Kretschmann: Nicht jeder muss Französisch können In der Schule Französisch lernen? Zumindest Minist

Jul 04, 2023 14:25

Kretschmann: Nicht jeder muss Französisch können

In der Schule Französisch lernen? Zumindest Ministerpräsident Kretschmann glaubt, dass darauf in Zukunft verzichtet werden kann - und das hat er auch bei der Feier der Deutsch-Französischen Partnerschaft aller Städte gesagt.

Ludwigsburg (dpa/lsw) - Eine Übersetzungs-App statt Vokabel-Booster? Laut Ministerpräsident Winfried Kretschmann könnte diese Technologie bald das mühsame Erlernen einer zweiten Fremdsprache wie Französisch ersetzen. Junge Menschen müssten gut Englisch können, sagte ein Grünen-Politiker am Montag in Ludwigsburg. Mit Blick auf andere Fremdsprachen wie Französisch sagte er jedoch, man müsse der Technologie mehr vertrauen. „In zehn Jahren wird sich jeder einen Knopf ins Ohr stecken - und dieser wird gleichzeitig übersetzen, was gesagt wird. Das wird passieren.“

Dies sagte Kretschmann bei einem Festakt zum 75. Jahrestag der Gründung des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte zuvor in seiner Begrüßungsrede erklärt, dass Deutsche und Franzosen stolz auf die jahrzehntelange Freundschaft zwischen beiden Ländern sein können. „Die Menschen müssen sich treffen, reden, sich kennenlernen, um sich besser zu verstehen“, sagte das Staatsoberhaupt.

Kurz darauf machte Kretschmann bei einer Podiumsdiskussion deutlich, dass er das Erlernen einer zweiten Fremdsprache in der Schule künftig für obsolet hält. „Wenn sich Feuerwehrleute jetzt in einer Partnerstadt treffen, kann man nicht erwarten, dass sie Französisch oder Deutsch können, man braucht Technologie.“ Damit wäre dann eine große Hürde beseitigt - „anstatt weitere 30 Jahre damit zu verbringen, Französisch und Deutsch zu lernen. Die machen es einfach nicht.“

Auch das Ergebnis des Französischunterrichts sei äußerst bescheiden ausgefallen, sagte der Regierungschef. „Kleine Kerne“ werden dort benötigt, wo in den Schulen ordnungsgemäß Französisch gesprochen wird. Aber man sollte nicht länger glauben, dass jeder ein bisschen Französisch können muss. „Und dann kann er nicht einmal mehr Eis bestellen, wenn er in den Urlaub fährt.“ Es ergibt keinen Sinn. Man muss disruptiver denken.

Bildungsverbände protestierten heftig. Der Ministerpräsident bleibt sich selbst treu und handelt getreu dem Motto „Wer keine Ahnung hat, soll zumindest Verwirrung stiften“, kritisierte Gerhard Brand, Bundes- und Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Berufsbildung (VBE).

Digitale Transformation ist mehr als nur die Digitalisierung des Analogen, Sprache ist mehr als nur Sprechen. „Indem wir die Sprache leben, öffnen wir Kulturen und nehmen am Leben anderer Menschen teil.“ Wer vor diesem Hintergrund behauptet, „mit etwas Zerstreuung Schwäbisch gelernt zu haben“, hat die Bedeutung der Sprache falsch verstanden.

Die Bildungsgewerkschaft GEW sprach von einem „falschen Signal“ für die Schulen und viele deutsch-französische Schulpartnerschaften in Baden-Württemberg. „Künstliche Intelligenz wird natürlich die Kommunikation verändern, insbesondere beim Erlernen neuer Sprachen“, betonte GEW-Präsidentin Monika Stein. „Aber wer an unseren Schulen Französisch lernt, kann mehr als nur Eis bestellen. Und um eine Fremdsprache sinnvoll zu erlernen, muss man miteinander reden.“

Viele deutsch-französische Projekte und viele Partnerschaften zwischen den Kommunen Frankreichs und Baden-Württembergs seien eine wichtige Grundlage für Europa, sagte Stein. „Wenn junge Menschen aufhören, Französisch zu lernen, werden viele Partnerschaften leiden“, sagte Stein.

Laut GEW ist das Interesse an Französisch als Zweitsprache in den letzten Jahren zurückgegangen. Viele junge Menschen entscheiden sich dafür, Spanisch statt Englisch zu lernen.

07.03.2023

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