Fandom: Supernatural
Kurzbeschreibung: Dean hat ein Problem: Die Frau, die ihn gestern Nacht noch so beglücken konnte, hat es doch tatsächlich gewagt, den Impala zu stehlen! Wird er es schaffen, sein Baby zurück zu erlangen, bevor er endgültig in Verzweiflung versinkt.
Art: Two-Shot [1 | 2] [Links folgen]
Sam und Dean hatten an einem Tisch gegenüber voneinander Platz genommen und Ersterer wurde mit der Zeit immer besorgter um den Geisteszustand Letzteren.
Dean war anscheinend darauf aus, sich die größtmögliche psychische Qual zuzufügen und bestellte sich nur wirklich starke, gleichsam widerliche alkoholische Getränke. Gerade schüttete er einen Vodka Lemon hinunter, der ja bekanntermaßen schmeckt, wie Geschirrspülmittel riecht, und verlangte schon nach dem nächsten Mixgetränk.
Sam hingegen nippte zweifelnden Blickes an seinem Bier und wusste: Wenn Dean nicht bald sein Auto zurückbekam, würde es zweifellos nur noch bergab mit ihm gehen.
„Hey, meinst du nicht, du solltest mal Pause machen? Also damit, dich zuzuschütten, meine ich. Wenn du morgen einen Kater hast wäre das schlecht, wir wollen schließlich nochmal auf die Suche nach dem Impala gehen!“ Der jüngere Winchester versuchte, so viel Hoffnung wie möglich in den letzten Satz zu legen, doch der andere starrte ihn nur leeren Blickes an. „Gib dir keine Mühe, ich habe die Hoffnung aufgegeben. Mir ist jetzt endgültig klar, dass mal wieder eine riesige Lücke in mein Leben gerissen wurde.“ Er schniefte.
„Ähm, reagierst du gerade nicht vielleicht ein bisschen übertrieben dramatisch-?“, hob Sam an, doch er wurde davon unterbrochen, dass sein Bruder plötzlich ruckartig den Zeigefinger hob und ihm gebot, still zu sein.
„Sammy, hörst du das?!“
Der Angesprochene lauschte. Er vernahm das Klirren von Gläsern, viele Stimmen und ab und zu ein heißeres Gröhlen, eine ganz gewöhnliche Bar-Atmosphäre. „Was genau meinst du?“ - „Na, das...diese Stimme!“ Deans Gesicht wurde zornig und er wandte sich in Richtung Bar. „Ich glaub es nicht! Das ist sie!!“ Sam folgte mit dem Blick dem ausgestreckten Finger seines Bruders und entdeckte eine blonde, wohlgeformte Schönheit, die wohl gerade in ein angeregtes Gespräch mit dem Barkeeper vertieft war.
„Du meinst, das ist die, die dein Auto geklaut hat?“
Dean nickte, sein Gesichtsausduck war angespannt. Irgendwie war Sam klar, dass er das Kommando übernehmen musste, sonst würde Dean sich einfach auf das Mädchen stürzen, was sicher nicht der optimale Weg war, die Sache anzupacken.
„Hör zu, Dean, wir dürfen jetzt nichts überstürzen, also bleib du erstmal sitzen!“
Am Blick seines Bruders bemerkte er, dass jener, genau wie er erwartet hatte, eine voreilige Aktion im Sinn gehabt hatte, doch da ihm die Sicherheit des Impala über alles ging, blieb er erstmal still sitzen und hörte zu.
„Ich dagegen setze mich einfach mal in ihre Nähe an die Bar und lausche, ob sie vielleicht irgendwas Interessantes von sich gibt - wo sie einen kürzlich gestohlenen Wagen geparkt hat, zum Beispiel. Hier in der Nähe kann das ja nicht sein, wir hätten ihn dann gesehen. Die Chance, dass sie mich als deinen Bruder wiedererkennt, ist ziemlich gering - sie hat mich ja nur die eine Sekunde gesehen, die du gebraucht hast, um 'Das hier ist Samantha und das hier ist mein kleiner Bruder Sam' zu nuscheln, bevor du sie in dein Zimmer geschleppt hast.“
Deans Blick lichtete sich, als habe man ihm Göttliches offenbart. „Samantha, das ist es! Ich wusste doch, es war irgendwas mit 'S'!“ Sam schüttelte nur den Kopf, doch es war nicht der richtige Zeitpunkt, seinem Bruder einen moralischen Vortrag zu halten. Dean stimmte dem Plan, obwohl er ihm etwas langatmig erschien, schließlich zu, und so schlenderte Sam nach vorne zur Bar und nahm zwei Hocker neben der Autodiebin platz.
