Bukolische Dichtung
die sich auf das Leben der Rinderhirten (oder, im allgemeineren Sinne, auf Hirten aller Art) bezieht
Bukolik, v. griechisches βουκόλος - boukólos - Rinderhirte
Aus den sizilisch-griechischen
Hirtengesängen entstanden, wurde die Bukolik im Hellenismus zur literarischen Gattung.
Einzuordnen ist sie zwischen dem Drama und dem Epos: Vom Epos borgt sie das epische Versmaß, den Hexameter.
Die einzelnen Gedichte sind oft als Dialoge zweier Hirten aufgebaut,
was der bukolischen Dichtung einen dramatischen Charakter verleiht.
Als reizvoll galt die Gattung unter anderem aufgrund der Spannung zwischen ihrem heroischen Versmaß
und ihrer Beschreibung alltäglicher Szenen einfacher, „unheroischer“ Menschen.
Die Bukolik des Renaissancehumanismus findet bereits in Dante einen wichtigen Vorläufer
und in Petrarcas Bucolicum carmen eine erste, noch vielfach unausgereifte Darstellung.
Eine bedeutende Erweiterung des bukolischen Personals erfolgt durch den herausragenden Humanisten Jacopo Sannazaro,
der in seinen 1526 gedruckten Piscatoriae eclogaeerstmals auch Fischer auftreten lässt.
Eine weitere wichtige Weiterentwicklung der bukolischen Dichtung in der Neuzeit
stellt die sogenannte Schäferdichtung bzw. Schäferromantik dar.
Diese behandelt ebenfalls das ruhige, pastorale Leben der Hirten,
wesentlich ist jedoch die Verbindung mit gesellschaftlichen Idealen des Barock.
Wichtige Persönlichkeiten wurden unter der „Schäfermaske“ dargestellt und waren nur von Eingeweihten leicht zu erkennen.
Ein wesentlicher Vertreter dieser Dichtung ist Friedrich von Spee mit seinem lyrischen Hauptwerk
„
Trutznachtigall oder geistlich-poetisch Lustwäldlein“.
Die Bukolik in Deutschland fand zu einem Höhepunkt in den Schäferdichtungen des Pegnesischen Blumenordens,
aus dem Georg Philipp Harsdörffer, Johann Klaj und besonders Sigmund von Birken als Dichter herausragen.
Die Schäferdichtung war eine beliebte Literaturgattung der europäischen Renaissance und des Barock in der Tradition der Bukolik. Sie entwickelte sich ursprünglich aus der Schäferei, einer höfischen Rollendichtung,
die durch die Verschmelzung von lyrisch-musikalischen Elementen, Prosa, Dialogen
und kunstvollen Versen gekennzeichnet war und das Hirtenleben idealisierte.
Ein beliebtes Thema ist der Bericht von einer spröden, abweisenden Geliebten,
der ein Liebender gegenübersteht, der ihr völlig ausgeliefert ist, sich nach ihr verzehrt und leidet.
Gefühle wie unerfüllte Liebe, Lobgesänge auf eine Schäferin, Wehmut in Anbetracht einer schöneren Vergangenheit
oder einer verlorenen Heimat zählen zum typischen Gegenstand der künstlerischen Darstellung.
Die Begriffe arkadische und bukolische Dichtung sowie Schäfer- und Hirtendichtung werden synonym gebraucht.
Die Schäferdichtung entstammt der Tradition der Hirten- oder auch arkadischen Dichtung.