Titel: Elfenbeinblüte (#084 Er
46/100)
Teil: 1/3 (Generell-Claim -
fanfic100_de)
Fandom: Yu-Gi-Oh!
Hauptcharaktere/Pairing: Bakura/Seto Kaiba (Noch nicht ganz, aber es läuft darauf hinaus.)
Word Count: 2.042
Entstehungsdatum: Ende Frühling/Anfang Sommer 2008
Genre: Ich glaube, Psycho-Zeugs, wegen Bakura, aber das ist gar nicht so leicht zu bestimmen hier.
Warnungen: Ein paar Drohungen, blah. Unkorrigiert!
Rating: PG
Kritik: Ja
Inhaltsangabe: "[...] Es gab nervtötende, genauso wie langweilige oder hinterhältige Leute, doch Seto Kaiba hatte selten mit jemandem zu tun, der ihn so sehr irritierte wie Bakura." Bakura tries to fuck with Setos mind, würde man wohl auf Englisch sagen.
Wer noch an sich selber zweifelt
der fragt viel zu viel
wird das Ziel wohl nie erreichen
wird wohl nie stabil
-Letzte Instanz, Gewissen
Es gab Tage, da wünschte Seto Kaiba die ganze, verdammte Kaiba Corporation zum Teufel. An so einem Tag saß er an seinem Schreibtisch und quälte sich durch die Rohfassung eines neunzigseitigen Vertrags. Der Geschäftsmann, mit dem er ihn unterzeichnen sollte, war wichtig und Kaiba hatte schon seit Monaten darauf hingearbeitet, aber er verstand sich auch darauf, die einzelnen Paragraphen so geschickt zweideutig zu formulieren, dass sich ernsthafte Probleme ergeben würden.
Kaiba seufzte und riskierte einen Blick aus einem der Panorama-Fenster hinter ihm. Das Licht der Schreibtischlampe spiegelte sich matt darin; es war schon längst dunkel. Irgendeinen Termin hatte er heute doch noch? Er konnte sich nicht erinnern.
Das Wichtigste war jetzt ohnehin der Vertrag. Kaiba wandte den Blick wieder zum Vertrag vor sich und verfluchte still den Menschen, der für die Formatierung zuständig gewesen war - Schriftgröße neun musste das sein, mindestens. Die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen.
Vielleicht sollte er es für heute gut sein lassen, nach Hause gehen, noch eine Kleinigkeit zu sich nehmen und schlafen. Das Bett lockte und da er das Mittagessen für eine Besprechung hatte ausfallen lassen -- Das war es. Er hatte heute versprochen, dass er mit Mokuba Abendessen würde. Wie hatte er das nur vergessen können? Kaiba massierte sich die Schläfen und griff zu seinem Handy.
Da blinkte ein kleines Lämpchen an der Sicherheitsanlage rot auf. Jemand war in den obersten Bereich vorgedrungen.
Normalerweise gab es eine Alarmanlage, aber die wurde nicht eingeschaltet, bevor das Gebäude nicht leer war. Doch außer ihm war hier keiner mehr. Kaiba war dafür bekannt, der letzte zu sein, der ging; und trotzdem hatte jemand den Bewegungsmelder ausgelöst. Wer außer ihm selbst trieb sich so spät noch da herum? Und wie war derjenige hereingekommen? - Am Eingang standen schließlich Sicherheitsbeamte.
Das beständig blinkende Lämpchen schien äußerlich genauso zu sein wie die vielen anderen Lämpchen am Computer, dem Drucker, dem Diktiergerät und praktisch allem anderen auf Kaibas Schreibtisch, doch trotzdem stach es für Kaiba heraus.
Da stand er auf und holte seine Pistole aus einem verschlossenen Fach in der obersten Schublade. Vorsichtig schlich er zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit - alles ruhig. Der Lift mit der Treppe daneben befand sich am anderen Ende des Flurs gegenüber von Kaibas Büro, dazwischen gab es ein Konferenzzimmer, ein Besprechungszimmer und die Büros von zwei leitenden Führungskräften. Es gab nicht so viele Möglichkeiten, wo sich ein Eindringling aufhalten könnte. Kaiba verengte die Augen.
