Morgens unterwegs

Aug 05, 2009 15:48

Bin heute morgen irgendwann zwischen Viertel nach fünf und halb sechs wachgeworden und konnte nicht mehr schlafen -- also rein in die Klamotten und ab in den Wald. Es ist genau halb sechs, als ich aufbreche. Vielleicht bekomme ich ja was zu sehen?
Soweit der Gedankengang.

Überrascht bin ich, als das tatsächlich klappt.
Ich bin noch nicht lange unterwegs, als ich auf eine Lichtung neben dem Weg aufmerksam werde.
Jene ist aber durch Sträucher, Bäume und eine Erhebung des Bodens sichtgeschützt. Also weiterfahren ...
Kurz darauf geht dann aber doch ein Weg rechts ab, der Mittelstreifen ist mit Gras bewachsen und ich bin aus irgendeinem Grund geistesgegenwärtig genug, auf diesem Gras entlang zu fahren (es hat die Geräusche sehr schön geschluckt). Kurz darauf sehe ich dann auch, warum sich das wirklich gelohnt hat: drei Rehe fressen auf der Lichtung.




Die Kamerageräusche sind nicht wirklich laut, aber entweder sie oder mein Geruch fallen auf, weshalb eines der Tiere bald den Kopf hebt. Da nicht wirklich Gefahr im Verzug zu sein scheint, fressen sie noch eine Weile weiter, verkrümeln sich aber sukzessive ins hohe Gras am Rand der Lichtung.

Kurz darauf tritt ein Tier wieder aus dem hohen Bewuchs heraus, gefolgt von einem weiteren erwachsenen Tier und drei Jungtieren. (Okay, ich hätte die Erwachsenen nicht unbedingt als solche identifiziert, wenn die etwas kleineren Jungtiere nicht dabei gewesen wären.) Gleichzeitig noch ein Rascheln im Gras, nicht ganz so weit von mir weg - der Urheber natürlich unsichtbar ...
Im Nachhinein wirkt die Szene auf mich, als hätte der Familienvater seine Sippe im wahrsten Sinne des Wortes zusammengetrommelt.




Die Familie zieht dann von mir weg ans Ende der Lichtung und dort in den Wald hinein; der Bock sichert immer wieder und verläßt die Lichtung als letzter.







Aus der Ferne ist irgendwann in diesem Zeitraum ein Schuß zu hören, aber er scheint nicht "meinen" Rehen gegolten zu haben. Ich habe genug gesehen und fahre weiter.

Etwas später muß ich über eine Brücke, die über ein Eisenbahngleis führt. Ich werfe kurz einen Blick in die nördliche (oder gefühlt nördliche) Richtung, sehe etwas auf den Gleisen sitzen und denke noch "das gehört dort nicht hin". Kann es aber ohne Brille nicht identifizieren (und vergesse, daß ich jene dabei habe). Ein Blick durch den Sucher der Kamera bringt auch nichts. Ich gebe es auf, nur um kurz darauf noch mal zu schauen und zu merken: das "Ding" hat sich bewegt und ist am Gleis weitergewandert. Also doch Fotoapparat raus, drei Fotos gemacht (eins zu dunkel, eins zu unscharf); ich denke, es könnte ein Fuchs sein, aber das habe ich nur aus der Art geschlossen, wie das Tier gelaufen ist.




Bei Mühltal-Traisa "verirre" ich mich kurz und fahre am Bahnhof nicht dem offiziellen Radweg folgend vorbei, sondern hoffe auf eine Abkürzung hinter dem Bahnhof. Dort geht es aber im Gestrüpp irgendwann nicht mehr weiter. Dafür knackt es kurz auf der anderen Seite der Bahnstrecke, dann springen drei weitere Rehe den gemähten Acker hinauf. Zu schnell, um die Kamera zu zücken. Sie bleiben zwar kurz sichernd stehen, aber nur für eine halbe Minute. Ich entschließe mich, die Kamera in die Jackentasche zu tun, um sie schneller griffbereit zu haben.

Dann geht es erst einmal weiter durch die Zivilisation, auf geteerten Wegen an Siedlungen vorbei oder durch diese hindurch. Mitten in Ober-Ramstadt entscheide ich mich statt für den Weg nach Reinheim für den Weg nach Nieder-Modau. Wieder geht es an einer Wiese entlang, die ich nicht einsehen kann. Ich hatte eben noch gedacht, daß ich gern noch was sehen würde, als aus dem Gebüsch, das Wiese und Weg voneinander trennt, ein Reh springt (fast wie gerufen, denke ich später). In vielleicht 5 Meter Entfernung von mir! Anstatt den Weg zu überqueren, dreht es sich um und bleibt ca. eine Minute stehen - ich gucke das Reh an, das Reh guckt mich an, fast scheint die Zeit aufgehoben -, dann springt es wieder ins Gebüsch und von da aus in den Wald, denn als ich das Ende des Gebüsches erreiche, ist von dem Tier nichts mehr zu sehen.

Als ich schon auf dem Rückweg war, ist mir dann doch noch ein Tier "vor die Linse gelaufen", auch wenn es das nicht so sehen würde, glaube ich, denn ich habe es für die Fotos doch etwas verfolgen müssen. Beim zweiten habe ich es gerade noch erwischt, bevor es in dem Wald verschwunden ist.







Leider macht auf dem Rückweg mein Hinterreifen schlapp, plötzlich ist gar keine Luft mehr drauf. Ich merke es leider erst, als ich wieder mitten in der Natur stehe, weit vom nächsten Wegweiser entfernt. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als das Rad den nächsten Berg hinauf- und hinunterzuschieben; als ich dann keine Lust auf Orientierungslosigkeit mehr habe, bin ich doch mutig genug, trotz des Plattens mich im Wald mit dem Rad rollen zu lassen, wobei ich um Wurzeln und Steine einen möglichst großen Bogen mache. In Eberstadt habe ich dann das Glück, gleich in den nächsten Bus Richtung Innenstadt springen zu können (die StraBa fährt wegen Bauarbeiten gerade nicht) und so bin ich mit ca. 1,5 Stunden Verspätung dann um zehn doch wieder daheim.

diana, bilderwelt, unterwegs

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