Fandom: Tatort Münster
Rating: P12
Genre: Immer noch unklar, Geistergeschichte vielleicht.
Charaktere: Anfangs unklar
Bingoprompt: Stoff
Beta: Ausnahmsweise ohne
Wörter: 872
Disclaimer: Mir gehört wie immer nur die Idee zur Geschichte, mit der sich eh kein Geld verdienen ließe, sofern die eigentlichen Rechteinhaber wie die ARD sich nicht besinnen.
A/N: Damit haben wir nun den dritten Besuch. Der Entscheidung gebührt meiner Meinung nach eine eigene Geschichte.
Es geschah wenige Tage vor Weihnachten. Ob dieses Datum damit zusammenhing, wurde nie geklärt, konnte aber nicht ausgeschlossen werden. In der Zeit der Lichter geschieht so manches Unerklärliche, es passieren große und kleine Wunder, die sich zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr ereignen können.
Silke schlief. Sie lag, eingekuschelt unter einer warmen Decke, auf der Seite und ein Streifen Mondlicht, der durch einen Spalt der Vorhänge fiel, erhellte ihre blonden Haare mit seinem Schein und ließ sie fast leuchten.
Wie um dieses Leuchten zu kopieren, erhellte sich eine Ecke des Raumes und eine Person wurde sichtbar. Sie trat auf das Bett zu und beugte sich nach vorne. „Silke?“ Sie fasste sie an die Schulter und rüttelte sie leicht. „Du musst mir zuhören, ok?“
„Mhhm, was ist denn los?“
„Silke, ich muss dir was sagen.“
Silke sah zu der Gestalt, die sich über sie beugte, hoch und schrak zusammen. „Wie kommst du denn hierher? Was soll das?“
Die Person strich sich verlegen durch die Haare. „Ich kann es ja nicht ändern, ich habe den Auftrag, mit dir zu reden, und das bringt man doch am besten schnell hinter sich, oder?“
Silke setzte sich auf und machte ihrem Besuch Platz, der sich dann folgerichtig auf den Rand des Bettes setzte. Silke rätselte, was das alles zu bedeuten hatte. Wie war ihr Besuch nur in ihre Wohnung gekommen? Und warum rührte sich Wotan, den sie aus dem Flur schnarchen hörte, nicht?
„Du sollst mit mir reden? Worüber denn?“ Silke war aber doch auch wider Willen neugierig geworden.
„Hm, ich verstehe das auch nicht so ganz. Aber ich habe den Auftrag, dir etwas zu sagen, etwas Wichtiges, denke ich.“ Das Leuchten wurde intensiver, je engagierter die Person über ihren Auftrag sprach.
„Sag mal, was trägst du denn da?“ Silke musste schmunzeln. Sie konnte erkennen, dass ihr Gegenüber in eine Art Kombianzug gekleidet war, der eng am Körper anlag, aber doch sehr viel Bewegungsfreiheit ließ. Allerdings war diese Kombination nicht aus einem Stoff wie Baumwolle oder Leinen.
Ihr Besuch sah an sich herunter. „Total blöd, ich weiß, ich trag doch sonst kein Leder. Keine Ahnung, wie es dazu kommt, aber egal, wichtig ist doch die Frage, die ich dir stellen muss.“
„Nadeshda, wer hat dich denn zu mir geschickt?“ Silke versuchte wie immer konsequent und logisch vorzugehen und sich einen Überblick zu verschaffen.
„Das weiß ich nicht.“
„Dann erzähl mal, was los ist“, ermunterte Silke die zierliche Blonde.
„Also, eigentlich liege ich im Bett, nehme ich zumindest an. Ich bin gestern Abend ganz normal zu Bett gegangen und dann eingeschlafen. Als nächste weiß ich nur, dass ich plötzlich dahinten in der Ecke stand“, sie deutete mit dem Daumen über ihre Schulter. „Und ich wusste, ich muss dich was fragen.“
„Bin ich denn eigentlich wach oder träume ich auch?“ fragte Silke irritiert.
„Keine Ahnung, vielleicht träumen wir beide. Aber wer von uns nun von wem träumt, weiß ich auch nicht.“
Die beiden sahen sich an und wie auf ein unhörbares Kommando hin lächelten sie sich plötzlich zu.
„Ist vielleicht auch nicht ganz so wichtig, was meinst du?“ Nadeshda zuckte mit den Schultern. „Wichtiger scheint mir, dass ich dich was fragen soll und nicht du mich. Also scheint es sich hier um dich zu drehen. Und ich bin nur die Botin“, Nadeshda konnte die alles abwägende Polizeibeamtin offensichtlich auch im Traum nicht verleugnen.
„Eher wohl Agentin“, lächelte Silke mit einer viel sagenden Handbewegung in Richtung auf Nadeshdas Kleidung. „Der Emma-Peel-Look wird vielleicht wieder Mode im nächsten Jahr.“
Die beiden Frauen kicherten wie gut gelaunte Schulmädchen.
„Kann sein, aber jetzt hör mal auf, mich ablenken zu wollen“, fuhr Nadeshda fort.
Silke biss sich auf die Unterlippe, hatte ihr Besuch es also doch gemerkt. Sie fühlte sich bei dem Gedanken, dass dies alles hier kein Traum sein könnte, überhaupt nicht wohl. Das klang so dramatisch und ungewöhnlich.
Nadeshda warf sich die Haare mit Schwung über die Schulter. „Ok, wer auch immer mir den Auftrag nun gegeben haben mag, dich zu besuchen, ich soll dich folgendes fragen“, sie räusperte sich, „Wen liebst du“?
„Das ist alles?“ fragte Silke verdutzt.
„Das ist alles“, bestätigte Nadeshda. Sie stand auf und kehrte in die Ecke des Raumes zurück. „Ich hoffe nur, dass ich morgen nicht das hier“ - sie wies auf ihre Kleidung - „neben meinem Bett vorfinde.“ Dann löste sie sich in Luft auf.
Silke schüttelte verwirrt den Kopf. „Verrückt ist das.“ Sie wollte sich schon wieder hinlegen, als Wotan aus dem Flur herein getappst kam und seinen Kopf auf dem Bett ablegte. Silke kraulte ihn automatisch und fragte ihn: „Kannst du mir sagen, was das alles soll, du schlauer Hund?“
Wotan brummte. Silke nahm an, dass das ihrem Kraulen galt und nicht als Antwort auf ihre Frage zu verstehen war. Als ihr klar wurde, was sie gerade gedacht hatte, sagte sie sich: „Ich träume wohl wirklich.“
Sie legte sich wieder hin, nachdem sie ihr Kopfkissen zurecht gerückt hatte. Wotan nahm dies als Signal, auf seine Decke zurück zu kehren. Hoffentlich war das der letzte Besuch vor Weihnachten gewesen, konnte sie noch denken, bevor sie wieder einschlief.
Am nächsten Morgen hing Silke unter der Dusche ihren Gedanken nach. Wen liebst du?... Eine wichtige Frage. Ein Rätsel? Wohl eher nicht, hatte sie die Antwort doch schon gefunden.