Die Gewinne von heute sind die Arbeitslosen von morgen

Oct 22, 2008 10:01

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Dass auf jeden real erwirtschafteten Dollar an der Wall Street 300
Dollar verzockt wurden. Und er schilderte die unstillbare Gier dieser
Finanzkapitalisten, die jegliche menschliche Bindung der Arbeiter zu
ihrer Firmenspitze gekappt haben. Negt widerlegte Helmut Schmidt
(SPD), der in seiner Amtszeit als Kanzler einst die Formel aufstellte,
die Gewinne von heute seien die Investitionen und Arbeitsplätze von
morgen und übermorgen. "Nein", sagt Negt: "Die Gewinne von heute sind
die Arbeitslosen von morgen."

Und dann stellt er den Bezug der Finanz- zur Bildungskrise her.
Bildung im Sinne von Persönlichkeitsentwicklung würde sich aus drei
Bereichen zusammensetzen: der kognitiven-, der emotionalen- und der
sozialen Leistung. Die emotionale und soziale Leistungen würden aber
in den USA und auch in Deutschland sukzessiv verkümmern. "Und wo das
passiert, bricht der Unterbau weg", so der Soziologe. Soziale
Kompetenzen, politische Urteilsfähigkeit, vor allem aber ein
gesamtgesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein würde den Eliten
heute völlig fehlen. Stattdessen bedienten sie nur noch ihre eigene
Klientel.

Wie Jugendliche heute am besten auf so schwierige Zeiten vorbereitet
werden, die nun unmittelbar bevorstehen, fragt ein Schüler. "Indem
Schüler lernen, diese existenziellen Probleme und ihre Ursachen zu
verstehen", antwortet Negt. FELIX LEE

*http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/?dig=2008%2F10%2F17%2Fa0167&cHash=f4cdd0893a
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