Daumen hoch - Nach zwei Tagen verschlafen, wieder vom Wecker aufgewacht!
Ich habe Dienstag den Goldenen Kompass gesehen
und bin sehr enttäuscht.
Seit überhaupt je der erste Roman verfilmt wurde, kämpft man den Kürzungen, aber ich habe wirklich die Befürchtung, dass jemand, der das Buch nicht kennt, den Film tatsächlich nicht verstehen könnte. Das ist der erste Punkt: schlechte Szenenauswahl. (Oder auch tatsächlich späteres Rausschneiden, Beispiel: Iorek verspricht Lyra mit ihr in den Kampf zu ziehen, obwohl sie (noch) gar nicht gesagt hat, dass sie sich auf einer gefährlichen Reise befindet.)
Was mich aber viel mehr getroffen hat, war die schlechte Umsetzung der Erzählperspektive. Lyra wirkt im Film wie ein hochintelligentes Kind, weil sie sofort zu allem die Lösung weiß, Beispiel: "Oh, das ist Interzession, das hat wohl was mit Staub zu tun!" Ihr Denkprozesse werden nicht klar, weswegen sie auf mich fast unrealistisch wirkte und auch überhaupt nicht sympathisch. Ich kann im Moment leider überhaupt nicht festmachen, warum die Art, wie Lyra im Film gezeigt wird, mir so "weit weg" vorkommt. Aber ich weiß, dass es auch anders und eben viele besser geht (Harry Potter wäre so ein Beispiel: das Buch zieht bis auf wenige Ausnahmen Harrys POV durch und der Film schafft auch eine angenehme Perspektive).
Und eine Sache, die ich mir hätte denken können, die mich aber trotzdem überrascht hat: Sie haben das Magisterium, d.h. die Kirche im Buch, im Film als Bösewichte rausgenommen. Das Magisterum ist jetzt einfach das Magisterium, als Versammlung alter, konversativer Männer. Wenn das durchgezogen wird, kann das dritte Buch mit all seinen christlichen elementen ja gar nicht gedreht werden. Ich bin gespannt.
Abschließend hatte ich außerdem das Gefühl, dass dieser erste Film Interpretationen des dritten Buches vorweg genommen hat. "Staub bedeutet dies und jenes, Freier Wille bla bla, das Magisterium will das nicht" - ist das echt schon im ersten Buch? Versteht Lyra im ersten Buch schon, was Staub bedeutet? Wenn ja, war unser Kurs damals echt begriffsstutzig.
Was mir am Film sehr gefallen hat, waren die Animationen. Die Daemons waren toll anzusehen und auch der Staub und das Alethiometer waren wunderschön dargestellt. (Unheimlich aber wahr: Durch das Entweichen des Staubs beim Sterben einer Firgur im Film, bekam die Schlachtszene einen fast traumhaften und schön anzusehenen Schimmer.)
Wirklich gut war auch, dass wir zu sechst alle vor anderthalb Jahren beim Kölzer diese Bücher besprochen und geliebt haben und somit richtig genau lästern konnten. Das war sehr befreihend.
Gestern habe ich dann "The Libertine" gesehen, einen Film über John Wilmot, dem Earl of Rochester, und er war schlecht. Mit Johnny Depp in der Hauptrolle, aber selbst das half dem Film wenig. Der Grünton, dem er gehalten war, war zusammen mit den dunklen Aufnahmen furchtbar anstrengend, und Spannung gabs für mich auch nicht.
Noch mehr Filmisches am Rande: Durch das Seminar bei der Simonis habe ich Peter Greenaway kennengelernt. Ugh. Die Ausschnitte aus "A Draughtman's contract" heute waren okay; Plot und hübsch arrangiert. Aber "Prospero's books" letzte Woche ist mir echt zu sehr avantgarde. Selbst wenn man "The Tempest" von Shakespeare kennt, auf dem der Film basiert, versteht man ihn nur schwer. Und man ist bei den ganzen in einander geschachtelten Bilder und Filmen und Überblendungen einer totalen Reizüberflutung ausgesetzt. Zum Angzucken - nee. Zum Wissenschaften? Öh.
Außerdem habe ich gestern im Gespräch mit Verena festgestellt, dass mir ein paar ganz entscheidene Dinge in meinem Leben fehlen: Sitcoms. Ich will wieder den Prinz von Bel Air, die Bill Cosby Show, Eine starke Familie, Full House, Alle unter einem Dach und Friends sehen! Sie laufen alle manchmal wieder verteilt auf Kabel 1 und Pro7, haben Verena und ich festgestellt, aber Gott, wie geil wäre es, sich mal einen Samstag aufs Bett zu fletzen und einfach so eine halbe Staffel Friends durchgucken? *_*