Diese schien wohl einige fesselnde Geschichten auf Lager zu haben, denn nicht nur der Barkeeper, sondern auch einige der Umstehenden, hingen ihr wie gebannt an den Lippen. Dass sie ganz objektiv betrachtet verdammt gut aussah, störte dabei natürlich auch nicht.
„...tja, und dann hab ich mir das Auto einfach geschnappt und bin weggefahren, die Karre war im Endeffekt eh viel geiler als der Typ!“, gab sie gerade zum Besten und Sam spitzte die Ohren.
„Er sucht inzwischen bestimmt schon, war ziemlich vernarrt in das Ding...aber vielleicht ist er auch einfach nur verzweifelt, ich hab ihm nämlich gesagt, dass ich auf Durchreise wäre.“
Sie lachte spöttisch und ihre Zuhörer lachten mit und vielleicht hätte sie auch noch verraten, wo sie das Auto denn verborgen hatte, wäre ihr nicht die Tatsache dazwischen gekommen, dass ein nur halbnüchterner Mann sie von hinten Ansprang und brüllte: „Sag schon, wo das Auto ist, Schlampe!“
„Verdammt, Dean!“, fluchte Sam leise vor sich hin. „Ich hab doch gesagt, du sollst sitzen bleiben!“
Die Frau, Samantha, war mit einem erschrockenen Kreischen herumgefahren, doch das Auftauchen des Jägers hatte auch ihre Zuhörerschaft alarmiert. Sofort wurde er von allen Seiten festgehalten und der Barkeeper fragte drohen: „Ist das der Kerl?“
Dean wand sich im Klammergriff zweier hühnenhafter Männer und fragte empört zurück: „Ich bin also der Kerl? Und wer ist die dann?! Sie hat mein Auto geklaut!“
Nun war es an Samantha, aufzubrausen: „Ach, gerade so, als ob du es nicht verdient hättest!“
„Was?!“ Dean war so erstaunt, dass er sogar aufhörte, sich gegen die Umklammerung zu wehren.
Die Blonde lachte: „Ja, ich hab hier schon allen erzählt, wie du dich verhalten hast!“
Bekräftigende Zurufe ringsumher.
„Wie ich dich...“ Verzweifelt versuchte Dean sich an irgendeinen Punkt in der letzten Nacht zu erinnern, an dem er die Frau falsch behandelt hatte. Nun gut, er hatte sie zu sich - oder eher zu Bobby - nach Hause genommen, um einmaligen, zwanglosen Sex mit ihr zu haben, doch das hatte sie ja eigentlich auch gewollt.
Einer der beiden Männer, die sich nun als Samanthas Bodyguards aufspielten, ergriff das Wort: „Genau, sie hat uns alles erzählt - wie du sie von der ersten Sekunde an nur ausgenutzt und angelogen hast! Sie hat dich geliebt, doch du hast sie all die Monate nur verletzt, belogen und betrogen. Außerdem warst du ständig betrunken!“
Mit dem Blick eines rechtschaffenen Rächers der Entrechteten baute der Mann sich vor Dean auf.
Diesem fiel die Kinnlade runter.
„Sagt mal, spinnt ihr?! Das sind doch alles Lügen, verdammt, was heißt hier monatelang?! Ich kannte sie doch nur eine Nacht und sie war es, die sich noch vor dem Frühstück rausgeschlichen hat!“
Doch niemand glaubte ihm, immer wütendere Beschimpfungen prasselten auf ihn ein und schließlich beschloss Sam, dass es an der Zeit war, einzugreifen. Er nutzte die Gunst des Überraschungseffekts und stürzte sich einfach ins Getümmel: Er schlug einem der Männer, die Dean festhielten, mit der Faust ins Gesicht worauf sich der der andere rasch duckte und den Jäger freiließ, wahrscheinliche hatte ihn die schiere Größe Sams erschreckt. Der packte seinen Bruder bei den Schultern und zerrte ihn zur Tür, obwohl sich Dean heftig wehrte und nur widerwillig einsah, dass es keine andere Möglichkeit gab.
