Und ich dachte, ich müsste nur drei Rezensionen schreiben... hat sich was.
"Die Prinzessinnen von New York - Ballgeflüster" - Anna Godbersen Bewertung: **** von *****
Teil Zwei zu
"Die Prinzessinnen von New York" und ich musste es einfach kaufen. Dann hab ich es auf dem Landesparteitag ausgelesen. Das sagt viel über den Parteitag, oder?
Kurz zum Inhalt: Nach Elizabeths tragischem "Tod" muss Diana sich nun alleine durchschlagen und alle Hoffnungen der Familie Holland, wieder zu dem Namen gebührenden Reichtum zu kommen, liegen nun auf ihr. Wie gut, dass ihre Liebe zu Henry Schoonmaker, dem begehrtesten aller New Yorker Junggesellen erwidert wird. Na ja, oder auch nicht, wenn man bedenkt, wer noch so alles ein Auge auf den guten Henry hat...
Im Großen und Ganzen recht unterhaltsam, nur die holprige Übersetzung stört etwas. Allerdings scheint man vom letzten Mal dazu gelernt zu haben und übersetzt wenigstens nicht mehr allzu zeitgemäß. Ansonsten sind die Irrungen und Wirrungen der New Yorker High Society zur Jahrhundertwende amüsant, spannend und durchaus auch aufwühlend. Der Autorin zugute halten möchte ich auch, dass sie es schafft, trotz des etwas trivialen Themas (aber auf sowas steh ich ja, ich gebs ja zu) der Geschichte mit nicht gerade vorhersehbaren Wendungen Pfeffer zu geben und sie damit spannend zu halten.
Wer immer noch nervt, ist Lina Broud, die oft genug unsäglich naiv, doof und verblendet rüberkommt. Wenigstens deutet sich inzwischen an, dass sich das eventuell im nächsten Band endlich mal ändert, aber es hätte durchaus bereits in diesem Band noch deutlicher werden können. Ich hoffe wirklich, die ändert sich noch mal, ansonsten werde ich irgendwann eventuell gezwungen sein, ihre Teile einfach zu überspringen. Davon mal abgesehen war's aber wirklich gute Parteitagslektüre.
"Einundzwangzigster Juli" - Anne C. Voorhoeve Bewertung: ***** von *****
Boom, Baby. Eigentlich war es eher so ein "Och, klingt interessant.", aber nachdem es schon beim Liefern solche Schwierigkeiten gab, hätte ich wissen müssen, dass etwas ganz besonderes ist. Aber der Reihe nach.
Inhalt: Im Grunde die fiktionalisierte Geschichte der Familie Stauffenberg nach dem missglückten Attentat vom 20. Juli 1944, aus Sicht der fiktiven Ich-Erzählerin, Philippa Bredemer, genannt "Fritzi". Erzählt wird die Odyssee der Familie von Lautlitz (read: Stauffenberg) und der Familien der anderen "Verräter" durch Krieg, Zerstörung, Konzentrationslager und immer die Ungewissheit, was als nächstes passiert bis zum Kriegsende 1945. And everything else would be telling.
Ich liebe dieses Buch, aus ungefähr 1000 Gründen. Zum einen verehre ich Voorhoeve fast dafür, dass sie aus Philippa kein Widerstandskind von Anfang an gemacht hat. Voorhoeves Fritzi ist ein Kind ihrer Zeit, indoktriniert und dem Führer mehr oder weniger ergeben. Als das Attentat passiert, das ihr Onkel Georg (Claus Stauffenberg) zu verantworten hat, ist sie erschüttert... aber nicht unbedingt darüber, dass es missglückt ist... Fritzi braucht ihre Zeit, um zu sehen, dass Deutschland auf dem falschen Weg war und dass sie an das Falsche - und den Falschen - geglaubt hat und Voorhoeve schreibt das zum Teil schmerzhafte Erkennen realistisch und einfühlsam.
Außerdem ist da Fritzis Stimme, die ich immer mochte, selbst am Anfang. Nie ist sie unsympathisch, nur irregeführt. Voorhoeve schafft es, sie immer als 14jährige glaubhaft, aber nie kindlich klingen zu lassen. Ihre Verwirrung, Wut, Freude, Leiden... alles ist nachvollziehbar und flüssig zu lesen. Und als Bonus lässt Voorhoeve noch ganz subtil Philippas abwesenden Vater immer mehr Raum einnehmen, je mehr sie sich vom Regime distanziert. Wunderbar.
