Was Lieblingsfilme über das Gehirn verraten Ob Action, Comedy oder Krimi - welche Filmgenres ein M

Dec 11, 2024 16:46

Was Lieblingsfilme über das Gehirn verraten

Ob Action, Comedy oder Krimi - welche Filmgenres ein Mensch bevorzugt, kann einiges über sein Gehirn verraten. Das zeigt eine aktuelle Studie.

Snacks, Getränk und Kuscheldecke bereitlegen, Licht dimmen, sich gemütlich auf dem Sofa ausstrecken, die Streaming-App öffnen - und dann kommt die entscheidende Frage: Welcher Film soll es heute sein? Action, Krimi, Dokumentation, Komödie oder Liebesdrama? Die Wahl wird oft intuitiv getroffen, doch eine neue Studie aus Deutschland zeigt, dass dahinter mehr steckt als gedacht. Lieblingsgenres könnten demnach mit der Art und Weise zusammenhängen, wie unser Gehirn Emotionen verarbeitet.

Um dieses Rätsel zu lösen, befragte das Forschungs-Team rund 260 Probanden und Probandinnen nach ihren Lieblingsgenres und führte parallel Scans über funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) durch. Ziel dieser Untersuchung war es, die Reaktionen des Gehirns auf emotionale Reize abzubilden und zu messen.

Während die Teilnehmenden im MRT-Gerät lagen, wurden ihnen Bilder von wütenden oder ängstlichen Gesichtern sowie geometrische Formen gezeigt. Besonders im Fokus standen dabei zwei Schlüsselregionen des Gehirns: die sogenannte Amygdala, die Emotionen wie Angst und Bedrohung verarbeitet, sowie der als „Belohnungszentrum“ bekannte Nucleus accumbens, der wiederum mit Vergnügen und Motivation in Verbindung steht.

Die Ergebnisse der Studie, die im Fachjournal „Frontiers in Behavioral Neuroscience“ erschienen, waren überraschend: Fans von Actionfilmen zeigten die stärkste neuronale Aktivität in den beiden untersuchten Hirnregionen. Dies bedeutet, dass sie besonders sensibel auf emotionale Reize reagieren und möglicherweise gerade deshalb von dem Genre angezogen werden.

Gerade bei Action- und Crimefilmen, die durch schnelle Schnitte und eine hohe Dichte an Reizen wie etwa spektakulär inszenierte Kampf- und Gewaltszenen geprägt sind, hatten die Forschenden erwartet, dass diese Gruppe weniger stark reagiert und nicht so leicht zu stimulieren ist. Doch genau das Gegenteil war der Fall. „Es scheint, als würden Actionfilm-Fans gerade die intensive emotionale Stimulation als Anreiz empfinden“, erklärt Studienleiterin Esther Zwiky. Auch Comedy-Liebhaber zeigten starke Reaktionen auf die emotionalen Reize. Interessanterweise reagierten dagegen Fans von Krimis und Dokumentationen deutlich weniger stark. Sie bevorzugen möglicherweise Filme, die stärker kognitiv als emotional stimulieren.

Das Forschungs-Team vermutet, dass persönliche Filmvorlieben gewissermaßen maßgeschneidert sind: Menschen präferieren Genres, die ihr Gehirn optimal fordern. So mögen Krimi-Fans die geistige Herausforderung eines komplexen Plots, während Action- oder Comedy-Liebhaber eine emotionale Achterbahnfahrt bevorzugen. „Es scheint so, als würde das Gehirn nach Filmen verlangen, die es ideal stimulieren“, fasst Zwiky zusammen. Die Wahl des Genres ist also kein Zufall, sondern eine Art Selbstanpassung.

Die Studie liefert spannende Erkenntnisse, doch einige Fragen bleiben offen: Verändert und prägt das Gehirn unsere Filmvorlieben - oder beeinflussen diese langfristig die Struktur und Funktion des Gehirns? Die deutschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen planen, diesem Zusammenspiel künftig in weiteren Studien nachzugehen. Für den Moment bedeutet das: Filmvorlieben sind offenbar mehr als nur eine Frage des Geschmacks. Sie spiegeln wider, wie Menschen fühlen, denken und reagieren. Wahrscheinlich wählt man deshalb immer wieder ein bestimmtes Genre, weil es genau das vermittelt, was man braucht: eine emotionale Herausforderung, Entspannung oder rationales Miträtseln.

Quelle: VHM

Luxemburger Wort 11.12.2024

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