Title: Drum prüfe dich, ehe du beginnst ...
TV-Show: The Mentalist
Language: deutsch
Genre: humor
Rating: G
Anmerkung: Was mir von der ersten Folge an auffiel war die Tatsache, daß immer Cho die Verhöre im CBI-Gebäude führte bis über die Mitte der ersten Staffel (tatsächlich kam der arme Rigsby nur während "Bloodshot" dran, und da war Patrick Jane ja bekanntlich nicht ganz auf der Höhe). Also dachte ich, daß das einen Grund haben müßte. Und beim Suchen nach diesem Grund fiel mir diese kleine Story ein.
Disclaimer: The Mentalist gehört mir nicht, sondern Bruno Heller, CBS und was weiß ich wem noch. Ich hab mir die Charaktere nur ausgeliehen und will mit dieser Fanfiction auch kein Geld verdienen.
Teresa Lisbon beobachtete ihren Berater mit scheelem Blick, während der, nervös wie ein gefangener Tiger im Käfig, die knappen zwei Meter, die der Einwegspiegel maß, immer wieder hin- und herwanderte. Dabei klebten die Augen des attraktiven blonden Mannes geradezu an ihrem Verdächtigen im Fall Isabelle Marks.
Besagte Isabelle Marks nämlich war die einzige Angestellte des Mannes, der im Verhörraum gerade durch Wayne Rigsby befragt wurde. Janes Theorie, daß nämlich dieser Kevin Gooding der Mörder war, konnte nicht wirklich untermauert werden, es sei denn, vom Verdächtigen selbst.
Teresa hatte auf dem Gang gehört, wie Rigsby großspurig erklärt hatte, er werde Gooding schon zum Reden bringen. Kimball Cho, sein Gesprächspartner, war daraufhin mit seiner gewohnt steinernen Miene, aber einer deutlich aus der Balance gekommenen Augenbraue, wieder ins Büro zurückgekehrt.
Eigentlich, so fand Teresa, war es merkwürdig. Cho war der Verhörexperte des Teams. Und spätestens seit Jane zu ihrem Haufen gestoßen war, war er auch der einzige gewesen, der den Verhörraum betrat, während Rigsby mehr mit der Feldarbeit beschäftigt war.
Am Rande hatte sie etwas darüber gehört, daß über die Verteilung der Aufgaben gemunkelt wurde innerhalb der anderen Ermittlerteams. Es hieß, Wayne Rigsby sei zu nervös, zu schnell aus der Ruhe zu bringen. Und genau deshalb würde er keine Verhöre mehr führen.
Teresa konnte dem insofern zustimmen, daß Rigsby wirklich eine 1,90 m große Nervensäge, aber auch ein verdammt guter Ermittler, sein konnte. Vor allem, seit Patrick Jane als "Berater" eben dieses Team verstärkte, fiel ihr das auf. Vielleicht, weil sie sich jetzt mit zwei Nervensägen herumschlagen mußte?
Teresa seufzte, stützte den Ellenbogen auf ihr Knie, um mit der Hand ihr Kinn ebenfalls zu stützen. Mit den Augen folgte sie Jane bei seiner ruhelosen Wanderung, während aus den eingeschalteten Lautsprechern die Stimmen der beiden Männer im Verhörraum zu ihnen drangen.
"Wenn Sie so weitermachen, haben wir bald eine Bodenwelle vor dem Beobachtungsfenster", wagte sie einen lauen Scherz.
Jane blieb tatsächlich stehen, für glatte zwei Sekunden, ehe er seine Wanderung ins Nirgendwo wieder aufnahm.
Irgendwie, mußte Teresa zugeben, tat er ihr schon ein bißchen leid. Aber ... sie hatte Patrick Jane im Verhör erlebt, und sie wußte, er würde wieder die Regeln brechen, sobald sie ihn von der Leine ließ. Dann also besser nichts riskieren ...
"Wann haben Sie Ms. Marks das letzte Mal lebend gesehen?" fragte Rigsbys Stimme.
Jane stöhnte gequält auf, rammte die Hände in die Taschen seines Jacketts, und ... marschierte weiter.
Teresa amüsierte sich im stillen köstlich. Irgendwie gefiel es ihr gerade sehr gut, daß Patrick Jane immer nervöser wurde, sich auf der anderen Seite aber nicht so recht traute, ihrem Befehl zuwider zu handeln. Ausgleichende Gerechtigkeit für die letzten Wochen, in denen er regelmäßig ihre Autorität untergraben hatte.
"Das muß am Abend vor dem Mord gewesen sein", antwortete der verdächtige Mr. Gooding.
Wieder blieb Jane stehen, mit der Miene eines Pointers auf der Jagd - sofern ein Hund eine Miene haben konnte.
