Titel: Unerwartet - eine Geschichte von Liebe, Freundschaft und Betrug
Autor:
callisto24Fandom: 24
Charaktere: Jack, Tony, Kim, Michelle, Chase
Kategorie: Drama, natürlich!
Thema: zwischen Season 3 und 4, bevor Jack gefeuert, nachdem Tony aus dem Gefängnis wieder entlassen worden, Chases Arm komplett ausgeheilt ist, und alle fröhlich zusammen in der CTU arbeiten. Doch dann....
Rating: PG-13
Warnungen: Gewalt, Sex, moralisch Verwerfliches, Ausdrucksweise...
Archivieren: immer gerne!
Anmerkungen: gehört alles 24, kein Geld, etc. ....
( Eine nie verfilmte Storyline, die unter den Teppich gekehrt wurde, da sie unüberwindbare Differenzen zwischen Produktionsleitung, Schauspielern und technischer Crew verursachte, die beinahe zum Abbruch der Serie und zum Bankrott sämtlicher Beteiligten geführt hätte. Freigegeben, als Warnung an jeden, der sich mit dem Gedanken trägt, ins TV-Action-Seriengeschäft einzusteigen. )
“Kim! Was hat das zu bedeuten?”
“Dad!”
Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen starrte Jack auf das Bild, das sich ihm darbot. Inmitten der nüchtern technischen Einrichtung des Büros, dessen gläserne Wände nicht imstande waren, auch nur die winzigste Kleinigkeit zu verbergen, lösten sich Tony und seine Tochter, die vor einem Moment noch eng umschlungen in der Mitte des Raumes gestanden waren, erschrocken voneinander.
“Jack!”
“Tony!”
“Dad!”
“Kim!”
“Jack, es ist... .”
“Du verdammter Mistkerl! Was denkst du dir?”
Jack bebte vor Wut, seine Fäuste ballten sich, sein Gesicht lief langsam, aber stetig rot an.
“Dad!” Kim versuchte sich vergeblich Gehör zu verschaffen.
“Das ist m e i n e T o c h t e r , mit der du hier... .” Jack stockte, fassungslos, ließ seinen Blick unablässig zwischen Kim und seinem bis gerade eben noch besten Freund hin und her wandern.
“Daaa - aaad!” Der Gesichtsausdruck der jungen Frau verwandelte sich von verlegen in ein wenig genervt. Sie hatte sich noch nie dafür begeistern können, wenn von ihr, und dann auch noch während ihrer Anwesenheit, in der dritten Person gesprochen wurde.
“Jack, du verstehst nicht... .”
“Und ob ich verstehe,” brauste Jack auf. “Ich habe dir vertraut, und du... .”
“Aber so ist es doch gar nicht!”
“Mein Gott, Tony, du könntest ihr Vater sein.”
“Dad, hör doch mal... .”
“Was soll das heißen, ich könnte ihr Vater sein? Willst du damit sagen, ich wäre zu alt für... .”
Jack trat drohend einen Schritt auf den anderen Mann zu.
“Für was! Sag es ruhig, Tony, und ich schlage dir die Zähne ein!”
Tony wich unwillkürlich zurück. “Das habe ich doch gar nicht gemeint. Es ist nur.... Kim ist doch immerhin... .“
“Dad, lass ihn!”
Doch das hatte das Fass bereits zum Überlaufen gebracht. Jack schnellte wie ein Blitz auf den Größeren zu, und landete einen gezielten Kinnhaken inmitten die attraktiven Gesichtszüge.
Tony ging sofort zu Boden, worauf sich Jack, außer Kontrolle geraten, auf ihn stürzte und begann, ihn mit seinen Fäusten zu bearbeiten.
“DAAAAD!” Kim warf sich schluchzend zwischen die beiden, den dunkelhaarigen Mann mit ihrem Körper beschützend, sein Gesicht zärtlich zwischen ihre Hände nehmend.
