17. 03. 2017 - 05. 2019Prunk Barometer Historismus Louis XVI Putten Relief Gründerzeit 1870 Bois Durci
Prunk Barometer / Thermometer
Historismus Zeit, um 1870
Louis XVI - Stil (Louis seize)
fein verziert - mit Putten Relief
Gründerzeit
H. ca. 54 cm, B. ca. 20 cm, T. ca. 6 cm
Sehr gut erhalten
Rares Material - "Bois Durci"
( französisch für „gehärtetes Holz“) ist ein natürlicher Kunststoff
der Mitte des 19. Jahrhunderts in Frankreich erfunden
vor allem in Frankreich zwischen 1855 und 1927 zur Herstellung dekorativer, luxuriöser Gebrauchsgegenstände
Bilderrahmen, Schreibgarnituren, Albumdeckeln, Plaketten
und anderen luxuriösen Gebrauchsgegenständen verwendet wurde.
Die Zutaten für diese Pressmasse waren:
Rinderblut aus den Schlachthöfen um Paris und Mehl tropischer Hölzer, das bei der Möbelproduktion anfiel.
Das Fertigungsverfahren wurde 1855 von dem Franzosen F. C. Lepage patentiert.
Bois durci soll hauptsächlich aus Sägemehl von Palisander oder Ebenholz, Wasser, Farbe und Blut hergestellt worden sein.
Die einzelnen Bestandteile wurden in heißem Zustand vermengt,
in Formen gepresst und die fertigen Objekte, vornehmlich Zierleisten, geschliffen und poliert.
Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann
Der französische Liedtexter Francois Charles Le Page hatte die Idee, Holzmehl und Ochsenblut miteinander zu mischen
und nach dem Trocknen unter Erhitzung zu Formstücken zu pressen.
Er erzielte auf diese Weise einen harten Werkstoff, auf den Le Page und Talrich 1855 ein Patent erhielten:
„Eine neue Material-Zusammensetzung, die als Ersatz für Holz, Leder, Knochen, Metall
und andere harte oder plastische Stoffe verwendet werden kann.“
Von der Idee zu einer neuen Technik bis zur kommerziellen Auswertung ist ein langer Weg.
Le Page versuchte Bois Durci herzustellen, die industrielle Produktion seiner Erfindung war jedoch unbefriedigend
und er bat den Unternehmer Alfred Latry, der durch seine Fabrikation von Zinkweiß bekannt geworden war, um Hilfe.
1859 kaufte Latry das Patent von Le Page, gründete die Societé du Bois Durci in Grenelle in Paris
zur Herstellung von Waren aus diesem neuen Werkstoff.
Nach anfänglichen Produktionsschwierigkeiten verkaufte er Bois Durci-Waren
über seine Firma A. Latry & Cie., 7 Rue du Grand-Chantier, (Au Marais) Paris.
Latry war fortan führend in der Produktion von Gegenständen aus Bois Durci.
Neben kleineren Haushaltsgegenständen wie Kämmen und Pfeifenstielen,
wurden insbesondere dekorative Kleinobjekte, luxuriöse Schreibtischgarnituren und Porträtplaketten hergestellt.
1862 stellte er Waren seiner Produktion auf der Weltausstellung in London aus.
1898 übernahm die MIOM (Manufacture d'Isolants et Objects Moules) Latrys Firma
und führte die Produktion mit den alten Gussformenfort.
Ab 1907/1908 wurde das Bindemittel Blut nach und nach durch natürliche und künstliche Harze ersetzt.
1920 wurde die Produktion eingestellt, neuere Kunststoffe, insbesondere Bakelit, verdrängten Bois Durci.
Neben Latrys Firma entstand 1883 in Sézanne, östlich von Paris, ein von Ambroise Chevalier
gegründetes Konkurrenzunternehmen, das aus den gleichen Rohstoffen dekorative Luxusgegenstände
im Stile der Belle Époque und des Jugendstils in großer Vielfalt herstellte
- Bilderrahmen, Zierleisten, Medaillons, Broschen, Schatullen, Schreibgeräte und Schreibtischgarnituren.
Nach Chevaliers Tod verkaufte sein Nachfolger die Firma 1920 an André Hunebelle
.1926 wurde das Unternehmen durch ein Feuer zerstört, die Produktion wurde aufgegeben,
da der Werkstoff Bois Durci inzwischen durch modernere Materialien ersetzt war.
Ébonite Bakélite Baromètre Ancien Napoléon III Ange Thermomètre
Guter Zustand, 54 cm, Glas fehlt.