Feb 14, 2010 22:42
stiernackige herren mit pulsierenden krampfadern auf der stirn stellten mich zur rede, tagein, tagaus, die volle ladung kochenden testesterons über mich ergießend, mich zum gartenzwerg machend, um mich dann ihren grauen frauchen hinter panzersicherem glas zur schau stellen zu können, die mit ihren dünnen stimmchen ein bewunderndes lobpreislied zu singen hatten. die hohen herren des täglichen zwangs, der blaugrauen erotik, der tristesse im zentrum des sturms.
ich fuhr in diesen tagen mit halber kraft meinem refugium entgegen und weigerte mich, wie ein anadromer lachs im frühjahr voranzupreschen. beim verhör der hohen herren bestand ich immer wieder darauf, ich sei "geisteswissenschaftler, kein BWL-student", wobei mir diese phrase mit der zeit so abgedroschen klang, dass ich ihrem kern, der nun als unformulierte wahrheit meine seele tangierte, nicht mehr mit dem unzerüttbaren glauben gegenüber stand, mit dem ich anfangs so andachtsvoll diese wahrheit in treffende worte zu packen bedacht gewesen war. wie immer fühlte ich mich stumm angesichts der vielen worte, die man wählen kann, muss, soll, darf.
jetzt bin ich in meiner bibliothek angekommen, meinem refugium. ich sitze in meinem ohrensessel und fröne schöngeistigen beschäftigungen, dekantiere einen cabernet sauvignon, nehme hin und wieder einen zug vom joint und lasse die tage revue passieren. erfahrung kleidet sich in leichtigkeit, kommt mir in den sinn; ich konstatiere: mit voller kraft fährt man sich fest, mit halber kraft kommt erst der rest, also all das jenseits der zwänge, jenseits der mauern der bonzen.
ha HA HAAA