Titel: fragile hearts and whiskey tears
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Summary: Nena liebt ihren Job als Coach bei "The Voice". Doch in dieser Staffel ist alles anders. Sie ist anders. Und für sie ist nichts mehr so, wie es einmal war. Sie hat das Gefühl, an einem Abgrund zu stehen und einfach nicht mehr weiter zu können. Sie will aufgeben. Doch dann kommt jemand, der bereit ist für sie zu kämpfen und sich vor sich selbst zu retten. Jemand, der ihr zeigt, dass es sich lohnt für die Liebe und das Leben zu kämpfen.
Warnings: physical abuse, sexual abuse, rape
A/N:
Winter Wonderland Prompt von
schmokschmok Schnee fällt mitten in mein Herz.
Wordcount Chapter: 1618
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fragile hearts and whiskey tears
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Chapter One: Schnee fällt mitten in mein Herz.
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"Baby, zick doch jetzt nicht so rum!", flüstert er mit dieser sanften Stimme, die sie so hasst. Langsam rückt er näher an sie heran und streichelt mit seiner Hand über ihr Knie. "Weißt Du, wenn Du Dich nicht immer so anstellen würdest, dann wäre das Ganze hier sehr viel einfacher. Für uns Beide." Sie antwortet nicht, sondern weicht immer weiter in die weichen Sofakissen zurück. Ein Wimmern entweicht ihren Lippen, als er seine Hand an ihre Wange legt und sie versucht ihr Gesicht zurück zu ziehen. Doch er hält sie mit eisernem Griff fest, wie ein Schraubstock, und zwingt sie ihm in die Augen zu sehen. Doch sie kann ihm einfach nicht in die Augen sehen und schlägt die Auge nieder. Sie versucht seine Hände abzuwehren, ihn wegzuschieben, doch gegen seine starken Arme kommt sie nicht an. Und dann spürt sie nur noch Schmerz und alles wird schwarz.
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Schweißgebadet schreckt sie aus dem Schlaf hoch. Ihr dünnes Shirt klebt feucht auf ihrer Haut und ihr Herz rast, als hätte sie gerade einen Marathonlauf hinter sich. Seufzend kriecht sie aus dem Bett und geht zum Fenster. Schweigend starrt sie in die dunkle Nacht hinaus. Lässt ihren Blick über die nebelhaften Schatten ihres Gartens schweifen, während sie darauf wartet, dass ihre Atmung und ihr Herzschlag sich wieder beruhigen. Sie öffnet das Fenster und atmet die klare, kühle Nachtluft ein und hofft, dass sich das Chaos in ihrer Seele etwas legt. Doch sie weiss, dass es mit ihrer Ruhe ohnehin nicht weit her sein wird, sobald er zurück ist. Schaudernd wendet sie sich um, greift sich eine Strickjacke und wickelt sie eng um ihren schmalen Körper. Seufzend schließt sie die Augen. Manchmal fragt sie sich, warum sie ihn eigentlich so abgöttisch liebt. Und warum sie ihm immer wieder verzeiht. Wahrscheinlich, weil er einfach so süß sein kann, wenn er sie mit seinen strahlenden Augen ansieht, ihr sanft über die Wange streichelt und ihr sagt, dass er sie liebt und sie die Einzige für ihn ist.
Weil er früher genau der Märchenprinz war, den sie sich immer gewünscht hat. Und sie seine Prinzessin war.
Doch der ist er schon lange nicht mehr.
Als sie hört, wie die Haustür geöffnet wird, wirbelt sie herum. Und sofort ist die Angst zurück und sitzt ihr wie eine eiskalte Hand im Nacken. Sie weiss, dass sie eigentlich mit ihm reden sollte. Ihm sagen sollte, dass sie sich das nicht mehr gefallen lässt und ihn verlassen wird. Doch als er vor ihr steht, und sie mit diesem sanften Lächeln ansieht, das innerhalb von Sekunden zu einer wutverzerrtem Maske werden kann, ist sie nicht mehr zu einer rationalen Handlung fähig.
"Hallo, mein Engel", sagt er und streichelt sanft über ihre Wange. Stocksteif steht sie vor ihm, unfähig auch nur einen Muskel zu rühren. Als er seine Lippen auf ihre drückt, steigt eine Welle der Übelkeit in ihr auf und sie würde ihn am Liebsten von sich wegschieben. Sie hebt die Hände an seine Brust und versucht ihr Gesicht von ihm abzuwenden, doch er legt einfach die Arme um ihre Taille und zieht sie fester an sich.