"Einundzwanzigster Juli" ist eindringlich, nie schönfärberisch, aber auch nicht reißerisch... Im Grunde sollte das Pflichtlektüre in jedem Deutschunterricht sein. Sensibel schreibt Voorhoeve über ein schwieriges und unterrepräsentiertes Thema in der deutschen Geschichtsschreibung - über Stauffenberg und die direkt am Attentat beteiligten Personen ist viel geschrieben wurden, aber nur relativ wenig über das, was mit ihren Familien passierte - und macht deutlich, wie unmenschlich dieses Regime war. "Einundzwanzigster Juli" spielt eindeutig in der ersten Liga der antifaschistischen Literatur und der zeitgenössischen Kinderliteratur.
"Der Schattengänger" - Monika Feth Bewertung: ***** von *****
Teil Vier der Jette-Krimis von Monika Feth (die anderen drei sind, in dieser Reihenfolge:
"Der Erdbeerpflücker",
"Der Mädchenmaler" und
"Der Scherbensammler") und wie immer hat es mich weggehauen. Immer, wenn ich Feth lese, will ich eigentlich aufhören zu schreiben, weil... so gut werd ich eh nie.
Im vierten Teil von Feths Jette-Krimis ist diesmal niemand aus Jettes WG dran, sondern... ihre Mutter. Imke Thalheim, bekannte Krimiautorin, wird von einem Stalker verfolgt... und der meint es ernst. As in "Wenn ich dich nicht haben kann, dann soll dich keiner haben." Und so wird der Leser mit Jette wieder einmal in einen Strudel von Geheimnissen, Bedrohungen und undurchsichtigen Motiven gezogen.
Feth schafft es wie immer, mit klaren und schnörkellosen Sätzen beispiellose Spannung aufzubauen und geschickt Beziehungen der Protagonisten mit dem Fall zu verknüpfen. Da ist Jette, die eine immer noch ziemlich gespannte Beziehung zu ihrer Mutter hat und da ist Bernd Melzig, der sich immer noch zu Imke Thalheim hingezogen fühlt, aber in seiner eignen freudlosen Ehe gefangen ist... und Imke, die trotz der Beziehung zu Tilo auch irgendwie noch an Melzig zu hängen scheint... Seite um Seite zwingt der Fall die Protagonisten, sich mit ihren eigenen Wünschen und Sehnsüchten auseinander zu setzen. Nicht immer gelingt ihnen das, und das rechne ich Feth hoch an. Gibt ja auch Stoff für weitere Krimis ;)
Das Einzige, was nicht ganz passte, war das etwas antiklimatische Ende, aber ansonsten wie immer Lesefreude auf hohem Niveau. Ich frag mich nur... warum wird das immer noch unter Kinder- und Jugendliteratur eingeordnet? Würde man die Feth-Krimis verfilmen... ne FSK 12 wäre schon schwierig, glaube ich. Aber gut, was soll's...
"Band of Sisters: American Women at War in Iraq" - Kirsten A. Holmstedt Bewertung: *** und einen halben von *****
Hm. Na ja. Also. Tja. Pffft. Öh.
Aber okay, kurz Inhalt: Holmstedt hat in diesem Buch die Porträts von Frauen, die in den US-amerikanischen Streitkräften - US Army, US Air Force, US Navy, US Marine Corps - dienen oder dienten und aktiv am Irak-Krieg teilgenommen haben oder noch teilnehmen zusammengestellt und einen Überblick über den Anteil der kämpfenden Frauen gegeben, immer den Combat Ban und die Frage, ob Frauen wirklich nicht für Kampfeinsätze geeignet sind, im Blick (gut, die Amis könnten auch einfach mal bei der Bundeswehr nachfragen, wie die das sehen, aber das ist ein anderes Thema).
Also... Die Porträts an sich sind spannend und die Persönlichkeiten, die da hinterstehen allesamt interessant und es würdig, dass man ihnen Platz in einem Buch einräumt. Aber warum, um alles in Welt, konnte man dann keine/n Autor/in finden, der/die tatsächlich auch schreiben kann? Ich weiß nicht, wo Holmstedt das Schreiben gelernt hat und wieviel Geld sie dafür bezahlt hat, aber... es war ziemlich sicher zuviel. Offensichtlich hat man zum Beispiel vergessen, ihr beizubringen, stringent und chronologisch korrekt zu schreiben... unter anderem.
Kate Adie und
James E. Wise und Scott Baron zum Beispiel können es wesentlich besser. Schade. Die in dem Buch porträtierten Frauen hätten was besseres verdient (und sind der einzige Grund, warum es noch so viele Sterne gibt).