Die Blüten des Kaktus, Teil 6+7

Aug 19, 2007 02:44

Titel: Die Blüten des Kaktus
Teil: 7/100; YBakura/YMalik-Claim - fanfic100_de
Fandom: Yu-Gi-Oh!
Hauptcharaktere/Pairing: YMalik/YBakura (später), Marik/Ryou
Word Count: 3.536 (insgesamt: 11.019)
Entstehungsdatum: 2006
Genre: Action
Warnungen: Sex!Andeutung gegen Ende, wenn auch völlig inexplizit und kurz.
Rating: PG-12
Kritik: Ja
Inhaltsangabe: Malik und Bakura schließen sich zusammen um den Pharao zu besiegen. Sie haben allerdings ihre Differenzen und neben dem Pharao ist ihr größtes Problem, miteinander auszukommen. [ Prolog - Kapitel 4 hier zu finden] Sicht wechselt wieder pro Kapitel.


Kapitel 5 (#057 Mittagessen)

Nachdem ich meine Körperteile abgezählt und das Ergebnis erhalten hatte, dass noch alles dran war, richtete ich mich schnell auf. Es schien zwar nichts gebrochen, aber ich hatte einen Haufen Kratzer und Schmerzen an den verschiedensten Stellen. Am besten sah ich mir das später genauer an. Obwohl es durchaus einen Blick wert war, des Pharaos Haus jetzt zu sehen - die Wand, an die wir gedrückt worden waren, fehlte. Natürlich wäre es noch eindrucksvoller gewesen, wenn das ganze Haus explodiert wäre, aber man konnte eben nicht alles haben.
Wir mussten von hier weg, bevor die ersten Schaulustigen eintrafen oder gar der Pharao uns erwischte! (Obwohl ich das kaum glaubte. Der ach-so-mächtige Pharao kämpfte sich jetzt wohl genauso aus den Holzstücken wie wir. Von mir aus konnte er ruhig unter den Trümmern bleiben.) Ich zog den noch etwas matten Malik auf die Füße und wir ließen die Straße - die jetzt mit den Holzstückchen und dem Staub einem kleinen Schlachtfeld glich - hinter uns.
Als wir ein paar Ecken zwischen uns und dem... Unfall gebracht und ich verübergehend die Navigation vernachlässigte hatte, blieb ich stehen. Mein Partner torkelte noch ein paar Schritte weiter, stützte schwer die Hände auf die Knie und rang nach Luft.
Wir mussten uns erst wieder neu koordinieren, soviel war mir klar. Irgendetwas war schief gelaufen, das nicht schief laufen hätte dürfen. Die Kampf zwischen dem Pharao und mir hatte uns beiden viel abverlangt, aber wir waren doch ungefähr gleichstark gewesen! (Hätte uns die Energie nicht nach hinten gedrückt, dann hätte ich spielend gewonnen.)
Na ja, auf jeden Fall brauchten wir einen neuen Plan und Ruhe um ihn uns zu überlegen.

„Komm, wir gehen zu mir“, erklärte ich nur kurzangebunden, da wir noch nicht in Sicherheit waren; ich dachte da an die Verkäuferin und den Pharao.
Wieder einmal missbrauchte ich den Millenniumsring um mir die Richtung zu weisen. Manchmal frage ich mich, was wir denn ohne den Ring täten, aber ich hätte den Weg auch so gefunden. Nein, ehrlich, für das letzte Stückchen brauchte ich ihn überhaupt nicht mehr.
Es dauerte länger als am vorigen Abend um zu Ryous Haus zurück zu gelangen, weil wir uns in einem sehr ausgelaugten Zustand befanden. Vielleicht war das auch ganz gut so, denn zuminderst behielt Malik seine Kommentare für sich.
Ich hatte selbst einen Schlüssel zur Wohnung und konnte deshalb kommen und gehen, wann ich wollte (jedenfalls in der Theorie, in der Praxis war da ja auch noch Ryou, der das verhinderte). Es war natürlich niemand zu Hause, da Ryou sich noch in der Schule befand und wir deshalb ungestört über unsere Mission reden konnten.

