Der Cellist - Teil 37

Nov 29, 2012 10:59

Da es sowohl meiner lieben ruegge, der guten sleeblue und der armen hope_calaris im Moment nicht allzu gut geht, gibt es heute die doppelte Dosis Fluff. Es ist nicht viel, aber ich hoffe, damit eure Stimmung zumindest ein wenig heben zu können. Fühlt euch gedrückt!

Kapitel 1 - Kapitel 36

Natasha hat sich großzügig bereit erklärt, an diesem Morgen die Brötchen zu besorgen, und Thor hat ihr unverzüglich Geleit angeboten. Kurz sah es aus, als würde Natasha dieses Angebot als beleidigend auffassen. Dann hat Darcy darauf aufmerksam gemacht, dass allzu engstirniger Feminismus keinerlei Chance gegen Thors überirdische Ritterlichkeit habe, und Natasha hat sich großmütig einverstanden erklärt.

Dementsprechend verbleiben Clint, Phil und Bruce allein mit Darcy, Loki und Jane in der Küche. Es ist eine etwas ungewohnte Mischung, aber dessen ungeachtet kommt keinesfalls das Gefühl von Unbehagen auf, das vielleicht zu erwarten gewesen wäre.

Jane, die nach ihrem frühmorgendlichen Schrecken einen schweren Rückfall gen Lethargie erfahren hat, hält sich an einer Tasse Kaffee fest und blinzelt eulenhaft ins Leere, während Darcy und Clint damit beschäftigt sind, den Tisch zu decken. Bruce und Phil machen Obstsalat für drei bis sechs Personen - und Loki beobachtet sie.

Noch vor zwei Wochen hätte Clint sich unter seinen Augen unwohl und vielleicht sogar ein wenig reizbar gefühlt. Heute ist er dazu in der Lage, die milde Verwunderung in Lokis Blick zu entdecken, und seine Lippen verziehen sich zu einem spöttischen Grinsen. „Ich nehme an, in Asgard habt ihr Handlanger für sowas?“

Loki neigt leicht den Kopf. „In der Tat. Aber ich glaube zu begreifen, dass euch diese niedere Tätigkeit mit Freude zu erfüllen scheint. Darf ich ebenfalls assistieren?“

Clint tauscht einen faszinierten Blick mit Darcy. „Was hast du letzte Nacht mit ihm angestellt, Weib?“

Ihrer Kehle entkommt ein Glucksen. „Ihn liebevoll an meinen Busen gedrückt - was sonst?“

Loki muss sich sichtliche Mühe geben, dieses Zwischenspiel zu ignorieren. Aber er äußert keinen Kommentar, kommt auf die Füße und blickt Darcy abwartend an.

„Rührei“, beschließt sie spontan. „Clint, zeig unserer Schneekönigin, wie man Rührei macht!“

Clint öffnet seinen Mund und schließt ihn wieder, als er die kleine Falte zwischen Lokis Brauen ausmacht. Er schluckt einen etwaigen Protest hinunter. „Ok, kein Problem. Rührei.“

Er greift sich das entscheidende Küchenutensil. „Das hier“, klärt er Loki bierernst auf, „ist eine Pfanne. Nimm.“

Er hält sie Loki entgegen, sieht Loki den Griff umfassen, lässt los - und die Pfanne landet mit einem durchdringenden Knall auf dem Küchenfußboden. Jane fällt vor Schreck fast vom Stuhl. Darcy äußert ein hoch frequentiertes Quieken und springt einen Schritt zur Seite und in Bruce hinein, der sie geistesgegenwärtig auffängt. Clint tauscht einen hastigen Blick mit Phil, dann macht er unwillkürlich einen Schritt auf Loki zur, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Schulter gefasst hat.

„Shit“, entfährt es Clint leise. „Dein Arm. An den hab ich überhaupt nicht mehr gedacht.“

Phil taucht prompt an der besagten Schulter auf, macht jedoch keinerlei Anstalten, Loki anzufassen.

Loki hebt einen Blick voll zynischer Selbstverachtung zu Clint an. „Ich auch nicht.“ Er lässt seine Schulter los, streckt den Arm ein wenig von sich und öffnet und schließt seine Hand ein paar Mal hintereinander. Es bereitet ihm sichtliche Schmerzen.

Clint macht einen weiteren Schritt auf ihn zu, umfasst Lokis Handgelenk mit seiner linken und streckt den Arm, legt seine rechte Hand an Lokis Schulter. „Hat Tasha schon angefangen, dich leichte Übungen machen zu lassen?“

Darcy hebt die Pfanne vom Fußboden auf und antwortet für Loki. „Sie meinte, es sei noch ein wenig zu früh.“

„Hm“, macht Clint nachdenklich, dreht Lokis Handgelenk nach links, dann nach rechts. „Die Wunde ist soweit verheilt. Die Muskeln und Nerven sollten leichte Beanspruchung vertragen können.“

Er wird sich bewusst, dass Loki ihn anstarrt. „Was? Tut’s zu weh? Wenn du dich noch viel länger schonst, wird dir der Arm aus Protest gleich ganz abfallen.“

Lokis Blick senkt sich auf den Punkt, wo Clints Hand um sein Handgelenk liegt, und Clint wird bewusst, wo das Problem liegt. „Es ist nicht das erste Mal, dass ich dich anfasse“, macht er Loki ungeduldig aufmerksam.

