Feb 08, 2023 09:16
Volkszählung des Statec Luxemburgs Bevölkerung um 25 Prozent gewachsen
Luxemburgs Bevölkerung wächst weiterhin so schnell wie nie zuvor.
Mike STEBENS
Das Bevölkerungswachstum bleibt exponentiell, 131.588 Menschen sind seit 2011 hinzugekommen. Das macht Luxemburg zum Spitzenreiter in der EU.
Alle zehn Jahre führt die nationale Statistikbehörde Statec eine große Volkszählung durch, in der eine Vielzahl an Statistiken erhoben werden. Am Dienstag wurden die ersten Zahlen der 37. Volkszählung von 2021 präsentiert.
643.941 Menschen leben demnach Stand November 2021 in Luxemburg. Zum Vergleich: 2011 waren es noch 512.353 Einwohner. Die Bevölkerung des Landes ist also seitdem um 131.588 Personen angestiegen. Das macht innerhalb einer Dekade 25,7 Prozent aus - und somit das höchste Wachstum seit der ersten Volkszählung im Jahr 1839.
Mit seinem weiterhin exponentiellen Wachstum liegt Luxemburg an der Spitze in der Europäischen Union. Das Großherzogtum ist das einzige Land in der EU, bei dem der Bevölkerungsanstieg bei über 20 Prozent liegt. Für die meisten anderen Länder sind es weniger als zehn Prozent. Das Wachstum in Luxemburg ist damit 15 Mal höher als der EU-Durchschnitt, der sich auf 1,7 Prozent beziffert. Statec-Direktor Serge Allegrezza konstatiert: „Luxemburg befindet sich weiter auf dem Weg, 2050 eine Million Einwohner zu zählen.“
Luxemburgs Bevölkerung altert zudem. So ist der Altersdurchschnitt um ein Jahr auf 39,7 Jahre angestiegen. Bei der rezenten Volkszählung wurden 91 Hundertjährige gezählt, 24 mehr als noch 2011. Waren 2011 die Frauen leicht in der Mehrheit, so leben nun 50,4 Prozent Männer im Großherzogtum. Der Überschuss an Männern wird dadurch erklärt, dass männliche Migranten in den vergangenen Jahren leicht überrepräsentiert waren.
Die Beteiligung am Zensus ist eigentlich Pflicht. Aus diesem Grund mag es überraschen, dass die Teilnehmerquote lediglich bei 79 Prozent lag. Damit ist sie im Vergleich zu 2011 um sechs Prozent gesunken. Dieser Rückgang lässt sich jedoch durch mehrere Faktoren begründen.
Beispielsweise lässt sich die Wahrscheinlichkeit der Teilnahme an der Zählung an den sozio-ökonomischen Index kuppeln. Je höher das Einkommen eines Haushalts, desto höher die Chance, dass er auf die Fragen des Statec antwortet. Besonders in den urbanen Zentren wie in Luxemburg-Stadt und in Esch/Alzette war die Teilnehmerzahl gering. Das liegt wohl daran, dass in den städtischen Gebieten der Zuwachs von neuen Bewohnern am höchsten ist. Es ist schwieriger, diese zu erreichen und zu motivieren, an der Zählung teilzunehmen.
Auch die Corona-Pandemie brachte einiges durcheinander. Eigentlich hätte die Volkszählung bereits im Februar 2021 stattfinden sollen. Luxemburg wurde zu diesem Zeitpunkt allerdings noch stark von der Pandemie beeinflusst. Deswegen wurde das Stichdatum auf den 8. November 2021 verschoben. Doch schlug das Coronavirus im Herbst 2021 wieder zu.
Da viele Menschen deswegen zögerten, die Mitarbeiter des Statistikamts in ihr Haus zu lassen, konnten die Agenten des Statec weniger Hausbesuche als üblich durchführen. Aufgrund dieser Umstände hat man sich dazu entschieden, dieses Mal keine Strafen, für die Personen, die ihren Fragebogen nicht eingereicht hat, auszusprechen. Laut Gesetz können sich die Strafen auf bis zu 2.500 Euro belaufen. Hinzu kommt, dass „viele Menschen Schwierigkeiten hatten, den Fragebogen ohne Hilfe zu beantworten“, betont Serge Allegrezza. Deswegen kommt der Direktor des Statistikamts zum Schluss, dass die Quote zufriedenstellend ist, auch wenn nur vier von fünf Menschen dem Aufruf des Statec gefolgt sind.
Ebenfalls wegen Corona hatte man die Menschen dazu aufgerufen, das Formular online auszufüllen. So konnten die Fragebögen in einer ersten, dreiwöchigen Phase ausschließlich über Guichet.lu ausgefüllt werden. Davon machten jedoch nur 48 Prozent der Befragten Gebrauch. „Mehr scheint momentan nicht drin zu sein“, stellt Serge Allegrezza fest, „die digitalen Kompetenzen bei der Bevölkerung sind offenbar noch nicht so weit entwickelt.“
Bei jenen 52 Prozent, die nicht online mitmachten, landete automatisch ein Papierfragebogen im Briefkasten. Für den Statec ist das allerdings mit mehr Aufwand verbunden. Denn die Daten, die auf Papierform bei der Behörde ankommen, müssen digitalisiert werden. 106.000 Papiere einzuscannen, braucht Zeit. Deshalb hat die Auswertung der Daten über ein Jahr gebraucht.
Im März wird der Statec weitere Statistiken veröffentlichen. Diese werden Details zu den verschiedenen territorialen Einheiten beinhalten.
Luxemburger Wort 7.2.2023
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