"Du warst auch schon mal enthusiastischer, mein Engel", flüstert er und sieht sie kopfschüttelnd an. "Was ist denn los? Freust Du Dich etwa nicht mich zu sehen?"
Sie schüttelt den Kopf. "Wo warst Du die ganze Nacht?", presst sie schließlich hervor und sieht ihn mit aller Verachtung, die in ihr steckt an.
"Na, wo soll ich den gewesen sein? Auf der Arbeit", erwidert er kalt.
Sie schüttelt den Kopf und sieht ihn an. "Da warst Du nicht! Dein Chef hat vorhin angerufen und gesagt, ich soll Dir ausrichten, dass Du am Montag Deine Krankmeldung nicht vergessen sollst. Also, wo warst Du?"
Wütend sieht er sie an und ergreift ihr Handgelenk. "Na, schön, dann war ich eben nicht auf der Arbeit. Du bist doch ein cleveres Mädchen. Du kannst Dir doch sicherlich denken, wo ich war, oder?", fragt er mit einem anzüglichen Grinsen.
Wütend sieht sie ihn an. "Und wie alt war sie diesmal? Achtzehn? Neunzehn? Zwanzig?"
"Halt Deine Klappe!", fährt er sie an. "Es geht Dich nichts an, mit wem ich schlafe! Das ist meine Sache! Du hast einfach nur das zu tun, was ich sage! Verstanden?"
Noch immer hält er ihr Handgelenk fest umklammert und sofort verwandelt sich ihre Wut zurück in die blanke Angst.
Sie nickt mechanisch und spürt, wie heiße Tränen hinter ihren großen, braunen Augen aufsteigen.
"Gut." Er streift ihr die Strickjacke von den Schultern und stößt sie auf das Bett. Und ehe sie begriffen hat, was eigentlich vor sich geht, spürt sie nur noch einen brennenden Schmerz in ihrem Gesicht und an ihrem Hals. Wie ferngesteuert hebt sie die Fäuste und versucht ihn abzuwehren, doch sein höhnisches Lachen erklingt in ihren Ohren wie Donnergrollen. Und irgendwann gibt sie es auf, sich zu wehren, weil sie einsieht, dass ihn das nur noch mehr anmacht. Unaufhaltsam strömen die Tränen über ihre blassen, schmalen Wangen. Und dann sieht sie aus den Augenwinkeln, wie er sich auszieht und zu ihr auf das Bett kriecht und sie will nur noch sterben.
Und dann ist da nichts mehr. Nur noch Schwärze und diese Leere und sie hat das Gefühl, als wäre sie schon verschwunden.
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Sie erwacht, als die ersten schwachen Sonnenstrahlen durch das Schlafzimmer herein fallen. Langsam richtet sie sich auf und fährt zusammen, als ein brennender Schmerz durch ihre linke Schulter jagt.
Eine Weile sitzt sie einfach so da, wartet darauf, dass ihr Kreislauf sich wieder beruhigt und lauscht. Doch außer ihrem eigenen, pochenden Herzschlag ist nichts zu hören. "Wahrscheinlich treibt er sich mal wieder mit irgend einem Flittchen rum", murmelt sie leise vor sich hin und steigt aus dem Bett. Auf wackligen Beinen wankt sie ins Badezimmer, klammert sich am Waschbecken fest, um nicht zu stürzen.
Ein Blick in den Spiegel verrät ihr, was sie ohnehin schon wusste. Dass die vergangene Nacht unübersehbare Spuren hinterlassen hat. Mit zitternden Fingern dreht sie den Wasserhahn in der Dusche auf, und als das Wasser eine für sie halbwegs angenehme Temperatur hat, streift sie fahrig ihre Strickjacke und ihr dünnes Hemd von ihren Schultern und steigt in die Dusche. Einen Moment lang genießt sie einfach mit geschlossenen Augen, das angenehmen Prasseln des warmen Wassers auf ihrem Körper. Sie versucht die Gedanken an die vergangene Nacht zu verdrängen, doch die Erinnerungen schieben sich wie eine Dampfwalze immer wieder in ihr Bewusstsein und löschen jegliches andere Gefühl erbarmungslos aus. Unaufhaltsam strömen die Tränen über ihre Wangen, vermischen sich mit dem warmen Wasser und rinnen ihren Körper hinab, wie ein Mahnmal. Sie hat das Gefühl, als hätte er sie zerbrochen. Weinend und schluchzend bricht sie zusammen, in die Ecke gekauert, wie ein kleines Kind. So hockt sie nach, als ihre Tränen längst versiegt sind und nur noch trockene Schluchzer aus ihrer Kehle dringen.
