Es wird alles gut

Jul 27, 2007 02:05

Titel: Es wird alles gut (#01 Hochmut 04/09)
Teil: Oneshot (Anthony J. Crowley - 7_suenden)
Fandom: Good Omens
Hauptcharaktere/Pairing: Crowley/Erziraphael
Word Count: 1.220
Entstehungsdatum: 25. Juli 2007
Genre: Drama
Warnungen: Ein wenig düster.
Rating: PG für Andeutungen.
Kritik: Ja
Inhaltsangabe: Crowley fürchtet, dass sie bestraft werden könnten, obwohl Erziraphael ihm versichert, dass ihnen nichts passieren kann. Ob sich Crowleys Ängste bewahrheiten...?


Crowley öffnete die Augen. Er hatte nicht geschlafen, aber es war angenehm, sich zu entspannen und die Augen ein wenig zu schließen. Außerdem war die Stille erholsam.

Er streckte sich in den weichen Decken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Die eine Hälfte der Nacht hatte er mit zweifelhaften Aktivitäten verbracht, die andere damit, sich Sorgen machen. Natürlich waren solche Aktivitäten für einen Dämon alles andere als zweifelhaft, aber Crowley bevorzugte es, es so zu nennen. Es klang so schön verboten.

Die Menschen hatten dafür viele Namen. Crowley fragte sich, wie es wohl Erziraphael bezeichnete. Andererseits, wahrscheinlich brauchte Erziraphael dem gar keinen Namen geben. Vermutlich fiel ihm wie Crowley eine hübsche Umschreibung ein.

Für einen Moment erwog Crowley, die gelben Augen zu schließen und bis ins nächste Jahrhundert durchzuschlafen, aber wahrscheinlich hätte Erziraphael etwas dagegen. Immerhin war das sein Bett.

Resignierend setzte sich Crowley auf und angelte nach seiner Sonnenbrille auf dem Nachtkästchen. Dann stand er auf, warf sich einen Morgenmantel über und ging die Treppen hinunter.

Dort, im Hinterzimmer von Erziraphaels Buchladen, saß der gesuchte Engel und las in einem Buch. Wie überaus überraschend, dachte Crowley. Unsere tägliche Routine wird weitergehen, so wie zuvor, als wäre nichts passiert. Hatte sich überhaupt etwas verändert?

Er setzte sich zu Erziraphael und versuchte den Titel des Buches zu entziffern.
„Guten Morgen, mein Lieber“, sagte Erziraphael, lächelte und legte das Buch in das Regal neben sich mit dem Deckblatt nach unten.
„Morgen.“ Crowley betrachtete Erziraphaels zerwuscheltes, blondes Haar. „Das wird Konsequenzen geben“, murmelte er.
„Konsequenzen? Wieso?“ Erziraphael strich beruhigend über Crowleys Hand. „Es ist doch alles in bester Ordnung.“
„Es wird ihnen nicht passen. Weder Oben, noch Unten.“ Crowley starrte auf den Tisch. „Wir können nur darauf hoffen, dass sie es nicht bemerken.“ Und die Chancen dafür, dachte Crowley, waren erschreckend gering.

„Das ist Unsinn, mein Lieber“, sagte Erziraphael. „Solange wir unsere Arbeit genauso machen wie vorher, wird es sie nicht stören. Liebe ist keine Sünde, sondern eine Tugend.“
„Ja, dafür werden sie mich bestrafen“, er seufzte schwer, „und du wirst schlimmstenfalls fallen.“ Er zuckte kurz mit den Mundwinkeln. „Wenn du fällst, dann werde ich mich Unten für dich einsetzten.“
„Crowley!“ Erziraphael schüttelte den Kopf. „Uns wird nichts passieren. Da bin ich ganz sicher.“
Crowley beschloss, sich an Erziraphaels Worten festzuklammern, denn er war Optimist genug, wenigstens daran glauben zu wollen.

Kaum eine Woche später war Crowley auf dem Weg zu Erziraphael. Er spürte, dass irgendetwas nicht richtig war, schon den gesamten Tag über. Schließlich hatte er sich durchgerungen und sich in den Bentley gesetzt. Er wollte nur kurz nach dem Rechten sehen. Nicht mehr.

Das tiefe Brummen des Wagens weckte in Crowley angenehme Erinnerungen. Das ungute Gefühl konnte er während der Fahrt von sich schieben. Viel lieber dachte er daran, dass alles in Ordnung war und sein Engel ihn fröhlich Willkommen heißen würde. Vielleicht sollte er noch beim Bäcker vorbeischauen und eins von den Erdbeertörtchen mitnehmen, die Erziraphael letztens so vorzüglich gefunden hatte.

Die ganze Raserei hätte er sich völlig sparen können (obwohl er damit drei hupende Autofahrer verärgerte und fast einen Radfahrer erwischte), denn Erziraphael erwartete ihn wirklich gesund und munter in seinem Buchladen.

Das Einzige, das Crowley bereute, war, das Erdbeertörtchen nicht besorgt zu haben. Nachspeisen kamen bei Erziraphael in den Genuss einer seltenen Sinnlichkeit und seit er das entdeckt hatte, brachte ihm Crowley immer wieder einmal etwas mit.

