what the war has done to us :: my shoulder to cry on

Aug 20, 2014 17:28



Titel: what the war has done to us.
Fandom: Harry Potter
Pairing: Millicent x Harry
Wordcount: ~ 1600
Warnings: dezentes AU (ganz dezentes), maybe a bit OoC (auch sehr dezent *hust*)
A/N: daswaisenhaus Prompt [+_1196] von my_glitterfee Nach dem Krieg ist sie nicht nur pleite, sondern dank ihres Namens auch ziemlich in Verruf, und tut, was sie eben tun muss, um den Kopf über Wasser zu halten. St. Potter bemitleidet sie und zahlt sie viele Male dafür gar nichts mit ihm anzustellen. Reden. Immer nur reden.



>> MY SHOULDER TO CRY ON

what the war has done to us
>Millicent x Harry<

Nach dem Krieg ist sie nicht nur pleite, sondern dank ihres Namens auch ziemlich in Verruf, und tut, was sie eben tun muss, um den Kopf über Wasser zu halten. St. Potter bemitleidet sie und zahlt sie viele Male dafür gar nichts mit ihm anzustellen. Reden. Immer nur reden.

+

Wütend stürmt er aus der Haustür, ohne sich noch einmal umzusehen, ohne noch einen letzten Blick auf seine Verlobte zu werfen.
Ohne einen Plan, ohne ein Ziel, eilt er mit schnellen Schritten die spärlich beleuchtete Strasse entlang, den Blick stur auf den Boden gerichtet, die Hände tief in den Taschen vergraben.
Knirschend presst er die Kiefer zusammen, um sich selbst daran zu hindern, laut loszubrüllen.
'Wie hat sie ihm das nur antun können? Wie hat sie ihn so hintergehen können?' Die Frau, die er über alles geliebt hat.

Ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, betritt er den nächstbesten Pub, an dem er vorbei kommt. Normalerweise, würde das schummerige Zwielicht,
das im Pub vorherrscht, sofort sein Misstrauen wecken und er würde einen großen Bogen um die Kneipe machen. Doch heute Nacht, ist nichts normal.
Und im Moment hat er keine Ahnung, ob es jemals wieder normal werden wird.
Seine Beziehung, von der noch bis vor Kurzem gedacht hat, dass sie glücklich und vertraut ist, liegt in Trümmern vor ihm auf dem Fußboden, wartet nur darauf, dass sich jemand erbarmt und die
Millionen Scherben auffegt und auf den Müll wirft. Seine Verlobte hat ihn hintergangen, hat ihn betrogen und nicht einmal versucht,
diese Tatsache vor ihm zu verbergen. In seinem Schlafzimmer ist er über ihn gestolpert, wie er hektisch seine verstreuten Klamotten auf dem Fußboden zusammen
gesucht hat.
Ginny hat nur dagestanden, geweint, gebettelt und gefleht. Hat versucht ihm alles zu erklären, ihm gesagt, dass sie trotz allem nur ihn, Harry, liebt und ihn angefleht sie nicht zu verlassen.
Doch er hat ihr nicht zugehört.
Zu groß ist der stechende Schmerz, der sich erst wie ein Messer in sein Herz gebohrt, und dann als kalte, blanke Wut immer weiter in seinem Inneren ausgebreitet hat.

Als hätte man ihm mit voller Wucht eine Bratpfanne über den Kopf gezogen, hat er im Türrahmen gestanden und mit seinem Blick den halbnackten Mann verfolgt, der sich wortlos,
mit einem verlegenen Lächeln im Gesicht, an ihm vorbei geschoben und zur Haustür hinaus gestohlen hat.
Und dann hat er sich einfach wortlos umgedreht und ist gegangen.
Ohne Ginny noch eines letzten, verletzen, verachtenden Blickes zu würdigen.
Er hat es einfach nicht mehr ausgehalten, mit ihr in einem Raum zu sein, ihr schuldiges Gesicht zu sehen und ihre Entschuldigungen zu hören.

+

In barschem Ton bestellt er einen Feuerwhiskey und setzt sich in eine dunkle, verborgene Nische, ganz hinten im Pub.
Ohne ein Dankeschön zu murmeln schiebt er der Kellnerin, die mit einem freundlichen Lächeln seinen Drink auf den Tisch stellt, einen Geldschein zu und bestellt sofort noch einen weiteren Feuerwhiskey.
Schweigend sitzt er an seinem Tisch, starrt in die Tiefen seines Glases und trinkt, trinkt, trinkt.
Geniesst das Gefühl der Betäubung, das ihm der starke Alkohol verschafft und entspannt sich förmlich, bei dem Brennen in seinem Inneren, das der Schnaps hinterlässt, als würden lodernde Flammen an seinen Eingeweiden lecken.
Immer wieder winkt er der Kellnerin, bestellt einen Drink nach dem Anderen, denn heute ist es ihm egal, heute will er einfach nur trinken und betäuben und vergessen.
Doch er kann nicht vergessen. Niemals.

