Supernatural fanfiction Meta - Und Lazarus hatte keinen Sarg

Oct 08, 2008 15:23

Was bekommt man, wenn man unglaubliche Egozentrik mit dem kulturellen Schub eines Theaterbesuch und einer kurzen Fanfic mischt? Ja, genau, ein Fanfiction-Meta! Als ob die Welt das bräuchte ... aber ich wollte es schon immer mal machen und die Ina ist grad nicht online, um mich davon abzuhalten.

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Entstehungshintergrund:
Darüber, dass Sam in den ersten drei Folgen der Staffel ein wenig zu kurz kam, besteht ja wohl allgemeiner Konsens ... okay, die EvilDeanGirls sind da bestimmt anderer Meinung, aber die existieren in meiner Welt voller Regenbögen und Einhörner auch nicht.
Als ausgesprochenes Sam!girl konnte ich das ja nicht auf dem armen Kerl sitzen lassen und seit geraumer Zeit juckte es mich wieder in den Fingern, etwas zu schreiben.
Allerdings heißt es ja so schön in einem chinesischen Sprichwort: "Zwischen Wollen und Tun liegt der Ozean." Und zwischen meinem Fanfic-schreiben-wollen und dem tatsächlichen Tun liegen meistens sogar Welten.
Außerdem hatte ich keine Ahnung, was genau ich schreiben sollte, denn es sollte nicht nur einer der tausenden Episoden-Tags werden ... ich mag es originell.
Glücklicherweise besuchte mich das Handlungskaninchen und zeigte mir eine Situation, die ich so weder in einer Episodendiskussion, einem Meta oder einer Fanfiction gelesen hatte. Normalerweise bin ich ziemlich gut darin, diese Kaninchen zu ignorieren, aber dieses war penetrant und ließ mich weder beim Einschlafen noch beim Aufstehen in Ruhe.
Gestern abend ergab ich mich dann meinem Schicksal, stöpselte mich vom Internet los (weil: Ablenkung), setzte mich samt Hugo (Laptop) aufs Bett und tippte einige Stunden vor mich hin.
Und hier wären wir.

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Und Lazarus hatte keinen Sarg
Ich glaube langsam, ich mag diesen Titel wirklich. Eigentlich wollte ich direkt ein Bibelzitat aus Lk 16 oder Jh 11-12 nehmen, aber komischerweise klingen die nur in Englisch gut. Pfft.
Metaphorisch gesehen ist der Titel jedoch passend, wurde Lazarus doch tatsächlich nicht in einem Sarg begraben, sondern in einer Höhle. Und weil Dean wie Lazarus von den Toten auferstanden ist, braucht auch er keinen Sarg.

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Eigentlich hatte Dean vorgehabt Pontiac, Illinois, mit seinen flügelschwingenden Götterboten und Burger-bratenden Dämonen so schnell wie möglich im Rückspiegel des Impalas hinter sich zu lassen, aber jemand hatte da offenbar andere Pläne.
Eigentlich ... ja, eigentlich sollte dieser Satz irgendwo in der Mitte der Geschichte stehen - stand er ursprünglich auch - aber was hab ich in Creative Writing gelernt? Man braucht einen prägnanten Anfangssatz um die Leserschaft zu ködern. Ich fand den ersten Anfangssatz zwar auch nicht schlecht, aber von der Abfolge her passte der hier besser, er macht die Geschichte linearer.
PS: Ich warne in meiner Inhaltsangabe vor Spoilern zur vierten Staffel nur um hinterher festzustellen, dass die Inhaltsangabe selbst schon Spoiler enthält. *epic failure*

Der Jemand hieß Sam Winchester und war von seinem Mitternachtssnack nicht in ihr Hotelzimmer zurück gekehrt. Zugegeben, ihr Hotelzimmer war nicht gerade in einem Rückkehr-würdigen Zustand, aber das war hier nicht der Punkt. Sam war nicht da - und der Impala auch nicht.
Den Impala habe ich erst später eingefügt, nachdem ich die verschiedene Szenen der Folge zum wiederholten Male aus "Recherchegründen" angeschaut hatte und mir klar wurde, dass Sam den Impala tatsächlich für sich vereinnahmt hat. Außerdem zeigt der Nachsatz Deans Prioritäten in der richtigen Reihenfolge ... beinahe hätte er wieder sein Auto vergessen. Auch Dean muss sich erst wieder daran gewöhnen, zurück zu sein.