„Kaum“, gibt Loki leise zu. „Es fühlt sich dennoch überraschend befriedigend an.“

Phil, der sich bisher mit bewundernswerter Gemütsruhe zurückgehalten hat, räuspert sich an dieser Stelle mit Nachdruck. Clint zieht endlich seine Hand von Loki zurück, wendet seinen Kopf und sieht Phil in die Augen.

„Mehr Befriedigung wird’s von mir nicht geben“, stellt er klar, nimmt Darcy die Pfanne ab und stellt sie auf den Herd, schaltet die entsprechende Herdplatte an. „Komm her, du einarmiger Bandit, Phil wird dir jetzt beibringen, wie man mit einer Hand Eier aufschlägt.“

„Werde ich das?“ erkundigt sich Phil mit sanftem Tadel in der Stimme. Clint sieht keine Wut in seinen Augen, allerhöchstens eine Andeutung von Unwillen. Eine Emotion, die Clint nachvollziehen kann, aber wenn sie nicht bald damit anfangen, sich mit Loki zu befassen, wird diese grässliche Situation nie ein Ende haben. Er ist sich ziemlich sicher, dass Phil das genau so gut weiß wie er selbst, höchstwahrscheinlich sogar sehr viel besser.

Dementsprechend nickt er nachdrücklich. „Und wie du das wirst. Bruce kann allein Obstsalat machen. Er hat das total im Griff.“

„Nicht, worauf ich hinaus wollte“, erwidert Phil mit einem unter den gegebenen Umständen seltsam entspannten Lächeln. Aber er macht keine Anstalten, sich das Messer wieder anzueignen, mit dem er eben noch Äpfel aufgeschnitten hat, sondern geht zum Kühlschrank und nimmt eine Packung Eier heraus.

Loki blickt ihm derartig nervös entgegen, dass es Phil sich versucht fühlt zu lächeln. Ein Reh im Scheinwerferlicht könnte kaum panischer dreinblicken.

„Ich beiße nicht“, macht er Loki mit charakteristisch mildem Spott in der Stimme aufmerksam.

„Richtig“, stimmt Clint fröhlich bei. „Sowas macht nur Tasha. Und sie zieht an den Haaren.“

Steve und Tony betreten die Küche gerade rechtzeitig, um Phil Loki erklären zu hören, dass das Wichtigste ein entspanntes Handgelenk sei.

Tony macht prompt ein Gesicht, als sei Weihnachten um diverse Wochen vorverlegt worden, öffnet den Mund - und wird brutal von Clint gestoppt. „Denk nicht mal dran, Stark.“

„Aber er hat gesagt -“, setzt Tony an, und Clint fährt ihm ein weiteres Mal in die Parade. „Habe ich gehört. Und du wirst niemanden in dieser Küche durch unanständige Bemerkungen in Verlegenheit bringen. Apropos: Hat Steve dir den Rücken geschrubbt, als ihr zusammen geduscht habt?“

Tony blinzelt ihn unschuldig an. „Woher weißt du, dass wir zusammen geduscht haben?“

Clint weitet perplex die Augen, dann macht ihn Steves vorwurfsvolles „Tony“ darauf aufmerksam, dass Tony im Begriff ist, ihm einen Bären aufzubinden. Er hätte es gleich wissen müssen. Nichts an Tony Stark ist unschuldig. NICHTS.

„Er hat angefangen“, rechtfertigt Tony sich schnippisch und wirft einen suchenden Blick in die Runde. „Wo sind Natasha und Thor?“

„Brötchen holen“, erwidert Bruce und reicht ihm den versprochenen Kaffee.

Tony grinst und wirft Steve einen betont spöttelnden Blick zu. „Jetzt können wir nur hoffen, dass sie an deinen Apfelkuchen denken.“

Steve blinzelt unbeeindruckt zurück. „Zur Not backe ich selber einen.“

Tony zieht ihm eine Schnute. „Du machst wesentlich weniger Spaß, seit du auf alles eine Antwort weißt.“

Ein vage beunruhigendes Glitzern schleicht sich in Steves blaue Augen. „Dafür schrubbe ich dir beim Duschen den Rücken.“

Tony lacht hilflos in seine Kaffeetasse, Clint ertappt sich bei einem hingerissenen Grinsen. Er kann sich nicht helfen. Er mag es, wenn Mama und Papa miteinander flirten.

Dann findet er sich mit einem Mal im Zentrum von Steves ernsthaftestem Blick wieder. Er stellt sich automatisch gerade hin. „Was? Was hab ich gemacht?“

Steve räuspert sich nervös, reibt sich mit der Rechten den Nacken. „Es geht um ... um eure Träume.“

Loki hält darin inne, ein Ei aufschlagen zu wollen, und wendet sich zu ihm um. „Ja?“ fragt er vorsichtig.