„Hast du von Anfang an geplant, mich anzuzapfen?!“
„Anzuzapfen?“, wiederholte ich amüsiert, während ich Malik in die Küche lotste.
Ryou hatte hier die verschiedensten, kleinen Dinge, vorwiegend Mitbringsel und sonstige Geschenke seines Vaters, zum Beispiel die winzige, kaum fünf Zentimeter große Bastet, die auf dem Gewürzregal stand. Oder der kleine, antike Krug, den bunte Malereien zierten und an dessen oberen Rand ein Stückchen fehlte; in ihm befand sich das Salz. Ryous gesamte Wohnung war voll von solchem Zeug - auch der Millenniumsring war ursprünglich ein Geschenk seines Vaters, ein Archäologe, gewesen.
„Bist du hungrig?“, fragte ich meinen Partner um ein höflicher Gastgeber zu sein und weil ich gerade Heißhunger auf Ryous Brötchen bekommen hatte. Malik bejahte, so nahm ich den Brötchenteller, die Ryou in der Früh gemacht hatte - unser häufigster Zwischensnack, mit allerlei belegten Brötchen. Sie befanden sich unter einer Plastikabdeckglocke.

Wir setzten uns also zu Tisch zu einem verfrühten Mittagessen, da es jetzt nach meiner Schätzung vermutlich zehn oder elf Uhr war.
„Wir müssen anders vorgehen“, verkündete Malik, als auch er sich eins der Brötchen - es handelte sich um eins mit Salamibelag - nahm. Zugegeben, sehr japanisch war das nicht, aber Ryou war angetan von europäischer Kost seit seine Eltern damals eine Europareise gemacht und allerlei Leckereien und Souvenirs mitgebracht hatten.
„Ich hatte alles im Griff“, behauptete ich, während ich Malik, der mir gegenüber saß, streng ansah.
„Ja, ja. Warum hat’s dann trotzdem nicht funktioniert?“
„Weil… wegen dieser blöden Energieentladung. Ach, du weißt schon.“
„Du willst nur abstreiten, dass wir zwar das Hineinkommen gut geplant hatten, aber wir für den Kampf nicht wirklich vorbereitet waren.“
„Wir sind ja auch gut hineingekommen. Außerdem hast du’s verbockt, was rennst du auch einfach hin?!“ Ich verstummte um Malik das letzte Lachsbrötchen weg zu schnappen und hinein zu beißen.
"Was soll das heißen? Du wolltest das doch, sonst hättest du mir nicht den Dolch gegeben!"
Ich starrte ihn verblüfft an, dann verdrehte ich die Augen.
"Wirklich, ich dachte, du schleichst dich an! Leise! Statt wie ein hirnloser Idiot einfach hinzurennen!" Malik grummelte, aber ich beschloss, es zu ignorieren.
„Was bringt’s uns, dass wir hineinkommen, wenn wir dann an dem blöden Puzzle scheitern?“, fragte er missgelaunt und wir verfielen beide eine Weile in Schweigen.
Zum ersten Mal fiel mir auf, dass seine Kleider - und meine wahrscheinlich auch - voller Staub und Schmutzflecken waren. Unser erster, gescheiterter Versuch hatte eben seine Spuren hinterlassen, doch davon würden wir uns nicht unterkriegen lassen!

Nachdenklich trommelte ich mit den Fingern meiner linken Hand, die ich nicht dazu brauchte, ein Brötchen zu halten, auf den Tisch.
„Du sagst also, wir brauchen für die Ausführung einen genaueren Plan?“
„Ja.“
„Nun gut, was schlägst du vor?“
Er leckte sich die Finger ab, verschränkte dann die Arme auf dem Tisch und fixierte mich mit seinen lavendelfarbenen Augen.
„Wir müssen eine Möglichkeit finden, das Puzzle auszuschalten.“

Als Ryou ein paar Stunden später nach Hause kam, waren die Brötchen verputzt, Malik zu Hause und meine Blessuren bereits von mir begutachtet worden. Ich lag auf meinem Bett und dachte schon die gesamte Zeit darüber nach, wie man das Puzzle unschädlich machen konnte. Denn eigentlich hatte Malik vollkommen Recht; um an den Pharao ranzukommen, musste man erst das Artefakt ausschalten, das ihn beschützte und ihm als Waffe diente - das Millenniumspuzzle.
Natürlich gab es irgendeinen Weg, wir mussten ihn nur finden. Die heutige Aktion hätte ja auch beinahe geklappt - es zeigte, dass das Planen und Ausführen unsere Pläne sehr gut funktionierte. Wir hatten nur den Fehler begangen, den letzten Schritt nicht so zu planen wie den Rest.
Nun gut, den Fehler würden wir bestimmt nicht wiederholen.