Nach seinem Büro empfand er den Flur als kälter als er eigentlich war. Das Metall der Schusswaffe lag schwer in seinen Händen. Alles, was er hören konnte, war das leise Surren der Lampe, das einem nie so laut vorkam, wie wenn man sich des Nachts alleine in einem Gebäude befand. Seto Kaiba schnaubte über seine eigene Menschlichkeit.
Die Trennwand zum Konferenzzimmer war in der oberen Hälfte der Wand mit Glas besetzt; er konnte mit einem Blick sehen, dass sich hier niemand aufhielt.
Der nächste Raum war ein luxuriös eingerichtetes Büro. Hinter einem breiten Mahagoni-Schreibtisch stand ein Ledersessel und dahinter eine weite Aussicht über Domino City. Auf dem Schreibtisch stand neben einem Papierstapel eine kleine Montur mit metallenen Entspannungskugeln. Doch niemand befand sich im Zimmer.
Kaiba wollte eigentlich schon gehen und zum nächsten Büro weiter gehen, da sah er, dass die Tür zum Nebenraum nur angelehnt war.
Seltsam, dachte er und schrieb es nicht als Nachlässigkeit ab. Lautlos schlich er zur Tür und verfluchte seinen Mantel für das leise Rascheln. Mit der Hand an der Pistole riss er die Tür auf.
Der Raum war größtenteils vollgestellt mit Aktenschränkchen; über zwei kleineren fiel ihm die geöffnete Tür eines Wandschranks auf und in der Mitte des kleinen Raums stand ein einfacher Tisch. An dem Tisch saß grinsend ein Mann, der Kaiba bekannt vorkam. Mit weißen Haaren.
Auch das noch. Der hatte ihm gerade noch gefehlt - einer aus Yugis mental instabiler Bagage. Er versuchte sich an den Namen zu erinnern.
„Bakura“, sagte Kaiba, nahm aber die Pistole nicht herunter. Bakura zog die Augenbrauen hoch, kommentierte das allerdings nicht. Er hatte ein paar wichtig aussehende Dokumente in der Hand.
„Und ich dachte, das zahlt sich aus“, meinte er. „Bei dir gibt’s nichts zu holen.“ Kaiba war insgeheim froh, dass der Mann offenbar nichts mit den Papieren anfangen konnte. Da waren Millionen, teilweise sogar Milliarden im Spiel, doch es handelte sich um Verträge und betraf die Kaiba-Corporation.
„Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass du hier Juwelenberge finden würdest, oder?“ Bakura wiegte die Dokumente nachdenklich in der Hand. Die Pistole fühlte sich seltsam beruhigend in Kaibas Händen an.
„Wohl nicht.“ Endlich ruhten seine Augen auf der Schusswaffe. „Und du kannst das Ding runternehmen.“ Für einen Moment verzog er das Gesicht auf eine Art und Weise, die Kaiba an den wahnsinnigen Ägypter aus dem Battle-City-Finale erinnerte. „Es würde dir sowieso nichts helfen.“
„Nein?“, fragte Kaiba. „Seit wann ist Ryou Bakuras Körper kugelsicher?“
Bakura hob eine Augenbraue.
„Ich dachte, du glaubst nicht an das alles?“
„Das war natürlich nur eine hypothetische Überlegung“, sagte Kaiba und lächelte. „Rein hypothetisch gesehen macht es keinen Unterschied, ob Bakuras Körper dein Wirtskörper ist oder ob du Bakura in Person bist - solange er nicht kugelsicher ist, hast du ein Problem.“ Er schnaubte. „Nicht, dass Ersteres überhaupt möglich wäre.“
„Ach?“ Bakura griff zum Millenniumsring auf seiner Brust, der daraufhin hell zu glühen anfing. „Dann bin ich gespannt, was für eine Erklärung du für das hier findest.“
Kaibas Hand samt Pistole leuchtete. Fassungslos starrte er sie an, versuchte sie zu bewegen, doch es war ihm nicht möglich - nicht einmal abdrücken konnte er.
„Lass die Tricks!“
Bakura lächelte, trat näher an Kaiba heran und tätschelte seine erstarrte Hand.
„Rein hypothetisch“, sagte er und senkte dabei die Stimme zu einem Flüstern, „hast du jetzt wohl verloren. Wieder mal. Gewöhnst du dich schon dran?“
Seto knirschte mit den Zähnen; mit einer schnellen Bewegung fuhr seine freie Hand hoch und er packte Bakura am Kragen.
