Die Jerusalem-Korrespondentin der taz übertrifft sich mal wieder selbst

Mar 02, 2008 21:15

http://www.taz.de/1/politik/nahost/artikel/1/die-palaestinenser-fordern-vergeltung/?src=MT&cHash=04c6ea60cb

Wie schreibt man einen einseitigen Artikel? Ganz einfach, man verschweigt die eine Hälfte und die andere bringt man möglichst groß raus. Auch hilfreich ist es, einige möglichst kurze Zitate zu nehmen und sie in einen Scheinzusammenhang zu stellen.
Am Ende kriegt man ungefähr diesen Artikel.

Der Titel ist schon aussagekräftig: Die Palästinenser sind wohl wieder angegriffen worden (wann hören die Israelis endlich auf?!), und der Untertitel liefert gleich die Erklärung: Die israelische Armee ist einfach so rein und hat 70 MENSCHEN, also wohl Zivilisten, sonst würde man ja von diversen "Kämpfern" sprechen, umgebracht. Das Bild unterstreicht nochmal die Aussage: Ein israelischer Soldat führt einen festgenommenen Pal. mit zugebundenen Augen vor dem Hintergrund der israelischen Panzerfahrzeuge ab.

Der erste Eindruch sei der wichtigste, heißt es, und der sitzt schon mal.

Und wer noch etwas vom Artikel mitnehmen will, kriegt zuerst das Bild eines israelische Hardliners im Premiersessel, der das mordende und brandschatzende Vorgehen der israelischen Armee zynisch als "Anti-Terror-Maßnahmen" bezeichnet (Die Anführungszeichen zeigen hierbei, wie wenig der Autor mit dem Zitierten in der Wortwahl übereinstimmt). Und unmittelbar anschließend nochmal die 70 Toten, die "die Angriffe der Armee forderten" (man beachte die Wortwahl), darunter 18 Frauen und Kinder (Ich will damit nichts gegen die Würde der zivilen Opfer sagen!). Nebenbei werden auch die 2 gefallenen israelischen Soldaten erwähnt, die bisher nirgendwo auftauchten und anscheinend durch friendly fire gefallen sind, denn Hinweise auf palästinensische Kämpfer sucht man vergeblich. Das Ziel ist erreich: Man weint über die armen unschuldigen Pal.er und hasst die brutalen Israelis.

Kein Hinweis auf das vorangegangene Massenbombardement Israels, als die Israelis tlw. in die Bunker zurückkehren mussten, ehe sie diese überhaupt verlassen hatten. Kein Hinweis auf den dabei getöteten Studenten und mehrfachen Vater, kein Hinweis auf die israelischen Verletzten, darunter auch auf den Jungen, der beinahe den Arm verloren hatte (ist ja nicht so schlimm, sind ja nicht tot). Kein Hinweis auf nichts, nur wer lange liest, findet einige wenige, aber eben nur Hinweise. Aber Israel greift ja aus heiterem Himmel die friedliebenden und schwerleidenden Palästinenser an.

Und dann stellt sich heraus, dass Israel damit die Friedensverhandlungen sabotiert. Ja, Israel ist daran schuld, dass die Verhandlungen nicht weiterkommen. Wie man von Frieden sprechen kann, während ein Raketenregen auf einen niedergeht, ist unklar, aber auch egal, denn der ist ja nicht so schlimm.

Die lächerlichen israelischen Schäden werden mit "andauernden Raketenangriffen" und "überwiegend leichten Verletzungen" von 7 Personen abgehandelt. Ashkelon hat jetzt auch "Zeva Adom", denn es wurde lächerliche acht Mal beschossen. Wie man sieht, nicht der Rede wert.

Und am Ende werden dann noch einige Zitate gebracht, die die Eskalationspolitik Israels (wessen sonst?) belegen sollen.

Es stört mich nur eins daran: Dieser Artikel wurde nicht irgendwo in der Jungen Welt veröffentlicht, sondern in der taz! Da hätte ich schon was besseres erwartet als Klischees bedienenden 08/15-Format.

Vorschlag zur Verbesserung: Wie wäre es mit ein bisschen Objektivität?

antiisraelismus, besetzte gebiete, öffentlichkeit, einseitige darstellung, gaza, medien

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