Ein zartes Klopfern ertönte an der Tür.
„Komm rein, Ryou.“
„Bakura, stell dir vor, du glaubst nicht, was passiert ist!“ So aufgeregt war Ryou selten; jetzt war ich aber neugierig.
„Was denn?“
„Papa hat angerufen! Er kann leider zu Weihnachten nicht zu uns kommen, dafür sollen wir zu ihm!“
Ich brauchte einige Momente um zu verstehen, was meine gute Seite sagte. Fassungslos starrte ich den über das ganze Gesicht strahlenden Ryou an.
„…Was?“
„Wir feiern Weihnachten in Ägypten!“
Ich hatte Weihnachten schon erlebt, allerdings nur in Ryous Körper. Er feierte es aus demselben Grund, warum es auch europäisches Essen gab - weil es ihm gefiel. Er hatte auch nette Kindeserinnerungen daran, soweit ich wusste (wenn man in einem fremden Körper lebt, lässt man es natürlich nicht nehmen, ein bisschen in den Erinnerungen desjenigen herumzugraben.) deswegen feierte er es selbst jetzt immer noch. (Obwohl ich natürlich nicht wusste, ob die Freunde des Pharaos das nicht auch taten. Mittlerweile müssen solche Feste ja nicht zwangsläufig etwas mit Religion zu tun haben wie in meiner Zeit üblich. Jedenfalls was ich bisher gesehen und von Ryou erfahren hatte, ließ darauf schließen.)

Ryou wollte am Abend ausgiebig und ausgelassen feiern, was ja für ihn recht ungewöhnlich war. Ich wäre auch bereit gewesen, mit ihm zu feiern, aber er wollte nicht, dass ich ihn begleitete - er hatte schon einen Begleiter. Auch wenn ich sicher war, dass ich mitkommen durfte, wenn ich ihn nur fragte - um so eine Bitte auszuschlagen, war er viel zu nett - ließ ich es bleiben. Anscheinend war er zufrieden damit, allein mit Marik wegzugehen und Marik wiederum wirkte so, als hätte ihn Ryous Begeisterung angesteckt, denn auch er war ungewohnt fröhlich, obwohl ich im Türrahmen stand und den beiden beim Weggehen zusah. Seit dem Battle-City-Finale und unserer damaligen Zusammenarbeit war Marik nicht gut auf mich zu sprechen. Sein Problem.
Was auch immer, ich hatte das Haus jetzt für mich.

Vielleicht war es nur die Stille, vielleicht auch die wohltuende Dusche, jedenfalls hatte ich eine Eingebung. Wo fand man besser etwas gegen einen ägyptischen Gegenstand als in Ägypten? Ich rief also sofort Malik an und teilte ihm die Neuigkeiten mit.
Man hatte den hoffnungsvollen Ton in seiner Stimme nicht überhören können; er hatte wohl in der Zwischenzeit nichts gefunden. Er reagierte ebenso wie ich gehofft hatte und kaum eine halbe Stunde später trafen wir uns in Ishizus Museum.
Wir hätten ja zuerst in der Stadtbibliothek gesucht, wenn da nicht unser kleines Problem wäre…