+

Laut vor sich hin lallend, torkelt er die Gasse entlang, kann sich kaum auf seinen Beinen halten, da sein Gleichgewichtssinn in den vergangen Stunden vor ihm davon gelaufen zu sein scheint. Doch zu seinem Glück ist zu dieser späten, oder vielleicht auch schon frühen Stunde, noch kaum jemand unterwegs, sodass er wenigstens nicht Gefahr läuft irgendwelche, unschuldigen Menschen über den Haufen zu rennen.
Und so besteht auch nicht die Gefahr, dass irgendjemand auf die Idee kommen könnte, die Aurorenzentrale zu informieren und ihn wegen Belästigung, Randalierens, oder noch schlimmer, wegen des Verdachts er könnte vergiftet, oder verhext worden sein, verhaften.

+

Als er einen schmerzhaften Stoß in seine Rippen verspürt, reisst er erschrocken die Augen auf und streckt instinktiv die Arme aus. Doch da ist es schon zu spät. Dank seines alkoholumnebelten Geistes und seines noch immer nicht zurück gekehrten Gleichgewichtssinns, schafft er es nicht mehr den Sturz rechtzeitig abzufangen und landet mit der Nase voran im Dreck des Strassenrandes.

"Verfluchte Scheisse!", stößt er mit zusammen gebissenen Zähnen hervor und rappelt sich mühsam hoch auf die Knie.
Keuchend und schwankend steht er auf und macht ein paar unsichere Schritte den Fußweg entlang.

"Na, mein Hübscher?", dringt plötzlich eine rauchige Frauenstimme säuselnd an sein Ohr.
Seufzend macht er eine unwillige, abwehrende Handbewegung und geht weiter, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen.
Doch die Frau gibt nicht auf und will sich nicht so schnell abwimmeln lassen.
Mit einem Stirnrunzeln vernimmt Harry das Klackern ihrer hohen Absätze auf dem Asphalt und wirft einen verwirrten Blick über die Schulter, gerade in dem Moment, als die Frau ihn erreicht und sich an seinen Arm klammert.
"Hey, Hübscher, sei mal nich' so unfreundlich! Komm schon, es kostet auch nur vier Galleonen. Wenn Du's nur mit dem Mund willst, sind's nur drei Galleonen. Komm schon. Mach' Dir 'nen Sonderpreis."
Sie klimpert mit ihren Augen und verzieht die zerbissenen Lippen zu einem unschuldigen Lächeln.

+

Einen Moment lang hängt sein Blick wie gebannt auf ihrem groben, hässlichen, überschminkten Gesicht, dass sie erscheinen lässt, als wäre sie kopfüber in einen Eimer voller Farbe gefallen. Dann wendet er sich schließlich angewidert von ihr ab.
"Lass mich in Ruhe! Ich brauche keine Nutte!", zischt er, schüttelt sie ab und eilt weiter.
"Arschloch!", kreischt sie ihm hinterher. "Gott verdammtes, arrogantes Arschloch, das Du bist Harry Potter! Genau wie früher!"

Er bleibt wie angewurzelt stehen und wendet sich mit irritiertem Blick wieder zu ihr um.
Eine Zeit lang steht er einfach vor ihr und sieht sie stumm an, während er sein Gedächtnis krampfhaft nach dieser Frau durchforstet.
Schließlich, nach einigen Minuten, die sie sich schweigend gegenüber gestanden haben, dringt eine vage Erinnerung in seinen müden Geist.
Draco. Draco Malfoy und seine Bande von Slytherins. Und hintendrein immer dieses dicke, grobschlächtige Mädchen. Millenia, Millie, ... Millicent! Millicent Bulstrode!
Die Erkenntnis des Wiedererkennens flackert leuchtend über sein Gesicht.

+

"Millicent Bulstrode!", ruft er erstaunt aus. "Bist nicht gerade hübscher geworden in den letzten Jahren."
"Harry Potter! Bist nicht gerade attraktiver geworden. Immer noch genauso arrogant wie damals. Und immer noch dieselbe hässliche Narbe im Gesicht. Wenn man's genau nimmt, sahst Du sogar besser aus, damals."
Harry stößt ein kaltes Lachen aus. "Wenigstens muss ich mir nicht bei dieser Eiseskälte hier draussen den Arsch abfrieren und darauf hoffen, dass irgendein verzweifelter Volltrottel, der nichts Besseres abbekommt, hier vorbei latscht um für seine letzten Paar Galleonen meinen Körper zu kaufen."