Jack ließ schwer atmend sein Opfer los, stand, mühsam sein Gleichgewicht suchend, auf, und senkte, besiegt, den Blick.
“So ist das also,” flüsterte er, schüttelte resigniert den Kopf, fuhr sich mit der Hand durch die Haare, bedeckte die geröteten Augen mit seinen zitternden Fingern - ein gebrochener Mann.
( Drehbuchautoren und Produzenten waren sich einig, dass diese Szene dem Hauptdarsteller den diesjährigen Golden Globe beschert hätte, wenn nicht...! )
Tony kam stöhnend wieder zu sich, richtete, von Kim gestützt, seinen Oberkörper wieder auf und rieb sich das schmerzende Kinn.
“Menschenskind, Jack, hast du sie eigentlich noch alle?”
Jack schwieg, verweigerte die Antwort, und war dennoch unfähig den Raum zu verlassen.
Endlich durchbrachen seine Worte die Stille.
“Denkst du denn überhaupt nicht an Michelle?”
Tony stöhnte wieder, seine Augen suchten die Kims, die besorgt seinen Körper auf und ab wanderten.
“Ich liebe Michelle, das weißt du doch!”
In Jacks Adern begann es erneut gefährlich zu pulsieren. “Und dann wagst du es... ? Ist dir denn völlig egal, wessen Gefühle du verletzt?”
“Haha!” Tony stieß ein bitteres Gelächter aus. “Davon verstehst du wohl etwas?”
“Jetzt reicht es mir aber;” mischte Kim sich ein. “Es ist doch alles ganz anders... . Ich... .“
“Was ist denn hier los?”
Chase starrte entgeistert auf das Chaos, den am Boden liegenden Tony, dem das Blut aus dem Mundwinkel tröpfelte, seine aufgeregte Freundin, die gerade dabei war einen Wortschwall loszulassen, die Anzeichen waren ihm wohlbekannt, und den sich mühsam beherrschenden Jack, dessen Ärger unübersehbar vor sich hin brodelte.
“Chase!” Kim klang erschrocken.
“Chase!” Jack wandte sich ihm zu, holte tief Luft, als wollte er sich beruhigen. “Du solltest gehen. Ich erledige das hier.”
“Was erledigst du hier? Was soll das alles?”
“ Es ist wirklich besser, du weißt davon nichts!”
“Wovon soll ich nichts wissen?”
“Komm schon Jack, hör auf damit,” mischte sich Tony ein.
“Du, halt dich da bloß raus,” schnappte der andere. “Du hast dir schon genug geleistet!”
“Dad!”
“Kim!”
“Jack?”
Der Angesprochene packte Chase an der Schulter und versuchte ihn aus dem Büro hinaus zu bugsieren. Doch da war er an den Falschen geraten.
“Verdammt, Jack, du solltest es mittlerweile eigentlich besser wissen. Ich bin nicht die Sorte Mann, die sich einfach abschütteln lässt.”
Jack seufzte, einen Moment lang von Erinnerungen heimgesucht, die er sich eigentlich bemüht hatte, zu verdrängen.
“Chase, du musst jetzt stark sein!”
“Was? Wieso?” Der Jüngere klang alarmiert.
“Es ist nicht so einfach zu erklären... .”
“JACK!” Tony versuchte sich aufzurappeln, stolperte jedoch sofort wieder und stürzte erneut, als Kim ihre Unterstützung für ihn aufgab, um zu Chase zu hasten und sich an ihn zu klammern.
“Chase, Liebling... !”
“HAH!” Mit diesem spöttischen Ausruf auf den Lippen, drehte sich Jack zur Seite, nur um die schlanke Gestalt Michelles zu entdecken, die rasch die Treppe empor klomm.
“Deine Frau kommt,” schleuderte er spöttisch seinem Freund entgegen. “Und was nun?”