Steve blickt ein wenig unbehaglich drein. „Ich fürchte, ich muss euch darum bitten, eure Träume miteinander zu teilen - Damit wir sichergehen können, dass sie tatsächlich das sind, von dem wir augenblicklich ausgehen, das sie sind.“

Loki weitet alarmiert die Augen, wird tatsächlich ein wenig rot. Clint ist sich lediglich eines milden Widerwillens bewusst. „Muss das sein?“ erkundigt er sich missmutig.

„Ich fürchte ja“, entgegnet Steve mit schuldbewusstem Unterton. „Ihr müsst es nicht öffentlich machen, wenn ihr nicht wollt - aber ich halte es für ... vernünftig.“

„Ich war in meinem ganzen Leben noch nicht vernünftig“, gibt Clint trocken zurück. „Öfter mal was Neues.“

„Wie - heute keine Elektroden?“ Clint weitet die Augen in gespieltem Entsetzen und platziert in theatralischer Manier beide Hände über seinem Herzen. „Aber ich hatte mich auf die Elektroden gefreut! Hab mir extra die Brust rasiert!“

Er sitzt auf Bruces Labortisch, und kann sich seine gute Laune selbst nicht so wirklich erklären. Sie muss damit zusammenhängen, dass er Bruce derartig uneingeschränktes Vertrauen entgegen bringt.

„Ich bin sicher, Phil wird das gebührend zu schätzen wissen“, erwidert Bruce gelassen. „Aber das ändert nicht das Geringste daran, dass ich deine Brust heute nicht mit Elektroden bekleben werde.“

Clints linker Mundwinkel hebt sich ganz unwillkürlich. „Sondern?“

„Heute“, beginnt Bruce mit philisterhaftem Unterton, „werde ich deine Hirnströme messen.“

Clints Augenbrauen schießen in die Höhe. „Ich werde mir nicht den Kopf rasieren. Ich verspüre nicht das geringste Bedürfnis, als Professor Xavier Double durchgehen zu können.“

„Ganz so weit wird es nicht kommen müssen“, beruhigt Bruce ihn mit warmer Stimme. „Tony hat einen ... Hut gebaut.“

„Ich bin keineswegs beruhigt“, erwidert Clint spitz, herrlich sicher in dem Wissen, dass Tony sich augenblicklich in seiner Werkstatt aufhält und dank der betörenden Weisen AC/DCs niemals von dieser gotteslästerlichen Bemerkung erfahren wird.

Immer vorausgesetzt, JARVIS verrät ihn nicht, natürlich.

Loki sitzt neben Clint auf dem Labortisch und wirkt übergebührlich aus der Fassung gebracht. Da Clint mit ihm und Bruce allein ist, und Darcy diesmal nicht für derartige Tätigkeiten zur Verfügung steht, fühlt er sich tatsächlich bemüßigt, ihn zu beruhigen. „Tonys Hut wird ganz sicher funktionieren“, hört er sich selbst sagen. „Tonys Spielzeug funktioniert immer.“

Loki lächelt flüchtig und ein kleinwenig gequält. „Es ist nicht die Funktionstüchtigkeit des wissenschaftlichen Zubehörs, die ich in Zweifel ziehe.“

„Dein Hirn hat dich bisher überraschend weit gebracht“, gibt Clint ungerührt zurück. „Schreib es nicht zu früh ab.“

Loki lächelt ein weiteres Mal, etwas weniger gequält, und Clint hat einen gleißenden Geistesblitz. „Wir könnten uns die Zeit mit einer kleinen Märchenstunde vertreiben. Uns von unseren Träumen erzählen.“ Er wirft Bruce einen fragenden Blick zu. „Das ist doch ok?“

Bruce lächelt und nickt, befestigt sanft die von Tony konstruierte Vorrichtung auf Clints Kopf „Völlig ok.“

Clint dreht sich prompt zu Loki um und zieht ein Bein auf den Labortisch. Tonys Hut ist nicht einmal sonderlich unbequem. „Soll ich anfangen?“

Loki blickt ihn an, und diesmal lässt er das Lächeln weg und sieht einfach nur gequält aus. Es könnte damit zusammenhängen, dass er gerade seinen eigenen Hut von Bruce aufgesetzt bekommt. Clint weiß nicht, wo sein Problem liegt. Der Hut ist immer noch unauffälliger als Lokis Helm und sicherlich wesentlich bequemer.

„Ich wäre dir sehr verbunden“, erwidert Loki leise, während er leicht den Kopf hin und her bewegt und vergeblich versucht, an seiner eigenen Stirn vorbei zu starren, um herauszufinden, wie er aussieht. Es lässt ihn schrecklich menschlich wirken.

Clint nimmt einen tiefen Atemzug, dann beginnt er zu reden. Er erzählt von seinem ersten Traum, von seinem Fall durchs Dunkel, davon, dass er vergessen hatte, wer er ist ... sieht das Echo seiner eigenen Angst in Lokis Augen reflektiert.

Loki deutet schließlich ein Nicken an. „Mein Gedächtnis ist verwirrt, was diese Zeit betrifft, aber ich glaube, dass es sich in der Tat so abgespielt hat. Ich kann ... kann mir allerdings nicht völlig sicher sein.“

Clint runzelt die Stirn. „Das ist jetzt irgendwie blöd. Dann wirst du mir von meiner Vergangenheit erzählen müssen, damit wir sicher gehen können, dass zumindest in der Richtung alles ... äh ... ok ist.“

Nichts ist ok, weder in Clints Vergangenheit, noch der Umstand, dass Loki sich damit herumquälen und davon erzählen muss. Aber Clint hat sich überwinden und Doktor Scotts praktisch jedes Detail berichten müssen, dementsprechend hat Loki nicht wirklich eine Ausrede.

