"Alle Menschen sind böse, und du bist einer von ihnen Karen, du bist eine der schlimmen Bösen ..."

Feb 22, 2009 13:42

Sagte mir mal jemand, schon Ewigkeiten her, am Abend einer langen sinnlosen Feier. Hatte ich wieder vergessen, aber gerade war ich auf der Suche nach einem sehr wertvollen und kurzzeitig verlorengegangenen Schriftstück und fand mich dann beim sortieren meiner berühmten namenlosen Briefe wieder.

Ich mag die vielen nichtrausgelassenen Sachen nicht. Und ich mag die Leere hier drin nicht, immer mal nur ein paar Lyrics und sinnloses Blabla. Deshalb. Eine Art Flashback, eine Art ... Dinge, die mir aufgefallen sind beim Lesen.

Ich hab mal wieder Lust, mir selbst ein bisschen näher zu kommen.

23.11.2007

„... es ist schon etwas anderes, was großes neues! Wie bereitet man sich richtig darauf vor, Tante zu werden? Ist wirklich krass. Ich denke, ich muss das wirklich erst einmal verdauen und es wird mir besser gehen, wenn ichs Jabbi erzählt habe und ich ihn zum Austausch irgendwie habe. Die Bande zwischen Geschwistern sind extrem mysteriös, oder?

Wir sind blutsverwandt. Dasselbe Blut, dasselbe Erbgut. Komplett unterschiedlich und so merkwürdig tief verbunden. Sind alle Geschwister so gleich? Oder würde ich das trotzdem so fühlen, wenn ich nicht hierher gehörte, nur ein adoptiertes Kind wäre, ganz woanders zu Hause?

[…]

Dass das die Sehnsucht ist, das 'Meer in mir'. Alles läuft auf diesen Punkt zu, Anfang und Ende, die GANZ große Symphonie, das Lied, welches mich leise ruft, das Licht, welches mich am Leben erhält und schrecklich blendet, die Nacht, die ich fürchte und herbeisehne. Bin ich denn verrückt? Warum sehe ich sonst alles so klar im inneren meines Kopfes? (…) … die Magie, die mich umgibt und an die ich so gern glaube und der ich meine Augen öffnen mag … ist denn all das nur der Wahnsinn einer kaputten Seele?

[…]

Dein seichtes Lächeln ist genug, es war immer genug und wird mich wohl wieder retten, wieder und wieder. „... meine Liebe wird nicht vergehen.“ (…) Dein Feuer hat mich so nachhaltig verbrannt, dass ich die Wunden niemals heilen will. Die Narben ergeben ein so wunderschönes Muster. (…)

'Manche Dinge ändern sich.' - 'Manche Dinge ändern sich nie.'

Deine K.“

30.11.2007

„Es ist unglaublich, aber es tut immer noch weh. Schmerz, Angst, Verlust, alles verliert seinen Halt gegenüber der Eifersucht. Ich will [ihr] nicht böse sein, (…), es ist nur dieser dauernde Wechsel - Hoffnung, Daran-glauben, Gewissheit gegen diese verdammte Eifersucht. Es ist jedes kleine Stück - (…) Er hat sich bewusst für sie entschieden und ich bin plötzlich, nach allem, nur noch der lästige Störfaktor, vielleicht teilweise mal Kuppelhilfe. (…)
Und ich bin die Kindische, die nicht-loslassen-Könnerin, die nicht-vergessen-Könnerin, die Eifersüchtige. Und die will ich eigentlich nicht sein. Was ist falsch gelaufen? (…)
Ich gehöre nicht hierher, trotzdem habe ich alle Verbindungen geschlossen und kann nicht mehr weg. Zum Entscheidungszeitpunkt ist alles falsch gelaufen, ich hätte gehen sollen (…) aber diese dummen, allzu menschlichen Gefühle haben mich festgetackert.

(…) Ist das jetzt die neue Gewissheit? 'Unglück bis zum seligen Ende?' Die Sucht, die einfach nicht mehr endet, die Gewissheit, den einzigen Fehler begangen zu haben, der nicht mehr zu tilgen ist?
Und niemand bei mir am Ende aller Dinge?

Natürlich wird jetzt Winter. Und was - WAS - soll ich machen? Irgendwie ist alles falsch und doch richtig. Am Ende ist es nur eine Frage von Bedeutung. Nicht warum.

(...)

Wo bist du?