“Kann mir endlich einer sagen, was hier los ist?” Chase wurde so langsam wirklich ungeduldig. Die, inzwischen wieder schluchzende Kim im Schlepptau, reichte er Tony seine Hand, dem es somit endlich gelang, wieder Boden unter seine Füße zu bekommen.
“Tony!” Michelle blickte verwirrt von einem zum anderen. “Es gab hier doch wohl keine Schlägerei?”
Betreten blickte Jack auf seine Stiefel.
“Jack?”
Als sie keine Antwort erhielt wandte sie sich an die anderen.
Chase reagierte mit einem kollegialen Schulterzucken, und Tony beschäftigte sich damit, die Beweglichkeit seines Kinns auszutesten.
“Kim?”
“Ach Michelle, es ist alles ganz anders.”
“Kim,” warf Jack schließlich ein. “Du solltest dich lieber heraushalten, immerhin bist du hier das Opfer!”
“Wie, Opfer?” fragten Chase und Tony im Chor.
“Nun hör aber mal zu, Jack,” setzte der Ältere hinzu. “Das geht nun doch ein wenig zu weit.”
“Das geht noch lange nicht weit genug,” bellte Jack ihm entgegen. “In deiner Position eine junge, unschuldige Frau so auszunutzen... !”
“Wie, ausnutzen?” Diesmal waren es Chase und Michelle, die ihn unterbrachen.
“Michelle!” Sich plötzlich wieder ihrer Anwesenheit bewusst, richtete Jack seine Aufmerksamkeit auf die Kollegin.
“Michelle, es tut mir so leid.” Ihm gingen die Worte aus, er zögerte unsicher.
Ihre schönen, dunklen Augen vergrößerten sich erstaunt.
“Jack!” Tonys Stimme klang warnend. “Jack, du weißt nicht, was du tust?”
“Wie bitte?” Jack fuhr herum. “Ich weiß nicht, was ich tue? Ich bin es ausnahmsweise mal nicht, der hier das Leben aller Anwesenden zerstört.”
Eine Pause trat ein, ein unangenehmes Schweigen, dass nur vom Ticken der Uhr unterbrochen wurde, und während dessen jeder seinen eigenen finsteren Gedanken nachhing.
Jack räusperte sich, und nahm seinen Monolog rasch wieder auf.
“Michelle, Chase! Es wird schwer für euch sein, aber ihr solltet die Wahrheit erfahren!”
( Hier entstanden die ersten Spannungen am Set, vorerst ausgelöst, durch die Pyrotechniker, die sich mittlerweile unterfordert fühlten, und begannen ihr Recht auf Arbeit einzuklagen.
Angestachelt wurden sie zusätzlich von den Ballistik Experten, denen aufgefallen war, dass in der gesamten Folge noch kein einziger Schuss gefallen war und die aus diesem Grund eine Zurücksetzung ihrer bisher unangefochtenen Vormachtstellung in dieser Produktion befürchteten. Glücklicherweise konnten weitere Ausschreitungen noch einmal, durch das besonnene Eingreifen, von Seiten des Regisseurs verhindert werden. )
“Tony und Kim haben einen Fehler gemacht. Und ich bin sicher... ,” Jacks eisblaue Augen durchbohrten die dunklen samtenen Tonys. “Ich bin mir sicher, sie werden alles tun, um die Sache in Ordnung zu bringen.”
“Moment! Wie, einen Fehler?” Chase sah verwirrt um sich, den Arm um Kim gelegt, die nun jegliche Anstrengung unternahm, sich näher an ihn zu schmiegen, als physikalisch überhaupt möglich sein dürfte.
Michelles Blick folgte dem Jacks, und mit weiblicher Intuition erfasste sie die Lage im Handumdrehen.
“Du meinst, Kim und mein Mann... ?”
“Tony?” Hilfesuchend sah sie ihren Mann an, der Schatten eines Zweifels überzog ihr hübsches Gesicht, verdunkelte ihre Züge.