Bobby, immer noch ein wenig wackelig auf den Beinen und gegen den Türrahmen lehnend, hatte Dean angesehen, als erwartete er eine Panikattacke epischen Ausmaßes von ihm. Für einen Moment war Dean auch gewillt gewesen, diesem Gefühl nachzugeben, doch er kannte Sam lange und gut genug um zu wissen, dass er dieses eine Mal ausnahmsweise mal nicht von psychopathischen Menschen oder noch psychopathischeren Dämonen entführt worden war.
Ich muss zugeben, dass ich kein absoluter Bobbyfan bin. Ich mag ihn, aber ich glaube, ich würde ihn nicht so schrecklich vermissen wenn er weniger vorkäme. Trotzdem muss er natürlich in dieser Geschichte auftauchen, allein schon, um den Übergang von Castiel zum Hotelzimmer hinzubekommen.
Der nächste Satz hat mich überhaupt erst zu diesem Meta inspiriert. Dean glaubt, seinen kleinen Bruder immer noch wie seine eigene Westentasche zu kennen. Die Leser, und ein wenig auch Dean später in der Handlung, wissen allerdings, dass sich so vieles verändert hat, dass die beiden Brüder sich im Grunde neu erlernen müssen.

Dean ließ den Schrottplatzbesitzer mit der Versicherung zurück, dass er Sam schon wieder aufgabeln würde, und bat ihn außerdem noch mit einem verschmitzten Grinsen, sich eine halbwegs plausible Geschichte über den Zustand des Hotelzimmers für den Manager einfallen zu lassen.

Dafür bekam er beim Hinausgehen einen Klaps auf den Hinterkopf.
Ich kann meine Leser ja nicht ganz ohne Humor stehen lassen und außerdem  ist es auch ein Zeichen, dass Dean Dean ist.

Er hatte sich also Bobbys Wagen geliehen und was im Morgengrauen die leeren Straßen entlang gefahren. Komischweise kam ihm der Weg jetzt länger vor. Hieß es nicht immer, der Rückweg erscheine einem kürzer? Vielleicht lag es daran, dass er nicht wirklich dahin zurück wollte. Seine Gedanken wurden von den Glocken in den ersten Takten von ACDC’s „Hell’s Bells“ übertönt und er war ein wenig stolz auf sich, dass er das Lied laufen ließ.
Ich mag die Frage in diesem Absatz nicht. Leider fiel mir um Mitternacht aber auch nicht ein, wie ich es besser schreiben könnte. Auf "Hell's Bells" und die Andeutung, dass die Hölle Dean doch mehr mitgenommen hat als er zuzugeben bereit ist, bin ich aber ein klein wenig stolz ... und auf die Tatsache, dass Dean trotz allem die Oberhand behält.

An einer verlassenen Kreuzung weit außerhalb der Stadt, umgeben von Gebüsch und Sträuchern entdeckte er sein schwarzes Baby und stellte Bobbys alte Klapperkiste daneben ab. Wenn Sam die letzten Meter gelaufen war, dann konnte er es auch.

Die Sonne hatte inzwischen Zeit gehabt, die Baumwipfel mit ihren sich verfärbenden Blättern hinter sich zu lassen. Der Himmel spannte sich als endlos blaues Zelt über seinem Kopf. Staub waberte in merkwürdig fließenden Bewegungen um seine Füße und er hatte den irritierenden Eindruck durch Wasser zu waten.

Alles in allem war es einer der letzten schönen Septembertage an dem Dean Winchester noch einmal den Weg zu seinem eigenen Grab zurück legte.
Eigentlich war das mein erster Satz, aber dann wollte ich das Ziel von Deans Weg nicht gleich auf den ersten Metern verraten, sondern die Spannung ein wenig aufbauen und so verschob ich den Absatz nach hinten.

Er hörte Sam, bevor er ihn sah. Zumindest hörte er das vertraute dumpfe Geräusch von Stahl, der auf Erde traf.
Und auf Wunsch Kinkas stellen wir uns jetzt alle einen verschwitzten Sam vor, wie er in der Mittagshitze die Muskeln spielen lässt und gräbt.

Ein paar Schritte näher aus dem Schatten der Bäume in das Zentrum von Deans ganz privater Explosion göttlicher Gewalt und er erkannte Sams braunen Haarschopf, von dem einzelne Strähnen offenbar vergessen hatten dass sie zu so etwas wie einer Frisur gehörten. Sein Kopf reichte gerade noch so über die Graslinie und Dean pfiff anerkennend, als er sich am Rand des Grabes niederließ und seine Füße hinein baumeln ließ. Sam musste schon seit Stunden gegraben haben.
Dass Dean die Beine baumeln lassen würde war mir klar, seitdem ich Bobbys Beine am Ende von 4xo1 erst für Deans gehalten habe und beinahe vom Stuhl gekippt bin.