Clint sieht Loki trocken schlucken und zieht eine ungeduldige Grimasse. „Ach komm - so schlimm ist meine Vergangenheit jetzt auch nicht. Such dir halt ne angenehmere Erinnerung aus.“

Clint weiß, dass Loki weiß, was er hier tut. Es ist überraschend erleichternd, sich derartig verstellen zu können, und trotzdem die Sicherheit zu haben, verstanden und durchschaut zu werden.

Phil kann das genau so gut - im Prinzip sogar besser. Er hatte nie derart direkten Einblick in Clints Unterbewusstsein und sein Leben. Mit Lokis Reaktion hat er allerdings beim besten Willen nicht gerechnet.

Lokis Blick schnellt in die Höhe, und seine Wangen nehmen ein hektisches Rot an. Clint zieht beide Augenbrauen zusammen. „So angenehme Erinnerungen hab ich gar nicht, dass sie so eine Reaktion rechtfertigen würden.“

Loki beißt sich auf die Unterlippe, senkt wieder den Blick. „Chile“, sagt er heiser, und Clint läuft auf einen Schlag knallrot an. In Chile ist nicht das Geringste passiert. Er hat nicht mal den Hitzschlag bekommen, den er Phil angedroht hatte. Aber er hat tagelang in seinem Nest gesessen und sich die Zeit mit schmutzigen Phantasien über Phil und seine Krawatten vertrieben.

„Krawatten“, fügt Loki dann auch mit peinlich berührtem Unterton hinzu.

„Das ist nie passiert!“ stellt Clint nachdrücklich klar, und Loki blinzelt ihn an. „Dessen bin ich mir bewusst“, sagt er leise. „Nichtsdestotrotz ist es ... angenehmer, als diverse andere meiner ... deiner Erinnerungen.“

Kurz sieht Loki schrecklich verwirrt, um nicht so sagen komplett aus der Fassung gebracht aus, und Clint wirft Bruce einen verzweifelten Blick zu. „Reicht das nicht? Ist das nicht Beweis genug?“

„Ich glaube nicht, dass Steve der Austausch von Stichworten genügen wird“, erwidert Bruce nachdenklich. „Aber wir können ihn fragen.“

Clint stöhnt gequält auf. „Bloß nicht. Am Ende will er noch wissen, was an Chile und Krawatten so besonders ist - und dann bin ich Schuld, wenn er an Ort und Stelle implodiert. Nein danke.“

Er wirft Loki einen auffordernden Blick zu. „Erzähl mir eine Geschichte - mindestens eine. Los.“

Lokis Stirn runzelt sich in einer hilflosen Grimasse, aber dann schleicht sich eine gewisse Entschlossenheit in seine Augen. „Jakutsk“, sagt er dann vorsichtig, schließt die Augen und spricht tastend weiter. „Dort hast du Agentin Romanov zum ersten Mal gesehen. Du hast ... hast sie mehrere Tage lang beschattet - und dann hast du Phil gesagt, dass du sie nicht töten willst, dass ... dass sie es nicht verdient. Dass sie ein wertvoller Gewinn für SHIELD sein könnte.“

Clint bekommt unwillkürlich eine Gänsehaut, weil Loki Phil sagt und nicht Agent Coulson, aber Loki spricht weiter, ehe Clint eine dahingehende Bemerkung machen könnte.

„Phil hat ... er hat dir vorgeworfen, du seiest ihren ... ihren weiblichen Reizen erlegen“, sagt er heiser. „Er hat dich darum gebeten, sie objektiv zu betrachten - nicht mit ... dich nicht von ihrem Äußeren täuschen zu lassen.“

Er hält einen Moment inne, und Clint weiß, was kommt, hält die Luft an.

„Du wolltest ihm sagen, dass Natashas Äußeres dich nicht im Entferntesten interessiert, dass ihre weiblichen Reize niemals von solchem Interesse für dich sein könnten - dass er derjenige ist, den du willst, der dich wahnsinnig macht.“

Lokis Wimpern erzittern sachte, Clint sieht die Röte in seine Wangen zurückkehren, und er begreift endlich, was es bedeutet, dass Loki sich an diese Zeit erinnert - dass er genau weiß, was Clint damals empfunden hat.

„Du hast es ihm nicht gesagt“, fährt Loki fort. „Stattdessen hast du ihn gebeten, dir zuzuhören - und das hat er. Das hat er immer.“ Die letzten Worte klingen ein wenig atemlos, und Clint reißt die Augen auf, starrt Loki fassungslos an.

Wenn ihn nicht alles täuscht, hat Loki tatsächlich angefangen zu weinen.

„Es war nicht so schrecklich dramatisch, wie du es darstellst“, murmelt er überfordert.

Loki schlägt die Augen zu ihm auf, und seine Augen sind in der Tat verdächtig feucht, aber es fließen gottlob keine Tränen. Clint hätte keine Ahnung, wie er darauf reagieren sollte.