Auch in Chase begann das Räderwerk zu arbeiten, sein athletischer Körper versteifte sich, der Griff, in dem er Kim hielt, wurde starr und seine Augen begannen Funken zu sprühen.
“Soll das heißen... ?”
“Chase, Liebling! Aber so ist es doch gar nicht. Ich bin schwanger!”
“Waaas?” Es ließ sich nicht mehr ausmachen, aus wie vielen Kehlen dieser entsetzte Aufschrei gefahren war.
“Schwa - schwa - schwanger?” stotterte Chase. Offensichtlich begannen die Ereignisse sein Fassungsvermögen zu übersteigen.
Jack reagierte da weitaus schneller.
“Du bekommst ein Kind? ...von Tony?” brüllte er, und hätte ihm Michelle nicht geistesgegenwärtig ein Bein gestellt, so wäre Tony eine weitere Tracht Prügel nicht erspart geblieben.
Doch so stürzte Jack neben ihm nieder und schlug sich an der Tischkante die Stirn auf, was ihm einen weiteren Wutschrei entlockte.
“Dad!”
“Kim!”
“Chase!” Kim wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Freund zu, nachdem es unübersehbar war, dass Jack keinerlei ernsthafte Verletzungen davon getragen hatte. Dieser hatte die allgemeine Unaufmerksamkeit, seiner Person gegenüber, genutzt, und zwei und zwei zusammengezählt.
Abrupt ließ er die widerstrebende Kim los, ignorierte ihren verängstigten Aufschrei, zog wutentbrannt seine Waffe und richtete sie auf Tony!
“Ich bring dich um, du Schwein,” schrie er, die Flammen seiner Eifersucht hell lodernd in seinem Inneren. Noch bevor jemand reagieren konnte, schoss er blindlings auf den Agenten, der geistesgegenwärtig versuchte der Kugel auszuweichen, doch...
( Ein weiterer Versuch der Drehbuchautoren, den Tony Charakter aus der Serie zu schreiben, scheiterte, wie schon so viele zuvor. Diesmal bestand der Grund in einer großangelegten Protestaktion, angeführt vom vorwiegend weiblichen Personal der Kantine, des Catering Service und der Vereinigung der Kostümbildner, die sich in ungewohnter Eintracht zusammenschlossen, um Tonys Weiterleben zu sichern. Es ist unklar, ob die Drohung des Küchenpersonals radikal auf kochsalzarme Ernährung umzustellen, oder die beiläufige Erwähnung der, für die Garderobe der Darsteller verantwortlichen Spezialisten, wie schnell sich einzelne Wäscheteile doch pink färben ließen, den Ausschlag gab. Auf jeden Fall entschloss sich der leitende Produzent dem wachsenden Druck nachzugeben, nicht zuletzt, da er schon seit Jahren einschlägige Erfahrung in blutdrucksenkenden Diäten gesammelt hatte. )
... doch glücklicherweise das Gleichgewicht verlor, das todbringende Projektil gerade noch über sich hinweg zischen hörte, und auf Jack zusammenbrach, der unabsichtlich seinen Fall dämpfte.
“Geh von mir runter, du Verräter,” wand sich Jack unter ihm. “Und ich dachte, du wärst mein bester Freund!”
“Waaas?”
Chase ließ seine Waffe fallen, die ohnehin keine Munition mehr enthielt, da er, wie immer vergessen hatte, sie nachzuladen und fixierte Jack.
“Ich dachte, ich wäre dein bester Freund. Ich meine, wir sind Partner... und du vertraust mir... und du hast mir ... meine Hand... .”
Tief verletzt suchten seine grünen Augen die blauen des Älteren, der ihm verlegen auswich.
“Hör mal, Chase,” druckste Jack, unangenehm berührt, herum.” Du bist ja ein echt netter Junge, und ein guter Agent, und ich mag dich richtig gerne... aber, aber... du bist eben noch ein Kind. Ich meine, was Lebenserfahrung angeht... .”