Ishizus Museum bestand aus großen Gängen und Hallen, helle Deckenlampen erleuchteten antike Wandbehänge, Vitrinen, Statuen und Ähnliches.
Auch im Museum gab es Bücher - altägyptische Bücher. Nur bekam man sie eben normal nicht zu Gesicht, da sie in Vitrinen oder sonst für den Besucher verschlossen lagen. Wir hatten allerdings nicht vor, sie nur anzusehen.
„Wir suchen nach dem Titel“, flüsterte Malik mir zu. „Ich gehe links, du rechts. Wenn du was Vielversprechendes gefunden hast, dann sag’s mir und wie gehen nachsehen.“
„Mir wäre es lieber, wenn wir gemeinsam gingen.“
„Aha? Hast du etwa Angst ohne mich, Albino?“
„Das könnte dir so passen, Psycho!“
„Doch, du traust dich nicht, du lebende Leiche…!“
„Halt’s Maul, Staubwedel-Frisur!“ Mittlerweile fauchte ich ihn an. „Ich kann nur die verdammten Titel nicht lesen!“
Da war er auf einmal still. Wenigstens etwas.

Nach einigen ziemlich unangenehmen Momenten, rissen wir uns beide wieder zusammen.
„Also gut“, sagte mein Partner, „dann gehen wir eben zusammen.“
Ich nickte, vermied es aber, ihn anzusehen.
„Sag mal, wie kommt das eigentlich? Ich dachte, du seiest Ägypter? Ja, es ist schon eine Zeitlang her, aber trotzdem...“
„Ja, aber nicht jeder hatte damals das Privileg, lesen und schreiben zu lernen, Malik.“
„Ach so.“ Ja. Ach so. Er wusste das natürlich nicht, war es doch vor seiner Zeit; sehr lange vor seiner Zeit.
Schweigend machten wir uns also auf, ein Buch, eine alte Schrift, irgendetwas, zu finden, das uns weiterhelfen konnte.
Auf, zum neuen Versuch, den Pharao in die Knie zu zwingen!

~Ende Kapitel 5~


Kapitel 6 (#077 Was?)

Die Neuigkeit, dass Bakura kein Altägyptisch lesen konnte, war ein herber Rückschlag, denn so musste ich die gesamte Recherchearbeit allein machen. Bakura war beim Suchen zwar keine große Hilfe, doch er machte die Kamera und Alarmanlagen unschädlich.

Einige der Schriftrollen lagen aufgerollt in ihren Vitrinen, bei anderen antiken Schriftstücken war der Inhalt weniger offensichtlich; bei ihnen musste ich nach dem vielversprechendsten Titel auswählen. Ich hatte mir fünf der Schriftrollen, ein paar lose Papyrusblätter, die ebenfalls mit der Geschichte der Millenniumsgegenständen verwickelt schienen, und ein paar der Schriftstücke auf gut Glück ausgesucht.

Zwei Wachen gingen in regelmäßigen Abständen ihre Kontrollgänge durch das Museum. Eine Schwierigkeit, die mir nicht hätte entfallen dürfen und erhöhte Wachsamkeit unsererseits erforderte. Während ich jeweils an der Ecke stand und Wache hielt, nahm sich Bakura die jetzt schutzlosen Vitrinen vor. Ich hoffte nur, dass mein etwas voreiliger Partner alle Kameras erwischt hatte.
Die Schriften wurden von uns anschließend… ausgeborgt. Wir verließen das Museum ziemlich rasch durch den Notausgang.

Mit der heiklen Ware im Gepäck kehrten wir zu Mariks Wohnung zurück. Ich hatte kurzerhand beschlossen, die Schriften bei mir durchzuarbeiten. Mariks kleine Abneigung gegen Bakura spielte jetzt keine Rolle.
"Warum muss ich mitkommen?", fragte mich Bakura auf dem Weg. Wir waren beide bepackt mit unserer Beute, deswegen gingen wir im Laufschritt, rannten fast. Natürlich hatte ich die Hoffnung, dass die einsetzende Dämmerung uns Schutz bieten würde, doch je eher wir zuhause waren, desto besser.
"Weil du dir die Sachen ansehen musst."
"Aber ich versteh' doch eh kein Wort!", wandte er ein. Er klang fast frustriert. Ich seufzte; langsam ging er mir auf die Nerven.
"Dann übersetz' ich's dir eben!"

