Lost in Waiting ist eine Challenge-Antwort, die sich ernst nimmt. Und damit ist sie bisher eine der wenigen bei der
sga_flashfic "virgin challenge", was ich schade finde. Fanfic-Klischees sind nicht ohne Grund so beliebt - wenn man sich richtig reinhängt und mal nicht darüber nachdenkt, wie cool oder uncool einen das macht, kann das oh so befriedigend sein.
Was mich dazu bringt, wieso ich mich bei der Story trotzdem etwas unwohl gefühlt habe.
Den
Kommentaren zufolge kommt die Story ganz gut an, mit vielleicht ein paar wenigen Stimmen, die die Geschichte zwar toll finden, aber die Prämisse nicht ganz abkaufen.
Mein Problem ist eher die Begründung für Johns Jungfräulichkeit im Hinblick darauf, was sie für ihn bedeutet.
Zuerst kommt es so rüber, als wenn John Jungfrau ist, weil er sich nicht gerne anfassen lässt und ihm solche Berührungen unangenehm sind. Sein einziges Unbehagen bezüglich seiner Jungfräulichkeit rührt daher, besagte Jungfräulichkeit und seinen mangelnden Wunsch, etwas daran zu ändern, vor seiner Umwelt verstecken zu müssen. Er ist sich bewusst, in dem Punkt nicht die Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen und niemand soll das herausfinden, denn auf *das* Coming-Out kann er verzichten. Aber ansonsten fehlt ihm nichts.
Das hat mich ganz stark an das erinnert, was einige Leute auf meiner Friendslist über sich selbst erzählt haben und Asexualität hätte als Begründung für John ja schon gereicht. Wenn er dann trotzdem mit Rodney zusammengekommen wäre, hätte man genau die selbe Karte ausspielen können, wie bei allen "also ich dachte immer, ich wäre straight, aber wenn es um dich geht, stimmt es nicht"-Szenarien auch. Dann wäre er eben *nicht* asexuell, wenn es um Rodney geht.
Aber in der Story reicht das als Begründung halt nicht aus. Da sind dann die Eltern kalt und unnahbar, was der Grund für die Berührungsscheu ist. Und außerdem sind sie noch religiös, weswegen John an "kein Sex vor der Ehe glaubt". Und außerdem haben sich die Mächen, mit denen er es dann doch versucht hat, ihm gegenüber blöd verhalten. Und *außerdem* ist er wahrscheinlich, vielleicht (wer weiß?) sogar schwul. Was er wegen seiner religösen Indoktrination natürlich nicht vor sich zugeben kann. Und überhaupt ist die Jungfräulichkeit ein Zustand, von dem man (Rodney) ihn heilen muss. Völlig egal, dass John kein wirkliches sexuelles Interesse hat. Wunsch nach Geborgenheit und Nähe? Ja. Sex? Nein. Aber man kann ja langsam darauf hinarbeiten und Rodney ist so verständnisvoll und ist das nicht alles sehr romantisch?
Jein. Ich würde mich wohler fühlen, wenn nicht erst ein Bild gezeichnet würde, das Asexualität beschreibt, nur um es im nächsten Atemzug als etwas hinzustellen, das unnormal und krankhaft ist, und als solches keine Existenzberechtigung hat. Das hinterlässt bei mir einen etwas schalen Beigeschmack. Deshalb würde ich die Story bestimmten Leute auf meiner Friendslist nicht empfehlen. -_-