Schwer atmend standen sie nun draußen vor der Kneipe, doch Sam zog seinen wutentbrannten Bruder auch noch um die nächste Straßenecke: „Jetzt beruhig' dich doch mal, Dean, so wird das nichts! Keine Chance, dass du irgendwas aus ihr herausbekommst, solange all diese Typen dabei sind.“
Langsam hielt er es für sicher, Dean loszulassen und als er es tat, beugte der sich vor und stützte sich auf seinen Knien ab, immer noch außer Atem, doch das hauptsächlich aus Fassungslosigkeit.
„Sie hat Lügen über mich erzählt, Sammy, ganz bescheuerte und gemeine Lügen!“
Sein kleiner Bruder grinste. „Ja - ich traue dir ja viel zu, aber dass du der Typ bist, der einen auf Romantik und wahre Liebe macht, war mir dann doch zu weit hergeholt!“
Dean überlegte kurz, ob das jetzt eine Beleidigung wahr, entschied sich, dass es einfach nur der Wahrheit entsprach und zuckte mit den Schultern. „Ok, und was machen wir jetzt.“
Sam verdrehte genervt die Augen: „Nur weil dein geliebtes Auto weg ist, heißt das aber nicht, dass dein Gehirn eine Auszeit nehmen darf, sei froh, dass ich dir überhaupt helfe!“
Bei dem Gedanken, Sam würde ihn, vom Verlust gepeinigt, alleine lassen, wurde Dean ganz bleich und bemühte sich, seinen Bruder möglichst erwartungsvoll anzusehen. Der hatte auch tatsächlich Erbarmen mit ihm und erläuterte das weitere Vorgehen: „Also, folgendermaßen: Du parkst jetzt das Auto von Samantha um, damit sie es nicht sieht, wenn sie herauskommt. Dann verstecken wir uns vor dem Eingang und folgen ihr, wenn sie die Bar verlässt, ganz einfach.“
Das war tatsächlich ganz einfach und Dean hatte nur eins einzuwenden: „Warum muss ausgerechnet ich wieder in ihr Auto steigen, um es umzuparken?“ - „Ha. Wenn du denkst, ich lasse dich alleine vor der Bar stehen und wüsste nicht, dass du schneller wieder da drinnen wärst, als ich auch nur eine Straße weiter, unterschätzt du mich aber gewaltig!“
Murrend gab Dean klein bei - einen Versuch war es wert gewesen.
Bald konnte er jedoch dem verhassten Vehikel wieder entfliehen und gesellte sich zu Sam, der sich doch tatsächlich hinter einem Baum, welcher der Kneipe gegenüber stand, versteckte.
„Hinter einem Baum, ernsthaft? Ich komme mir vor, wie in einem verdammten Kinderkrimi!“, regte Dean sich auf, doch Sam hielt es gar nicht für nötig, darauf etwas zu antworten.
Glücklicherweise mussten sie auch nicht allzu lange in dieser Position verharren, denn schon bald trat die blonde Frau aus der Bar, was vor allem Dean mit Erleichterung erfüllte - schon nach einer Viertelstunde hatte er begonnen, darüber zu jammern, dass bestimmt „eklige Viecher“ aus der Baumkrone auf ihn fielen, was Sam nur zu der Bemerkung veranlasste, dass er beim Belauern von Monstern doch auch nicht so wehleidig war.
So lugten die zwei also hinter ihrem Baum hervor und als Samantha ein paar Meter gegangen war, begannen sie, ihr hinterher zu schleichen, natürlich immer auf der anderen Straßenseite und total unauffällig.
Während Dean vor allem ungeduldig war, musste Sam sich selbst gestehen, dass er eigentlich hauptsächlich gespannt darauf war, wie es der Frau gelungen war, den Impala so zu verbergen, dass sie ihn selbst beim Absuchen der gesamten Stadt nicht entdeckt hatten.
Doch bis sie das herausfinden sollten, schien noch einige Zeit vergehen zu wollen - nahe der Bar hatte sie zumindest nicht geparkt. Näher und näher gerieten sie an den Stadtrand, die Häuser wurden seltener und größer. Führte Samantha sie überhaupt zum Auto?