(…)

keine Unterschrift, denn welcher Name ist denn nun der meine?“

30.11.2007 - abends

„ich hab Angst. (…)

Ich hab keinen Schimmer, was in mir eigentlich los ist. Liebe ich ihn denn wirklich immernoch, aber wie denn? Ich vermisse ihn, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass ich mir das nur einrede. Ich will einfach nur wieder verliebt sein, kann es mir aber nicht vorstellen, jemals wieder für irgendjemanden so etwas empfinden zu können. Und wieder klingt das so kitschig - wie schreibt man wohl einen Liebesbrief, ohne sich total furchtbar bescheuert vorzukommen? Ein 'Ich liebe dich', was nie zu dem kommt, an den es gerichtet ist, weil er es nicht hören kann, schrumpelt sofort zusammen und wird rot weil es sich schämt. Man darf, sollte, es nicht an der Luft verpuffen lassen.

Aaaaaaach, scheiße! Was soll man noch sagen … nimm's mit Humor, die einzige Waffe, die man immer hat.

(…)

Karen.“

09.01.2008

„Anyway, ich bin wieder vollkommen verwirrt. (…) Liebe? Oh, shut up!

(…)

Was soll ich denn jetzt machen? Ich hab Angst vor den Vorprüfungen, Angst vorm Abi, Angst vorm Umziehen, Angst vorm Studieren, Angst vorm Entscheidungen treffen, Angst vorm Leben. Wo ist die Leichtigkeit hin? Die Relation für die Dinge, die wichtig sind, für die, die keine Rolle spielen? Dresden, Jena, sonstwo? Mein Leben oder […] ? Oder das eine, überraschende Ereignis, mit dem ich NIE rechnen würde? (…)

Und ich denke, dass ich mich selbst um das Nonplusultra gebracht habe. (…) Aber wie findet man denn eigentlich den Weg wieder zurück? Es fehlt mir so … einfach der Schutz und die Gewissheit. Das sind meine Bauchschmerzen. Das ist die Angst in allem.

(…)
Ich will es, vielleicht, versuchen. Ich will wieder das große, BÄM- und GONG-geschmetterte 'JA'. Wie in dem einen Scheibenweltbuch, Alles Sense? Eine Seite, wo nur das

JA.

draufsteht. Hihi!

(…)
Wünsch mir Glück!

(Morgen soll schön werden. Bittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebitte!)

Das Kind, das nie erwachsen wurde und nie richtig vergessen konnte. Haha.

Leia?“

10.01.2008

„Ich weiß nicht so richtig, was ich dir schreiben will. Einfach: Ich hab Angst. Und gleichzeitig hab ich mich gerade wieder beruhigt.

'Lass uns nicht verloren sein.' Satz aus der Losung heute. (…) Lass mich nicht verloren sein, lass mich nicht verloren sein …. das kann man schön singen. Schreien. Denken. Und Flüstern (wenn man gerade weint.)

(…)

In mir drin wird es grad warm, ganz warm. Vielleicht schmilzt der Knoten in meinem Buch einfach. Wobei schmelzen nicht richtig ist. Es ist viel sanfter.

Vorhin wollte ich schreiben. … ich will einfach einmal richtig weinen. Meine Augen tun zwar weh, aber weinen kann ich einfach nicht. Vielleicht bin ich nicht verloren.

(…)

Gleichzeitig frustriert. Was will ich? (…) Ich will sehen, dass es wahr ist. Das will ich. Mehr als alles andere. Und das ist es, was mich frustriert. Ich sperre jemanden in mir ein und lasse sie nicht heraus. Weil … ich Angst habe. Ich hab schon aufgegeben, den Fehler als nicht umkehrbar in die Ecke geschmissen. Fertig. Und die Angst zurückbehalten, verdammt zu sein.

(…)

'Eva flies away/ dreams the world so far away/ …' - und was ist mit Leia? Ich hab solche Angst.

(…)

Lass uns aufs Meerfahren.

Deine.“

15.01.2008

„[...] hat mir vorhin von seinem ach so aufregenden Liebesleben erzählt und ich bin überrascht. Es war ein kleiner Schock am Anfang, dann wollte ich eigentlich nur Lachen, dann war ich wütend und dann … naja, ich wundere mich über mich selbst. Normalerweise hätte ich jetzt mit einem unglaublich theatralischen Auftritt meinerseits gerechnet, ein Heulanfall (gefaked) und die totale Verzweiflung - ist aber nicht so. Mir geht’s zwar komisch, aber …

(…)

Eigentlich will ich keinen Freund mehr. Ehrlich. Das hab ich ausgetestet, es war okay, aber nicht das, was ich suche. Einen anderen … eine andere Art von einem 'ihm', das suche ich.

