DC

Feb 26, 2007 16:05

Es gibt ja fast nichts Langweiligeres als Einleitung und Schluss einer Hausarbeit zu schreiben ('fast', weil ich mich beim Überlgen gerade nicht sonderlich anstrenge und es bestimmt etwas gibt). Wie lange will ich das schon machen? Eine Woche? Und wie viel Aufwand ist das? Zwei Mal zehn oder 15 Minuten? Und ich nehme solche Wörter wie 'Disziplin' in den Mund? Pfui ist das.


Meine Familie vom Flughafen abholen mach ich übrigens nicht wieder. Brot, Eier und Milch kaufen ja, aber abgeholt werden brauchen sie nicht. Ich war immer überglücklich, wenn uns jemand abgeholt hat aus dem Urlaub, aber wenn sie das Familiengefühl nicht brauchen, fahre ich auch nicht.

Ich habe das Gefühl, auf mich kommen in der nächsten Woche noch einige andere Gespräche zu, die nicht einfach werden. Zweifel werden sie haben, an mir und den Entscheidungen, die ich getroffen habe, und dann werde ich wieder sagen wollen "Und ihr prahlt immer, dass ihr mir Rückhalt gebt? Was ist das denn für ein Rückhalt?" und sie würden antworten "Du undanbares Gör! Wie dein Vater!" und so weiter. (Okay, vielleicht nicht gleich als zweites, aber ganz schnell käme mein Vater ins Spiel.) In emotionaler Erpressung war meine Oma schon immer ganz groß.

Ach, ich weiß. Ich bin die erste aus diesem Haus, die studiert, die erste, die alleine wohnt, die erste, die mit 20 noch unverheiratet ist, die erste, die meiner Oma seit Jahren widerspricht. Das sind alles neue Sachen, die ich hier einführe und man hat Angst, das verstehe ich, die habe ich selber nämlich auch. Aber ich verstehe es einfach nicht, wie meine Oma meine Mutter, meinen Onkel und meine Patentante hat aufwachsen sehen und nicht gesehen hat, dass jeder seinen eigenen Weg findet. Mit 70 Jahren und so einer großen Familie hat sie doch schon einiges mitgemacht. Ich habe echt mehr Recht darauf, Angst um mich zu haben als sie.

Ich glaube außerdem, dass ich in ihren Augen irgendwann, als ich 16 oder 17 Jahre alt war, aufgehört habe zu wachsen. Meine Mutter sagt zwar immer, meine Oma erzähle allen von ihrer Ekelin, die in Gießen studiert und tolle Noten hat, aber es ist schwer zu glauben, dass sie mich als das sieht, was ich gerade bin - Staudentin und Schatzsucherin -, wenn sie mir gegenüber nur immer von der kleinen, braven Teresa spricht, die nie Widerworte hatte, als sie jünger war.

Über meine Oma könnte ich echt Bücher schreiben; darüber, dass ich sie noch nie das Wort 'Entschuldigung' haben sagen hören, dass sie alles, was ihr an mir nicht passt, argumentlos auf meinen Vater zurückführt und dass sie mir immer vorwirft, nicht so wie meine Mutter zu sein. Aber jetzt bin ich erst einmal froh, dass ich nicht mehr allein in diesem Haus bin und sie wieder da ist. Das ist verkorkst, aber wessen Familie ist das nicht.

Eine Dreiviertelstunde erfolgreich prokrastiniert. Wollen wir dafür nicht auch Zähler einführen?

leben : meine familie, uni : 4. semester (ha)

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