Sam hatte Dean nicht kommen hören, aber das Pfeifen zu seiner Linken vermochte selbst sein beschäftigter Verstand nicht auszublenden. In einer einzigen Bewegung ließ er die Schaufel fallen, griff hinter sich und hatte im nächsten Moment seine Beretta auf Dean gerichtet.
Der Übergang ist mir nicht besonders gut gelungen *seufz*, zumal es für einen kurzen Moment so klingt, als ob die Geschichte in Sams Perspektive überwechselt - was sie eigentlich nicht sollte. Komischerweise sind die meisten meiner Geschichten auch aus Deans Sicht, obwohl ich Sam lieber mag ... ich bin fast versucht zu sagen, dass man aus Deans Perspektive Sam besser beschreiben kann und das ist ja mein Hauptanliegen.
Zuerst stand hier auch nur, dass Sam seine Waffe auf Dean richtete, doch Details machen die ganze Sache greifbarer und so habe ich schnell supernaturalwiki gefragt, welche Waffen Sam besitzt.

Der hob gleichzeitig seine Hände und die rechte Augenbraue.
Das ist für Ina. Außerdem ist es ein weiterer Beweis dafür, dass Dean Dean ist.

„Sachte, sachte ... Sammy.“
Ich stelle mir gerne vor, dass Dean genau diese Worte in genau diesem Tonfall zu einem sechsjährigen Sammy gesagt hat, als der über den Rasen ihres heruntergekommenen Trailers tollte und drohte, hinzufallen.

„Dean, ich ... “ Sam sah ihn an, seinen Mund leicht geöffnet, als ob er noch mehr sagen wollte, und ließ die Waffe sinken. „Du ... “, fing er wieder an, verstummte erneut, deutete auf den Boden unter seinen Füßen, auf Deans Grab, und ließ den Kopf hängen. Dean konnte seinen Gesichtsausdruck unter den verschwitzten Haaren nicht länger sehen und irgendwie tat das mehr weh als alles andere.
Mir fällt gerade auf, wie sparsam ich mal wieder mit Dialog umgehe, dabei ist Reden eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Hmm.
Ich glaube allerdings, dass Sam einfach nicht in der Lage ist, seine Gedanken in Worte zu fassen. Ich glaube, er will so viel sagen, dass Worte allein dafür einfach nicht mehr ausreichen. Sam war vier Monate alleine, hat vier Monate lang geglaubt er habe die einzige Person, die immer für ihn da war, im Stich gelassen ... irgendwie verständlich, dass Worte das nicht aufwiegen können.

Auf einmal wusste er nicht mehr, was er tun sollte. Der Weg bis an diesen Ort war klar gewesen; dem Highway für siebzehn Kilometer folgen, dann an der hässlich grünen Scheune nach rechts abbiegen und warten, bis der Impala in Sicht kam. Doch Kilometerangaben halfen ihm hier nicht weiter und sein Sammy-Handbuch ließ ihn urplötzlich auf spektakuläre Art und Weise im Stich.
Erst stand hier sieben Kilometer, aber ich hatte eher geschrieben, dass Dean das Auto weit außerhalb der Stadt abstellt und sieben Kilometer fand ich dann ein bisschen wenig.

„Ich habe dir Wasser mitgebracht“, sagte er schließlich und als Sam zu ihm aufblickte, warf er ihm die Flasche zu. Er sah noch immer so aus, als habe man ihm beim Plätzchen stehlen oder Abschreiben erwischt und er trat unruhig von einem Bein auf das andere, doch er trank. Dean verbuchte das als Erfolg auf seiner Großen-Bruder-Liste.
Ich liebe die Tatsache, dass Dean eigentlich nicht weiß, was er tun soll. Entgegen seiner anfänglichen Überzeugung hat sich nämlich doch so einiges zwischen ihm und Sam verändert. Dean kann nicht einfach sagen, dass schon wieder alles gut wird und erwarten, dass Sam ihm das glaubt. Was ich aber noch mehr liebe ist die Tatsache, dass Dean sich davon nicht beirren lässt. Er kann die letzten Monate nicht ungeschehen machen, aber er kann jetzt für Sam da sein - deswegen hat er ihm Wasser mitgebracht.