"Wenn ich nur für fünf Sekunden ... ?" Jane drehte sich nicht um, sondern sandte seinen flehenden Blick via Spiegel an ihre Adresse.
Und Teresa begann freundlich zu lächeln und ... schüttelte den Kopf. "Nein."
Jane fuhr herum. "Ach, kommen Sie, Lisbon. Wenn ich da jetzt nicht reingehe, kommt der Kerl frei! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!"
"Wenn ich Sie da reinlasse, machen Sie das gleiche wie letzte Woche bei Fielding", entgegnete Teresa sofort.
"Würde ich nicht! Ehrlich, sehen Sie denn nicht, daß Gooding schuldig ist?"
"Sehe ich leider nicht, da haben Sie recht. Ich VERMUTE es, ebenso wie Sie. Aber wissen? Nein."
"Das steht ihm doch quasi auf die Stirn geschrieben. Kommen Sie. Ich werde auch versuchen, brav zu sein."
Die Sonne ging auf, als Jane ganz plötzlich und unvermutet sein atemberaubendes Lächeln anknipste. Teresa wich unwillkürlich zurück, so plötzlich kam es.
"Ich sagte nein. Rigsby macht seine Sache bisher ... recht gut", entgegnete sie.
Verdammt, hatte sie gezögert vor dem Lob? Denn wenn, dann ...
"Sie glauben das ja selbst nicht!" triumphierte Jane, noch immer mit voll aufgeblendetem Lächeln. "Dann sollte ich ..."
Mit einem Satz war er bei der kleinen Tür, die direkt in den Verhörraum führte.
"Nein, Jane!"
Der erstarrte, als er ihre Stimme hörte.
"Och, kommen Sie, Lisbon!"
Scheinwerferlächeln war ausgeschaltet, dafür traf sie jetzt der nächste Hundeblick.
Himmel, wieviele einstudierte Gesten kannte Jane eigentlich? Das jetzt war definitiv armer, verlassener und geprügelter Hund. Der Pointer machte wohl gerade Urlaub ...
Teresa blieb eisern, auch wenn es ihr mittlerweile schwer fiel. Aus irgendeinem Grund gelang es Patrick Jane immer, die richtigen Knöpfe bei ihr umzulegen, so daß sie schließlich nachgab. Und, da war sie sich sicher, es würde auch dieses Mal nicht anders ein. Irgendwann würde sie nachgeben. Aber bis dahin ...
In genau diesem Moment öffnete sich die zweite Tür, die auf den Gang hinaufführte, und Kimball Cho steckte seinen Kopf in den Spalt. "Boß, die Auswertung der Spurensicherung ist da."
Teresa, unaufmerksam geworden, nickte dem asiatischen Agent zu und wollte sich erheben - als ein lautes Rumpeln sie zusammenfahren und herumwirbeln ließ. Mit großen Augen starrte sie in den Verhörraum hinein, in dem Patrick Jane gerade das Handgelenk von Mr. Gooding mit seinen Fingern umspannte und sie ihn fragen hörte:
"Warum haben Sie sie umgebracht? Weil sie kein Interesse an einer Affäre mit Ihnen hatte? Wissen Sie, so attraktiv sind Sie nun auch wieder nicht, Mr. Gooding. Oder darf ich Sie Kevin nennen?"
Cho drehte demonstrativ desinteressiert den Kopf. Und dann ... sah Teresa recht? Konnte es tatsächlich sein, daß ein Kimball Cho auch einmal lächeln konnte? Noch dazu ein dermaßen schadenfrohes Lächeln?
"Kann vielleicht jemand diesen Irren wieder einfangen?" beschwerte sich gerade in diesem Moment Person Nummer 3 im Verhörraum. Und irgendwie ... konnte Teresa nicht anders, als Chos Lächeln zu erwidern.
Der Stuhl, auf dem Wayne Rigsby gesessen hatte, lag auf dem Boden. Das war der Krach gewesen, der Teresa hatte wieder aufmerksam werden lassen.
Der große, eigentlich doch recht eindrucksvolle Wayne Rigsby aber ... hockte mit angezogenen Beinen auf dem Tisch und wandte dem Verdächtigen seine Rückansicht zu. Und aus Rigsbys Miene sprach purer Horror.
Und während Patrick Jane auf die ihm eigene, und ausnahmsweise auch einmal gestattete, Art dem Verdächtigen ein Geständnis entlockte (wenn auch eines, bei dem Teresa um Leib und Leben ihres Beraters fürchten mußte), krabbelte Rigsby wenig eindrucksvoll wieder vom Tisch herunter.
Und damit, so beschloß Teresa, war Rigsby nicht einsetzbar als verhörführender Agent, zumindest solange es einen Patrick Jane in seiner Nähe gab ...