Sie hat keine Ahnung, wie lange sie so dagesessen hat, doch mittlerweile ist das Wasser, dass auf ihren schmalen Körper nieder prasselt, eiskalt. Langsam richtet sie sich auf und steigt aus der Dusche. In ein weiches, flauschiges Handtuch gewickelt, schleicht sie auf Zehenspitzen zurück ins Schlafzimmer. Einen kurzen Moment lang, steht sie mitten im Zimmer und lauscht. Doch noch immer ist das einzige Geräusch, das Pochen ihres eigenen Herzens. Sie ist allein. Er ist noch nicht zurück. Noch nicht, und sie weiss nicht, wie viel Zeit ihr noch bleibt. In Windeseile zerrt sie eine Reisetasche aus ihrem Schrank und wirft wahllos irgendwelche Kleidunsgsstücke hinein. Dann schlüpft sie in Stiefel und Mantel und sieht sich noch einmal um, ob sie nichts vergessen hat.
Und dann verlässt sie ihre Wohnung.
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Sie hat keinen Schimmer, wohin sie jetzt gehen soll und so, irrt sie einfach eine Weile in der schlafenden, dunklen Stadt herum. In ihrer überhasteten Flucht hat sie keine Sekunde darüber nachgedacht, wohin sie jetzt eigentlich gehen soll. Ziellos streift sie durch die dunklen Straßen und Gassen, während sie darüber nachdenkt, wie es jetzt weitergehen soll. Eins steht jedenfalls fest, zu ihm zurück gehen, wird sie nicht. Niemals.
Leise fällt der erste Schnee zur Erde, und sie hat das Gefühl, als würde er mitten in ihr Herz fallen und sich wie ein eisiger Handschuh darum legen. Die Angst und die Verzweiflung scheinen ihre Seele und ihr Herz einfrieren zu wollen. Und irgendwie hat sie Angst, dass sie nie wieder auftauen kann. Dass sie nie wieder etwas anderes fühlen kann, als Angst und Trauer und Schmerz.
Verwirrt sieht sie sich um, irgendwie scheint ihr die Gegend seltsam bekannt vor zu kommen. Und dann sieht sie das Haus!
Sie hat keine Ahnung, warum sie ausgerechnet hierhin gegangen ist, was sie ausgerechnet zu seiner Wohnung geführt hat. Zu Alecs Wohnung. Langsam geht sie auf die Wohnungstür zu. Sie zögert, unschlüssig, ob sie klingeln soll, oder nicht. Gerade, als sie sich wieder von der Tür abwenden will, wird sie geöffnet.
"Nena?", Alec steht vor ihr, einen kleinen Müllsack in der Hand und sieht sie ratlos an. "Was machst Du denn hier?"
"Alec, ich -", beginnt sie mit zitternder Stimme, doch weiter kommt sie nicht. Die Tränen, die hinter ihren braunen Augen aufsteigen, brechen ihre Stimme und sie kann nicht weiter sprechen. Alec mustert sie besorgt, als sie weinend und zittert vor ihm steht. "Nena, was ist denn los?"
Und dann sieht sie ihn zum ersten Mal richtig an und Alec hat das Gefühl, als hätte man ihm mit aller Wucht ins Gesicht geschlagen.
"Oh mein Gott! Nena?!"
Auf wackligen Beinen steht sie vor ihm und sieht ihn hilflos an. Und dann geben ihre Beine unter ihr nach und sie bricht zusammen.
Alec ist sofort zur Stelle und fängt sie auf.
Sie spürt nur noch Alecs starke Arme, um sich. Atmet seinen beruhigenden, vertrauten Duft ein.
Und dann verliert sie das Bewusstsein.
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