„Ich denke, ich weiß jetzt, warum das Zepter nach seinem Leben verlangt hat“, sagt Loki mit überraschend fester Stimme. „Es wollte dein Herz mit Phils vereinen.“

Clint ballt unwillkürlich beide Hände zu Fäusten, beißt die Zähne zusammen. „Behauptest du gerade, dass deine Attacke auf Phil meine Schuld war?“ knurrt er fassungslos.

„Keinesfalls“, erwidert Loki sofort, und Clint muss sich zwingen, seine Finger wieder zu entspannen. „Aber das Zepter hatte dein Herz berührt - war sich deines Verlangens bewusst. In meinen Händen jedoch ... Es konnte deinen Wunsch nicht umsetzen, konnte ihn mir nicht auf eine Weise verständlich machen, die ich begriffen hätte.“

Er atmet tief durch. „Es tut mir so schrecklich leid.“

Clint mustert ihn düster. „Ja, weil du jetzt ganz genau weißt, wie sich die Konsequenzen anfühlen.“

Lokis Augen nehmen einen suchenden Ausdruck an. „Ja“, erwidert er verwirrt. „Natürlich aus diesem Grund. Ich kann nicht bestreiten, dass es mir in der Vergangenheit ganz entschieden an Empathie gemangelt hat.“

Die simple Aufrichtigkeit in seiner Stimme macht es Clint praktisch unmöglich, an seiner Wut festzuhalten. Er sinkt ein wenig in sich zusammen.

„Agent Coulson ist ein guter Mann“, sagt Loki wie zu sich selbst. „Das weiß ich jetzt so gut wie kaum jemand sonst.“ Verzweiflung, Bedauern und Schuld gleiten in rascher Folge über Lokis Gesicht, und Clint tauscht einen alarmierten Blick mit Bruce. „Es ist nicht immer unbedingt einfach, mit der Erinnerung daran zu leben, ihn attackiert zu haben.“

Clint, der mit Erinnerungen an diverse Auftragsmorde leben muss, hat eine gefestigte Ahnung, was in Loki vor sich geht. Er kann nicht entscheiden, ob es einfacher ist, mit dem Bedauern über die Schuld am Tod dieser Opfer leben zu müssen - oder sich tagtäglich mit ihnen konfrontiert zu sehen.

Er fürchtet fast, dass Loki es tatsächlich schwerer hat. Clint kann seine Taten verdrängen, kann zumindest versuchen, sie zu vergessen.

Loki wird jeden Tag aufs Neue mit den seinen konfrontiert.

„Ich kann nicht fassen, dass du mich hierzu überredet hast.“ Tony, völlig entgegen Clints Überzeugung, befindet sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr in seiner Werkstatt. Er sitzt in seiner Limousine, Darcy neben sich, und einen Welpen auf dem Schoß.

Besagter Welpe blickt aus seelenvollen blauen Augen zu ihm auf und leckt ihm die Fingerspitzen.

„Ich musste dich überhaupt nicht überreden“, stellt Darcy würdevoll klar. „Ich musste bloß Steves entzücktes Grinsen beschreiben, wenn er diese Beiden zu Gesicht bekommt, und du warst augenblicklich für meine Sache gewonnen.“

Darcy hält ebenfalls einen Welpen auf dem Schoß, und weit davon entfernt, irgendjemanden seelenvoll anzusehen, hechelt ihrer aufgeregt und versucht, aus ihrem Griff zu entkommen und die Limousine zu erkunden.

Tony ist stark dagegen. Daher auch Darcys eiserner Griff im Nacken des lebhaften Tiers.

„Und doch bin ich mir bewusst, dass du keineswegs Steve im Sinn hast, wenn du an die Freude denkst, die diese Beiden verbreiten werden“, sagt Tony streng. „Ich weiß wirklich nicht, was mich überkommen hat.“

„Du hast Clint genau so lieb wie ich, und willst ihm genauso sehr eine Freude machen wie Steve“, erwidert Darcy, nach wie vor entsetzlich würdevoll. „Und jetzt gib endlich zu, dass diese Welpen das Niedlichste sind, das dir je begegnet ist. Guck doch nur, wie süß deiner dir die Hand leckt - er ist jetzt schon völlig hin und weg von dir.“

„Deiner hingegen ist komplett respektlos und wird überall hinpinkeln. Ich mach das nicht weg, nur, damit das klar ist.“

„Selbstverständlich nicht“, stimmt Darcy sofort und verdächtig bereitwillig zu. „Clint und Steve werden das wegmachen.“

Tony kann ein Grinsen nicht unterdrücken. „Da werden sie sich aber freuen.“

Darcy zwinkert ihm zu, dann wird ihr Gesicht unerwartet ernst. „Hunde sind großartig fürs allgemeine Befinden. Du wirst zugeben müssen, dass wir das im Moment gut gebrauchen können. Und diese Zwei hier sind nicht nur attestiert und ganz schrecklich gesund - weil sie zur Hälfte Husky sind, werden sie hoffentlich auch bei Steves Joggingrunden mithalten können.“

Tony beäugt das Tier auf seinem Schoß ein wenig genauer. „Was ist die andere Hälfte?“

„Golden Retriever“, sagt Darcy und hält Tony ihren Welpen unter die Nase. „Deswegen hat er hier braune Augen.“

„Ich finde die blauen schöner“, erwidert Tony ein wenig geistesabwesend.