„Und weiter?“, fragte Bakura, mäßig beeindruckt.
Einige Sekunden lang sahen sie sich nur in die Augen, dann ließen sie sich in einer stillen Übereinkunft beide gleichzeitig los. Der Millenniumsring hörte auf zu glühen.
Kaiba ließ die Pistole sinken. Sie hatte jetzt keinen Nutzen mehr; sie würden sich nur wieder gegenseitig blockieren.
Ohne auf ihn zu achten ging Bakura an ihm vorbei aus dem Zimmer. Kaiba folgte ihm bis in sein Büro und ließ ihn dabei keine Sekunde aus den Augen. Irgendetwas hatte er vor, er spürte es genau.
Ehrlich gesagt hatte er Bakura nie große Beachtung geschenkt, mit größenwahnsinniger Persönlichkeitsspaltung oder ohne. Den Großteil der Zeit war er eben einfach nur… auch da.
In seinem Büro stand Bakura beim Schreibtisch, eine Hand auf einen Stapel Akten gelegt.
„Was willst du?“, fragte Kaiba. Seine Müdigkeit meldete sich wieder und er wollte Bakura nur mehr loswerden.
„Sag mal, Kaiba“, Bakura ging ein paar Schritte nach hinten und ließ sich in Kaibas Schreibtischstuhl fallen, „weißt du wo Mokuba gerade ist?“
Kaiba weitete die Augen. Die Hand mit der Waffe zitterte.
„Nein. Nein.“ Seine Fingerknöchel traten weiß hervor. „Du verdammter-…“
Bakura lachte.
„Ganz ruhig. Habe ich gesagt, dass dem Balg was fehlt?“ Er warf einen Blick in Kaibas Gesicht. „Hey, ich dachte, es sei eine angebrachte Frage. Schließlich wird er doch sowieso dauernd entführt, nichts Außergewöhnliches.“
„Du bist nicht hier, um Smalltalk zu führen“, stellte Kaiba fest und versuchte, die Wut aus seiner Stimme herauszuhalten.
Bakura verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
„Ich habe meine Gründe.“
„Hör zu“, fauchte Kaiba, während er auf den Schreibtisch zuging, „ich werde nicht dulden, dass-“
„Weißt du“, fiel ihm Bakura ins Wort, „manche Dinge, ob du es glaubst du oder nicht, wiederholen sich wirklich. Und das dürfen wir nicht zulassen.“ Er legte die Beine lässig über die Lehne des Stuhls und verschränkte die Finger.
Kaiba stand jetzt vor seinem eigenen Schreibtisch, doch irgendwie hatte ihm das Statement die Luft aus den Segeln geholt.
„Wie meinst du das?“
„Willst du dich erneut von Yugi schlagen lassen?“, fragte Bakura. „Willst du erneut… unterliegen?“
„Natürlich nicht. Aber was hat das damit-“
„Alles.“ Bakura sah ihm direkt in die Augen. Er hatte das Gesicht verzogen, doch Kaiba konnte die Emotion nicht einordnen, die seine Miene dominierte.
Kaiba verschränkte die Arme und wartete auf die Erklärung. Mit größter Wahrscheinlichkeit war sie abstrus, weit hergeholt und beinhaltete den Deus Ex Machina Magie - weil sie anscheinend glaubten, dass Magie immer alles erklärte. Sie machten es sich damit zu einfach, fand Kaiba.
„Die Geschichte wiederholt sich. Das wirst selbst du schon mitbekommen haben.“ Bakura wartete nicht auf eine Antwort. „Wir beide, du und ich, sind beide schon gegen ihn angetreten und wir haben beide verloren.“
Seto Kaiba verdiente sein Geld damit, zu wissen, wann sein Gegenüber wichtige Details verschwieg und das war eine dieser Gelegenheiten. Er wusste nicht einmal ganz, was es war, doch irgendetwas in Bakuras Gesichtsausdruck vermittelte ihm den Eindruck, dass er eine stark gefilterte Version der Geschichte bekam und nicht das, was Bakura für wahr hielt.
„Schön“, sagte Kaiba. „Und bevor du mir mit irgendeinem Ammenmärchen aus dem alten Ägypten kommst, verschwinde. Ich bin nicht interessiert.“
„In keiner Hinsicht?“, fragte Bakura und klang amüsiert.