Ich dachte vorhin …. es wäre echt geil, wenn ich einfach 'seine' beste Freundin sein könnte. Wenn wir fast wie Bruder und Schwester zusammen lachen würden, uns immer alles erzählen und uns bei unserem Liebeskummer gegenseitig trösten. Kumpelabende zusammen, Bier trinken und die ganzen verrückten Filme gucken. Verrückten Scheiß machen. Mitten in der Nacht zusammen durch die Stadt rennen und so lange lachen, bis wir beide weinen und uns die Bäuche halten. Hey oh. Betrunken zusammen nach Hause wandern. Zusammen auf einer Brücke sitzen und auf den Sonnenaufgang warten. Stundenlang nicht reden. Sich anschauen und wissen, was der andere denkt. Ohne 'die' Liebe.

(…)

Vielleicht ist das die Antwort? Vielleicht ist endlich das passiert, was ich seit Monaten allen möglichen Leuten (außer Jutti) erzähle, vorzumachen gedenke. Ich kann das komische Gefühl einfach nicht einordnen. (…) Vielleicht ist das der Anfang?

(…)

Einfach das abschließen eines alten rostigen Prozesses, so dass man für etwas neues frei wird. Wer weiß … vielleicht kann ich mir es ja sogar erlauben, mal wieder an die Zukunft zu denken. Vielleicht wartet wirklich etwas auf mich … vielleicht hat man manchmal einfach recht, sitzt Jahre später wieder vor so einem lächerlichen kleinen Zettel, liest diese kleinen Träumereien und sagt sich einfach … es ist passiert. Es ist geschehen. Einmal im Leben hatte ich einfach Glück.

(…)

Vielleicht ist es das schon wert. Vielleicht.

Bleibt mir eigentlich nur noch …

(…)

Ich würde gern jemandem eine Spieluhr schenken und das Gegenstück dazu besitzen.

(…)


  • P.P.“


10.03.2008

„Lange habe ich nicht geschrieben.

(…)
Und ich bin immer noch so dumpf und glaube es nicht. Niemals. Du bist. Mein allerbester Freund lässt mich nicht im Stich.

Wo ich auch hingehe, ich werde immer einen Weg zurück zu dir finden.

(…)

Ich fange wieder an, sie zu vermissen. Furchtbar sehr. Ich bin de-fredded. Und … wieder komme ich mir vor wie in einer Scheinwelt. Als wären um mich her die grauen Mauern aus Paul Austers Welt hochgeschossen. Als hätte sich (…) tiefgraue Beklemmung und schlimme Taubheit um mich herum gesetzt, in die Luft, auf mein Herz, auf meine Farben. Und keine Hermine ist hier, kein Mozart, kein Lachen.

Nur ein bisschen ginger hair.

(…)

Du und er, das WIR macht mir Hoffnung. Nimmt mir die Angst vor meinem ICH, das kein WIR mehr ist. (…)
Was soll ich da anderes tun als Lächeln?

(…)

Ich hab uns mal gemalt, in Geschichte, weißt du?“

21.Mai 2008

„Ich habe mal wieder eine untrügerische Leere in mir.

Haha. Toll.

(…)

'Karen … sag mal was.' - 'Was denn?' - 'Na sag mir mal was!' - 'Ähm … Fragezeichen?' - 'Na sag mir mal, was ich jetzt machen soll. Ins […] komm ich jetzt eh nicht mehr rein und … [schweigen]' - ' … na dann kommste halt mit zu mir. Ich fahr dich heut Nacht auch heim.' - '...nee dann fährste mich bitte morgen erst heim!'

(…)

Und trotzdem … ich weiß es doch schon lange tief drin ganz genau. Ich bau mir viele Luftschlösser. Und das Ende kommt immer näher, jeden Tag. Und ich will es nicht wahrhaben. Ich nehm die Beine in die Hand und lauf davon.

Erinnerst du dich noch an die [...]-Zeit? Und an 'Schade, dass wir höchstens unsere Lebenszeit haben'?

(…) Leere. Leere Leere Leere Leere. Und trotzdem viel zu viel zum füllen. Ich hab gestern die unendliche Geschichte angesehen. Menschen ohne Hoffnung lassen sich leichter kontrollieren. Deshalb bleib ich lieber ein Narr auf Lebenszeit.