Chase explodierte. “Ich bin kein Kind! Ich bin kein Kind!” Die Fäuste geballt, stampfte er mit dem Fuß auf. “Und ich habe es satt, dass ihr mich so nennt.”
“Nein, Schatz. Du bist kein Kind,” brachte sich Kim wieder in Erinnerung. “Und ich weiß, was ein richtiger Mann ist.”
Zu spät erinnerte sie sich an die Tatsache, dass ihr Vater sich unter den Anwesenden befand, und sie barg ihr Gesicht schnell in Chases Jacke, der sie, dankbar für die Unterstützung, liebevoll umschlang.
Jack dagegen schien weniger dankbar, als es ihm endlich gelang sich von Tonys Gewicht zu befreien. Einen Moment lang wirkte er unentschlossen, wer nun das geeignete Ziel für seinen Zorn sein sollte, aber dann erinnerte er sich wieder an den Ursprung des Problems.
“Ein richtiger Mann, oder?” Die Zusammenhänge nach der Flut der Ereignisse ein wenig durcheinanderbringend, wollte er sich wieder auf den Dunkelhaarigen stürzen, der mittlerweile jedoch eine gewisse Technik im Ausweichen von Schlägen oder Kugeln entwickelt hatte.
“Ich hab nichts mit Kim! Wirklich nicht!” schrie er in dem unermüdlichen Bemühen Klarheit in die Sache zu bringen. “Chase ist doch der Vater!”
“Wie’? Ich? ... schon wieder?” Chase wirkte verdattert.
“Du meinst... ,” Jack gelang es, dank seiner unnachahmlichen Körperbeherrschung, mitten in der Bewegung inne zu halten.
Mit einem erleichterten Seufzer ließ er die Luft aus seiner Lunge entweichen.
“Gott sei Dank. Das wäre in deinem Alter ja auch wirklich nicht mehr angebracht.”
“Wie, in meinem Alter. Ich bin nicht viel älter, als du, und außerdem... “
“Komm schon Tony, in unserem Job altert man schnell, und deine besten Jahre liegen ja nun doch schon auch hinter dir.”
“Wie bitte?” Tonys Gesichtsfarbe spielte ins Grünliche, als er mühsam nach Atem rang.
“Ich bin ein junger Mann, absolut jeder Herausforderung gewachsen, beruflich ebenso wie privat. Die meisten Leute halten mich für mindestens zehn Jahre jünger, als ich in Wirklichkeit bin. Im Gegensatz zu dir!”
Die letzte boshafte Bemerkung hatte er sich dummerweise nicht verkneifen können, bereute sie jedoch sofort, als Jack konterte:
“Nicht jeder ist eitel genug, um sich regelmäßig seine Lockenpracht zu färben.”
Das war selbst Tony zu viel. Bemerkungen über seine Haare, darin lag die unsichtbare Grenze, die kein lebendes Wesen unbeschadet überschreiten durfte, dessen war sich auch Jack schmerzhaft bewusst.
Deshalb tastete er, geleitet von seinem unbewussten Selbsterhaltungstrieb, auch sogleich nach seiner Pistole, nur um festzustellen, dass er sie beim Kaffeeautomaten liegen gelassen haben musste.
Tony dagegen, dessen Verlässlichkeit, bis auf wenige Ausnahmen, direkt als sprichwörtlich bezeichnet werden konnte, reagierte ungewohnt emotional, zog blitzschnell seine Waffe, und jahrelang aufgestaute Aggressionen brachen sich endlich Bahn. Er feuerte.
( Diese Entwicklung wurde vor allem von dem Hauptdarsteller begrüßt, der die Ansicht vertrat, dass ein Ableben seiner Figur unverzichtbar sei, um den Realismus und die Spannung in der Serie zu bewahren. Gerüchte, er wolle aussteigen, weil ihm die 14 Stunden Arbeit pro Tag und die ihm auf Schritt und Tritt auflauernden Jack Bauer Fans zu viel wurden, wies er weit von sich.