„Crowley“, sagte Erziraphael überrascht an der Tür. „Stimmt etwas nicht…?“
„Alles bestens“, erwiderte Crowley erleichtert und grinste.
„Dann komm herein.“

Eigentlich wollte Crowley das Thema nicht schon wieder anschneiden, aber er musste dennoch anmerken:
„Dir ist klar, dass das ganze Liebe-ist-eine-Tugend-Gesülze von Oben normalerweise nur bei Mann und Frau gilt?“
Erziraphael zuckte mit den Schultern, als er ihnen Tee machte.
„Keiner von uns beiden ist ein Mensch, Crowley. Theoretisch haben wir kein Geschlecht.“

Crowley fühlte sich dazu verpflichtet, den Engel darauf hinzuweisen, dass es praktisch ein wenig anders aussah und beobachtete vergnügt, wie die Wangen des Engels sich rötlich färbten.
„Jedenfallsss“, sagte Crowley, „macht es das fast noch schlimmer. Ich meine. Ein Engel und ein Dämon. Das ist nicht gerade das, was die da Oben immer ermutigen, nicht wahr?“

Der Satz, der Crowley auf der Zunge lag, war Sie könnten dir vorwerfen, der Lust verfallen zu sein, aber er wollte ihn nicht aussprechen. Es gab Sachen, die blieben besser unausgesprochen und am liebsten hätte Crowley nicht mehr daran gedacht.

„Ich bin ganz sicher“, betonte Erziraphael noch einmal und reichte ihm eine Tasse Tee, „dass uns nichts passieren wird. In der Hinsicht sind wir über jede Schuldigkeit erhaben.“

Crowley war davon nicht gerade beruhigt und das ungute Gefühl kehrte zwei Tage später wieder. Diesmal versuchte er es zu ignorieren und an etwas anderes zu denken; zum Beispiel, wie er den Mann am Tisch gegenüber dazu bringen konnte, sich in die Bewusstlosigkeit zu trinken. Aber er wurde es nicht los und lang hielt er es nicht aus, bis er sich wieder in den Bentley setzte und zu Erziraphael fuhr.

Wahrscheinlich, dachte er, war es nichts; nur Einbildung oder sein Verstand fing an, verrückt zu spielen.

Aber was würde er tun, wenn sich seine Befürchtungen bewahrheiteten? Was konnten sie tun?

Crowley verzog das Gesicht und schob sich mit der einen Hand die Sonnenbrille auf der Nase wieder hinauf, während er auf die nächtliche Straße blickte. Es war zu früh am Abend, um solchen Gedanken nachzugehen und ein nettes Glas Wein würde sie vielleicht ja endlich fortspülen. Ein Gläschen mit Erziraphael zu trinken war ein Vergnügen, das er schon seit Jahrhunderten genoss.

Aber etwas stimmte wirklich nicht, als Crowley vor dem Buchladen parkte. Im Haus brannte kein Licht und Erziraphael verbrachte viele Nächte mit einem Buch bei eingeschalteter Leselampe.

Langsam ging Crowley zur Tür und fand sie abgeschlossen vor. Er runzelte die Stirn. Erziraphaels Tür war doch so gut wie nie abgeschlossen. Das hieß, dass er nicht zuhause war.

Irritiert ging Crowley zum Auto zurück. Vielleicht hatte Erziraphael ja ein plötzliches Bedürfnis verspürt, mitten in der Nacht Enten füttern zu gehen. Reifen quietschten, als der Bentley sich in Bewegung setzte.

Nichts. Drei Stunden später hatte Crowley die gesamte Umgebung zweimal abgeklappert und war zurück zu seiner Wohnung gefahren. Der Engel war spurlos verschwunden. Und genau das war der springende Punkt: Der Engel. Crowley hatte Oben im Verdacht und nun gelang es ihm kaum noch, die unangenehmen Gedanken auszuschalten, die sich ihm aufdrängten.

Es dauerte drei weitere Tage, bis Crowley Erziraphael wieder zu Gesicht bekam. Er klopfte an die Tür von Crowleys Luxuswohnung und fiel ihm um den Hals, als Crowley ihn hereinließ.

Für einige Momente konnte Crowley nichts tun, als dem schluchzenden Engel den Rücken zu streicheln.
„Was ist denn passiert?“
„Du- du hattest Recht“, brachte Erziraphael hervor und vergrub sein Gesicht an Crowleys Hals. Crowley sah verwirrt auf Erziraphaels Hinterkopf.
„Wasss? Womit?“ Dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag.

"Das wird schon. Es ist nicht so schlimm", sagte er hilflos. Der einstige Engel in seinen Armen drückte sich noch fester an ihn, machte allerdings nicht den Eindruck, als würde ihn das beruhigen.

"So ein großen Unterschied zu vorher ist es nicht", flüsterte Crowley und fragte sich gleichzeitig, ob er es denn selbst ertragen konnte.

Natürlich würden die Menschen es furchtbar romantisch nennen, aber...

"Es wird alles gut."

...Erziraphael war nie bereit gewesen, für ihn zu fallen.

pair allg : slash, pairing : [go] crowley/erziraphael, chara : [go] crowley, archiv : 2007, laenge : oneshot, fandom : good omens, genre : drama, chara : [go] erziraphael, warn : duester

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