Mit wutverzerrtem Gesicht holt sie mit der flachen Hand aus, um ihm ins Gesicht zu schlagen, doch Harry fängt ihre Hand mit einer lässigen Bewegung ab. "Du arroganter Mistkerl, Harry Potter!", schreit sie.
"Kreisch nur weiter", meint er spöttisch. "Willst Dir die letzten paar Kunden wohl auch noch vergraulen, was?"
Die Lippen schon zu einer schneidenden Erwiderung geöffnet, sieht sie ihn an und schweigt schließlich.
"Ich habe wohl einen empfindlichen Nerv getroffen was?", fragt er und sieht sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Millicent schiebt trotzig die Unterlippe vor, senkt den Blick zu Boden und schweigt.

+

"Wie tief bist Du nur gesunken?", meint Harry verächtlich, als sie sich an einem schäbigen, abgenutzten Tisch in Millicents Wohnwagen gegenüber sitzen.
"So tief, wie ich sinken musste, um wenigstens zu überleben."
"Wie wäre es denn mit anständiger, ehrlicher Arbeit gewesen?", fragt er mit einem kalten Lächeln.
"Falls es Dir noch nicht aufgefallen ist, Potter, wir leben nach dem Krieg. Man bekommt nicht einfach mal so einen anständigen, gut bezahlten Job, wenn man Millicent Bulstrode heisst. Wir werden nicht alle wie Heilige verehrt, Potter", erklärt sie und spuckt die letzten Silben förmlich vor ihm auf den Tisch.
"Du bist auch keine Heilige, Millicent", erwidert er, vollführt einen Schlenker mit seinem Zauberstab, sodass zwei Gläser Feuerwhiskey aus dem Nichts auf dem Tischchen erscheinen und schiebt eins direkt unter Millicents kantige Nase.

Sie verdreht die Augen, hebt jedoch ihr Glas und stößt mit ihm an. Und dann schweigen sie wieder. Und trinken. Schweigen und trinken. Trinken und schweigen.

+

"Was ist eigentlich passiert?", neugierig sieht er sie an.
"Was soll passiert sein?"
"Naja, Du warst doch immer einer der Schatten von Malfoy. Wie kommt es, dass er den Krieg trotz seiner Familie reich und nahezu unversehrt überstanden hat, während Du hier", er lässt seinen Blick durch den schäbigen, dreckigen Wohnwagen schweifen. "In diesem Loch haust?"
Sie schnaubt verächtlich. "Der Krieg war eben nicht zu uns allen gut. Malfoys Familie ist reich. Meine nicht. Wir sind klein, unbedeutend, unwichtig. Schon immer gewesen und werden es immer sein."
Er zieht eine Augenbraue hoch und sieht sie an. "Und deswegen - ?"
Sie nickt. "Ja. Und deswegen, tue ich, was ich tun muss, um meinen Kopf über Wasser zu halten. Um zu überleben. Mein Ruf ist doch ohnehin schon ruiniert."
"Aha", sagt Harry nur und denkt insgeheim 'wo sie Recht hat.'

+

Gemeinsam sitzen sie im kalten Wagen, Beide ein Marmeladenglas mit einer wärmenden, blauen Flamme vor sich, um sich wenigstens ein bisschen die Hände zu wärmen. Und reden, reden, reden. Reden, bis die Sonne langsam über den Strassen aufgeht.
Seufzend steht Harry auf. "Ich komme morgen wieder", sagt er und wirft ihr schließlich eine Handvoll Galleonen auf den Tisch.
"Wofür sollen die sein?", fragt sie und sieht ihn an.
Er zuckt mit den Schultern. "Fürs Reden. Fürs Zuhören." 'Gegen die Einsamkeit', will er eigentlich sagen.
Und dann geht er.

+

Doch er kommt wieder. Viele Male. Jeden Abend. Zum Reden. Zum Zuhören. Und jedes Mal bezahlt er viel mehr, als sie eigentlich von ihm verlangen würde, wenn sie sein Geld überhaupt wollen würde.
Nur fürs Reden. Und fürs Zuhören.
Und sie fühlt sich besser. Sie Beide fühlen sich besser.
Und weniger einsam.

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warning: ooc, character: harry potter, project: waisenhaus, warning: au, project: 10 pairings mal anders, character: millicent bulstrode, 2014, fandom: harry potter, pairing: harry p. x millicent b., oneshots, fanfiction: my shoulder to cry on

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