(…)

Es gibt kein Glück, kein Glück der Welt, was man haben kann ohne einen hohen Preis dafür zu zahlen. Manchmal den höchsten.

(…)

Manchmal hab ich einfach Angst vor meinem Mut. Schlaf wieder ein, bitte. Vielleicht will ich noch bleiben.

(...)

Pass auf dich auf,

alles Liebe,

Karen.“

25.05.2008

„Heute war einer der merkwürdigen Tage.

Ich war zum ersten Mal in meinem Leben im Zirkus. Ehrlich. Uuuund da gab es diesen kleinen Jungen. 12 Jahre, hab ich hinterher so nebenbei aufgeschnappt.

Er hätte dir total gefallen, glaub mir. Er hieß Banane und das passt wirklich zu ihm.

Weißt du, als ich ihn das erste Mal gesehen hab, dachte ich 'oh, ein Kleinwüchsiger'

Er hat nämlich unglaublich coole Hände, einen Finger mehr und alle ein Stück kürzer. Das zweit Mal als ich ihn sah, hat er meine Karte eingerissen und ich hab ihm in seine kleinen Zigeuneraugen gesehen und wäre nie auf die Idee gekommen, dass er erst 12 ist. Woah. One of those moments.

Er war toll … ein kleiner Clown, ein Narr, aber so herzallerliebst … ich weiß nicht, ob er fröhlich war. Aber ich hab ihn einfach lieb gewonnen. In der Pause … oh ich sage dir … 'backstage' die Wohnwagen, eine kleine Kochstelle … ich wäre fast gestorben. Freiheit, pur und richtig, wie in eine Flasche gefüllt. Ich hatte sofort den sehnsüchtigsten Wunsch in mir, dazuzugehören, abends an diesem Feuer zu sitzen und der Sternenhimmel ist die Grenze. Und ich hätte mir am liebsten sofort Banane geschnappt und wäre mit ihm spatzieren gegangen. (…)
Wieder ein großes Loch.

Zu viel Sehnsucht, zu viel Liebe.

Ein kleines trauriges Mädchen mit einem blauen Kleid.“

8./9. August 2008

„ (…)
alles wird leer … alles wird wieder anders. Heute früh habe ich mir gewünscht, nicht mehr aufzuwachen. Heute Nacht zu sterben. Ich bin vergangen, habe geweint vor Sehnsucht nach Hause, …

Ich war entschlossen zu gehen. Was ist das jetzt? Wieder ein Test? Wieder eine Probe? Vielleicht reicht es dieses Mal nicht.

… bitte hilf mir.

Alles wird leer. Weil in der Leere die Sterne wohnen.

Und Aniéra weint.

Es werde Licht.“

'etwas später im August'

„Die Vergeblichen sind wir also. Menschen sind Wesen, in die diese Welt sich teilen will, vielleicht. Menschen sind vergeblich, vergeblich streblich, beschränkt und beschränkend, wahrscheinlich aber glücklich. Das Streben bleibt zu einfach, das Menschenschiff hat zu wenig Tiefgang.

Oh, wie ich sie beneide.

Die Vergeblichen? Wir sind wohl auch vergeblich, vergeblich strebend zum Irgendwas. Setze deine Hoffnung auf die Narren, denn die Narren sind bereit, weiter zu gehen und höher zu fliegen. Und länger zu bestehen, zu trotzen. Nicht aufrecht nach außen. Keine Menschen, wie man sie sich wünscht.“

'noch etwas später, aber es wird wohl bald Herbst'

„Ich darf mich an ihm festhalten. Und er hält meine Hand. Er spielt mit ihr. Er hat keine Ahnung, wie sehr er mich zurückzieht. Milimeterweise ins Diesseits zurück. Aus der blauen Welt holt er mich wieder nach Hause. Langsam wird mir warm. Ganz sanft scheint die Angst wieder einzuschlafen. Sie, die sich immer in nachtblaue Gewänder hüllt, scheint am Bootssteg zu verweilen , zu verwischen, sanft zu verschweben.

Und ich kann wieder schlafen. Hab keine Angst mehr vor …

//

Er brachte mich zum Verstummen. Alles leer in mir, habe verlernt zu weinen. (…) Kann nicht sehen, was er in mir anrichtet, fragt mich, sagt mir, dass er mich nach Hause bringt. Dabei bringt er mich von zu Hause weg.

(…)

Es wird wieder kühl.“

Versucht nicht, euch über mich lustig zu machen. Die dunkle Seite kommt zurück. Haha. Ich - bin - unbesiegbar.

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