auf die Schulter. „Lass uns gehen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
Gemeinsam machten sich die beiden auf den Weg zurück ins Tal. Als sie den selben Pfad einschlugen den die Patrouille zuvor genommen hatte wurden die Schatten bereits beachtlich lang und vor ihnen brach die Nacht herein. Vorsichtig bewegten sich die Assassinen lautlos immer am Wegesrand entlang. Hin und wieder blieben sie stehen und lauschten, versuchten Spuren zu finden oder auszumachen, wie viele Männer an dieser Stelle vorbeigekommen waren, doch die zunehmende Dunkelheit erschwerte ihnen die Arbeit zunehmend. Immer mehr Fußspuren schienen sich zu vermischen.
Sie waren kaum weiter als ein paar Kilometer gegangen, als Umar Stimmen hörte.
„Wir müssen auf der richtigen Spur sein. Dies sind zu viele Stimmen für nur einen Patrouillentrupp. Und sie bewegen sich nicht.“ Ahmad stimmte nickend zu und schlich an Umar vorbei. Komplett lautlos überquerte er den Weg und bewegte sich an die Felswand gepresst auf die nächste Kurve zu. Umar wartete und beobachtete jeden Schritt, bereit sofort einzugreifen sollte jemand den anderen Assassinen bemerken. Dieser lugte nun vorsichtig um die Kurve, studierte die Umgebung einen Augenblick lang, dann winkte er Umar herüber. Ebenso leise schloss er auf und wagte ebenfalls einen Blick.
Nur wenige hundert Meter entfernt musste das Camp hinter der nächsten Kurve liegen. Dort befand sich eine weite Ebene und ein Weg, der hinunter zu einem Bergsee führte. Versorgungstechnisch wäre dort der beste Platz zum Aufschlagen von Zelten. Ein schwacher Lichtschein erhellte den Boden und bestätigte die Vermutung der beiden Assassinen.
„Direkt hinüber zu gehen wäre zu gefährlich.“, Ahmad wies auf den Weg zwischen den beiden Kurven. „Die Ebene ist bereits zu weit und gut vom Mond ausgeleuchtet. Wir könnten zu leicht entdeckt werden.“ Einen Moment dachte Umar über das nach, was der andere gesagt hatte, dann flüsterte er zurück: „Wir wissen jetzt wo sie sich befinden. Es wird nicht nötig sein weiter vorzudringen. Wir bringen uns nur unnötig in Gefahr.“
„Wir wissen zwar wo sie sich befinden, aber nicht im geringsten mit wem und wie vielen wir es zu tun haben. Wir müssen weiter heran um das herauszufinden.“, erwiderte Ahmad.
„Wenn wir entdeckt werden ist es völlig egal mit wem wir es zu tun haben, denn niemand wird es je von uns erfahren können.“
„Wenn du nicht mitkommen willst, dann warte hier. Ich werde mich an der Klippe heran hangeln.“, Ahmad zeigte auf den Abgrund gegenüber der Kurve. „Von da aus sollte ich genug sehen.“ Bevor Umar weiter protestieren konnte war der andere bereits losgegangen. Ihm hinterher zu rufen hätte aber mit Sicherheit Aufsehen erregt. Und so schlich er widerwillig hinter ihm her.
Im Dunkeln konnten sie sich teils nur voran tasten. Zum Glück schien der Mond auf weite Teile der Felswand und erleichterte ihnen so das vorankommen. Unter ihnen stiegen langsam Nebelschwaden vom See in die kälter werdende Nachtluft hinauf. Sie hangelten sich um die Kurve und die Geräusche wurden lauter. Ahmad war der erste, der auf einen Felsvorsprung hinauf kletterte und über die Kante schaute.
„Verdammter ...“, was er sah verschlag ihm die Stimme. Ein paar Dutzend bewaffnete Männer hatten Zelte aufgestellt. Das Größte schien als Zentrale zu dienen, ausgestattet mit Satellitentelefon und Computern, gleich daneben befanden sich ein Generator und eine eigens errichtete Antenne an deren Verankerung noch zwei Männer beschäftigt waren. Andere sicherten die Flutlichter und Baustrahler, die das Camp vollständig ausstrahlten. Ahmad blickte neben sich, wo Umar gerade einen einigermaßen festen Tritt gefasst hatte und sich ebenfalls nach oben zog um einen Blick zu wagen. Doch in ebendiesem Moment stolperte einer der Männer über ein Kabel und brachte einen Baustrahler zum Umfallen. Dieser lag nun quer auf dem Boden und strahlte Umar direkt ins Gesicht. Momentan geblendet verlor er mit einem Schreckenslaut den Halt und rutschte ab.
Geradeso gelang es Ahmad ihn am Arm zu packen und zu halten. „Alles okay, ich hab dich!“ Er versuchte ihn etwas hoch zu ziehen, sodass er den Vorsprung ergreifen konnte.
„Hinter dir, Bruder!“
Im selben Augenblick packte jemand Ahmads Arm. Das Letzte was er sah war Umars vor Schreck verzerrtes Gesicht als er den Abgrund hinunter durch die Nebelschwaden in den sicheren Tod fiel. Dann traf ihn etwas am Kopf und alles um ihn herum wurde schwarz.
„...doch ich hatte Glück. Wenig darunter befand sich ein weiterer Vorsprung und ich konnte Halt finden. Ich kletterte erneut nach oben, doch sie hatten Ahmad erwischt. Ich hätte keine Chance gehabt ihn zu retten, selbst wenn er bei Bewusstsein gewesen wäre.“, endete Umar seinen Bericht.
„Danach bin ich auf schnellstem Wege ins Dorf zurückgekehrt um euch zu warnen.“