Es dauerte nicht lange, bis wir bei Mariks Wohnung ankamen. Um zu verhindern, dass Marik uns erwischte, hatte ich vorsorglich vor unserem kleinen Coup eine Tasche in einem Gebüsch unweit des Museum versteckt. Die leistete uns jetzt gute Dienste, denn in ihr konnten wir die auffälligen Sachen verstauen. Nun, es hatte sich ausgezahlt, denn Marik erwartete uns wirklich im Vorzimmer.

"Ihr beiden!" Was war denn das für eine Begrüßung? Ich ahnte bereits Fürchterliches. Warum war er überhaupt schon zurück? Ich dachte, Ryou wollte feiern?
"Ihr habt gewaltige Schwierigkeiten, darauf könnt ihr euch verlassen!"
Bakura und ich wechselten ahnungsvolle Blicke.
"Yugi hat Ryou angerufen - stellt euch vor, was passiert ist…" Mariks Stimme hatte einen vorwurfsvollen, sarkastischen Klang.
"Was denn?"
"Ratet mal, ihr beiden - es ist mir schleierhaft - warum der Pharao wohl sagt, ihr hättet versucht, ihn umzubringen!" Er war immer lauter geworden und schließlich dazu übergegangen, zu brüllen. Dann warf er die Arme in die Höhe und fluchte ausgiebig. Dass er es auf ägyptisch tat, half nicht gerade, denn sowohl Bakura, als auch ich verstanden beide ausgezeichnet, wo wir uns unsere, verdammten, übergeschnappten Machtpläne' hinstecken konnten.

Soviel zu meiner ruhigen, netten, guten Seite.
Marik war in Richtung Küche verschwunden; ich war mir sicher, dass wir noch nicht davon gekommen waren, aber ich beschloss mich mit meinem Partner erst einmal aus der Schusslinie zu verziehen.

"Ein bisschen Aufregung tut dem ganz gut", meinte Bakura schulterzuckend als ich die Tür meines Zimmers hinter mir schloss. Im Gegensatz zu Bakuras fast persönlichkeitslosem Zimmer war meins mit kleinen Alltagsgegenständen vollgeräumt.
Viele davon hatte ich von Marik stibitzt - sei's drum, er konnte sie ja jederzeit wiederhaben. Vor allem meine eigenen Sachen waren überall; auf dem leicht zerknautschten Bett lag eine von Marik gebügelte Hose, zahlreiche Zetteln verursachten auf einem Tischchen daneben ein kleines Chaos, ägyptische Bücher füllten den Raum, befanden sich am Boden, auf dem Nachtschränkchen und eins sogar auf dem Fensterbrett. Die Schranktür zu einem großen, mittelbraunen Holzschrank war offen und enthüllte die darin herrschende Unordnung. Vom Fenster aus hatte man eine gute Aussicht auf den Park.
„Nett“, kommentierte Bakura, bevor er sich ungefragt aufs Bett fallen ließ. Zuerst wollte ich ihn da verscheuchen, denn das war immerhin mein Bett. - Bis mir einfiel, dass er wenig anderes machen konnte, wenn er sich nicht auf den Boden setzen wollte; Stühle gab es hier drin nicht.
„Also, lass mal sehen.“
Ohne zu erwähnen, dass das nicht nur meine Einrichtung, sondern auch mein Zimmer war, in dem ich die Anordnungen gab, kramte ich unsere Beute aus der Tasche wieder hervor.

Nachdem ich die Sachen aufs Bett gelegt hatte, entrollte ich vorsichtig eine Schriftrolle. An einer Ecke hatte ich etwas zu fest zugedrückt, da zerbröselte sie mir unter den Fingern.
„Pass doch auf, Psycho!“
„Sei still, Albino, ich muss mich konzentrieren.“
Bakura verdrehte die Augen, wandte den Blick allerdings zum Fenster, während ich mich durch den alten Text quälte. Es war wirklich mühsam.