Unglücklicherweise entstand ein Streit, als der Darsteller des Tony darauf bestand, in diesem Zusammenhang, ebenfalls ein glanzvolles Ende erleiden zu dürfen, um sich seinen Platz im Olymp des Serienhimmels zu sichern, ein Wunsch, dem der vorhin Erwähnte weniger Verständnis entgegenbrachte, da er, wie auch einzusehen war, die Glorie dieser Szene nicht teilen wollte.
Der Schauspieler, der den Chase verkörperte, drohte an, notfalls gerichtliche Schritte zu unternehmen, falls man ihm nicht, wie angeblich, jedoch nie nachgewiesen, vertraglich zugesichert, die Hauptrolle zugestehen sollte.
Es kam zum Eklat, der in einem Handgemenge zwischen den Darstellern ausartete, das letztendlich zu ernsthaften Verletzungen auf allen beteiligten Seiten führte.
Das, an sich, stellte sich weniger als ein Problem heraus, waren die Autoren doch diese Art Ausfälle gewohnt, und hatten bereits im voraus diverse Ausweichpläne entwickelt, die sich nur durch die Art der Unfälle und die im Endeffekt beeinträchtigten Körperteile der Darsteller unterschieden.
Zu all diesen eingetretenen Unannehmlichkeiten gesellte sich noch die Tatsache, dass die Nachricht von Jack Bauers geplantem Tod, mittlerweile die Runde gemacht, und die Hardcore Fans sich bereits paramilitärisch organisiert, und schließlich sogar mit den Tony-Fans zusammengeschlossen hatten, die ja ihrerseits bereits einschlägige Erfahrung darin besaßen, die Mächtigen unter Druck zu setzen. Durch diese vereinten Anstrengungen kam es zu zusätzlichen Verzögerungen im Drehverlauf, die das Studio Millionen kostete, und den Blutdruck des leitenden Produzenten in unvorstellbare Höhen trieb. Doch schließlich einigte man sich in langwierigen Verhandlungen und es gelang die Arbeit fortzusetzen. )
Tony feuerte blindlings um sich. Kim und Michelle begannen hysterisch zu schreien.
( Die Darstellerin der Michelle verlangte zu diesem Zeitpunkt eine Gehaltserhöhung, da ihrer Meinung nach, die Herausforderung, dieses Verhalten ihres Charakters glaubwürdig herüberzubringen, nervenaufreibende Recherchen und zunehmende Selbstaufgabe ihrer Person erforderten. Kim zeigte da weniger Hemmungen, und es muss wohl nicht extra erwähnt werden, dass die Extra Gage selbstverständlich bewilligt wurde. )
Kugeln durchsiebten die Luft, durchschlugen Wände, Decke und Möbel, doch wie durch ein Wunder blieb Jack verschont, ergriff todesmutig Tonys Hände und entwand ihm mit geübten Bewegungen die Waffe.
“Komm zu dir Tony, komm zu dir,” brüllte er und begann seinen Freund zu schütteln. “Das ist es doch nicht wert.”
“Du hast recht.” Schweratmend ließ Tony seinen Kopf sinken, nicht ohne ihn den Bruchteil einer Sekunde später zu heben, und den Blick seiner Frau zu suchen.( die mittlerweile mit dem Schreien aufgehört hatte. )
Tränen stiegen ihm in die Augen. “Was hätte ich unserem Kind beinahe angetan?”
“Du weißt es?” Nicht nur Michelle zeigte sich verwirrt, auch die anderen, mit Ausnahme von Kim, sahen aus, als könnten sie unmöglich noch weitere Überraschungen verkraften.
“Woher weißt du es?” Michelles Stimme klang sanft, als sie sich ihrem Mann näherte, von dem Jack mittlerweile abgelassen hatte.