Es schien nicht so, und als sie dann irgendwann zu einem Haus kam, das von einer großen Hecke umgeben war, und das Gartentor öffnete, hielt es Dean nicht mehr aus. Er trat aus dem Schatten in den Lichtkegel einer Straßenlaterne und mit den Worten: „Wo ist mein Auto, du beschissene Lügnerin?!“ stürmte er über die Straße.
Schnellstmöglich schloss seine Kurzzeitgeliebte das Tor hinter sich, doch als er dort angelangt war und zwischen den Gitterstäben hindurchspähte, gab es für ihn kein Halten mehr: „Sam, das musst du dir ansehen! Sie hat den Impala in ihrem verdammten Garten geparkt!“ Wütend machte er sich daran, über das ungefähr mannshohe Tor zu klettern, dass Samantha ihn aufzuhalten versuchte, indem sie mit Fäusten und Füßen sämtliche seiner Körperteile attackierte, die sie erwischen konnte, störte ihn dabei auch nicht.
Endlich, endlich stand er auf dem Rasen und endlich, endlich war sein Baby zum Greifen nahe und beinahe konnte er es in die Arme schließen, stünde nicht diese blonde Frau da im Weg, die bei näherem Betrachten so ganz und gar nicht mit der stillen dunklen Eleganz seines Autos mithalten konnte.
Sie hatte sich vor seinem begehrten Ziel aufgebaut und schien bereit, es mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Aus den Augenwinkeln bemerkte Dean, dass nun auch Sam am Tor stand, jedoch nicht gewillt schien, hinüberzusteigen, und statt dessen eher vorhatte, das Spektakel von ferne zu beobachten.
Und er bemerkte noch etwas, das ihm beinahe einen lauten Jubelschrei entlockt hätte: Der Autoschlüssel steckte.
Er musste also nur hinüberrennen, einsteigen...tja, und dann würde er schon weiter sehen.
Leider versperrte Samantha immer noch den Weg. Was also tun?
Konnte er sich wirklich mit einem Mädchen um ein Auto prügeln?
Na klar.
Beinahe ohne zu zögern überwand er die Distanz zwischen ihnen - doch sie dann wirklich zu verletzen, das ging ihm dann doch ein wenig zu weit, also zog er sie nur an den Haaren, während er gleichzeitig dachte, dass er das seit wohl seit dem Kindergarten nicht mehr getan hatte. Vom Tor her hörte er Sam lachen, doch wenigstens quietschte Samantha schmerzerfüllt auf und fuhr ihm dann mit allen fünf Fingernägeln der rechten Hand quer über das Gesicht. Es brannte wie die Hölle und kurz bereute Dean, dass seine Nägel immer kurz geschnitten waren, doch dann besann er sich auf etwas besseres und stellte seiner Gegnerin, die schon wieder zum Angriff schritt, ein Bein. Sie fiel auch, doch leider in seiner Richtung und hatte natürlich nichts Besseres zu tun, als sich im Stoff seines T-Shirts festzukrallen. Mit Augen, in denen nahezu der Wahnsinn leuchtete sah sie ihn an: „Du wirst diesen Garten nicht mit deinem Auto verlassen!“
Das reichte! Dean wusste, dass er nun schnell handeln musste, und das tat er auch: Mit einem Ruck riss er sich das Shirt vom Leib, schubste Samantha, sodass sie auf den Boden fiel und binnen weniger Sekunden saß er im Auto.
Zu spät registrierte er, dass das Tor leider geschlossen war, doch das konnte ihn jetzt auch nicht mehr aufhalten - er gab Gas, zögerte nicht und düste ab durch die Hecke!
Es knirschte und knackte, aber es funktionierte und als Sam die Beifahrertür öffnete und einstieg hörte man Samantha wütend aufschreien.
Als Dean dann endlich die geliebten Wohlklänge des Motors ertönen hörte, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Er flüsterte selig: „Baby, ich schwöre dir, nie wieder wird sich eine Frau zwischen uns stellen, sei sie auch noch so blond und schön!“
Und dann, unter den entsetzt-amüsierten Blicken von Sam, beugte er sich vor und platzierte einen zärtlichen Kuss genau in der Mitte des Lenkrades.