„Bitte?“ Kaiba hob eine Augenbraue und wartete auf die Pointe.
Bakura lachte.
„Vergiss es.“
Mit einem Sprung war Bakura wieder auf den Beinen und musterte Kaiba spöttisch.
„Du wirst mir noch nachlaufen. Verlass dich drauf!“ Mit diesen Worten und einer kleinen Geste Richtung Kaiba rauschte er aus dem Raum. Kaiba seufzte.
Endlich.
Und er sollte Recht behalten, sehr zu Kaibas Ärger. Denn nach diesem Ereignis beschloss Kaiba, dass Schlafen jetzt sehr verlockend war und fuhr nach Hause. Dass der Vertrag fehlte, fiel ihm erst am nächsten Morgen auf.
Das und nur das war der Grund, warum er am nächsten Morgen vor Ryou Bakuras Wohnungstür stand.
„Kaiba?“, fragte Ryou, als er die Tür öffnete.
„Ich weiß nicht, ob du DID hast oder einfach nur ein Arsch bist“, fuhr Kaiba ihn an, „und es ist mir auch völlig egal. Ich will nur die Seiten wiederhaben. Jetzt.“
Ryou runzelte die Stirn, als er die Tür zur Gänze öffnete um ihn in die Wohnung zu lassen.
Kaiba trat ein. Sobald die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, spürte er, dass sich etwas verändert hatte.
„Ich hab’ nicht gedacht, dass du so früh kommst“, sagte Bakura und der amüsierte Unterton ging Kaiba auf die Nerven. Während er sich umwandte, verdrehte er die Augen.
„Wenn du mir die Papiere aushändigst“, - er vermied es generell, sie „Vertrag“ zu nennen, denn wenn Bakura herausfand, wie wichtig sie waren, sah er sie todsicher nicht wieder - „höre ich mir den Schrott an. Also los, wo sind sie?“
Bakura schnaubte.
„Das von gestern? Das spielt doch keine Rolle.“
„Warum hast du dann überhaupt davon angefangen?“ Kaiba massierte sich die Schläfen. Es gab nervtötende, genauso wie langweilige oder hinterhältige Leute, doch er hatte selten mit jemandem zu tun, der ihn so sehr irritierte. Es fiel ihm schwer, Bakura irgendwo einzuordnen.
„Ich wollte nur deine Reaktion sehen“, behauptete der und begutachtete seine Fingernägel. „Außerdem weiß ich gar nicht, wovon du redest.“
„Bakura.“ Kaiba zog das Wort in die Länge, die Stimme gesenkt. Sein Gegenüber sah auf, grinste und trat einen Schritt näher.
„Eigentlich“, flüsterte er, „verdienst du es gar nicht, dass ich dir etwas sage.“ Er war jetzt so nahe, dass er zu Kaiba aufsehen musste; zu nahe, viel zu nahe. „Wenn es nicht so interessant wäre“, er spürte Bakuras Atem an seinem Kinn, „würde ich es glatt sein lassen.“
Kurz blieben sie so stehen, als hätte die Zeit sie eingefroren, als hätte dieser besondere Moment irgendeine Bewandtnis.
Der Moment ging vorbei.
„Hör auf mit den Spielchen“, verlangte Kaiba schließlich und brachte wieder Abstand zwischen sie. „Sag mir, wo die Papiere sind, die du gestohlen hast.“
Bakura zuckte mit den Schultern.
„Wer weiß.“
„Ich warne dich…!“
“Schon gut, schon gut! Ich unterwerfe mich der rohen Gewalt.“ Wieder dieses Grinsen. „Dich erwartet zuhause ein Aktenkoffer. Da sind sie drin.“
„Wenn du-“
„Ja, ja, ich weiß. Keine Spielchen, nicht wahr?“ Bakura verschränkte die Arme.
Grummelnd ging Kaiba an ihm vorbei und warf die Wohnungstür hinter sich zu.
Entgegen aller seiner Erwartungen stand neben seiner Haustür im Kaiba-Anwesen wirklich ein Aktenkoffer. Seto Kaiba war hocherfreut, als er feststellte, dass sich darin wirklich der vermisste Vertrag befand, doch da war eine Kleinigkeit, die seine Erleichterung schmälerte.
Die Hälfte fehlte.