Ja, ich lese noch. Ich komm nur mit den Rezensionen nicht hinterher *hust Dann wollen wir mal...
"The Secret Life of Bees" - Sue Monk Kidd Bewertung: ***** von *****
Das war eine Empfehlung von
koboldmaki und daher im Grunde prädestiniert, gut zu sein. Aber man will sich ja auch selbst ein Bild machen und so.
Die Geschichte selbst ist relativ unspektakulär (zumindest verglichen mit diversen SF- und Fantasy-Büchern...): Irgendwann in den frühen 60ern (peinlicherweise habe ich das genaue Jahr vergessen) in einer Kleinstadt in South Carolina wächst Lily Owens (in der Geschichte 14) bei ihrem Vater auf, betreut von einer schwarzen Ziehmutter, Rosaleen. Als diese die drei fanatischsten Rassisten der Stadt beleidigt und dafür im Gefängnis landet, entschließt sich Lily, mit ihr zu fliehen und damit auch dem tyrannischen und zynischen Vater zu entkommen. Es verschlägt das ungleich Paar schließlich nach Tiburon, wo sie bei den drei schwarzen Schwestern May, June und August unterkommen, deren Hauptlebensunterhalt Augusts Imkerei ist.
Soweit die Handlung. Spannender ist aber, worum es wirklich geht. Um Rassismus und Liebe, Honig und Religion, Familie und Freundschaft. Die ganz großen Themen also, erzählt aus der Perspektive einer 14jährigen. Lily erzählt erfrischend direkt und immer nur haarscharf am Rand zum Altklugen von ihrer Mutter, die sie nie wirklich kennengelernt hat, vom Honig, von den klugen und herzlichen Schwestern, von der gewieften, aber manchmal etwas langsamen Rosaleen. Das Buch ist liebevoll, wo es liebevoll sein kann und hart und schonungslos, wo es das sein muss.
Ich mochte es wirklich. Kidds Charaktere sind... quirky, aber ohne Blauäugigkeit. Jeder von ihnen - selbst Lilys herzlos erscheinender Vater - darf bei ihr seine Würde behalten, ohne Gutmensch sein zu müssen. Die Atmosphäre im heißen South Carolina fängt einen selbst im eher kühlen Haus im Harz ein und man wundert sich, dass man schon durch ist, obwohl man doch erst vor ein paar Tagen angefangen hat... Sehr empfehlenswert, in der Tat.
Und jetzt will ich n schönes dickes Honigbrot :P
"Die Prinzessinnen von New York" - Anna Godbersen Bewertung: **** von *****
Hab ich zufällig im Buchladen gefunden und dachte mir "Och... kannste doch mal mitnehmen."
Die Geschichte selbst lässt sich in etwa so zusammenfassen: Im New York des Jahres 1898 gehören die 17jährige Elizabeth und ihre jüngere Schwester Diana Holland zu den Stars der High Society, sind sie doch alteingesessener Ostküsten-Geldadel. Doch der unerwartete Tod ihres Vaters erschüttert die Familie nicht nur emotional, sondern auch finanziell: Sie sind pleite und hochverschuldet. Um der gesellschaftlichen Schande zu entgehen, bestimmt die Mutter der beiden Schwestern, dass Elizabeth den stattbekannten Dandy und Sohn reicher Eltern, Henry Schoonmaker, heiraten soll. Blöd nur, dass Elizabeth ihr Herz schon an jemanden ganz anderes gehängt hat... und dann ist da ja noch ihre eifersüchtige beste Freundin... das Verhängnis ist also unvermeidlich.
Das war tatsächlich eher ein Snack für zwischendurch, aber ein amüsanter. Godbersen ergeht sich wunderbar in der Schilderung des Luxus der New Yorker Oberschicht um die Jahrhundertwende ebenso wie in den krassen Gegensätzen zum Alltag der Normalsterblichen, die den Luxuskindern dienen. Die Intrige entfaltet sich zwar recht langsam, dafür aber durchaus mit Spannung. Interessant ist der etwas unkonventionelle Einstieg ins Buch (na ja, unkonventionell für dieses Genre...), für den es durchaus Pluspunkte gibt, auch wenn die Auflösung für meinen Geschmack ein bisschen zu früh vorm Ende anfängt.
Gestört haben mich - mal wieder - ein paar Charaktere. Elizabeths Dienstmädchen fand ich unerträglich selbstgerecht und einfach dumm, und Elizabeths Lover hätte auch ein bisschen... präsenter sein können. So war er eher Schablone als tatsächlich Charakter. Gefreut hat mich allerdings besonders Diana. Fand ich sie am Anfang noch naiv, dumm und nervig in ihrer Rebellenpose, machte sie tatsächlich eine Entwicklung durch und schaffte es, mich doch noch von ihr zu überzeugen. Das ist tatsächlich eine Leistung.
Im Großen und Ganzen kommt es leider nicht an das Gossip Girl heran (der Vergleich drängt sich schon ein bisschen auf...), aber amüsant ist es allemal. Daher trotz diverser Kritikpunkte, was Stil und Plot angeht, vier Sterne.
"Hexensturm" - Sean Stewart Bewertung: ***** von *****
Das lachte mich in der Bibliothek an, und da ich nach
"Der Schware Dolch" noch ein weiteres Stewart-Buch lesen wollte, hab ich es mitgenommen, obwohl ich eigentlich kein Fan von Gegenwartsfantasy bin.
Worum geht es? Toni Beauchamp, Mittdreißigerin im Houston der 90er Jahre, ist die älteste Tochter von Elena Beauchamp, stadtbekannte Hexe und Hellseherin und erbt - eher widerwillig - deren magische Artefakte und die magische Begabung ihrer Mutter als diese stirbt. Toni, die im Gegensatz zu ihrer Schwester Candy Magie verabscheut und nichts mit dieser Welt zu tun haben will, muss schließlich einsehen, dass sie die Geister, die man ihr aufgebürdet hat, nicht mehr so leicht los wird. Und dann ist da ja noch ihre Kündigung und diese Sache mit Schwangerschaft...
Ich war begeistert. Stewarts bezaubernder, wortgewaltiger und lakonischer Stil hat mich schon beim "Dolch" in seine Bann geschlagen, und hier war es genauso. Magischer Realismus at its best. Die Charaktere sind verdreht, zynisch und/oder unheimlich, aber nie unsymphatisch. Stewart schafft es tatsächlich, sich völlig in die Gedankenwelt einer schwangeren Mittdreißigerin einzufühlen. Eine Leistung, vor der ich wirklich Respekt habe. Die Geschichte an sich ist eine Achterbahn, allerdings im positivsten aller Sinne.
Viel mehr muss man auch gar nicht sagen. Selber lesen ist hier die Devise, denn ehrlich gesagt: Das Buch war so klasse, dass mir schlicht die Worte für weitere Lobhudelei fehlen.
und jetzt natürlich noch #3:
"I wish my major would have been a certain soldier rather than sociology."