Die trockene Erde knirschte unter Sams Füßen und Dean schätzte, dass es nur noch ein halber Meter war, der Sam von dem Sarg trennte. „Denk jetzt aber bloß nicht, dass ich dir beim Buddeln helfe.“ Sam sah ihn überrascht an, aus großen runden Augen, bevor er sich nach der Schaufel bückte und weitergrub. Dean ließ sich auf den Rücken fallen und wünschte sich, dass Wolken zu sehen wären, damit er mit obszönen Interpretationen ihrer Formationen Sam die Schamesröte ins Gesicht treiben konnte.
Und wieder Zeichen, dass Dean Dean ist. Ich bin fast so schlimm wie die Autoren der Serie, dabei hatte ich nie Zweifel.

Nur wenige Minuten später bekam er seinen Wunsch erfüllt, aber die heraufziehende Wolkendecke war so dicht und dunkel, dass selbst ihm dazu beim besten Willen nichts Jugendgefährdendes einfiel. Dass Geräusch von Metall auf Holz ließ ihn sich aufrichten und für einen Moment fragte er sich, ob er jetzt Grasflecken auf dem Shirt hatte und wie er die wieder rausbekommen sollte. Dann sah ihn Sam mit einer Mischung aus Furcht und Entschlossenheit an, Dean nickte fast unmerklich, merkte nicht wie er die Luft anhielt und Sam hob den letzten Rest Erde vom Sarg.
Der Übergang zwischem Leichten, den Wolken und den Grasflecken, und dem Entscheidenden, dem Sarg, ist so fließend, weil er typisch für die Welt der Winchester ist. In dem einen Moment spielen sie sich gegenseitig Streiche und im nächsten exorzieren sie Dämonen.

Sie starrten auf ein Loch im Holz.

Dean erinnerte sich an zu wenig Luft und zu viel Dunkelheit. An zu viel Angst und zu wenig Sam. Er erinnerte sich an Dreck und Sonne. An Schreie und Stille.
Der Absatz passt nicht ganz in den Stil, aber auf seine eigene Art und Weise symbolisiert er gerade dadurch, dass in Deans Welt auch einiges nicht mehr zusammen passt.

Sam teilte keine dieser Erinnerungen und doch sah er so aus, als ob auch er sie erlebt hatte. Er legte die Schaufel neben Dean, kniete sich nieder und löste eine der Holzplatten so sorgsam als befürchtete er, bei einer zu schnellen Bewegung jemanden zu verletzen. Dean hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wer dieser jemand war.
Diesen Teil habe ich erst ziemlich spät eingefügt weil ich zeigen wollte, dass Sam - obwohl Dean neben ihm wartet - immer noch nicht glaubt. Der Arme wurde wahrscheinlich in den vergangenen Monaten zu oft enttäuscht, stand zu oft in einer Sackgasse, und erlaubt sich deswegen nicht, Hoffnung zu haben.

Die Wolken bedeckten den gesamten Himmel als Sam sich auf den intakten Teil des Sarges setzte, die Beine zur Brust angezogen, den Rücken gegen die Wand aus festem Boden lehnte und tief ein- und ausatmete.

„Der Sarg ist leer“, wisperte er, schlang seine Arme um die Beine, legte den Kopf auf die Knie und sah mit einem Mal sehr jung aus. Dean ließ sich in das Grab hinunter gleiten und ließ sich neben Sam nieder.

„Ja, er ist leer“, sagte er leise und legte Sam den Arm um die Schulter gerade als die ersten Regentropfen auf sie trafen. „Er ist leer.“
Mir ist erst heute morgen aufgefallen, dass ich nie geschrieben habe, wie sie den leeren Sarg finden. Ich habe nur von dem Loch geschrieben, denn irgendwo muss Dean ja rausgekommen sein. Es ist aber gar nicht schlimm, dass wir die Tatsache nur durch den Dialog erfahren. Bedenkt man, wie wenig Dialog ich einsetze, dann ist das, was gesagt wird, umso wichtiger.
Eigentlich hatte ich auch andere Pläne für den Schluss, aber wie Ina auch, find ich die Wiederholung am Schluss.
Sam kann es noch nicht wirklich glauben, Dean ist wahrscheinlich erleichtert, dass er kein Doppelgänger von sich selbst ist, und wenn sie es noch oft genug wiederholen, dann glauben sie es schlussendlich beide. Dean ist wieder bei Sam. Dort, wo er hingehört.

- fin

*facepalm* Ich schwöre, ich habe noch nie so etwas geschrieben! Ich geh jetzt auch in die Ecke und schäme mich für meine Selbstbezogenheit.

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