Look, sir, zwei Rezensionen auf einmal!
"Satinavs Auge" - Tobias Radloff
Bewertung: **** von *****
Ja, ja, es ist der Roman zu einem Rollenspiel-Franchise. Aber ich mag DSA-Romane. So.
So, wo war ich? Ach ja: Ist ne Weile her, dass ich einen DSA-Roman gelesen hab, da man die ja irgendwie nirgendwo mehr finden kann. Den hier habe ich aber gefunden und dachte mir "Okay, kannste mitnehmen." (danke übrigens an die Schwester fürs Beraten, gelle). Da man aber bei DSA auch immer wieder Mistkröten erwischen kann (was bei der schieren Fülle der Bücher auch durchaus normal ist), war ich ein bisschen misstrauisch, schon alleine, weil ich bisher wenig Romane, die im Horas-Reich spielen, gelesen hab.
Wie auch immer: Protagonisten des Romans sind die impulsive und aufmüpfige Horas-Gardistin Silvanessa di Murgavia und der unfähige Magierschüler Anconio Fiolesso, die auf der Weihefeier des der Garde feindlich gesinnten Heiligenblutordens ("Die drei Musketiere", Musketiere, Gardisten des Kardinals, anyone?) in ein Abenteuer mit ordentlich Magie und Degengeklirr verstrickt werden.
Ich war ehrlich gesagt überrascht, wie gut mir das Buch gefallen hat. Gut, Silvanessa konnte einem mit ihrer "Erst zuschlagen, dann fragen, und wieso soll ich mich eigentlich an irgendwelche Befehle halten, ich will ja nur Offizier werden"-Attitüde etwas auf den Geist gehen, aber Radloff schafft es, die wirklich nervigen Episoden kurz zu halten und seiner Protagonistin die verdienten Nasenstüber zukommen zu lassen. Als Kontrapunkt zu Silvanessa fungiert meist der etwas täppische, aber nicht auf den Mund gefallene Magieschüler Anconio. Beide Charaktere ergänzen sich und sorgen für spritzige Dialoge und Action.
Was ich Radloff außer Silvanessas zu haarsträubenden Hitzkopf-Episoden ein bisschen nachtrage ist die allzu leichte Lösung für Anconios "magischen Block", der ihn Dreiviertel des Buches vom Zaubern abhält und damit den Charakter von anderen magischen Charakteren aus DSA-Büchern abhebt.
Alles in allem aber ein gelungenes Abenteuer in traditioneller Mantel-und-Degen-Manier, das zwar Anleihen bei den bekannten Vertretern des Genres nimmt, es aber schafft, eine eigenständige Geschichte zu schaffen, die gut als amüsanter "Lese-Snack" dient. Ich jedenfalls hatte durchaus Spaß mit dem Buch und hoffe ja insgeheim, dass Radloff dem Duo Silvanessa/Anconio noch mindestens einen Auftritt verschafft.
"Mit der Flut kommt der Tod" - Kari Köster-Lösche Bewertung: *** und einen Dreiviertel-Stern von *****
Wieder eines dieser Bücher, um das ich monatelang drumherum geschlichen bin. Als ich es schließlich kurz vor Weihnachten als Taschenbuchausgabe gefunden habe, musste ich es einfach kaufen.
Dass ich etwas von Köster-Lösche gelesen habe, ist schon ne Weile her und ich erinnere mich, dass ich das letzte Mal jetzt nicht sooo begeistert war. Dieses Mal allerdings sah das wenigstens etwas besser aus.
Doch zuerst zur Geschichte. Es ist 1894 und Wasserbauinspektor Sönke Hansen wird im Auftrag des preußischen Wasserbauamts in Husum auf die Hallig Nordmarsch-Langeness geschickt, um die Hallig-Bewohner davon zu überzeugen, einen Teil ihres Landes an die Preußen abzugeben, um die Hallig bedeichen zu können. Dummerweise wird auf der Hallig Nordmarsch, auf der Hansen sich sowieso schon keine Freunde mit dem Plan gemacht hat, eine Leiche angespült, die dem Deichbauer zum Verwechseln ähnlich sieht. Meinen zumindest die Hallig-Bewohner. Es ist also an Hansen, den Mord aufzuklären und den Hallig-Bewohnern das Land abzuringen, um seinen Arbeitsplatz als preußischer Beamter behalten zu können.
Zu allererst: Hansen ist symphatisch genug, um zumindest zu Anfang über ein paar logische Schwächen und andere weniger symphatische Charaktere hinwegzusehen. Die Geschichte ist flüssig erzählt und mit genug Wendungen und Spannung gespickt, dass man als Leser dranbleibt und wissen will, wie denn nun alles ausgeht. Unterhaltsam ist es also allemal. Außerdem gibts einen halben Bonuspunkt dafür, dass der Roman dort spielt, wo wir früher alljährlich Ponyhof-Urlaub gemacht haben. Ich hatte sogar richtig Lust, mal wieder nach Langeness zu fahren.
Leider gibt es aber immer wieder Plot-Löcher, über die man immer erst dann stolpert, wenn man bereits drei Seiten weiter ist und sich wundert, wie das, was da gerade vor sich geht, eigentlich zum Rest passt. Zudem gibt Köster-Lösche sich viel Mühe, neben dem Krimi auch noch die Verwicklungen zwischen preußischer und dänischer Bevölkerung Schleswigs im später 19. Jahrhundert zu erläutern, was nur ansatzweise gelingt, da man oft nicht genau weiß, wie jetzt wieder wer mit wem und was das mit der Handlung... und so. Die Idee ist gut, da es theoretisch ordentlich Lokalkolorit verleihen könnte, geht aber öfter nach hinten los.
Was auch - zumindest bei mir - nach hinten losgegangen ist, ist die Einführung von Hansens Verlobter Gerda Rasmussen. Spaßigerweise ist die Frau das ganze Buch über abwesend, da sie sich aus Angst vor der Verfolgung durch die Preußen irgendwie abgesetzt hat, ohne Hansen zu sagen, wohin. Und trotz dieser Abwesenheit geht mir die Frau irre auf den Senkel (ich hab nichts gegen Figuren, die schon als unsymphatisch angelegt werden, aber ich kann Figuren nicht ausstehen, die der Leser auf Teufel komm raus smphatisch finden soll, obwohl sie es aus irgendeinem Grund einfach nicht sind). Mich hat es das ganze Buch über keinen Deut interessiert, warum und wohin die nun verschwunden ist, zudem das auch nie wirklich was mit der Krimihandlung zu tun zu haben schien. Wenn's nach mir gegangen wäre, hätte Köster-Lösche sich noch viel mehr auf die Beziehung Jorke/Sönke konzentrieren können, aber Autoren machen ja so gut wie nie das, was ich von ihnen will.
Insgesamt also eher durchwachsen (den halben Stern gab's wirklich nur, weil's auf Nordmarsch-Langeness spielt...), aber mit einer ausreichen symphatischen Hauptfigur und einer doch recht soliden Krimi-Handlung. Kommt aber leider nicht an Glaeseners historische Krimis ran.