Pairing: James x Narzissa
Wordcount: 830
Für:
tears_into_wineA/N:
daswaisenhaus Prompt #_ 1321 von
tears_into_wine James x Narzissa | Und je tiefer ich ins Glas schau', desto höher schlägt mein Herz.
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du verstehst mich (ich verstehe dich)
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Schweigend sitzt er am Tresen und starrt missmutig auf die kleinen Wasserflecken und den abblätternden Lack. Versucht die trüben Gedanken einfach weg zu trinken. Eigentlich hätte er Sirius' Angebot noch eine Runde gemeinsam durch die Bars zu tingeln, annehmen sollen, doch irgendwie war ihm heute nicht danach. Irgendwie wollte er heute Abend einfach allein sein und seinen trüben Gedanken nachhängen, von denen er sich selbst nicht erklären kann, warum sie so plötzlich auf ihn einstürmen.
Flüchtig spürt er, wie jemand hinter ihn tritt, doch er macht sich nicht die Mühe sich um zu drehen. Stattdessen starrt er weiter in sein schon wieder leeres Glas. Seufzend reckt er den Arm nach oben, um den Kellner zu sich zu winken.
"Noch einen Feuerwhiskey."
"Bekomm' ich auch einen?", erklingt eine helle, warme Stimme neben ihm und irgendetwas an dieser Stimme kommt ihm seltsam vertraut vor, sodass er sich schließlich doch umwendet.
Er ist ein bisschen überrascht ausgerechnet Narzissa neben sich auf einem Barhocker sitzen zu sehen, die ihn mit einem fast schon schüchternen Lächeln anblickt und mit aufgerissenen Augen starrt er sie an.
Im ersten Moment will er entschieden ablehnen, hatte er doch vorgehabt einfach einen Abend nur hier zu sitzen, zu trinken und sich in Selbstmitleid zu suhlen.
Doch irgendwas in Narzissa's Blick sagt ihm, dass sie sich heute vielleicht genau so einsam und verloren auf der Welt fühlt, wie er selbst.
Also zuckt er kurz mit den Schultern und bestellt einen weiteren Feuerwhiskey.
Schweigend trinken die Beiden, stürzen den Alkohol förmlich hinunter und bestellen direkt die nächsten Drinks.
"Also, was ist dein Problem?", fragt Narzissa schließlich, legt die schmalen Finger um ihr leeres Glas und sieht ihn aufmerksam an.
'Wie kommst Du darauf, dass ich ein Problem habe?', will er fragen, doch als er ihr ein weiteres Mal in die Augen sieht, kommt ihm der Verdacht, dass Narzissa vielleicht ebenso wie er nur ein kleines Vöglein in einem goldenen Käfig ist.
"Komm mit", sagt er nur, rutscht von seinem Hocker und sucht, ihre vollen Gläser in den Händen, eine ruhige Nische für sie zwei.
"Ich weiss es nicht", antwortet er schließlich doch noch, als er sich, vielleicht nicht ganz so lässig wie sonst, auf einen Stuhl setzt und eine Packung Muggelzigaretten, die Sirius nach der letzten Party bei ihm vergessen haben muss, aus seiner Jackentasche fischt.
Mit einem kurzen Tipp seines Zauberstabs entzündet er die Zigarette und nimmt einen tiefen Zug.
Ohne ihn zu fragen, nimmt Narzissa sich eine Zigarette, steckt sie zwischen die vollen, rosigen Lippen und sieht ihn aufmerksam an.
James zieht neckend eine Augenbraue nach oben, sagt jedoch nichts, und gibt ihr stattdessen Feuer.
"Jetzt spuck's schon aus, James."
Seufzend ergibt er sich.
"Ich weiss es wirklich nicht, Narzissa. Ich habe einfach so ein Gefühl. Obwohl ich die besten Freunde habe, die man sich wünschen kann, ist es, als würde mir irgendwas fehlen. Als würde ich suchen, suchen, suchen, ohne etwas zu finden. Als würde ich laufen, laufen, laufen, ohne irgendwo anzukommen. Als würde mir in meinem Leben irgendwas fehlen. Verstehst Du das?"
Nachdenklich sieht Narzissa ihn an und trinkt einen Schluck von ihrem Feuerwhiskey.
"Irgendwie schon, denke ich. Insgeheim sehnen wir uns doch alle nach Mehr. Danach, irgendwann jemanden zu finden, der uns wirklich versteht. Jemand, der unsere tiefsten Sehnsüchte erkennt, ohne dass wir sie aussprechen müssen."
Ein Lächeln zeichnet sich auf James' Lippen ab, als er sein Glas in einem schnellen Zug austrinkt und dem Kellner winkt, um ihnen beiden noch einmal nachschenken zu lassen.
Und je tiefer er ins Glas schaut, desto höher schlägt sein Herz.
Dieses Gefühl endlich einer verwandten Seele zu begegnen, setzt sich in seinem Inneren fest und macht seine Seele wunderbar leicht.
"Ja, genau so ist es. Genau das meine ich."
Ein breites Lächeln stiehlt sich auf seine Lippen, als er seine Hand auf den Tisch legt und langsam, fast unbewusst, auf sie zuschiebt.
Narzissa hält ein paar Sekunden lang den Atem an, unschlüssig ob sie wirklich tun soll, was ihr Herz ihr in diesem Moment sagt.
Schließlich folgt sie schließlich dem Rat ihres Herzens und legt ihre Hand zögerlich und leicht auf seine.
"Ich habe das Gefühl, Du verstehst mich, wie kein Anderer", sagt sie leise, ein paar Feuerwhiskey später, als James doch noch den Weg neben sie gefunden hat und den Arm vorsichtig um ihre Hüfte gelegt hat.
Seufzend schliesst sie die Augen und lehnt ihren Kopf an seine Schulter.
"Ich habe das Gefühl, Du verstehst mich, wie keine Andere", antwortet er und sieht sie mit einer Mischung aus Hoffnung, Vorfreude und Melancholie an.
Lächelnd legt sie ihre Hand an seine Wange, streichelt ein wenig gedankenverloren über die kurzen, Bartstoppeln an seinem Kinn.
Je tiefer er in ihre Augen schaut, desto höher schlägt sein Herz.
Endlich, endlich treffen sich ihre Lippen dann zu einem tiefen, sehnsüchtigen Kuss.
Und James und Narzissa haben beide irgendwie das Gefühl, dass sie an diesem Abend vielleicht doch genau das gefunden haben, von dem sie nicht einmal wirklich wussten, dass sie es gesucht haben.
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