Rezension: "Hingetupft" - "Wespensommer", Helga Glaesener

Nov 23, 2007 00:28

Tralalala...


"Wespensommer" - Helga Glaesener



Bewertung: **** von *****

So, wo war ich? Ach ja, Rezension. Helga Glaesener. Ja. Okay.

Da Helga-Glaesener-Romane zu meinen heimlichen Leidenschaften gehören, war ich hocherfreut, dass jetzt endlich - nach gefühlten 1000 Jahren - die Taschenbuchausgabe vom "Wespensommer" erschienen ist. Ich also sofort in der Bahnhofsbuchhandlung gekauft und innerhalb eines Tages (hatte ich schon lange nicht mehr) gelesen. Sah als Hardcover irgendwie länger aus.

Wie auch immer: Mit diesem Roman führt Glaesener ein neues Pärchen ein, nämlich Cecilia Barghini und Enzo Rossi. Cecilia, eine junge Florentinerin, hat sich gerade zum Skandalmäuschen der Stadt gemacht und wird zur Strafe von ihrer resoluten Großmutter auf's Land in das Dorf Montecatini (das es übrigens tatsächlich gibt) geschickt. Und zwar in das Haus des ortsansässigen Richters Enzo Rossi, ein angeheirateter Cousin, für dessen reichlich unerzogene Tochter Cecilia die Gouvernante spielen soll. Soweit so gut, nur leider passiert im beschaulichen Kurort ein Mord. Ein ziemlich grausamer sogar, und nicht nur Enzo Rossi fängt an zu ermitteln, auch Cecilia hat Blut geleckt. Und so nimmt der Krimi denn seinen Lauf.

Alles in allem: Nett. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, mit liebenswerten Macken und - im Fall der beiden Hauptpersonen - mit mehr oder  weniger deutlich skizzierten dunklen Hintergründen. Cecilia ist eine emanzipierte junge Frau (wie, zugebenermaßen, alle Glaesener-Heldinnen), die aber doch so manches Mal an den Gegebenheiten ihrer Zeit scheitert, wohingegen Enzo Rossi - scharfsinnig und intelligent, aber rechthaberisch, jähzornig und grottenschlechter Vater - zumindest in diesem Buch noch recht undurchsichtig bleibt (ich frag mich immer noch, warum der Cecilias Cousine geheiratet hat, obwohl die sich offenbar nicht ausstehen konnten...). Der Plot ist spannend und mit einigen überraschenden Wendungen gespickt.

Was etwas störend war: Ich habe so einige Male den Überblick verloren bzw. einiges nicht ganz nachvollziehen können, weil die Glaesenersche Subtilität - die einer der Hauptgründe ist, warum ich Glaesener so mag - an manchen Stellen doch zu subtil war, was Hinweise auf den Mörder anging. Im Rückblick machte es alles Sinn, aber öfter war der erste Gedanke doch: "Wie jetzt? Hä?" Da hätte ein bisschen mehr Transparenz dem Plot gut getan.

Ansonsten lässt sich noch sagen, dass ich mir nicht ganz sicher bin, wie ich die Entwicklung der Beziehungen der Charaktere untereinander einschätzen soll. Glaesener ist wie immer virtuos im unterschwelligen Andeuten von Anziehungen, genau plazierten Hinweisen, Zwischen-den-Zeilen-Schreiben... aber diesmal muss man schon noch einmal mehr nachlesen, um die, wie es in einer anderen Rezension so schön hieß, hingetupften Andeutungen zu erkennen. Und wirklich sicher sein kann man sich dieses Mal auch nicht, denn die Beziehung zwischen Cecilia und Rossi ist am Ende gerademal bei einem Waffenstillstand angelangt. Man merkt schon, dass Glaesener diesmal von Anfang an eine Serie plant. Und wehe, sie kriegt am Ende Arthur Billings. Dann... werd ich aber wirklich sauer. Rossi ist viel heißer

Äh, okay, vom Thema abgekommen. Was ich noch sagen wollte: Insgesamt solider Lesestoff, der Lust auf Mehr gemacht hat (wehe, es dauert auch wieder Mijooonen Jahre, bis die Taschenbuchausgabe zu "Wölfe im Olivenhain" rauskommt!), aber mit etwas weniger Subtilität (sowohl bei der Suche nach dem Mörder als auch bei der Beziehung zwischen Rossi und Cecilia) hätte auskommen können.

reading: historical, reading, fandom: misc books, reading: crime

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