Darcy grinst. „Das wundert mich keineswegs.“

Der Welpe auf Tonys Schoß winselt leise, und Tony hebt ihn ganz automatisch hoch und hält ihn auf einem Arm vor seine Brust. Die veränderte Haltung scheint dem jungen Tier extrem zu gefallen - es presst seinen Kopf samt feuchter Nase gegen Tonys Halsbeuge und wedelt begeistert.

Darcy bedenkt ihn mit einem weisen Blick. „Du wärst ein fabelhafter Vater.“

Tony zieht ihr eine gequälte Grimasse. „Wohl kaum.“

„Widersprich mir nicht, ich seh das doch.“ Sie hält kurz nachdenklich inne, kaut auf ihrer Unterlippe. „Die Sache mit Loki und Clint und ihren Träumen kriegen wir in den Griff, oder?“

Tony hebt eine spöttische Augenbraue. „Bruce und Jane sind direkt beteiligt; ich stelle das wissenschaftliche Equipment zur Verfügung. Ich wüsste nicht, wie wir scheitern sollten.“

Sie lächelt schwach. „Fabelhafter Vater, sag ich doch.“ Sie hebt fragende braune Augen zu Tonys Gesicht an. „Hasst du Loki immer noch?“

Er blickt sie unter gerunzelten Brauen heraus an, und die Falten in seinen Augenwinkeln werden ein wenig tiefer. „Wo kommt das denn plötzlich her?“

Sie zuckt mit den Schultern. „Es ist eine berechtigte Frage, findest du nicht?“

Tony runzelt leicht die Stirn. „Von Hass kann nicht wirklich die Rede sein. Dazu ist er entschieden zu unterhaltsam. Aber er macht es einem nicht unbedingt einfach, ihn ins Herz zu schließen.“

Jetzt ist es an Darcy, die Stirn zu runzeln. „Wovon redest du bitte? Er ist wie diese Welpen: komplett unwiderstehlich und einfach nur zum Liebhaben.“

„Diese Welpen“, setzt Tony streng an, „haben nicht versucht, die Erde zu erobern.“

„Zum Glück - niemand hätte es über’s Herz gebracht, sie aufzuhalten. Und Loki reagiert so enthusiastisch auf jedes kleine bisschen Zuneigung, das man ihm zukommen lässt ... Es ist ganz schrecklich traurig.“

Ihre Stimme klingt ein wenig belegt, und der Welpe auf ihrem Schoß entkommt ihrem Griff - wandert jedoch nur auf Tonys Schoß hinüber und stupst seinem Bruder die Schnauze in den dicken Bauch.

Tony mustert sie besorgt. „Du solltest dich vielleicht nicht ganz so sehr auf ihn einlassen.“

„Aber er ist so schrecklich einsam“, erwidert sie aufgeregt, beschreibt eine flatternde Geste mit ihren Händen. „Ich kann einfach nicht anders. Ich wünschte bloß, er wäre nicht so frustrierend darauf versessen, an seiner Einsamkeit und seinen Komplexen festzuhalten. Ich glaube, er könnte ganz glücklich sein, wenn er nur wollte.“

Tony überreicht ihr den blauäugigen Welpen aus seinen Armen und hindert dann seinen Bruder daran, unter den Vordersitz zu kriechen und Happy einen Überraschungsbesuch abzustatten. „Ich fürchte, es scheitert nicht daran, dass er nicht will, sondern daran, dass er nicht kann. Ich bin ganz sicher kein Psychologe, aber ihm stehen die Depressionen ja praktisch auf die Stirn geschrieben. Ich schätze, er braucht ein wenig Hilfe - selbst wenn sowas ganz und gar unter seiner Würde ist. Aber er ist jetzt einer von uns, und es wird Zeit, dass er begreift, dass Würde nicht das Geringste damit zu tun hat.“

Als er sich wieder aufrichtet, blickt Darcy ihn auf eine Art an, die man nur als liebevoll bezeichnen kann. „Du bist wirklich mein absoluter Lieblinksonkel, Tony.“

Tony fühlt sich ein wenig überfordert, aber das hindert ihn nicht daran, eine Antwort abzugeben. „Welch ein Glück also, dass du entschieden meine Lieblingsnichte bist.“

Phil holt aus, schlägt zu - und Natashas Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse schmerzhafter Überraschung, als er sie tatsächlich trifft. Phil lässt augenblicklich beide Hände sinken und tritt einen Schritt von ihr zurück - nur um ein entschlossenes Gesicht aufzusetzen, den Abstand, den er zwischen sie gebracht hat, sofort wieder zu schließen und auffordernd beide Hände nach ihr auszustrecken. „Lass sehen.“

Sie hebt abwehrend das Kinn. „Das ist nicht nötig.“

Er runzelt die Stirn. „Ich habe dir gerade mit voller Kraft gegen die Rippen geschlagen. Lass mich kontrollieren, ob ich dich verletzt habe.“

Sie seufzt, zieht den Reißverschluss an ihrem Anzug auf und lässt ihn ihre Rippen abtasten. „Ich bin weder Tony noch Clint, Phil. Ich kann offen zugeben, wenn ich verletzt wurde.“

Phil verrät durch nichts, dass er sie gehört hätte. Am anderen Ende des Trainingsraumes ist Steve plötzlich auffallend konzentriert damit beschäftigt, auf den extra langlebigen Sandsack einzuschlagen, den Tony ihm gebaut hat.