“Nun ja, ich durchsuche immer den Müll, bevor ich ihn herausstelle. Man weiß nie, welche Schlüsse gut ausgebildete Terroristen aus der Zusammensetzung ziehen können, wenn man nicht aufpasst. Und da habe ich den Test entdeckt!”
“Tony!” Michelle lächelte verträumt. “Du denkst einfach an alles. Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte.”
“Ich doch auch nicht. Und dann kam Kim zu mir, und wir stellten fest, dass uns ein und dasselbe Thema beschäftigte. Und dann... “
“Ach Tony. Ich bin ja so glücklich.” Michelle fiel ihm gerührt um den Hals.
Chase und Kim sahen sich tief in die Augen, denn auch bei Chase war inzwischen der Groschen gefallen.
“Soll das heißen?” Jacks Stimme schien heiser. “Das soll doch wohl nicht bedeuten, dass ich... .”
“Doch, genau das.” Kim strahlte. “Du wirst Großvater.”
“Das darf nicht wahr sein.” Jack blickte erschüttert zu Boden. “Nicht ich! Nicht schon jetzt!”
Aber Jack wäre nicht Jack, wenn er nicht jedem Schicksalsschlag mit eisernem Willen entgegentreten würde.
“Nun denn!” Er richtete sich entschlossen auf.
Chase!”
“Ja, Jack.”
“Chase!”
“Ja, Jack?”
“Chase!” Die tiefe Stimme enthielt einen drohenden Unterton, der einem Gewittergrollen nicht unähnlich war.
“Ja.... Dad?”
“Na also, geht doch.”
( Letztendlich scheiterte die Fertigstellung dieser Folge an den unüberwindbaren Differenzen zwischen den beiden Parteien, die sich im Verlauf der Ereignisse herauskristallisiert hatten.
Das geniale Konzept, detailliert herauszuarbeiten, wie sich auch ohne Feindkontakt, im sicheren Inneren der CTU, lebensbedrohliche Situationen, und nervenzerfetztende Spannung erzeugen ließe, scheiterte daran, dass bereits vor Monaten teuer eingekaufte Gaststars, die für die Rollen der Gegenspieler vorgesehen waren, da sie nun keinen Text zu lernen hatten, sich, auf Kosten des Studios, in L.A. amüsierten und nicht nur eine weitere, massive finanzielle Einbuße verursachten, sondern auch noch die Aufmerksamkeit der Klatschpresse, in unangenehmer Weise, auf sich zogen.
Abschließend lässt sich nur noch hinzufügen, dass die Kette der geschilderten Ereignisse, im Anschluss zu zahlreichen, streng geheimen Treffen in Produzenten- und Studiokreisen führten, alle mit dem erklärten Ziel, auf lange Sicht im Seriengeschäft jeglichen Anflug demokratischer Tendenzen klar zu unterbinden. Man entschied sich dafür, die Rollen klar zu verteilen, dem bisher veraltet geglaubten Absolutismus, zumindest in diesem Umfeld zu neuer Blüte zu verhelfen, indem man, einem kleinen, erlauchten Kreis, erleuchteter Persönlichkeiten, die Möglichkeit zugestand, ohne Widerspruch, Zweifel oder Kritik die Feststellung zu äußern:
“Diese Serie bin ich.”
Prunkvolle Veranstaltungen lenkten das Volk und die Schauspieler gleichermaßen von den tatsächlichen Machtverteilungsmechanismen ab, schufen die Illusion einer Gemeinsamkeit, eines kreativen Prozesses, in den jeder einzelne involviert war.
Vereinzelte warnende Gegenstimmen wurden eliminiert, noch bevor sie an das Ohr der Öffentlichkeit dringen konnten. Die Zustände waren vergleichbar mit.... )
*Moment mal!
Sie können hier doch nicht so einfach hereinkommen..... ! Das ist ein Privathaushalt.... ! Ich bin ein Bürger dieses Landes........ . Neiiiiin! Nicht wieder die weiße Jacke!........*