Bil'in ist ein Dorf an der Grenze zwischen Israel und den besetzten Gebieten. Genau genommen und laut der Karte liegt es nicht direkt an der Grenze aber die Entfernungen in diesem Land sind wirklich lächerlich klein und man kann es ruhigen Gewissens als Genzkaff bezeichnen. Dummerweise liegt auf dem kleinen Gebiet zwischen dem Dorf und der Grünen Linie die israelische Siedlung Modi'in Illit und so wurde das kleine Dorf zu einem wirklichen Grenzort als die Route des Sicherheitszauns geplant wurde. Der Zaun wurde auch hier so kurzsichtig und ohne Rücksicht auf die lokale Bevölkerung geplant, dass er das Alltagsleben für diese unmöglich macht. Deswegen haben die Bewohner auch von Anfang an beschlossen zu protestieren. Und dieser Protest machte das Dorf über Nacht berühmt, nicht weil es anderswo keinen Protest gab, sondern weil er hier unter der Prämisse der Gewaltlosigkeit stand. Sprich, die Demonstrationen sind vergleichbar mit den europäischen und statt Schusswechsel gibt es nachmittags Steine von verbitterten Jugendlichen, eben wie in Europa. Das ist Gewaltfreiheit auf nahöstlich und man sollte die Leute von Bil'in für diese Entscheidung und für die Konsequenz, mit der sie sich bereits jahrelang daran halten, bewundern und/oder zumindest respektieren. Wohl auch wegen dieser Gewaltlosigkeit wurden die Dorfbewohner von Anfang an von linken Aktivisten und Besatzungsgegnern (Schalom Achschav, Gusch Schalom etc.) unterstützt und werden es immer noch. Bei diesen wöchentlichen Demonstrationen stehen sie den israelischen Grenzpolizisten (MAGAV) gegenüber, die nicht lange fackeln und lieber gleich hart zuschlagen als auf Deeskalation zu setzen und die Rechte der Demonstranten zu beachten, wie es in Europa sonst üblich wäre. Die Magavnikim sind Schlägertypen, v.a. im Vergleich mit den sonst in der Besatzung eingesetzten Soldaten, mit denen man noch gut reden kann.
Bei der Demonstration am letzten Freitag (17. Juli 2009) haben die Demonstranten nun überlegt, die Szene aus dem Werbespot von Cellcom nachzuahmen und haben einen Fussball zu den Magavnikim rübergeschossen. Die Magavnikim bewiesen wieder mal, dass sie keinen Sinn für Humor haben und nicht, wie im Werbespot behauptet, letzendlich auch nur alle Spaß wollen. Als Antwort auf den Fussball gab es für die Demonstranten nämlich Tränengas und Wasserwerfer. Same procedure as every week. Und bloß keinen Spaß. Und schon auf gar keinen Fall menschlich werden!
Quelle (hebr.):
http://www.ynet.co.il/articles/0,7340,L-3749655,00.html