„Ich glaube allerdings“, sagt Natasha und beobachtet mit leisem Lächeln Phils ebenso konzentrierte Miene, „dass wir nicht miteinander trainieren sollten, während Clint und Loki allein miteinander sind.“

Phil blickt flüchtig zu ihr auf. „Sie sind nicht allein miteinander - Bruce ist bei ihnen.“

„Was nicht das Geringste daran ändert, dass wir uns nicht anständig konzentrieren können“, macht sie ihn vernünftig aufmerksam.

Er richtet sich wieder auf und zieht den Reißverschluss ihres Anzuges wieder zu. Sie tauschen einen langen Blick.

„Du bist nicht mehr ganz so wütend“, sagt sie schließlich mit eine Note leiser Überraschung in der Stimme.

Phil lächelt ein wenig. „Clint hat mich beruhigen können.“ Er lässt seinen rechten Arm eine einladende Geste in Richtung Tür beschreiben, und sie nickt und verlässt an seiner Seite den Ring.

„Tee in der Küche nach dem Duschen?“ erkundigt sie sich bei ihm, und er nickt, sieht tatsächlich ein bisschen dankbar aus.

„Das ist eine großartige Idee.“

Als Phil in der Küche ankommt, ist Natasha bereits anwesend und schiebt mit einem selbst für ihre Verhältnisse seltsam leeren Gesichtsausdruck ihr Starkphone zurück in ihre Hosentasche.

Phil hebt eine irritierte Augenbraue, sagt aber nichts dazu, stellt keine neugierigen Fragen. Der Wasserkocher schräg links hinter Natasha auf der Küchenzeile kommt zischend zum Höhepunkt seiner Bemühungen, und sie dreht sich zu ihm um und gibt Wasser in die Tassen, die sie bereits vorbereitet hat.

„Das war Pepper“, setzt sie Phil leise in Kenntnis.

Er tritt an ihre Seite, öffnet einen der Küchenschränke und nimmt ein Glas mit Honig heraus. „Ist alles in Ordnung?“

„Ja“, erwidert sie mit weicher Stimme. „Sie sagt, sie wird ihre Geschäfte früher zum Abschluss bringen können und sich dann auf schnellstem Wege auf den Heimweg machen. Wir sollen Tony nichts davon verraten.“

Phil lächelt. „Meine Lippen sind versiegelt.“ Er trägt den Honig zum Küchentisch hinüber, und sie folgt mit den Tassen, stellt sie mit einem leisen Klirren ab.

Jane kommt zur Tür herein geweht, wirft einen gestressten Blick in die Runde, und Phil ist augenblicklich fürsorgliches Verständnis. „Auch ein Tee?“

Jane stöhnt leise aber nichtsdestotrotz dankbar auf. „Ja bitte. Unsere stillschweigende Übereinkunft, nicht wie ein Rudel Übermütter im Labor herumzulungern, macht mich ein bisschen wahnsinnig.“

„Zumindest du wärst durchaus berechtigt, dort herumzulungern“, macht Natasha sie amüsiert aufmerksam. „Es ist auch dein Labor.“

„Es ist Bruces Labor“, widerspricht Jane ihr erschöpft und lässt sich an den Tisch sinken, „und ich habe dort heute schlicht nichts zu tun.“

Thor kommt durch die Terrassentür in die Küche, sein Haar entschieden wüst und seine Wangen ein wenig gerötet vom scharfen Herbstwind. „Sind die Untersuchungen noch immer nicht abgeschlossen?“

Phil nimmt schweigend eine weitere Tasse aus dem Schrank.

„Noch nicht“, antwortet Natasha verständnisvoll.

Thor setzt ein profundes Stirnrunzeln auf, geht zu Jane hinüber, pflückt sie von ihrem Stuhl und drückt sie an seine Brust. Er sieht prompt etwas weniger angespannt aus. Jane lässt es sich mit bezeichnendem Gleichmut gefallen, wie eine überdimensionale Puppe behandelt zu werden, und tätschelt ihm den Kopf, während ihre Füße gut zwanzig Zentimeter über dem Boden baumeln. „Bruce hätte Bescheid gesagt, wenn etwas nicht stimmen würde.“

„Darum geht es nicht“, erwidert Thor dumpf und vergräbt sein Gesicht in ihrem Haar.

Sie seufzt und schließt die Augen. „Ja, ich weiß.“

Clint hüpft vom Untersuchungstisch. „Du bist ganz sicher, dass du mich nicht mehr brauchst?“

Bruce, der mit konzentrierter Miene einen seiner Kontrollbildschirme betrachtet, nickt geistesabwesend. „Ich bin sicher.“

Clint räuspert sich leise. „Ganz und gar und völlig sicher?“

Bruce runzelt verwirrt die Stirn und löst seinen Blick vom Kontrollbildschirm, sieht Clint in die Augen. Clint nickt prompt in Richtung Loki, der mit gesenktem Kopf auf seinem Platz verharrt.