„Und?“, fragte Bakura. Er rutschte unruhig auf dem Laken herum.
„Hm.“
„Was heißt das? Ich sitze hier jetzt schon bestimmt geschlagene zwanzig Minuten und warte, dass du endlich fertig wirst.“
„Das braucht eben seine Zeit“, meinte ich und versuchte ihn erfolglos weiter zu ignorieren.
„Was steht denn da drin?“
„Da drin?“ Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare. “Nur, dass es die Millenniumsgegenstände schon seit über fünftausend Jahren gibt.“
„Langweilig. Das wissen wir schon. Sonst noch?“
„Bis jetzt nichts, das uns helfen könnte.“
„Dann nimm eben die nächste Schriftrolle!“
Ich seufzte, tat es aber. Ich war sowieso mit der einen fertig. Sich zu konzentrieren wurde immer mühseliger, da Bakuras Ungeduld von Minute zu Minute wuchs.
Das Ende vom Lied war, dass ich mir zwar seine ständigen Beschwerden anhören musste, wir an diesem Abend jedoch nichts mehr fanden.

Es war spät, fast Mitternacht, als ich mich zu Marik ins Wohnzimmer gesellte. Er saß auf dem Sofa und starrte in den Fernseher.
„Ist Bakura weg?“
Ich bejahte und setzte mich zu ihm.
„Ich hoffe, du weißt, dass ihr beiden da nicht so einfach davonkommen werdet.“
Mein Licht sah mich nicht einmal an.
„Ach?“
„Weil ihr wieder einmal bewiesen habt, dass man euch nicht allein lassen kann!“

Vermutlich war das nicht gerade der beste Zeitpunkt um Marik zu bitten, dass wir mit Ryou nach Ägypten fuhren. Nein, definitiv nicht. Aber ich musste auf jeden Fall mitkommen; Bakura allein würde es wahrscheinlich wieder vermasseln.

So in etwa schleppten sich die nächsten Stunden und auch Tage dahin. Fast drei Wochen war unser kleiner Ausflug zum Pharao jetzt her und der Dezember war ins Land gezogen. Unsere Bestrafung war nicht unbedingt angenehm ausgefallen, aber wahrscheinlich waren wir beide ziemlich gut davongekommen.

Ich saß in meinem Zimmer und sah den Schneeflocken zu. Schon den gesamten Nachmittag hatte es geschneit und nun, da sich die Nacht herabsenkte, wurde es sogar noch mehr.
Der Pharao selbst hatte sich auf einen Vortrag, einer Menge Drohungen und eine kleine Demonstration seiner pharaonischen Macht beschränkt. Wahrscheinlich aus Rücksicht und Freundschaft zu Ryou, Marik und Ishizu, die ihm alle schrecklich zerknirscht versichert hatten, dass so etwas nicht mehr vorkommen werde.
Außerdem vermute ich, dass Ishizu sich schön beschwert hätte, wenn ihre damalige Arbeit bei unseren eigenen Körper für nichts gewesen wäre.

Die finale Drohung von Seiten des Pharaos (und allen anderen) war, dass wir beide ins Reich der Schatten verbannt werden würden, wenn wir wieder Ärger machten. Schließlich war es alleine der Güte des Pharaos zu verdanken, dass er uns jetzt, da man uns „unter Kontrolle halten konnte“, tolerierte - sagte jedenfalls er.

Bakura und ich mussten uns wohl oder übel zusammennehmen; keiner von uns fand die Aussicht, unsere eigenen Körper wieder zu verlieren, besonders reizend.
Ich seufzte und zog die Wolldecke enger um mich. Selbst Mariks zwei Wollpullover, in denen ich mit verschränkten Armen meine Fingernägel vergraben hatte, halfen wenig.

Ich durfte am Tag laut meines Lichts zwei Stunden hinaus, nachher musste ich ihm genau Bericht erstatten und wie ich gehört hatte, ging es Bakura ähnlich. Wir hatten es nicht geschafft, uns wieder zu treffen, gelegentliche Telefonanrufe waren unsere einzige Verbindung. Ich verbrachte meine ‚freien’ Stunden weiter mit Recherche, während es ihm oblag, Ryou davon zu überzeugen, wie toll es doch wäre, wenn Marik und ich mitkämen nach Ägypten.

Frierend beschloss ich, dass ich jetzt sofort etwas Warmes brauchte. In Mariks Hausschuhen schlurfte ich also in die Küche. Kaffe, Kakao, Tee, irgendetwas musste doch da sein. Plötzlich drangen merkwürdige Geräusche an mein Ohr.