Ein dankbares und vielleicht sogar amüsiertes Lächeln schleicht sich in Bruces Mundwinkel. „Ganz und gar und völlig sicher, Clint. Geh zu Phil. Wir kommen gleich nach.“

Clint zieht sich mit sichtlichem Zögern aus dem Labor zurück. Loki hebt den Kopf, kaum dass sich die Tür hinter ihm geschlossen hat. „Agent Barton ist besorgt, Sie mit mir allein zu lassen, Doktor Banner.“

Seine Stimme klingt nicht spöttisch, nicht einmal das kleinste Bisschen sarkastisch, und Bruce legt leicht den Kopf schief, sieht ihm direkt in die Augen. „Er vergisst manchmal, dass ich ... einen äußerst reizbaren Beschützer habe.“

Loki erwidert nichts, und Bruce wendet sich wieder dem Kontrollbildschirm zu, macht ein paar Einträge in seinem Notizbuch.

„Ist etwas ... nicht mit mir in Ordnung?“ erkundigt Loki sich verunsichert.

Bruce schüttelt den Kopf. „Nicht, soweit ich es sehen kann. Aber deine Hirntätigkeit ist ein wenig ... komplexer als die eines Menschen, und ich muss erst herausfinden, inwieweit sie sich von unserer unterscheidet. Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.“

Loki blinzelt ihn an, starrt vielleicht sogar ein bisschen. Aber Bruce, der noch immer mit seinem Notizbuch beschäftigt ist, bekommt davon nicht das Geringste mit.

„Sie sind ein freundlicher Mann, Doktor Banner“, sagt Loki dann plötzlich - und Bruce hebt den Kopf und sieht ihn wieder an.

Loki wirkt beinahe so überrascht, die Worte ausgesprochen zu haben, wie Bruce ist, sie gehört zu haben. „Bin ich das?“

Lokis Mund verzieht sich tatsächlich zu einem ehrlichen Lächeln. Ein überraschend warmer Schimmer tritt in seine Augen. „Freundlich und bescheiden. Ja, das sind Sie in der Tat.“

Stille breitet sich zwischen ihnen aus, aber Bruce wendet nicht eine Sekunde lang den Blick von Loki ab, und Loki hebt schließlich ein wenig unsicher seine Schultern. „Ich muss Sie um Verzeihung bitten.“

Bruce hebt beide Augenbrauen. „Ja?“

Loki räuspert sich verhalten. „Ich kann nicht bezweifeln, dass Ihnen die Worte, die ich in SHIELDs fliegender Festung geäußert habe, zu Ohren gekommen sind.“

„Die, dass ich ein Monster bin, das weiter so tut, als sei es ein Mensch?“ fragt Bruce kühl nach, nicht mehr ganz so freundlich.

Loki zuckt tatsächlich ein wenig zusammen. „Diese Worte, ja.“ Er zögert einen Moment. „Ich befand mich im Unrecht. Sie haben Ihr ... Ihr Monster weit besser unter Kontrolle als ich das meine.“

Bruce seufzt, legt sein Notizbuch beiseite und tritt an Loki heran.

Loki blickt ihm aus verwirrt geweiteten Augen entgegen - vielleicht sogar ein wenig ängstlich. „Doktor Banner?“

„Du bist kein Monster“, sagt Bruce mit ruhiger und doch fester Stimme. „Du bist ein Frostriese.“ Loki weicht hastig seinem Blick aus, aber Bruce umfasst seinen Arm kurz oberhalb des Ellenbogens, drückt ihn bekräftigend. „Frostriesen sind keine Monster. Und was immer du in der Vergangenheit getan hast, hatte nicht das Geringste damit zu tun, dass du ein Frostriese bist. Deine Erziehung mag dir Anderes einzureden versuchen, aber es gibt schlicht keine bösen Rassen. Asgard befand sich im Krieg mit Jotunheim. Ich nehme an, die Frostriesen ziehen ihren Nachwuchs mit den gleichen einseitigen Gutenachtgeschichten groß.“ Bruce runzelt die Stirn. „Wenn sie denn so etwas wie Gutenachtgeschichten haben.“

Loki entkommt ein flatternder Atemzug. „Es tut mir leid.“

Bruce hält noch immer seinen Arm fest. „Dass du mich als Monster bezeichnet hast?“

Loki nickt zaghaft. „Ja. Sie sind kein Monster. Nicht ... nicht einmal wenn Sie die Kontrolle verlieren. Sie haben Stark gerettet, nicht wahr? Als er gefallen ist. Ich glaube nicht, dass Sie das hätten tun können, wenn Ihr Innerstes nicht stets das Gleiche bliebe - völlig gleich, wie Ihre äußere Gestalt sich wandeln mag.“

Als er wieder aufblickt, begegnet Loki einem nachdenklichen, aber deswegen nicht weniger freundlichen Blick.

„Ok“, sagt Bruce dann leise. „Ich akzeptiere deine Entschuldigung.“

TEIL 38

fandom: avengers, autor: uena

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