Ich horchte. Was war das? Kam das von Marik? Oder von Ryou, der ihn wieder einmal besucht hatte? Ich schloss den Küchenschrank wieder, aus dem ich gerade die Teekanne hatte nehmen wollen. Irgendetwas stimmte hier nicht.

Ich ging also leise in Richtung Wohnzimmer. War ein Einbrecher hier? Oder hatte sich gar Bakura bei Ryou rausgeschlichen? (Was eigentlich auf dasselbe hinausläuft…) Nichts, im Wohnzimmer war alles still.

Augen und Ohren offen haltend kehrte ich zurück in die Küche, doch auf halbem Wege hörte ich es wieder! Allerdings kam es eindeutig nicht aus dem Wohnzimmer. Auch das Vorzimmer war leer und unverdächtig. Moment! Hing die Jacke da vorher nicht anders…? Nein, eine Täuschung.

Vielleicht hatte er mich aber auch kommen gehört und sich im Abstellraum versteckt? Ich riss die Tür auf. Kein Bakura. Kein Einbrecher. Kein Axtmörder. Vielleicht hätte ich mir den Horrorfilm vor zwei Stunden nicht ansehen sollen und ich bildete mir das alles nur ein.
Oder er war jetzt hinter mir und bereit, zuzuschlagen! Ich wirbelte herum und wollte mich verteidigen. Doch niemand war da; das Vorzimmer leer und verlassen wie vorhin.

Wahrscheinlich lag es wirklich an der Paranoia, die man nach Horrorfilmen hat. Also machte ich mich wieder auf zur Küche. Durch die Aufregung verspürte ich zwar keine Kälte mehr, aber vielleicht beruhigte ein Tee ja meine Nerven.

Ich vernahm das Geräusch wieder. War es lauter geworden? Es kam… aus Mariks Zimmer? Verwirrt ging ich auf die Tür zu. Lächerlich, was würde ein Einbrecher von Marik wollen? Da drin war doch nichts, dass es wert war, gestohlen zu werden.

Zuerst wollte ich ja anklopfen - immerhin war es das Zimmer meines Lichts, er mochte es nicht, wenn ich einfach so hineinplatzte - aber wenn da wirklich ein Einbrecher, Axtmörder oder was auch immer drinnen war, dann konnte ich doch nicht anklopfen! Vielleicht hatte ich mich ja auch geirrt. Ich beschloss, die Tür einen Spaltbreit zu öffnen um nachsahen zu können. Ganz leise.

Als sich die Tür öffnete, wurde das Geräusch unverkennbar lauter. Doch da war kein Einbrecher. Da war nur Marik. …und Ryou.

Im ersten Moment traute ich meinen Augen nicht. Fassungslos sah ich einige Sekunden lang den ineinander verschlungenen Leibern zu, hörte das Keuchen, roch… es roch hier nach… ich konnte es nicht einmal benennen.

Ich glaubte zuminderst zu wissen, was Marik da mit Bakuras Licht tat, aber… Keiner der beiden bemerkte mich. Sie waren viel zu sehr in ihren Aktivitäten gefangen. Nein, ich musste hier weg, schnell wieder weg. Unfassbar.

Sofort drehte ich mich um, schloss die Tür so leise wie es mir möglich war wieder hinter mir und kehrte in mein eigenes Zimmer zurück. Ich konnte es nicht glauben. Marik und Ryou… wer hätte das gedacht? Mein Licht hatte also einen Geliebten. Hatte ich das wirklich gesehen? Vielleicht war es auch nur Einbildung gewesen.

Auf einmal fühlte ich mich seltsam verlassen. Marik hatte einen Liebhaber. Ausgerechnet Marik.

Wie das wohl wäre? Ob mir sowas auch gefallen würde? Bestimmt nicht. Aber ich hätte es so gerne gewusst.

~Ende Kapitel 6~

pair allg : slash, archiv : 2006, chara : [ygo] yami bakura, fandom : yu-gi-oh! : 001-050, laenge : mehrteilig, genre : action, chara : [ygo] yami malik, warn : none

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